Reisebericht: Notizen aus Asien

@Donnergeräusch: Echt klasse wie Du es schaffst einem mit auf Deinen Flug zu nehmen! Sogar bei einem eigentlich völlig durchschnittlichen Flug. Beim lesen läuft mir alles sehr bildlich vor den Augen ab. Klasse!!! :thbup:
 
@Donnergeräusch:
Heute habe ich endlich Zeit, Dir für Deine tollen Berichte zu danken.
Die letzten Monate verbrachte ich mit meiner Diplomarbeit hinter dem Schreibtisch, meine Hobbies (Flug)Reisen und Spotting kamen definitiv zu kurz, ja waren gar nicht vorhanden.
Doch durch deine Berichte hatte ich beinahe das Gefühl, mit an Bord der Flüge zu sein und aus dem Fenster die russische Landschaft zu sehen.

Vielen Dank für Deine Mühen uns alle hier an Deinen Reisen teilhaben zu lassen und herzlichen Glückwunsch zu dieser Schreibgabe!
 
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Danke für die Anerkennung an alle. Es macht mir sehr viel Spass, für das Forum zu schreiben. Es lenkt mich sehr gut ab von der gegenwärtigen Krise. Für mich ist Euer Lob ein Ansporn, verständliche Sätze mit Subjekt Objekt Prädikat zu schreiben. Und es freut mich einfach, dass viele teilhaben an meiner Fliegerei. Und da folgt schon der nächste Teil, der Abflug nach Hongkong:
 
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Von der Einsamkeit des First Class Fliegens, Teil 1

Wer sich mal so richtig alleine fühlen will, der muss First Class fliegen. Beispielsweise von Seoul nach Hongkong. Vom Einchecken über die Lounge bis zur Landung ist man mit sich und der Welt alleine. Die einzigen, die vielleicht mal das Alleinsein stören, sind Fluggastbetreuer oder die Abräumfrau in der Lounge. So war es zumindest bei mir, als ich mit Asiana flog. Das ist eine recht junge Fluggesellschaft, die gerade irgendeinen Preis für das beste Fliegen gewonnen hat. Für die First Class Passagiere hat die Asiana ein Programm vorbereitet, das mir aussergewöhnliche Exklusivität und höchste Priorität bringt. Schon beim Einchecken bin ich exklusiv alleine: Bestimmt 20 mal 20 Meter ist die abgesperrte Zone, die für mich als wichtigster Passagier vorbehalten ist. Kein anderer Fluggast ist weit und breit zu sehen – keiner aus der Business oder gar Economy Class. Da bin nur ich und ein Helfer von Asiana, der mir an der Absperrung den Weg zum First Class Schalter weist, falls ich diesen Counter in der übersichtlichen Zone nicht finden sollte. Zum Schluss hilft auch noch ein roter Teppich als Wegweiser, so dass ich wirklich auf den First Class Schalter zugehe, den einzigen Schalter, den es in der abgesperrten Zone gibt. Auf diesem roten Teppich stehe ich nun vor dem Tresen und erhalte von einer kleinen Koreanerin meine Bordkarte und eine Eintrittskarte für die Lounge.

Der Weg dorthin führt über die Sicherheits- und Passkontrolle. Niemand begleitet mich. Das ist seltsam. Ich darf mich frei bewegen, mich selbst orientieren und nach den Lounge Schildern schauen. Die gibt es, und deswegen finde ich auch dorthin: Eine Treppe rauf, und schon bin ich da. Zwar in der falschen Lounge, das macht aber nichts. Es ist der Warteraum für die Business Class Passagiere. Der schaut schon First aus - edles Holz, feinstes Leder und beste Stoffe im englischen Stil. Wie wird da wohl die Lounge für die Erstklässler aussehen? Das darf ich gleich Zweisam erleben, denn die 40 Meter Strecke von der Business zur First Class Lounge werde ich begleitet, damit ich diesmal bestimmt die richtige Eingangstüre finde. Ich muss nicht einmal die Bordkarte am Empfangsschalter vorzeigen. Meine wegweisende Begleitdame zeigt mir meinen Warteraum: ein großes Zimmer mit hellen Stoffsesseln, dunklen Holztischen und einem Grossbild-Fernseher. Dazu gibt es mein privates Badezimmer mit Dusche, Wanne und einer Hightech-Toilette. Diese Toilette wird von Panasonic hergestellt. Sie hat so viele Wasserdüsen und Funktionsschalter, dass es einem Angst und Bange werden kann. Ich bediene lieber keinen dieser Schalter, denn sonst setzte ich ja vielleicht den Flughafen unter Wasser oder werde von einem Wasserstrahl in den Himmel katapultiert. Man kann ja nie wissen. Es ist alles Hightech: Ich brauche nicht einmal die Schalter nicht zu bedienen, um komfortabel mein Geschäft zu verrichten. Die Sitzbrille ist sowieso beheizt, und als ich aufstehe, meinen Hintern selbst abwische und den Spülknopf suche und nicht finde, da geht geht zwei Minuten später die Spülung automatisch an. Und ich dachte schon, dass ich an der Rezeption fragen müsste, wie man denn nun abspült. Glück gehabt, es wird für mich nicht peinlich.

Mir ist es in diesem Wartezimmer nun doch zu einsam. Darum gehe ich in die Wartehalle der Lounge. Vielleicht ist dort ja mehr los. Diese Halle ist sehr groß. Dort steht ein Piano, es gibt ein Buffet, am edlem Zeitungsständer findet man Magazine aus aller Welt, es gibt natürlich unzählige Sessel, sogar eine Bibliothek ist da – und alles wirkt sehr englisch, Holz und Leder also. Das einzige, was fehlt, sind Menschen. Ich bin allein in dieser Wartehalle und hole mir am Zeitungsständer eine fast druckfrische Süddeutsche. Ich setze nahe ans Buffet, wo ich mir ein paar Schmankerl hole. Ich schaue auf das schwarzlackierte Piano, an dem kein Klavierspieler sitzt, und vielleicht noch niemals saß. Der schwarze Flügel ist ein edler Einrichtungsgegenstand, hochwertiger Pianolack wie in meinem BMW also.

Ich bin mit der Welt und mit mir alleine – bis plötzlich die Aufräumfrau kommt, um meinen leeren Teller und meine leere Kaffeetasse vom Tisch abzuräumen. Und da kommt noch ein anderer Mensch - der Koch mit seiner Mütze. Er schaut nach, ob ich vielleicht das Buffet leer geräumt habe. Nein, ich habe mir nur Kleinigkeiten genommen – Schmankerl eben, wie man auf bayerisch sagt. Der Koch ersetzt diese fehlenden Schmankerl gleich gegen neue, damit das Buffet auch vollständig ist und ich mich wieder bedienen kann. Das tue ich aber nicht, denn es kommen vier koreanische Geschäftsleute in die Wartehalle und stören meine Ruhe, an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe.

Ich packe meine Sachen und entdecke lieber weitere Details dieser doch sehr interessanten Lounge. Es gibt ein Fernsehzimmer, wo man sogar eigene DVDs sehen kann. Und es gibt eine Relaxzone. Sie liegt hinter dem Buffet mit Blick auf das Vorfeld. In dieser Zone stehen zwei schwarze Massagesessel. Ich probiere einen aus. Tatsächlich massiert er meine Waden genauso gut, wie er auf die Wirbel meines Rückens drückt. Scheinbar weiß dieser computergesteuerte Sessel auch genau, dass ich an den Schultern meine Verkrampfungsprobleme habe. Dort macht der Sitz seinen Job besonders gut. Zum ersten Mal in meinem Leben sitze ich in einem solchen Sessel und genieße die Massage, wobei ich anmerken muss, dass ich Massagen bisher noch nie genossen habe, da ich erstens ein muskel-verspannter Mensch bin und zweitens Massagen bisher noch nie als Erholung empfunden hatte. Doch diesmal ist es anders. Bestimmt 15 Minuten massiert ich der Sessel.

Wenn ich nicht los fliegen müsste, so würde ich mich gerne weitermassieren lassen: in gut 30 Minuten geht aber mein Flieger nach Hongkong, und auf dem Weg zu Gate würde ich mir gerne noch in Ruhe die interessante Flughafenarchitektur ansehen, um auch für das Mucforum ein paar Schnappschüsse zu machen (nachdem mein letzter Reisebericht soviel Lob und Anklang gefunden hat, habe ich habe mir bei dieser Reise vorgenommen, in Flugzeugen und an Flughäfen möglichst an das Forum zu denken, was mir aber leider immer weniger gelungen ist, je länger die Reise dauerte oder je strenger ich als First Class Passagier von persönlichen Airline-Begleitern geleitet worden bin. Da bin ich einfach nicht dazu gekommen, Fotos zu machen).

Ich möchte also die Lounge verlassen und selbständig meinen Flieger nach Hongkong erreichen. Ich gehe am Empfangsschalter vorbei und sage „Thanks, Good bye“. Die Antwort: „Sir, please wait, your flight is ready for boarding soon!“ Bis dahin sind es doch noch mehr als 30 Minuten. Ich sage in meinem verbesserungswürdigen Englisch: „I will do some shopping till departure!“, lächle dabei lieb und nett, weil auch die koreanische Empfangsfrau so lieb und nett lächelt und verlasse einfach so die Lounge und gehe die Treppe hinab, die zum Gatebereich führt, wo ich eben ein paar Fotos machen will, und bestimmt ein Foto von Asiana-Jumbo, mit dem ich gleich starten werde. Ich schaffe es gerade bis zur letzten Stufe, als vor mir ein Asiana-Mitarbeiter auftaucht und mich mit meinem Namen anredet: Ich darf sie jetzt zum Flugzeug begleiten, sagt er. Er nimmt mir meine schwarze Ledertasche ab. Er sagt mir, dass ich höchste Priorität hätte. Das sei ihm wichtig, dass ich das weiß. Er sagt, dass es nur ein paar Meter bis zum Flugzeug sind. Er fragt mich, ob ich bisher mit Asiana zufrieden sei. Er geleitet mich zum Gate.

Das Gate ist vielleicht 3 Fußminuten von den Lounge entfernt. Mehr nicht. Dort warten schon in einer Reihe bestimmt 150 Passagier oder mehr. Es sind die Economys, die sich brav und ordentlich eingereiht haben - ganz anders als in Deutschland, wo alles durcheinander geht. Hier scheint Disziplin zu herrschen. Die Reihe der Economys steht ordentlich auf der linken Seite vom Gate. Recht davon steht eine kleine Gruppe von Menschen, es sind die Business Class Passagiere. Mein Begleiter und ich gehen in die Mitte – also zwischen der linken Economy Schlange und der rechten Business-Horde. Platz ist genügend, niemand steht in dieser Mitte. Es herrscht eben Disziplin. Da sind wir nun - und da beginnt eine Zeremonie, die ich nie vergessen werde, die man nur so beschreiben kann:

Etwa fünf Meter vor dem Gate-Counter stoppt mein Begleiter. Ich halte kurz hinter ihm auch an. Mein Begleiter verneigt sich tief Richtung Gate Counter. Dort stehen drei weibliche Asiana Mitarbeiterinnen. Sie verneigen sich ebensfalls tief in unsere Richtung. Dann kommt die Ansage, dass der Flug nach Hongkong nun zum Einsteigen bereit ist. Man hat offensichtlich auf mein Eintreffen gewartet. Zuerst soll die First Class einsteigen, dann die Business und dann die Economy Class. Einer aus der Business Class geht als erster nach vorne, weil er rechts vor uns stand und uns vielleicht nicht gesehen hat. Er wird per Handzeichen von einer Asiana Dame eindeutig zurückgewiesen. Mein Begleiter macht mir das andere Handzeichen, doch bitte voran zu gehen. Ich gehe voran und vorbei an Gate-Counter, ohne dass ich meinen Boardingpass vorzeigen müsste. Mein Begleiter folgt mit meinem Handgepäck. Er sagt mir nochmals, dass ich bei Aisana die höchste Priorität habe. Wir gehen so zur Fluggastbrücke, ohne dass irgendein anderer Fluggast uns folgt. Ich bin ganz allein mir meinem Begleiter. An der Brücke verneigt sich mein Begleiter vor mir und übergibt mich einer kleinen Stewardess, die mich auf Platz 3 A geleitet. Dort sitze ich nun erstmals als einziger Gast in der ziemlich großen Boeing 747. Und erst als ich da sitze, darf die Business Class auch in den Flieger, und danach alle Economy Class Gäste. So startet also mein Flug nach Hongkong mit dem Alleinsein in der First Class - einen Flug, über den ich in meinem nächsten Bericht berichte.
 
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Ich schreibe in diesem Reisebericht ja meine Erinnerungen auf. Das ist einerseits gut, denn so kommt wirklich nur Wichtiges in den Bericht, woran ich mich noch gut erinnern kann. Genau das ist meistens das Wichtigste. Andererseits leidet darunter manchmal die Genauigkeit. Als ich eben gerade die Fotos aus der Lounge hoch laden wollte, sehe ich: Im Lounge-Zimmer gab es keine Ledersessel, sondern nur Sessel mit Stoffbezug. Und die Stühle am Buffet sind nicht beige, sondern braun gestreift, der Bezug ist ebenfalls aus Stoff. Dabei hätte ich wetten können, dass in dieser Lounge alles aus Leder war, worauf man sich setzen konnte. Doch es war anders. Also habe ich den Bericht oben verbessert. Hier aber nun die Bilder: Zuerst ein Lounge-Überblick, dann der Restaurantbereich und von dort aus mein Blick auf das Piano. Dann folgen Bilder des Privat Rooms, in dem ich zuvor doch sehr alleine mit mir war: Das Wohnzimmer und besagte Hightech-Toilette.
 

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Von der Einsamkeit des First Class Fliegens, Teil 2

Die First Class von Asiana ist in der Schnauze des Jumbos. Die Fläche dieser Klasse geht von der vorderen Eingangstüre bis zur Gaderobe, die im Bug eingebaut ist. Insgesamt gibt es 10 Sessel. Ich kann mir aussuchen, wo ich sitzen möchte, denn ich bin der einzige First Gast auf diesem Flug von Seoul nach Hongkong. Ich bleibe aber auf meinen gebuchten Platz 3 A, denn dort hat man ein gutes Raumgefühl. Da sieht man am besten den ganzen Platz, den man für sich hat und den die Asiana Kabine bietet.

Die Asiana hat hier große Klasse: Die Sessel stehen im leichten Winkel zu den Fenstern – 10 bis 15 Grad vielleicht. Das finde ich sehr schön, denn so kann man aus den Fenstern raus sehen, ohne sich den Kopf zu verdrehen. Man würde sich außerdem privater fühlen, wenn denn noch andere Passagiere auf diesem Flug in dieser Klasse gebucht wären. Doch diese Passagiere gibt es heute nicht. Nur mich. Dafür habe ich zwei Stewardessen und einen männlichen Flugbegleiter, die sich abwechselnd um mich kümmern. Vor dem Start bekomme ich zuerst von einer Stewardess ein feucht-warmes Frottee-Erfrischungstuch auf einem Tablett mit einer Servierzange gereicht. Es duftet nach Jasmin. Ich lege es zuerst auf mein Gesicht und atme diesen Duft ein. Dann reinige ich mit diesem Tuch meine Hände. Die Stewardess bleibt im Hintergrund und als sie sieht, dass ich mit dem Tuch fertig bin, nimmt sie es mir ab und bringt es weg. Dann kommt sie wieder und fragt, was ich denn vor dem Start trinken möchte. Ich sage, was ich bei dieser Frage immer sage: Orangensaft. Sie bringt ein Glas frisch gepressten Orangensaft (der natürlich aus der Tüte kommt, aber wie frisch gepresster Orangensaft schmeckt und Fruchtfleisch hat). Dazu reicht sie in einer kleinen Porzellanschale ein paar Nüsse zum Knabbern. Natürlich hätte ich auch ein Glas Champagner bekommen. Der kommt dann aus der Flasche und nicht aus der Tüte. Aber ich bevorzuge Orangensaft. So ist das in der First Class in der Zeit, wenn hinten die Economys noch ihre Plätze suchen. Da geht es mir schon mal recht gut, bevor ich überhaupt los fliege.

Wir sind kurz vor dem Start: Das Glas und die Nüsse werden mir weggenommen. Wir starten pünktlich nach Hongkong. Die Flugzeit beträgt mehr als drei Stunden. Diesen Zeit könnte ich ganz kurz so beschreiben: Zuerst habe ich eine Stunde gegessen. Dann habe ich eine Stunde geschlafen. Und dann habe ich wieder eine Stunde Nüsse gegessen und aus dem Fenster gesehen. Und dann waren wir schon in Hongkong. So war also mein Flug. Ich kann aber auch etwas mehr darüber berichten, wie es so ist, mit der Asiana ganz vorne in der Jumbo-Schnauze zu fliegen.

Dort ganz vorne geht ein Flug auf jeden Fall schnell vorüber. Schon bald nach dem Start bringt mir eine der beiden Stewardessen ein Amusgel wie in einem besseren Restaurant. Der Gruß aus der Küche schmeckt. Es ist gegrilltes Krabbenfleisch unter zartem Käsescheibchen, dazu eine Tasse kalter Melonensuppe. Das macht Appetit auf mehr. Ich lasse es mir weiter gut gehen mit einem frischem Salat, dann Fisch und Meeresfrüchte mit Reis an einer koreanisch-würzigen Sauce, und zum Nachtisch frische Früchte mit Käse und Lauch. Der Geschmack verdient Respekt. Einzigartig ist aber der Service dabei. Jeder Gang wird mir von vorne herangebracht und serviert. Dann entfernt sich die Stewardess rückwärts gehend nach hinten. Das wirkt sehr ehrfurchtsvoll mir gegenüber. Ich bleibe auch immer in Beobachtung. Mir ist diese Aufmerksamkeit fast zuviel. Auf keinem meiner Flüge bin ich so schnell bedient worden wie jetzt auf diesem Flug nach Hongkong. Sobald ich mein Messer und Gabel parallel auf die fünf Uhr Stellung bringe, wird der Teller schon abgeräumt. Da hat man nicht einmal Zeit zum Durchatmen.

Ich fühle mich müde, obwohl es ein Tagflug zur besten Vormittagszeit ist. Es ist ein wohliges Müdigkeitsgefühl. So ein Mittagsschlafgefühl. Nach dem Essen trinke ich deshalb keinen Wachmacher, sondern frage nach einer Decke und mehreren Kissen. Ich will dösen, vielleicht auch schlafen. Den Sitz habe ich inzwischen zu einem Bett ausgefahren, bestimmt 2 Meter lang und vielleicht 70 Zentimeter breit. Einer meiner beiden Stewardessen kommt, und will den Schlafsitz mit einem Bettlacken beziehen. Das ist mir zu viel: Nur eine Decke bitte und drei Kissen, sage ich. Schließlich habe ich auch keinen Schlafanzug bei mir. Ich bekomme beides, vor allem große Kissen. Und damit ist mir schon mal gut geholfen. Die drei Kissen lege ich so ab, dass ich besonders bequem liege (wobei ich sagen muss, dass ich immer ein Querschläfer bin): eines der Kissen kommt meist in den Rücken, ein anderes ist für den Kopf bestimmt und das dritte kommt entweder in die Bauchgegend oder auch in die Kopfregion.

Ich schlafe sehr gut. Bestimmt eine Stunde. Als ich aufwache, fühle ich mich fit wie ein Turnschuh. Ich setze mich im Schneidersitz auf das fliegende Bett und schaue nach draußen. Dort sehe ich dunstige Wolkenschichten vielleicht so auf 5.000 Meter Höhe. Es ist ein Wetter wie so oft in diesem südwest-pazifischen Raum (oder südost-asiatischem Raum, damit keine Himmelrichtungs- und Perspektivverwechslungen aufkommen). Ich sehe auch ein anderes Flugzeug, einen zweistrahligen Großraumjet, der uns begleitet - vielleicht 2 Kilometer entfernt ein paar hundert Meter unter uns fliegt er auch in unsere Richtung, Südwest nach Hongkong also oder weiter. Ich beobachte sehr lange unseren Begleitflieger und denke mir: Schaut da vielleicht auch einer gerade aus dem Fenster und sieht unsere Boeing 747? Wer weiß...

Zu einem guten Flug gehört für mich immer der Blick nach draußen: Ein schöner Sonnenauf- oder Untergang über den Wolken ist für mich mehr wert, als ein Flug in der First Class, wobei man First Class fliegen muss, um solches noch erleben zu dürfen: Nur in dieser Klasse darf der Passagier entscheiden, ob seine Plastikjalousine geschlossen wird oder nicht. Deshalb ist das mit dem Sonnenuntergang ein schlechtes Beispiel. Dann gebe ich ein anders Beispiel: Eine spannende Wolkenformation mit Gewitterwolken, die bis in 10.000 Meter Höhe reichen und an denen mein Flugzeug gerade im Slalom vorbeifliegt, weil der Pilot uns Turbulenzen ersparen will – ja, das sind Momente, die für mich einen Flug einmalig machen. Ich bin dann mittendrin in der Natur. 11.000 Meter über Mutter Erde. Ich bin dann weit oben in der Luft und sehe diese Wolken. Ich sehe sie von oben, die man normalerweise auf der Erde nur von unten sieht. Sogar einen Landeanflug auf Düsseldorf finde ich immer noch spannend, wenn mein Flieger in ein von der Sonne angestrahltes Wattemeer eintaucht – ein Wattemeer, das Wirklichkeit aus düsteren Regenwolken besteht, wenn man sie aus der unteren Perspektive von der Erde aus betrachtet. Da sind Wolken grau. Doch oben sind alle Wolken ein wunderbares Naturwerk. Sie schauen aus wie ein Wattemeer, wo jemand gerade Puderzucker draufgestreut hat. Das sind fantastische Anblicke, finde ich. Ich gestehe hiermit: Ich bin ein Von-Obenguck-Wolkenfan! Das freut mich beim Fliegen am meisten.

Zurück zum Flug von Seoul nach Hongkong. Ich bin der einzigste in der First Class. Also kann ich keine anderen Passagiere beobachten, was ich gerne tue. Ich bin mit mir allein und mit dieser Welt. Ich bestelle mir Orangensaft mit Campari, dazu Eis im Glas. Das ist eines meiner Lieblingsgetränke. Dazu gibt es immer wieder Nüsse. Ich knabbere die Nüsse so schnell, dass die kleine Porzellanschale rasch leer ist. Und einer meiner drei Aufpasser legt sofort nach, wenn in der Schale nichts mehr drin ist. Das schmeckt mir zwar gut, löst aber mein Übergewichtsproblem nicht. Und Nein Sagen fällt mir einfach schwer. Das sind die Momente, wo ich mir von den Stewardessen weniger Aufmerksamkeit wünschen würde.

Ich schaue durch das Fenster wieder nach draußen: Unser Begleitflugzeug ist weg. Der zweistrahlige Großraumjet, der uns begleitet hatte, ist nirgends mehr zu sehen. Ich suche den Flieger. Wo ist er nun hin? Wir sind doch eine Weile parallel geflogen. Aber das Flugzeug ist nicht mehr zu sehen. Hoffentlich ist unser Begleitflugzeug nicht von dieser Rakete getroffen worden, die ein kommunistischer General Nordkoreas genau an dem Tag abgefeuert, als ich gerade aus Südkorea nach Hongkong fliege. Später in den Nachrichten erfahre ich, dass diese Rakete kein Flugzeug getroffen hat, sondern irgendwo in den Pazifik gefallen ist. Die Rakete hat also keinen Schaden angerichtet. Zum Glück. Sie hätte ja auch uns treffen können. Oder unser Begleitflugzeug. Oder ein ganz anderes Flugzeug. Es fliegen viele Flugzeuge in dieser Gegend. Damit ist nicht zu spaßen. Die sowjetischen Militärs (als es die Sowjetunion noch gab) haben auch einmal mit einer Rakete aus Versehen einen südkoreanischen Jumbo abgeschossen. Das war über Sachalin, einer Halbinsel ganz im Osten Asiens. Das passierte in den 80er Jahre. Der Jumbo stürzte in den Pazifik, mehr als 300 Menschen starben. Der Jumbo war übrigens auf den Weg in das südkoreanische Seoul, wo ich gerade gestartet bin.

Es gibt also ein Süd- und ein Nord-Korea. Das sind zwei Staaten und auch zwei Welten. Dem Süden geht es trotz Wirtschaftskrise eigentlich ganz gut, der Norden leidet dagegen unter Hunger. Dafür bauen die nordkoreanischen Militärs immer wieder Raketen, die sie dann auch abfeuern. Das ist wirklich so. Das machen die Nordkoreaner alle paar Jahr einmal, um Amerika und Südkorea zu ärgern. Der neue amerikanische Präsident Obama war denn auch mächtig böse über diesen Raketenabschuss, wie ich später in der Zeitung lese. Auch meine Daheimgebliebenen haben sich etwas Sorgen gemacht. Eskaliert da gerade wieder einmal der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea?

Wenn ich über Raketenabschüsse schreibe, dann muss ich aber auch fair sein: Die Amerikaner haben in der Golfregion einmal aus Versehen einen iranischen Airbus abgeschossen, und italienische Nato-Soldaten haben aus Versehen über dem Mittelmeer eine italienische DC-9 erwischt. Bei beiden Raketenangriffen hat kein einziger Passagier überlebt. Es kommt also durchaus vor, dass Militärraketen Flugzeuge treffen. Gut, dass heute nichts passiert ist.

Zurück zum Flug. Dort denke ich in der First Class gerade an ein ganz anderes Szenario. Unser Begleitflugzeug ist ja nicht mehr zu sehen. Es ist weg. Warum? Weil ich da ganz alleine in der First sitze, geht mir die Fantasie durch: Ich denke an die vielen Satelliten im Weltraum, die dort herum fliegen. Manche davon haben schon längst ausgedient. Zum Beispiel ehemaligen sowjetischen Militärsatelliten, aber auch ein paar ältere amerikanische Muster. Im Weltraum über unserer Erde schwirrt unkontrolliert viel Schrott herum. Was passiert eigentlich, wenn einer dieser unkontrollierten Satelliten seine berechnete Umlaufbahn verlässt und abstürzt? Was passiert, wenn dieser Satellit dabei zufällig und aus Versehen ein Flugzeug trifft? Dann stürzt dieses Flugzeug auch ab. Wenn ich in diesem getroffenen Flugzeug sitzen würde, dann hätte ich wenigstens einen First Class Tod: vorne auf Sitzplatz 3 A – da hat es mich getroffen, als ich gerade das Amusgel genieße, eine Tasse mit kalter Melonensuppe und dazu gegrillte Krabben. Einen schöneren Tod gibt es wohl nicht. Bei Völlerei und Genuss. Ganz plötzlich. First Class. Ohne Leid für einen persönlich. Vor allem ohne langes Leid für die Angehörigen. Man ist plötzlich nicht mehr da. First Class gestorben, würde auf meinem Grabstein stehen.

So, und nun nach diesem Schweif in die Weltpolitik, in Raketenabschüsse, in Krieg und Frieden und mit dem schwierigen Thema Tod muss ich nun beim Schreiben gerade den Bogen zu meinen Reisebericht wieder finden. Ich habe mir auf dem Flug nach Hongkong Gedanken gemacht, wo denn nun unser Begleitflugzeug geblieben ist. Das kommt vom Alleinsein in der First. Hätte ich einen netten Nachbarn gehabt, dann hätte ich ihm das Flugzeug gezeigt. Ich hätte viel Zeit dazu gehabt. Denn so lange hat mich noch kein Flugzeug begleitet, wie dieser zweistrahlige Großraumjet gerade eben - nicht einmal auf dem Nordaltantik, wo man solche Parallelflüge ja öfters betrachten kann. So nah habe ich noch nie ein anderes Flugzeug gesehen, dass auch in die gleiche Himmelsrichtung will wie mein Flugzeug, in dem ich gerade sitze. Und plötzlich ist dieses andere Flugzeug nicht mehr da. Sicherlich: Es hat einen anderen Kurs genommen. Das sagt die Vernunft. Und die Erfahrung.

Wir landen sicher in Hongkong. Ich erinnere mich, dass ich mich im Endanflug sogar noch auf die andere Seite gesetzt hatte in der Hoffnung, vielleicht einen Blick auf den Hafen und die City zu ergattern, auf Kowloon und Hongkong Island, und auf das Meer dazwischen. Doch ich habe Pech. Ich sehe Wolken, und durch die Wolkenfetzen sehe ich Stadtteile von Hongkong, aber nicht Kowloon oder die Wolkenkratzer auf Hongkong Island, was ich gerne sehen möchte. Wir landen mit unserem Jumbo sicher auf dem neuen Flughafen von Hongkong – ein Flughafen, der genauso beeindruckend ist, wie der Flughafen in Seoul Incheon.
 
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Und hier meine fünf Fotos vom Flug: Zuerst von der Kabine und meinem Sitz, dann vom Amusgel und dem Salat als Menübeispiel. Nicht zu übersehen die rote Rose, die eine Asiana Stewardess dezent ans Tichende gelegt hat.
 

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Hongkong - das Hotel

Der neue Flughafen von Hongkong ist auf einer künstlichen Insel gebaut. Er liegt bestimmt genauso weit weg von der Innenstadt, wie der Münchner Flughafen vom Marienplatz. Es gibt dort wie in München einen Zug, der die City mit dem Airport verbindet. Ein paar Hongkong Dollar kostet die Fahrt zu meinem Hotel, die ich problemlos mit meiner Kreditkarte zahlen kann. Wir fahren140 Kilometer schnell. So schnell kann auch unsere S-Bahn fahren – doch mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Schnellbahn in Hongkong auf dem Weg in die City nur einmal hält und vielleicht gerade deshalb schneller wirkt als die bummelnde Münchner S-Bahn. Die Fahrtzeit dauert etwa eine halbe Stunde, also nur unwesentlich kürzer als hier in München. Trotzdem denkt man, dass man in einer Schnellbahn fährt. Das liegt auch daran, dass die Fahrt vom Ausblick recht interessant ist und vieles am Fenster vorbei zu fliegen scheint: Man fährt eine Weile parallel zur Autobahn, wo man schneller als die Autos ist, dann geht es auf eine Brücke und übers Meer, bald sieht man die ersten Wohnsilos Hongkongs und dann verschwindet der Zug in einem Tunnel, um kurz vor dem Hafen wieder aufzutauchen. Dort sehe ich viele Container, etliche Kräne und ein paar Frachtschiffe. In der Ferne sind auch schon die ersten Wolkenkratzer zu erkennen - das Ziel also, wo man hin will. Dieses Ziel erreicht man die letzten Meter dann unterirdisch per Tunnel.

Auf Hongkong Island – oder besser gesagt: unter Hongkong Island – heißt es für mich aussteigen. Ich rolle meinen Rollkoffer und trage meine Tragetasche zum Infocounter. Dort werde ich zum Shuttelbus gebracht, der mich in mein Hotel bringt: das Marriott Harbour View. In diesem Hotel war ich schon einmal vor 15 Jahren. Es hatte damals einen großen Eindruck auf mich hinterlassen, deshalb wollte ich diesmal unbedingt wieder hier übernachten.

Damals hatten wir ein Zimmer im 30ten oder 40ten Stockwerk – ziemlich weit oben also. Das Zimmer hatte eine Vorderfront, das vom Boden bis zur Decke aus Glas bestand, also ein einziges Fenster war. Nach unserer Ankunft saßen wir damals minutenlang auf dem Bett und schauten durch das große Fenster nach draußen. Da sah man den Hafen und auf der anderen Seite den alten Airport von Hongkong, der eigentlich mitten in Kowloon am Meer lag. Dort sah man Flugzeuge starten. Die einzige Start- und Landebahn war ins Meer hinausgebaut. Es war - glaube ich - der einzige Flughafen dieser Welt, für den die Piloten jemals eine eigene Lizenz brauchten, um diesen Flughafen anfliegen zu dürfen. Auch wir hatten diesen einmaligen Anflug, den man nur in Hongkong erleben konnte: Recht kurz vor der Landebahn gab es nämlich noch einen Berg und dann ein paar Hochhäuser, die es im Slalomkurs zu umfliegen galt. Der Pilot musste also ein paar hundert Meter vor der Landebahn noch zwei Kurven machen, einmal rechts und dann einmal links. Und das war schon sehr spannend, wenn man als Passagier aus dem Flugzeugfenster sah. Durch die Kurvenschräglage konnte man in manche Wohnzimmer dieser Hochhäuser hineinschauen. Jedenfalls sah man deutlich die Wäsche, welche die Hongkong Chinesen zum Trocknen aus dem Wohnzimmerfenster hinaushängten. Und man hoffte, dass bei diesem Kurvenlandeanfliegen die Flügel nicht ein Hochhaus streiften. Man hoffte aber auch, dass der Pilot erstens die Landebahn trifft, zweitens rechtzeitig aufsetzt und drittens seine Maschine auch bremsen kann, bevor die Landebahn aufhört und das Meer anfängt. Dieses ist vielen Piloten nicht gelungen, einige Flugzeuge rutschten auf dem alten Flughafen ins Meer. Für die Passagiere, soweit sie überlebten (aber das taten die meisten bei diesen Unfällen), war das Aussteigen nach der missglückten Landung dann nicht ganz so bequem, sondern eher nass. Auf jeden Fall: Ein Anflug auf Hongkong war früher immer eine spannende Sache – ich würde sogar sagen, ein einmaliges Erlebnis, dass es heute leider nicht mehr gibt. Irgendwie schade. Dafür landen jetzt die Flugzeuge in Hongkong sicher und keiner bekommt nach der Landung nasse Füße.

Zurück von damals ins heute, ins Hotel also, in dem ich wohne. Heute kann man aus dem Harbour View natürlich noch die alte Start- und Landebahn sehen, wenn man ein Zimmer hat, das in einem der oberen Stockwerke liegt. Aber man kann keine Flugzeuge mehr beobachten, denn dieser alte Flughafen ist stillgelegt worden, genauso wie unser alter Flughafen München Riem. Dafür sieht man die Fähre, die direkt vor dem Hotel alle 10 Minuten Hongkong Island mit Kowloon verbindet. Das ist heute noch genauso wie damals vor 15 Jahren. Vor allem aber ist die Architektur des Hotels gleich geblieben. Und diese Architektur empfinde ich einmalig in dieser Welt, die ich in einer solchen Form bisher niemals wieder gesehen habe.

Das Gebäude steht direkt am Meer. Es ist ein Zwillingshotel. Das Kongress-Zentrum Hongkongs verbindet beide Zwillinghotels meerseitig. Die zwei Hotels bestehen aus mehreren symmetrischen Glastürmen. Die rechten Glastürme gehören zum Hyatt. Die linken Glastürme sind vielleicht 100 Meter entfernt und gehören zum Harbor View Marriott. Verbunden sind die rechten und linken Glastürme auf dem 13ten oder 15ten Stockwerk (die exakte Ebene weiß ich nicht mehr). Auf dieser Verbindungsebene gibt es mitten im Zentrum von Hongkong viele Palmen und etliche Blumen, einen kurzen und kurvenreichen Joggingpfad, eine kleine Golfanlage (!), einen Wasserfall und einen Swimmingpool, der sich kurvenreich zwischen beiden Glastürmen windet. Dazu findet man zwischen den rechten und linken Glastürmen ein überdachtes Restaurant, ein Openair Restaurant und viele Liegen, auf denen man sich nach einem Arbeitstag in Hongkong oder Kanton erholen kann, wenn man denn rechtzeitig zurück ist im Hotel.

Diesmal ist mein Lieblingshotel in Hongkong gut gebucht: eine Commonwealth Organisation tagt. Da sind viele hochrangige Beamte da, sogar Botschafter wie ich höre. Afrikaner, Asiaten, Inder und ein paar Briten bemerke ich sofort. Australier, Kanadier und Neuseeländer fallen mir dagegen nicht auf. Sie gehören ja auch zum Commonwealth und deren Nationen sind auch vertreten. Ich aber spüre besonders die afrikanischen, asiatischen, indischen und britischen Beamten und auch deren Ehefrauen beim morgendlichen Frühstücksbuffet: Es ging zu wie in einer Jugendherberge, die man extra für Regierungsbeamte gebaut hat. Das Personal hat so seine Mühe, diese Horde in den Griff zu bekommen, sowohl am Buffet, als auch an den Tischen. Niemand will sich britisch vorschriftmässig anstellen, niemand will sich einen Tisch zuteilen lassen, und nur wenige wollen die Frühstücksrechnung unterschreiben, bevor man geht. Das Hotel hatte deshalb ein paar Wächter in dem großen Frühstücksraum aufgestellt, die nur darauf achten, ob sich jemand vom Tisch erhebt, um nicht zum Buffet, sondern zum Ausgang zu gehen. Dann sprinte der Wächter dem Commonwealth Beamten samt mitreisender Ehefrau hinterher, um sich noch schnell eine Unterschrift für Frühstücken zu sichern. Auch ich habe versucht, mich einmal auf dieses Weise zu verdrücken – einfach um zu sehen, wie die ganze Sache ausgeht. Es ist mir nicht gelungen. Ein Sprinter erreicht mich knapp vor dem Ausgang und schrieb die Frühstücksrechnung mit der Hand.
 
Hier ein paar Schnappschüsse vom Hotel: Zuerst vom Pool mit Blick auf einen der Hoteltürme, in denen sich die Glaspaläste der gegenüberliegenden Seite spiegeln. Dann Fotos aus meinen Zimmer und dann ein nächtliches Foto aus dem Fenster, in dem ich mich erstens spiegele und auf dem man zweitens den nächtlichen Verkehr unten in Hongkong sieht. Ich finde dieses Foto künstlerisch sehr wertvoll *smile*.
 

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Hallo Donnergeräusch,

wie du weißt hat ja nicht jeder das Privileg First Class zu fliegen, aber du bringst es so detailreich und simpel rüber, dass es kein bischen abgehoben oder so klingt. Macht Lust auf mehr und die Fotos runden das ganze ab. DANKE!

Gruß
Wiesie
 
Hongkong. Für Weltenbummler und Rumflieger eine Stadt, die man gesehen haben muss. Auf Hongkong Island gibt es einen Aussichtsberg, auf den ein alter roter Zug sehr steil nach oben fährt. Dieser Zug wird an Seilen hochgezogen. Diese Konstruktionsweise ist an sich schon interessant genug. Auf diesem Berg, dem Peak, hat man einen wunderbaren Blick über die Wolkenkratzer Hongkong Islands herüber nach Kowloon, das auf der anderen Seite der schmalen Meeresstrasse liegt (Bild 1). Die meisten Touristen verschlägt es nach Kowloon, weil dort die grossen Shoppingzentren liegen. Für mich sind diese Einkaufszentren aber nicht gebaut worden. Von Kowloon aus hat man natürlich eine gute Sicht auf Hongkong Island und auf die vielen Boote und Schiffe im Hafen (Bild 4) Auf Kowloon hat man dafür noch die Chance, alte Wohnsilos zu sehen mit Ein-Zimmer-Wohnungen, in denen ganze Familien einschliesslich Grosseltern leben (Bild 2). Oder man besucht ein paar typische Chinesen-Gaststätten (Bild 3). Doch fast alle Touristen meiden diese Speiselokale, denn dort gibt es Gewohnungsbedüftiges zu essen - zum Beispiel Entenschmankerl, also die gerösteten Entenfüsse mit den Schwimmhäutchen meine ich, eine Delikatesse für Chinesen, ein Schmankerl eben. Mein Favorit in Hongkong ist allerdings die Strassenbahn (Bild 5). Es ist ein doppelstöckiger Schmalspurzug. Wenn man oben ganz und vorne sitzt, dann hat man bei jeder Kurve das Gefühl, das die schmale Bahn umkippt, weil der Schwerpunkt so weit oben liegt. Ich jedenfalls bin bei meinem Aufenthalt dreimal mit der Strassenbahn gefahren, ohne Ziel einfach so, einmal am frühen Vormittag, zweimal am späten Abend vor dem Schlafengehen. Egal wie weit man fährt, es kostet immer 2 Hongkong Dollar. Das sind umgerechnet so 20 Cent.
 

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Hallo Donnergeräusch,

vielen Dank, dass du uns mit auf die Reise durch Hong Kong nimmst. Ich habe heute einen Flug nach Hong Kong gebucht. Das wird meine erste Reise nach Asien. Dein Hotel-Tipp ist schon sehr vielversprechend. Ziehst du Hotels auf Hong Kong Island gegenüber Kowloon vor? Welcher Ausblick ist besser, oder wo kann man abends besser ausgehen?

Ich freue mich schon auf den nächsten Teilbericht.

Viele Grüße
Stefan
 
@StefanPad und @all vom MucForum:

Hongkong ist bestimmt eine sehr gute Stadt, um das erste Mal in China hinein zu schnuppern - und vielleicht auch in das unendlich grosse Asien mit all seinen Regionen, die sehr unterschiedlich sind. Eine gute Wahl also! Viel Spass und viel Freude auf dem Flug dorthin und bei den Erlebnissen in dieser Stadt.

Zum Hotel: Mir gefällt das Harbour View Marriott auf Hongkong Island (weil es ein kleiner Wolkenkratzer ist, den bestimmt schönsten Hotelpool in ganz Hongkong hat und ich da schon immer genächtigt habe). Auf Kowloon gibt es etliche Hotels, wo man bestimmt einen noch besseren Blick hat. Dort sieht man auf die architektonisch interessanten Wolkenkratzer, die alle auf Hongkong Island stehen. So oder so: Wichtig ist, dass man ausdrücklich ein Zimmer mit gutem Ausblick bucht oder wie ich beim Checkin ganz charmant danach fragt und - wenn das nicht hilft - notfalls vor Ort ein Upgrade macht.

Zur Hotelauswahl: Egal, wo man schläft - man ist immer schnell dort, wo man hin will. Zwischen Kowloon und Island gibt es mehrere Fähren. Sie fahren so alle 10 Minuten. Die Überfahrt dauert etwa genau so lang. Für mich war jede Überfahrt ein Erlebnis. Und es gibt mehrere U-Bahnlinien, ein paar Strassenbahnen, vor allem aber Taxis. Alles ist ziemlich simpel. Viel einfacher, als sich in München mit unserem komplizierten Zielort- und Tarifsystem zurechtzufinden. Und alles ist preiswert: Gerade Taxifahren ist in Hongkong wirklich sehr billig, es kostet fast nichts (wer bei der Taxifahrer-Frage "wohin soll es denn gehen" der kantonesischen Sprache nicht mächtig ist: Sich vom Concierge des Hotels in chinesischen Schriftzeichen alle Zielorte aufschreiben lassen, wohin man an diesem Tag will! *smile* und notfalls immer die Visitenkarte des Hotels und einen Miniplan von Hongkong dabei haben. So kommt man immer wieder zurück, falls beim Taxifahren was schief läuft.)

Wo ist abends mehr los, auf Hongkong Island oder auf Kowloon? Für diese Frage bin ich kein guter Experte , denn ich bin meist schon um 10 Uhr abends müde ins Bett gefallen, weil der Tag anstrengend war: Ich bin jeden Tag um 6 Uhr früh aus den Federn und dann gleich zum aufwachen in den Hotelpool gesprungen,weil ich nach Guangzhou oder Shenzhen musste (das sind zwei Millionenstädte kurz hinter der "Grenze" nach China), wo ich meine Termine hatte. Auf Kowloon ist abends aber viel mehr los als auf Honkong Island. Anspruchsvolle Kultur (Konzerte, Museen, Bibliothek) gibt es nur auf Kowloon gleich am Fährhafen. Das Kulturzentrum dort ist sehenswert. Mir fehlte dazu diesmal die Zeit. Leider. Gut und billig einkaufen kann man nur auf Kowloon, das lohnt sich sogar wirklich. Auch ich habe ein paar Krawatten und ein Jacket eingekauft. Soweit zu Kowloon. Auf Hongkong Island geht es eher um Finanzgeschäft, dort sind auch alle Banken und die ganzen Businesshotels, zu dem auch das Habour View Marriott mit dem Kongresszentrum gehört.

Mein persönliches Highlight in Hongkong war und ist aber immer eine nächtliche Strassenbahnfahrt oben im zweiten Stockwerk der Doppeklstock-Tram ganz vorne, wo man die Fenster aufmachen kann und so den Fahrtwind spürt. Zuvor geniesse ich einen Imbiss in einer bestimmten Garküche, die am Strassenrand auf dem Weg vom Hotel zur Strassenbahnhaltestelle liegt. Das schmeckt ziemlich gut dort.

Weil ich gerade über Guangzhou geschrieben habe, das ehemalige Kanton also: Diese Stadt muss man nicht unbedingt gesehen haben (man braucht auch ein China-Visum dafür). Was man aber sehen sollte, ist Macau. Ich habe mir diese ehemalige portugisische Kolonialstadt bei meinem vorletzten Hongkong Besuch angesehen. Man fährt zwei Stunden mit dem Schiff, und schon ist man dort. Es braucht auch kein Visum, soweit ich mich erinnere. Man ist dann plötzlich in einer ganz anderen Welt, in der Welt der alten Kolonien, ganz anders, als Hongkong heute.

Ansonsten: Hongkong ist einfach ideal, die Stadt und die Chinesen zu entdecken. Und falls das einem nicht schmeckt: Man findet überall einen McDonalds in der bekannten Qualität *smile*. Oder einen bekannten Coffeeshop, den es auch in München gibt. Man kann in Hongkong also nichts falsch machen.

Hongkong gehört in meiner Favoritenliste zu den wenigen Metropolen, die ein Weltenbummler wie ich gesehen haben sollte. Zu den anderen Metropolen gehören (europäische Städte nicht mitgezählt): Cairo, Kapstadt, Rio, New York, San Francisco, Vancouver, Peking, Sydney und Auckland. Das ist meine Favoritenliste. Dann gibt es natürlich noch viele kleinere und nicht so bekannte Städte, die zwar keine Metropolen sind, jedoch gewiss genauso interessant oder sogar noch interessanter sind als die grossen Metropolen. Hongkong auf jeden Fall ist einen Besuch wert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Donnergeräusch!

Hongkong gehört in meiner Favoritenliste zu den wenigen Metropolen, die ein Weltenbummler wie ich gesehen haben sollte. Zu den anderen Metropolen gehören (europäische Städte nicht mitgezählt): Cairo, Kapstadt, Rio, New York, San Francisco, Vancouver, Peking, Sydney und Auckland.

Da fehlt aber noch eine Metropole auf Deiner Liste: Buenos Aires! Mein persönlicher Favorit. Wobei mir von Deiner Liste allerdings noch so einige fehlen ...

Viele Grüße,
Matthias
 
Was man aber sehen sollte, ist Macau. Ich habe mir diese ehemalige portugisische Kolonialstadt bei meinem vorletzten Hongkong Besuch angesehen. Man fährt zwei Stunden mit dem Schiff, und schon ist man dort. Es braucht auch kein Visum, soweit ich mich erinnere. Man ist dann plötzlich in einer ganz anderen Welt, in der Welt der alten Kolonien, ganz anders, als Hongkong heute.
Danke für diesen tollen Reisebericht! :thbup: :yes: :resp:

In Macau ist übrigens nicht nur die Stadt, sondern auch der Flughafen sehr sehenswert:

http://www.airliners.net/photo/Air-Macau/Airbus-A300B4-203(F)/0675414/&sid=f05bed8847889d1a0d5260c1fc3bd265
 
Hallo Donnergeräusch,

vielen Dank für die ausführlichen Tipps! Meine Vorfreude auf Hong Kong ist dadurch noch mehr angewachsen. Ich habe grade das Wochenende in Manchester vergracht und wollte in Chinatown mit Stäbchen essen lernen. Da brauche ich wohl noch einige Nachhilfestunden :help: Kannst du mit Stäbchen essen oder hast du ein Besteckset dabei? Ich glaube nicht, dass man mir in Asien in einem Restaurant Messer und Gabel reichen wird.

So, nun bin ich aber gespannt, wie es auf deiner Reise weitergeht.

@ Merpati: von welchem Hotels sind denn diese Bilder?

Viele Grüße,
Stefan
 
@StefanPAD:

Den Tipps von @Donnergeräusch kann ich mich nur anschließen (v. a. Macao, 1h mit der Hochgeschwindigkeitsfähre).

Was du aber auf keinen Fall versäumen solltest ist ein Ausflug auf den Peak mit der Peak Tram. Hier oben gibt es die Lugard Road, die einmal um den Gipfelbereich führt. Von hier aus hat man mit Abstand den besten Blick auf die Stadt, v. a. beim Sonnenuntergang und nachts.
Zum Essen mit Aussicht ist der "Peak Tower", wo auch die Standseilbahn ankommt, sehr schön.
 
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