Reisebericht: Notizen aus Asien

Von Hongkong nach Ho Chi Minh

In Hongkong waren wir nun lange genug. Nicht nur hier im Forum tagelang mit diesem Bericht, sondern auch ich Anfang April. Es ist jetzt Zeit im Juni, weiterzukommen: Mir reichen die drei Tage in Hongkong im April. Von dort aus bin ich nach Guangzhou und nach Shenzhen gefahren. Termine eben, der Beruf, das Geschäft – wie immer man das bezeichnen mag. Jetzt sagt der Terminplan anderes: Ich muss, ich will auch weiter. Wenn ich Neues erlebe, dann bin ich glücklich. Deshalb bin ich ganz glücklich, dass jetzt mein nächstes Ziel Ho Chi Minh City heisst – besser bekannt als Saigon. Das liegt im südlichen Vietnam. United Airlines fliegt täglich von Hongkong nach Ho Chi Minh. Und das zur besten Abendzeit und mit First Class. Das passt zu meinem Terminplan. Was will ich mehr.

Ich will mehr. In meinem Hotel (mit dem wohl schönsten palmenumsäumten Pool Hongkongs @ merpati *smile*) nächtigt auch die United Crew. Ihr Bus steht gerade zur Abfahrt bereit, als auch ich nach meinen Koffer rufe. Ich frage den Piloten, ob ich mitfahren dürfe. Den kann man am Alter und an den vielen goldenen Anzug-Streifen zielsicher erkennen. Nein sagt er, dass ist leider nicht möglich, wegen Sicherheit und so und weil es auf der Fahrt schon Dienstliches zu besprechen gäbe. Nicht nett, denke ich mir. Ich wäre ja auch ganz ruhig gewesen. Und mein Englisch ist ja nicht das Beste, also bin ich auch keine Gefahr für die amerikanische Sicherheit, weil ich vermutlich sowieso nichts verstanden hätte. So fährt der große Bus mit den wenigen Crew Mitgliedern ohne mich los. Doch einen Vorteil hatte die ganze Sache: Ich habe die ganze Crew schon gesehen, die mich gleich nach Ho Chi Minh fliegen wird. Da macht man sich so seine Hoffnungen als der bessere First Class Passagier. Wer von den zwei jungen hübschen Stewardessen wird mich gleich in der Flugzeugschnauze der Boeing 747 umsorgen? Die Schwarze mit dem tollen Blick? Ihre Augen, wow! Oder die sexy Brunette mit dem netten Lächeln? Wie im Prospekt! Am besten beide. Beide wären mir schon recht. So im Doppelpack. Die eine reicht mir das Kissen, die andere deckt mich zu. Und dann wecken sie mich mit zartem Streicheln über meine Stirn kurz vor der Landung in Saigon auf. Ja, das wäre nett. Ja, fast schon ein Traum.

Natürlich gab es noch andere Crewmitglieder, die ich in meinem Harbourview Hotel gesehen habe. Das waren ältere Damen und einige Herren. Die werden aber bestimmt für die Economy zuständig sein, oder für Business, oder im Cockpit sitzen – so hoffe ich als grauhaariger Midlife-Mann: die beiden Mädels wären mir schon recht.

Mein Koffer ist immer noch nicht da. Der Pagenboy findet ihn nicht im Kofferraum des Hotels. Der Bus mit der Crew ist schon weg. Und jetzt auch noch der Shuttelbus, der mich zur Bahnstation bringen sollte. Ich bin deshalb leicht angesäuert - eine ungute Stimmungslage für andere Menschen, die jetzt mit mir zu tun haben. Als erster leidet darunter der Pagenboy, weil er solange braucht, meinen Koffer zu finden. Er bekommt kein Trinkgeld. Als nächster wird mein Taxifahrer leiden, der mich zum Bahnhof bringen soll, wo der Zug zum Flughafen abfährt. So und so viele Hongkong Dollar koste es zur Schnellbahnstation, sagt er vor Fahrtantritt. Mir kommt das zuviel vor. Ich bitte diesen Taxifahrer, das Taxometer anzuschalten. Er macht es. So und so wenige Hongkong Dollars kostet es dann zur Schnellbahnstation laut Taxometer wirklich. Die Differenz zwischen seiner Aussage und dem Taxometer war mir zu hoch. Wollte er mich neppen? Er bekommt auf den Dollar exakt seinen Fahrpreis, wie es sein Taxometer anzeigt. Kein Trinkgeld. Dafür rächt er sich jetzt an mir: Er macht Dienst nach Vorschrift. Er steigt an der Bahnhofsvorfahrt nicht aus, um meinen Koffer aus dem Kofferraum zu holen. Er bleibt sitzen und öffnet den Kofferraumdeckel nur per Schalter. Der Kofferraumdeckel schnallt hoch. Ich steige aus dem Taxi und darf meinen Koffer selbst herausholen. Das mache ich auch, stelle meinen Koffer auf die Strasse und sehe, dass mein Fahrer immer noch im Taxi sitzt. Er steigt nicht aus, und sein Kofferraumdeckel ist immer noch offen. So kann er nicht weiterfahren. Soll ich mich wenigstens erkenntlich zeigen und den Deckel wieder zuklappen? Sozusagen als Friedensangebot. Dann muss er nicht aussteigen. Ich mache das. Meine Hände suchen eine Stelle, wo sie anpacken können, ohne dass die Finger zu schmutzig werden. Es ist die Oberkante des Nummernschildes, an denen meine Hände greifen und dem Kofferraumdeckel den Schwung geben, dass er tatsächlich zuklappt, aber nicht schließt.

Unglücklicherweise habe ich an dem Plastikschild des Autokennzeichens so stark gegriffen, dass das Nummernschild erstens in zwei Teile zerbrochen ist und zweitens nicht mehr am Auto war, sondern auf der Strasse lag, als der Kofferraumdeckel zuklappte. Das ist nicht gut. Nur ein kleiner Plastikfetzen links oben an der Schraube war noch am Heck des Taxis. Die anderen zwei Teile lagen zerbrochen unten, eines sogar mit der verrosteten Schraube rechts. Zu meiner Verteidigung muss ich hier allerdings sagen, dass es schon ein recht altes Taxi war, ein alter Toyota, der schon Rost hatte und nicht einmal elektrische Fensterheber. Dafür aber einen automatischen Kofferraumdeckelöffner am Fahrersitz. Auch das Nummernschild war auch nicht mehr das Neuste. Da kann so etwas schon passieren.

Der Taxifahrer hat davon nichts bemerkt. Ich beeile mich, an seine Seitenscheibe zu klopfen, damit er nicht losfährt, mit fehlendem Nummerschild und einem halboffenen Kofferaumdeckel. Er fragt, was los sei. Ich sage ihm, was passiert ist. Er steigt aus, geht nach hinten und flucht – ja Hongkong Chinesen können fluchen, verdammt gut fluchen. Da ist das bayerische Granteln nix dagegen. Der Fluch war ein Erlebnis. Ich lasse diesen Taxifahrer mit seinem Fluch und Nummernschildproblem allein und gehe besser in den Bahnhof auf Hongkong Island, wo ein Schnellzug mich zum Flughafen bringen soll. Da will ich schließlich hin.

Dieser Bahnhof ist sehr übersichtlich. Und was ich sehe, überrascht mich: Da ist ein Check-In-Schalter für First und Business Gäste nur für die United. Damit hätte ich nicht gerechnet. Doch der Weg dorthin ist mir versperrt. Eine elektrische Schranke lässt mich nicht durch, weil ich das Prinzip nicht verstehe. Ich drücke also den Help-Knopf. Aha, meine Zugticket muss ich also in den Schlitz einschieben, und nicht meine Lufthansa Karte. So einfach ist das. Die Dame am United Schalter bedient mich, als ob ich jedermann wäre. Business as usual. Keine Anrede mit meinem Namen. Dabei ist gerade mein Name bei den Amerikanern sehr prominent. Manchmal muss ich sagen, dass ich mit ihm nicht verwandt bin, was auch stimmt. Aber hier, hier werde ich nicht mit Namen angesprochen. Na so was! Zumindest pappt die Dame den Priority-Sticker auf das Gepäcklabel – so dass ich hoffen darf, dass mein Koffer als erster auf das Band nach Ankunft in Ho Chi Minh City kommt.

Ich gehe zum Bahnsteig. Der Zug ist gerade abgefahren. Warten also. Ich beobachte dabei die anderen Fahrgäste. Ich mache so etwas gerne. Dann überlege ich mir, was diese Menschen wohl beruflich machen. Was sie privat tun, wenn sie abends vom Büro nach Hause kommen. Ob sie glücklich sind oder nicht. Ob sie Kinder und Frau haben, oder nicht. Und wohin sie gleich fliegen werden. Da hat meine Fantasie sehr viel Platz – und dabei entwickle ich Vorurteile, denn ich weiß ja nicht, wer diese Menschen wirklich sind. Aber es macht Spaß, sich über andere Menschen, die man gerade sieht, Gedanken zu machen. Das geht die ganze Fahrt bis zum Flughafen so. Wer ist wer? Was macht jemand? Und wo will er hin?

Solche Gedanken sind bester Zeitvertreib: Die Anreise zum Flughafen ist schnell vergangen, hat aber dennoch viel Zeit geschluckt. Bestimmt 90 Minuten war ich unterwegs vom Hotel bis zum Ziel, alle Wartezeiten mit einberechnet. Und jetzt folgt der Sicherheitscheck. Es gibt für mich als First Class Passagier keine besondere Vorzugsbehandlung. Ich muss mich anstellen wie alle anderen auch. Das dauert. Irgendwann bin auch ich durch und habe Zeit, durchzuatmen und für das Mucforum einige Fotos von diesem Flughafen zu machen. Ich fahre dafür mit der Rolltreppe nach oben. Dort hat man eine gute Aussicht auf das Innenleben des Terminals. Dann fahre ich wieder nach unten, denn ich muss mal Richtung Gate gehen, denn die Zeit ruft.

Mein Gate hat eine hohe Nummer, 63 oder so. Irgendwo dort soll auch die Lounge sein, hat mir die Check-In-Dame am Bahnhof gesagt. Sie hatte auch gesagt, dass ich spätestens um 8 Uhr dort sein soll. Und es ist schon halb acht. Also gehe ich mal Richtung Gate 63 oder so. Ich gehe vorbei an 20, dass auf der rechten Seite liegt und 21, das linke Pendant gegenüber. Ich springe aufs Fahrband und fahre vorbei an 36 und 37. Ich fange an, auf dem Fahrband schneller zu gehen, mir wird meine Ledertasche plötzlich schwer, ich fange auch leicht an zu schwitzen, denn ich habe heute ein zweites Handgepäck dabei: Dummerweise habe ich meinen Anzug diesmal nicht in den Koffer gepackt, sondern in den Kleidersack, den ich auch noch schleppen muss. Damit nichts knittert. Ich bin jetzt auf Höhe von Gate 44 und 45. Und immer sehe ich noch kein Lounge-Schild. Endlos scheint dieses Flughafengebäude. Und irgendwann nach langen Wegen und einer Rolltreppe in die Galerie-Etage bin ich drin, im Red Carpet Club von United – ein Club nur für First Class Passagiere und Goldmembers, amerikanische Elite also. Dort erwarten mich zwei United Damen mit strengem Blick, aber guter Höflichkeit. Die rechte Türe bitte sehr, sagt man mir. Dahinter finde ich dann diesen Red Carpet Club. Ein übersichtlicher Club. Da gibt es ein paar Sessel, drei PC-Stationen, eine Toilette, einen Fernseher und auch ein Buffet. Dieses ist praktisch klein, so dass man keine Probleme hat bei der Auswahl des Abendessens. Ich will etwas Warmes: Ich probiere von den drei dargebotenen fingerfertigen Happen je einen. Und damit habe ich mich durch das warme Buffet gegessen. Später sehe ich, dass es noch etwas anderes Warmes gegeben hätte, aber das war irgendwie versteckt: es war ein Suppentopf. Und dann gab es natürlich auch Kaltes, Nüsse und solche Sachen.

Ich bin der einzige Gast in der Lounge. Ich esse drei Happen, und gehe ins Internet an einem der drei PCs. Die Türe geht auf, die United Dame kommt und ruft: „Ho Chi Minh City!“ Sie ruft das wie ein General, wo man als Rekrut sofort aufspringt, um diesem Befehl Folge zu leisten: Ho Chi Minh – das bin ich! Ich springe auf. Ich packe meinen Kleidersack und – der Kleiderhacken geht kaputt! Ich habe den gebogenen Chrom-Aufhängerhacken in der Hand, und der Jacket- und Hosenbügel liegt mit samt Anzug und Kleidersack auf dem Boden. Die Raumreinigungsfrau holt einen United-Kleiderbügel, wir packen den Anzug darauf und dann wieder in den Kleidersack. „Ho Chi Minh City“, ruft nochmals der weibliche United General. „That’s me!“, rufe ich nochmals zurück. Aber wer soll es den anderes sein als ich. Ich bin doch der einzige hier. Die Raumreinigungsfrau wird sie wohl nicht meinen. Der weibliche United-General geht nach schon mal nach draußen und ich komme dann nach, nachdem der Kleidersack wieder transportfähig ist und ich auch meine Ledertasche sicher in der Hand habe.

Eigentlich ist dieser weibliche United General ganz nett. Eine Dame in den besten Jahren. Eine Amerikanerin in Hongkong, vielleicht 55 Jahre alt. Sie bringt mich jetzt zum Flugzeug. 10 Minuten gehen wir. Wir unterhalten uns dabei nett über alle Nebensächlichkeiten, die diese Welt zu bieten hat, zum Beispiel über Kleidersäcke, und wo man sie im Flugzeug verstaut. Am Gate angekommen, müssen wir warten. Dort steht ein weiterer First Class Gast, der nicht in der Lounge war. Die United-Dame begrüßt diesen Mann, der aussieht, wie ein Vietnam-Veteran - also wie ein US-General im Rentenalter, der damals vor 35 Jahren den Vietnam-Krieg noch voll miterlebt hat. Er grüsst zurück. Auch ich komme später mit ihm ins Gespräch. Ja, er war dabei im Krieg. Und jetzt will er sehen, wie es heute aussieht. Er zollt dem Vietkong Respekt, dass diese kleinen Einheiten die große USA geschlagen hatten. Er will sich alles ansehen, die Gräben, die unterirdischen Gänge, die Fallen und alles, was damals der Vietkong gemacht hatte, um die Supermacht USA zu besiegen. Da sitzt also dieser Veteran in der First Class. Und dann kommt noch ein vollbärtiger, vietnamesischer Regierungsbeamter samt seiner Frau dazu. Er hat sein olivegrünes Beamten-Gewand an, seine Frau ist dagegen farbenfroh angezogen. Wir sind also eine interessante Mischung in der First Class. Diese Mischung verträgt sich, ist höflich und fliegt so von Hongkong nach Ho Chi Minh – oder Saigon, wie der alte US-Veteran sagen würde.

United hat in diesen Jumbo schon die neuen First Class Sitze eingebaut. Es sind die besten Flugzeugsessel, die ich bis jetzt erlebt habe. Sie stehen im leichten Winkel weg von der Flugzeugaußenhaut. Man schaut also Richtung Innenraum, also anders als bei der Asiana, wo man Richtung Fenster blickt. Das macht das „Einsteigen“ in diesen Space-Sitz leichter. Er ist sehr bequem. Man sitzt nicht zu weich, aber auch nicht zu hart. Und wenn man den Sitz zum Bett ausfährt, dann spürt man kaum die Ritzen. Der Sitz fühlt sich dann fast so an wie ein echtes Bett. Das haben die Amerikaner wirklich gut gelöst. Sogar Dreipunkt-Sicherheitsgurte gibt es. Für mich ist das bis jetzt der komfortabelste First Class Sessel.

Auch die Bedienung des Sitzes ist einfach. Ich verstehe sofort, welchen Knopf ich bedienen muss, damit ich gleich ein Bett habe. Bei allen anderen Airlines habe ich oft nach der Methode „Versuch und Irrtum“ einzelne Knöpfe gedrückt, um bequem sitzen oder schlafen zu können. Bei United verstehe ich die Logik, und brauche auch keine Stewardess zu rufen, die mir hilft, mich einfach bequem hinzusetzten. Das hat was!

Ja, die beiden Stewardessen, die ich gerne gerufen hätte. Wo sind sie denn? Sie sind nirgends zu sehen in der First Class. Denn keine Frau, sondern ein Mann ist zuständig für uns vier Gäste: Es ist ein Schwarzer. Er hat bestes Benehmen. Ein toller Kerl. Er schreibt mir sofort das Label des kalifornischen Weines auf, der mir so gut gemundet hatte. Ich habe den Wein einfach gelobt. Und schon bekomme ich den Zettel mit allen notwendigen Angaben, ohne dass ich danach gefragt hätte. so etwas beeindruckt mich. Er serviert auch das Abendessen stilvoll. Sein Service ist wirklich gut – genau richtig zwischen Kontakt und Distanz. Das Abendessen ist dagegen eher zweckmäßig: ein Teller mit Reis, Gemüse und dazu etwas Ähnliches wie Rindergeschnetzeltes.

Bevor ich mit diesem Bericht in Saigon spätabends lande – oder Ho Chi Minh City, wie der vietnamesische Regierungsbeamte korrekt sagen würde, muss ich ja noch eine Frage beantworten: Wo sind denn nun die beiden hübschen Mädels geblieben, von denen ich nach der Abfahrt im Hotel geträumt hatte? Sie sind auch an Bord. Sie machen ihren Job hinten in der Economy, wo ich nicht sitze. Ich bin da mal auf der Suche nach ihnen durch das Flugzeug gelaufen. Sie sind wirklich hinten eingesetzt. Deshalb reichen mir beide auch kein Kissen und keine Decken. Das ist schade. Aber das wäre auch nicht nötig gewesen, denn der Flug dauerte nur etwas mehr als 2 Stunden. Und das Bett hatte ich ja selbständig ausprobiert, ohne Hilfe von hübschen Stewardessen. Ja, so hart kann das Leben eines First Class Passagiers sein, ein Leben ohne First Class Mädels, weil diese in der Economy ihren Dienst tun ....
 
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Und hier die Schnappschüsse: Zuerst zwei Bilder von der Innenarchitektur des Hongkong Terminals, dann ein Bild vom endlos langen Gate-Gebäude, dann zwei Bilder vom Red Carpet Club der United, der First Class Lounge also mit dem doch etwas sparsamen Buffet.
 

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Und jetzt geht es in den Jumbo der United Airlines, um auch dort etwas zu sehen: Zuerst zwei Bilder von meinem First Class Sitz ganz vorne in der Schnauze der Boeing 747, dann ein Blick von meinem Sitz auf die anderen F-Sitze, dann ein Foto vom United-First-Class-Abendessen und zum Schluss ein Schmankerl: Ein Blick in die neue Business Class der United. Dort sitzen die Flugäste gegenüber, nur getrennt durch den Monitor und Fussablage. Eine solche Sitzanordnung habe ich noch nie gesehen und deshalb einmal mit meinem IPhone dokumentiert. Das ist wirklich interessant (und auch bequem, ich habe mich natürlich auch mal hingesetzt in diese aufregenden Business Class Sitze und auch mal die Schlafstellung ausprobiert). Da lässt es sich aushalten.
 

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Majestic

Warum fliegen manche Menschen erste Klasse? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist gewiss die Priorität nach der Landung: Als Fluggast erster Klasse darf man als erster aus dem Flugzeug aussteigen, man ist anschließend als erster an der Visa- und Passkontrolle und dann natürlich als erster Passagier am Gepäckband, wo tatsächlich schon die ersten Koffer ankommen: Das sind die Gepäckstücke aus der ersten Klasse mit ihrem First Class-Label. So geht es auch mir: Ich bin nach Landungen meistens der Erste, der Primus unter den Fluggästen - der Erste also, der mit seinem Koffer in ein Taxi steigen kann. Deswegen heißt es vielleicht auch erste Klasse.

So war es auch nach meiner Landung in Saigon. Ich gehe als erster durch die Visa-Kontrolle, ich habe als erster meinen Koffer in der Hand – zu einem Zeitpunkt, als einige Passagiere der Business Class und manch ganz schnelle aus der Economy Class erst die beiden Gepäckbänder für unseren United Airlines Flug erreichen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon meinen Koffer in der Hand und gehe mit diesem in die Ankunftshalle....

Dort in der Ankunftshalle beschäftige ich mich zum ersten Mal mit den wesentlichen Fragen einer Reise. Normalerweise sollte man sich solche Fragen schon früher stellen, wenn man nach Vietnam will. Ich stelle mir diese Fragen aber erst jetzt (das ist vielleicht eine Unart des First Class Fliegens): Wie komme ich in diesem fremden Land Vietnam in mein Hotel, in dem ich noch nie war? Versteht der Taxifahrer überhaupt mein Englisch? Verstehe ich sein Englisch? Spricht er überhaupt Englisch? Verstehen wir uns beide vielleicht gar nicht – weil er gar nicht Englisch sprechen kann? Was wird die Taxifahrt ins Hotel kosten? Ist das viel, oder ist das wenig? Trinkgeld? Wie viel soll ich bezahlen? Was ist angemessen? Fährt der Taxifahrer mich auch wirklich auf der schnellsten Route ins Hotel? Oder macht er Umwege, um zusätzliches Geld zu verdienen? Gibt es Sitten und Unsitten in Vietnam, von denen ich jetzt noch nichts ahne, aber Ahnung habe sollte?

Das sind wichtige Fragen so kurz vor 11 Uhr abends. Ich hole mir Rat bei den Geldwechslern. Die finde ich auch in Saigon am Flughafen. Die sprechen bestimmt Englisch, denke ich mir: Dort kann ich auch gleich meine Hongkong Dollars in die vietnamesischen Dongs tauschen. Meine erste Frage: Was kostet die Taxifahrt? 120.000 Dongs, sagt man mir. Das klingt viel. Man füllt mir eine Quittung aus und schreibt den Namen des Hotels mit vietnamesischen Schriftzeichen darauf. Diese Quittung soll ich dem Taxifahrer zeigen. Ich frage, ob er mich auch schnell ins Hotel fährt. Ja, sagt man, es sind nur 7 Kilometer, 20 Minuten vielleicht, 120.000 Dongs eben. Ich traue den Aussagen der vietnamesischen Geldwechslern, denn es sind ja kommunistische Moneymaker, die bestimmt nichts Falsches sagen dürfen, denn Vietnam ist eines der letzten kommunistischen Ländern dieser Erde – und in solchen Ländern ist üblicherweise alles geregelt, auch der Taxipreis.

Ich habe viele Dongs im Wechsel für meine Hongkongdollars bekommen. Vermutlich gehe ich gerade als Dong-Multi-Millionär aus dem Flughafengebäude zum Taxistand: Unzählig viele Dongscheine stecken nach der Umtauschaktion in all meinen Hosentaschen – denn ich habe kein Portemonaie . Ein solches habe ich noch nie besessen. Die Hosentaschenlösung heute ist Abend aber eine Notlösung. Normalerweise stecke ich Geldscheine immer in mein Jacket, und zwar links oben in die Innentasche. Da haben Geldscheine egal welcher Währung ihren festen Platz bei mir. Doch heute Abend ist das eine Jacket im Koffer, und das andere im Kleidersack. Deshalb müssen die Hosentaschen herhalten, vorne und hinten, wo halt noch Platz ist. Sie werden mit Geldscheinen voll gestopft.

Ich bin also ein Hosentaschen-Dongmillionär, der gleich 7 Kilometer zum ältesten Hotel von Ho Chi Minh City am Saigon-Fluss fährt: Majestic heisst die Herberge, und Majestic fühle ich mich mit so vielen Geldscheinen in Hosentaschen. Ich zeige dem Taxifahrer den Quittungszettel, den mir der Geldwechsler aufgeschrieben hat. Der Taxifahrer lächelt wie alle Asiaten, verstaut den Koffer, meine Ledertasche und den Kleidersack im Kofferraum und macht den Kofferaumdeckel zu. Ich setze mich auf den Beifahrersitz, er setzt sich auf den Fahrersitz. Er schnallt sich an, dreht den Zündschlüssel, gibt mit dem Fuß sanft Gas, so dass man den Motor hört. Es geht los – nicht zu schnell, aber auch nicht ganz langsam, sondern eher gemächlich: Der Taxifahrer schaltet immer nach 1.500 Umdrehungen pro Minute in den nächst höheren Gang. So erreichen wir kurz vor der ersten Kreuzung unsere Höchstgeschwindigkeit von vielleicht 40 Kilometer. Doch da muss der Taxifahrer schon abbremsen: Querverkehr von allen Seiten! Er beschleunigt in die erste erkennbare Lücke, brav bis 1.500 Umdrehungen pro Minute – eine Marke, an der er spätestens in den nächsten Gang schaltet. Das macht die ganze Fahrt sehr spannend: Schaffen wir es in die Lücke, ohne von rechts von einem anderem Auto gerammt zu werden? Man kann nicht sagen, dass der Taxifahrer sein Gefährt wirklich beschleunigt. Nein, es rollt eher an. Bei dieser untertourigen Fahrweise mache ich mir dann doch etwas Sorgen um den Motor: Ob dem das gut tut, mit so wenig Drehzahlen gefahren zu werden? Das Taxi jedenfalls zittert an vielen Stellen, so untertourig ist mein Fahrer unterwegs. Es zittern die Scheiben, die Türen, das Amaturenbrett. Der Fahrer aber lächelt, sagt etwas und schaltet schon wieder rauf, dann bald wieder runter. Schaltfaul ist er nicht. Vielleicht denkt er ja, durch sein Rauf- und Runterschalten mir seinen Arbeitswillen beweisen zu müssen? Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass wir links und rechts von unzähligen Mopeds überholt werden. Auf diesen Mopeds sitzen kleine Vietnamesen (sie sind nun mal klein), und auf dem kleinen Sitz sitzt dann oft auch die Frau des Vietnamesen, noch dazu die den Sohn im Arm festhält: Das Moped ist in Vietnam ein Familiengefährt.

Um 11 Uhr abends kommen wir an. Ich zahle dem Taxifahrer 120.000 Dongs. Soviel kostet ja eine Fahrt, haben mir die Geldwechsler gesagt. Ich gebe noch 20.000 Dongs Trinkgeld dazu. Der Fahrer strahlt, als ob er gerade im Lotto gewonnen hätte. Ich freue mich, das er sich freut. Ja, am nächsten Tag weiss ich, warum sich der Taxifahrer so gefreut hat: Ich habe die Fahrt schon beim Geldwechsler am Flughafen bezahlt. Dafür war die Quittung - und nicht, wie ich dachte, als Zettel mit der Hoteladresse. Nun gut: Umgerechnet hat mich alles zusammen vielleicht 5 Euro gekostet. Nicht gerade viel für unsere Verhältnisse. Sehr viel aber in Vietnam.

Ein freudiger Taxifahrer liefert mich also am Hotel ab: Es ist das Majestic. Ein Hotel, erbaut von den Franzosen im Jahre 1924. Später Jugendstil. Direkt am Boulevard des Saigon-Rivers. Damals war Vietnam eine französische Kolonie. Das spürt man heute noch. Von der Geschichte und der Architektur ist das Majestic ein Gebäude mit vielen beeindruckenden Details: Jugendstilelemente, wo hin das Auge springt. Der späte Jugendstil wird konsequent gepflegt. In der Halle, in den Fenstern, in den Zimmern, im Bad. Ja, so etwas mag ich: Jugendstil, Stil eben.
 
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Ich bin ja ein Fan von Hotels, die eine besondere Note haben. Das Majestic gehört auf jeden Fall seit meinem Aufenthalt in Saigon dazu (obwohl ich dort nicht ein einziges Mal die Restaurants testen konnte). Es ist ein Jugendstil-Hotel, dass man eher in Paris oder Budapest vermuten würde - jedoch nicht mitten in Saigon, im südöstlichen in Asien. Das Hotel pflegt den so genannten Jugendstil (das ist ein bestimmter Architekturstil aus der letzten Jahrhundertwende) bis in kleinste Details: Das erste Foto zeigt das Bett, das zweite den Waschtisch im Bad mit den vielen kleinen Assecoires, das Dritte Bild blickt in die Halle und das vierte Bild schaut auf den Ausgang. Das fünfte Bild zeigt den Frühstückstisch oben auf dem Hoteldach mit direktem Blick auf den Saigon-River: Was will ein verwöhntes Herz mehr?
 

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Eine Liebeserklärung an Vietnam ? Teil 1

Vietnam, Saigon: Kurz nach 11 Uhr abends bin ich im Majestic Hotel angekommen. Dort liegt eine Nachricht für mich bereit: Schon um 7 Uhr soll ich am nächsten Morgen von einer deutsch sprechenden Vietnamesin (Dolmetscherin) und einem Fahrer (Chauffeur) abgeholt werden. Es freut mich, dass zwei Leute die nächsten Tage für mich da sind, aber trotzdem ist 7 Uhr ziemlich früh: Mein Plan war eigentlich auf 8 Uhr terminiert. Doch 7 Uhr steht jetzt im freundlichen Brief. Bekomme ich deshalb auf der Dachterrasse schon um 6 Uhr mein Frühstück? Nein, sagt man mir, die Terrasse öffnet erst um 7 Uhr, genau zu dem Zeitpunkt also, an dem ich abgeholt werden soll. Das finde ich nun nicht mehr so schön. Da kann ich ja den ersten Morgen in Saigon nicht genießen: Ich kann nicht gut „gefrühstückt“ in den Tag starten, was für mich immer sehr wichtig ist.

Deshalb will ich jetzt wenigstens meine Ankunft feiern. Die Lobby ist menschenleer, aber an der Bar werde ich bestimmt andere Hotelgäste treffen. Dort werde ich sicherlich ein kühles Bier trinken dürfen, denke ich mir. Denkste! Die Bar hat gerade zugemacht. 11 Uhr. Das ist die Sperrstunde in diesem Hotel, in ganz Saigon, in ganz Vietnam. Auch außerhalb werde ich nichts mehr bekommen: keinen einzigen Schluck! Auch nicht in der Bar gegenüber! Denn die Regierung kämpft gegen Prostitution, Drogen und sonstige Sachen, sagt man mir. Deshalb gibt es auch an der Hotelbar nichts! Dort beginnt also der Kampf.

Na toll, das fängt ja in diesem kommunistischen Land gut an für mich. Ich bin also hier alleine mit einer Nachricht, dass ich morgens sehr früh aufstehen muss. Ich weiß, dass man gegen Drogen und Prostitution kämpft. Und eigentlich wollte ich nur einen Absacker an der Bar genießen. Die Drogen und die Prostitution machen aber einen Strich durch meine Rechnung.

Genuss. Ich möchte jetzt aber irgendetwas genießen. Ich brauche jetzt ein Genussgefühl, um mental in Vietnam anzukommen. Die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel war schon ein Genuss-Erlebnis. Aber ich brauche noch mehr Genüsse. Welchen Ersatzgenuss gibt es für die Sperrstunde? Wie wäre es mit einem Spaziergang auf dem Boulevard am Saigon-Fluß? Das wäre jetzt ein Not-Genussmittel um 12 Uhr nachts. Die Flaniermeile Saigons liegt ja auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Hotel: das ist ganz nah, und sicherlich sehr interessant, denke ich mir. Beides stimmt. Irgendwie schaffe ich es, auf direktem Weg auf die andere Straßenseite zu kommen. Dort sehe ich am Saigon-River ein paar Boote, viele knutschende Vietnam-Teens und vor allem sehr viele männliche Vietnam-Singles, die mich alle ansprechen, weil sie mir ihre Dienstleistung verkaufen wollen: Schuheputzen? Fahrt mit einem Motorrad? Fahrt gleich zur Massage? Ich bin mit mir nicht mehr alleine. Ich fühle mich bedrängt. Ich kann deshalb den Spaziergang zur Mitternachtszeit am Saigon-Fluß nicht mehr genießen. Ich will wieder zurück ins Hotel auf der anderen Straßenseite. Doch wie komme ich dorthin? Wie schaffe ich es, heil über die vielleicht 20 Meter breite Strasse zu kommen? Plötzlich ist dieser kurze Weg ganz weit: Ja, wie habe ich es eigentlich eben gerade hierher geschafft, gesund diesen Fußgängerboulevard zu erreichen, auf dem ich gerade stehe?

Ich muss auf dem Hinweg sehr mutig gewesen sein, denn die Straße am Saigon River ist zur Mitternachtszeit ziemlich befahren. Es sind nicht so sehr die unzähligen Mopeds, die mir Sorge bereiten. Da kann man sich durchschlängeln als Fußgänger. Es sind auch nicht Autos, die dort fahren. Sie stören mich nicht. Es sind die vielen Lastwagen, die zur Mitternachtszeit über den Boulevard zum Hafen von Saigon und zurück brettern. Sie rasen mit 60 Sachen über den Boulevard – hupend und ungebremst, denn es gibt keine Ampeln, die diese Lastwagen abbremsen könnten. Es sind echte Lastwagen, wie echte Kerle. Nicht solche, die wir von unseren Autobahnen kennen, also zarte MAN- oder Mercedes-Geschöpfe. Nein, mitten in Saigon sind LKW-Kraftprotze unterwegs. Mit einer Schnauze, in der bullige 12- oder sogar 16-Diesel-Zylinder arbeiten. Erst hinter dieser Schnauze ist die Fahrerkabine. In diesen Kabinen sitzen kleine Vietnamesen, die diese Kraftprotze steuern. Sie steuern Kraft-Fahrzeuge mit mindestens 5 Achsen, viele haben jedoch 6 Achsen und ich meine, dass ich auch einige 7 Achser gezählt habe. Sie steuern diese LKWs über die Strasse, die direkt mitten im Zentrum der Stadt am Saigon-Fluss liegt.

So stehe ich also auf dem Fußgänger-Boulevard und möchte einfach hinüber in mein Majestic-Hotel, gerade mal 20 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite. Ich sehe dort den Eingang. Ich sehe aber auch alle Lastwagen zwischen mir und meinem Hotel: Mal kommt einer alleine von links hupend mit 60 Sachen daher gefahren, dann kommen einige im Rudel von rechts - alle sind sie laut, sie fauchen mit ihren Dieselmotoren, die bulligen Auspuffrohre blasen die Abgase nach oben (man meint, die Abgase zu hören, das Blasgeräusch) und fast alle Fahrer hupen kraftvoll dazu. Es ist also ein ziemlich lautes PS-Glangkonzert, welches da vor meinem Hotel um die Mitternachtszeit spielt. Und es ist gefährlich Kraftkonzert: Ich muss jetzt die Lücke zwischen den LKWs finden, um zumindest bis zur Mitte der Strasse zu kommen. Dort gibt es einen Betonsockel, auf den ich springen könnte. Doch ich finde diese Lücke nicht, zumindest fehlt mir jetzt der Mut, schnell zum Betonsockel zu rennen. Beim Hinweg habe ich es irgendwie geschafft. Vermutlich habe ich da einfach nicht nachgedacht. Deshalb hat es den Anschein, dass ich auf dem Hinweg mutig war. Jetzt auf dem Rückweg will es aber nicht mehr klappen. Soll ich mir ein Taxi nehmen, nur um auf die andere Straßenseite zu kommen? Das wäre etwas sonderbar. Aber ich würde so heil ins Hotel kommen: Ich habe darüber ernsthaft nachgedacht. Man mag es mir nicht glauben, aber es war wirklich so.

Irgendwann habe ich dann doch die Lücke gefunden und es über den Betonsockel an der Straßenmitte bis zum Hotel auf der anderen Straßenseite gepackt – zu Fuß und ohne ein Taxi, wie beim Hinweg. Irgendwann habe ich also meinen ganzen Mut zusammen genommen. Denn es wäre ja schon peinlich gewesen, wenn ich ein Taxi nehmen hätten müssen, um über Umwege zur anderen Straßenseite zu gelangen. Ich bin also zu Fuß angekommen über die Straße, lässig vorbei am Doorman des Majestic, dann direkt in mein Hotelzimmer. Dort habe ich meinen Anzug im Ankleideraum ordentlich aufgehängt (ja, ich hatte einen Ankleideraum), um anschließend die Minibar zu plündern, damit ich wenigstens einen Genuss an diesem Ankunftsabend habe: Ich habe alle vier Bierdosen ausgetrunken, dabei im TV die Deutsche Welle mit ihren Nachrichten gesehen, um parallel ein paar Arbeits- und Reiseunterlagen durchzublättern. So etwas nennt man heute Multitasking. Etwa um 2 Uhr bin ich dann in einem sehr stilvollem Schlafzimmer in einem sehr bequemen Bett müde und etwas angetrunken eingeschlafen ....
 
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Liebeserklärung an Vietnam ?! Teil 2 aus Saigon

Ich war ja vier Tage in Ho Chi Minh City. Vor dem Ende des Vietnamkrieges hieß diese Stadt einfach Saigon. Das ist kürzer. Also nenne ich diese Stadt auch in diesem Bericht so. In diesen Saigon-Tagen habe ich viele nette Kleinigkeiten erlebt. Von den schönsten Kleinigkeiten berichte ich heute:

Da möchte ich als erstes den Morgensport in Saigon erwähnen: Sozialistische Betriebssportgruppen (Vietnam ist eines der letzten sozialistisch kommunistischen Ländern dieser Erde, und Ho Chi Minh war der Revolutionsführer) treffen sich auch heute noch jeden Morgen zum Sonnenaufgang um 5 Uhr 30 auf einem Platz, der nur 20 Gehminuten von meinem lieb gewonnenen Majestic Hotel entfernt ist. Diesen Morgensport will ich doch sehr gerne sehen, wenn ich schon in dieser aufregenden Stadt bin. Ich muss nur gerade aus gehen, um zum Morgensportplatz zu gelangen, sagt die Vietnamesin an der Rezeption. Ich gehe also immer gerade aus, und zwar so schnell wie ein olympischer Schnellgeher, damit auch ich etwas Sport mache auf dieser Reise (nein, das ist gelogen, ich gehe deshalb so schnell, weil ich nicht rechtzeitig aus den Bettfedern gekommen bin, ich mir aber dieses kleine Gruppensport-Spektakel unbedingt ohne Taxifahrt ansehen möchte).

Dort angekommen auf dem Platz gleich hinter dem zentralen Kreisverkehr Saigons sehe ich ein lustiges Bild: Mehrere Betriebsgruppen machen dort Hangkido, Dangsuda, Tai Chi oder tänzerische Teakwondo-Vorführungen. Diese Übungen ähneln etwas dem Aerobic. Es sind nicht junge Vietnamesen, die diese Übungen machen, sondern eher meine Altergruppe oder sogar wesentlich ältere Menschen. Diese Vietnamesen werden angeleitet von Vorturnerinnen, die alte Kasettenrekorder oder neuere CD-Player dabei haben. Aus den Lautsprechern kommt dann vietnamesische Musik, bestens geeignet für disziplinierte Bewegungsabläufe. Alles wirkt wie ein synchronisierter Gruppentanz. Harmonische, gleichlaufende Bewegungen von Händen, Armen, Köpfen, Hüften und natürlich auch von Beinen. Manchmal sind es bestimmt 80 Beine, welche die gleiche Bewegung machen, oder 40 Köpfe, die nach links drehen, weil es die Vorturnerin so vormacht: In Dreier- oder Viererreihen bewegen sich alle Vietnamesen diszipliniert, wie es sich gehört. Man lädt mich mit Handbewegungen ein, auch mitzumachen. Das mache ich hier mal lieber nicht, denn ich würde mich blamieren mit meinen ungeübten Bewegungsabläufen: Ich habe verrostete Gelenke, obwohl ich in meiner Jungendzeit sogar Leistungsport gemacht habe (und sogar mal Landesmeister geworden bin). Da gehe ich lieber zu den jüngere Vietnamesen, die an diesem Platz auch ihren Morgensport machen. Mann und Frau spielen Federball. Bestimmt 30 oder 40 Ehe- und Liebespärchen schmettern mit ihren Schlägern den Federball von der einen Seite wieder zur anderen Seite zurück. Und zwischen den beiden Seiten kommen ab 6 Uhr morgens schon die ersten Arbeitstrupps im blauen Einheitsgewand daher: Es sind die vielen Straßenkehrer, die mit dem Besen den Park, die Fußgängerwege und die Straßen rund um den Park herum sauber fegen. Auch da herrscht Disziplin.

Jetzt zum nächste Erlebnis, über das ich berichten möchte: Es ist das Frühstück in Saigon. Ich bin eingeladen. Wir treffen uns um 7 Uhr im besten Frühstücklokal - dort, wo die „Prominenz“ frühstückt, sagt man mir. Das Lokal ist in einer Seitenstraße nicht weit vom Morgensportplatz entfernt. Ich nehme mir trotzdem ein Taxi, damit ich es auch ganz sicher finde. 2 Minuten fahren ich, dann bin ich Am Ziel, am Frühstückslokal. 50.000 Dongs bezahle ich für die kurze Taxifahrt, vermutlich viel zu viel. Es soll ein Promi-Schuppen sein, hat man mir gesagt. Ich bin zwar kein Prominenter, aber man hält mir alle Türen auf: zuerst die Taxitür, dann die Lokaltür, dann geleitet man mich zum Tisch, wo ich schon von meiner Dolmetscherin erwartet werde. Sie hat mich eingeladen.

Von außen schaut dieses Lokal aus wie eine Eckkneipe in München oder Traunstein, auch im inneren sieht man nichts Besonderes: neutrale Tische und Stühle. Da gibt es nichts, worüber man berichten könnte. Ich habe in Saigon andere Restaurants besucht, in denen ich mich wesentlich wohler fühlte. Doch dieses Lokal ist ein Promischuppen: Alle Frühstücksgäste haben besseres Tuch an, sowohl die Frauen als auch die Männer. Das Publikum wirkt nicht sozialistisch, sondern eher kapitalistisch. Also bestes Gewand, modernste Handys (mein IPhone ist dort nichts besonderes), Laptops mit WLan, aber auch einen BMW Autoschlüssel sehe ich überall ich. Das alles liegt einfach auf den Tischen herum, an denen gut gekleidete Vietnamesen sitzen und ihre Frühstückssuppe löffeln.

Meine Dolmetscherin hat mich also eingeladen. Sie möchte mir zeigen, wie man üblicherweise in Vietnam frühstückt: Hühnersuppe mit Nudeln, dazu Jasmin-Tee! Sie bestellt sich eine kleine Suppenportion, ich mir einen mittelgroßen Teller, denn ich habe Angst, dass ich vom kleinen Teller nicht satt werde, denn es ist kein Hühnerfleisch in der Suppe – sondern nur Brühe, Nudeln und für mich undefiniertes Grünzeug. Das war die falsche Entscheidung: Der mittelgroße Teller ist viel zu groß. Hätte ich doch nur die kleine Portion genommen: Die Suppe macht wirklich satt und schmeckt auch lecker (seit diesem Geschmacks- und Wohlbefindlichkeits-Erlebnis trinke ich heute immer öfters am morgen eine Hühnerbrühe: sie weckt den Magen besser auf als Kaffee und sättigt auch schon).

Beim Suppenessen unterhalten wir uns: Ich frage meine Dolmetscherin, wo sie Deutsch gelernt hat. In Karl Marx Stadt, sagt sie, in Chemitz also. Sie hat dort vor 25 Jahren Elektronik studiert, als es noch die kommunistische DDR gab. Elektronik war damals die Vorstufe zur Informatik. Das konnte man in Vietnam nicht studieren. Sie ist deshalb über das sozialistische Brüderverhältnis zum Studieren in die DDR geschickt worden. Die DDR gibt es nicht mehr, das sozialistische Vietnam gibt es aber noch: Doch im Gegensatz zur DDR lässt die sozialistische Regierung dem Volk in Saigon alle kapitalistischen Freiheit. Es gibt mehrere Zeitungen, man darf und soll Geschäfte auf eigene Faust machen und es ist auch erlaubt, sich kritisch zu äußern. Meine Dolmetscherin meint, dass es einen Unterschied zwischen dem nördlichen und südlichen Vietnam gebe. Im Norden sei alles etwas bürokratischer, gleichförmiger, strenger. Der Süden sei dagegen die Freiheit pur: Kapitalismus seiner besten Form. Irgendwie stimmt das.

Mich interessiert alles, was mir meine Dolmetscherin erzählt. Der Grund für mein Interesse liegt 35 Jahre zurück. Ich war gerade 10 Jahre alt (und damit in diesem jungen Alter schon fähig, ein wenig zu denken), als der Vietnamkrieg stattfand. Ja, er fand statt – und zwar im Fernsehen. Das war der erste Krieg in der Menschheitsgeschichte, der täglich im Fernsehen zu sehen war – zumindest in der Tageschau oder in der Heute-Sendung. Dort sah man Bilder von bombardierenden US-Flugzeugen und von schreienden Vietnamkindern, die gerade von amerikanischen Chemiebomben verstümmelt wurden. Manche dieser Bilder sind weltberühmt geworden – leider. Das war damals der Lebenszeitpunkt, an dem ich ein politischer Mensch geworden bin – zwar erst 10 Jahre alt, aber ich fand das alles sehr schrecklich, was die USA da so in Vietnam machte. Es war ein sehr grausamer Krieg. Acht Millionen Bomben haben die Amerikaner in dem kleinen Vietnam abgeworfen. Napalm-Bomben und Agent Orange, chemische Waffen also. Das waren dreimal mehr Bomben, als alle Nationen zusammen im zweiten Weltkrieg abgefeuert hatten. Ich hatte mich deshalb damals wirklich gefreut, dass diese große Militärmacht USA in diesem kleinen Vietnam gescheitert ist. David hat den Goliath besiegt.

Heute beruhigt mich, dass damalige amerikanische Kriegssoldaten mittlerweile einen sehr großen Respekt vor den strategischen Leistungen des Vietkong haben: Einen US-Veteranen hatte ich ja auf meinem United-Flug nach Saigon kennen gelernt. In Saigon habe ich dann weitere Offiziere getroffen: Sehr viele ehemalige amerikanische Soldaten besuchen heute Vietnam, um die Vergangenheit einfach Revue passieren zu lassen, um Erlebnisse zu verarbeiten, um den ehemaligem Gegner in die Augen zu schauen, um auch Respekt zu zollen: Es sind heute amerikanische Rentner, die damals als Offizierssoldaten den Krieg und den Vietkong erlebten. Der Vietkong, das war die andere Seite. Der Vietkong war Kommunismus pur, das waren vor allem die unzählig vielen kleinen 5 bis 7 Mann starken vietnamesischen Kampfgruppen. Diese Mini-Truppen hatten die Amerikaner in die Flucht geschlagen. Der Vietkong hatte keine Panzer, Flugzeugträger oder sonstiges Bombenmaterial. Der Vietkong hatte nur die Schlagfertigkeit kleiner, überschaubarer und damit führbarer Kampfgruppen. Diese Kleingruppen bauten unterirdische Gänge quer durch Vietnam Richtung Süden bis in die Hauptstadt Saigon. Sie bauten simple Verstecke und einfachste Fallen. Sie kommunizierten gut vernetzt ohne Funksprechgeräte. Damit schlug der Vietkong die Amerikaner am Ende des Krieges in die Flucht: Kurz vor Kriegsende flohen die letzten amerikanischen Bürger und Soldaten aus Saigon in Hubschraubern auf einen US-Flugzeugträger, der vor der Küste Vietnams kreuzte. Auf diesen Flugzeugträger landeten damals die Hubschrauber im Minutentakt. Bald war der Flugzeugträger voll, es war also kein Platz mehr für weitere Hubschrauber. Die US-Soldaten auf dem Flugzeugträger packten mit aller Kraft an, um die gelandeten Hubschrauber ins Meer zu werfen. Nur so konnte man Platz schaffen für weitere Hubschrauber, die mit neuen Flüchtlingen auf dem Flugzeugträger landen wollten. Man mag mir das nicht glauben, wenn man ein jüngerer Leser ist. Aber das war wirklich so. Und das ist nicht einmal 34 Jahren her: Kurz vor der Küste Vietnams nahe dem Mekongdelta liegen auf dem Meeresgrund deshalb unzählige amerikanische Hubschrauber – mittlerweile von Korallen bewachsen. Vermutlich ist das der größte Unterwasser-Hubschrauberfriedhof in der Welt.

Der Vietnamkrieg war wirklich grausam. Trotzdem empfinden alte Vietnamesen und damals aktive Vietkong Kämpfer keinen Hass auf die Amerikaner. Das beeindruckt mich. Der Vietkong ist einfach stolz auf seine einfache Leistung im Kampf gegen die US-Kampflugzeuge und Chemiebomben, gegen die US-Kampfpanzer oder Hubschrauber. Man hört heute von Vietkong-Veteranen keinen Hass gegen Amerika, sondern nur die Frage: Was wollten die Amerikaner eigentlich damals bei uns in Vietnam? Ja, was wollten die eigentlich hier? Was sollte dieser Krieg bewirken?

Bevor ich jetzt in die jüngste Geschichte abschweife, komme ich besser zurück zum Thema: Was waren weitere Kleinigkeiten in Saigon, die mich beeindruckt haben? Da ist ganz gewiss die bemerkenswerte Kleinigkeit, dass die sozialistische Regierungsfunktionäre ihre Stadt nicht offiziell korrekt Ho Chi Minh City nennen, sondern einfach kurz und knapp Saigon. Saigon lässt sich eben schneller aussprechen. Ja, so ist das. Denn in Saigon geht einfach alles schnell. Das beginnt eben schon bei den Regierungsfunktionären. Sie haben immer Vorfahrt, erkennbar am roten Nummernschild. Das sind die einzigen Autos, denen man etwas Respekt zollen sollte. Sie bauchen sich an der Fähre nicht anzustellen, sondern fahren einfach schnell nach vorne. Regierungsautos haben also Vorfahrt. Ansonsten gilt in Saigon folgende Verkehrsregel: Bloß nicht bremsen, sondern weiterfahren oder weitergehen. Der andere wird schon ausweichen. Auch ich lerne diese Regel sehr schnell. AM Ankunftsabend hatte ich ja beim Überqueren dew Boulevards am Saigon-River noch richtig Angst, doch schon am nächsten Tag bin ich als Fußgänger sicher im Verkehr unterwegs: Man geht einfach über die Strasse und sollte dabei seine gewähltes Gehtempo beibehalten. Die vielen Mopedfahrer orientieren sich an diesem Gehtempo und weichen aus. Ein Fehler wäre es, als Fußgänger sein Gehtempo zu verlangsamen, weil man vor der Horde rasender Mopedfahrer Angst hat. Dann kann es wirklich schief gehen. Nein! Man muss einfach mit normalen Gehtempo über die Strasse gehen. Die Mopeds weichen schon aus - sie fahren vor einem und hinter einem vorbei.

Auch die Mopedfahrer halten sich an diese Verkehrsregel: Bloß nicht bremsen, sondern weiterfahren, und immer wieder ausweichen. Das funktioniert. Und das dieses so gut funktioniert, ist bemerkenswert. Denn ich habe noch nie eine Stadt gesehen, in der so viele Mopedfahrer unterwegs sind. 2 Millionen Mopeds soll es geben in Saigon - eine Stadt, die von der Fläche vergleichbar ist mit München. 2 Millionen Mopeds sind schon viel. Ich jedenfalls hatte das Gefühl, dass bei meinem Aufenthalt gerade das Welttreffen aller Mopedfahrer dieser Erde genau in Saigon stattfindet. Ich habe nur Mopeds gesehen - Mopeds im Rudel und in ganzen Horden – Mopeds, wohin das Auge blickt.

Es gäbe sicherlich noch viele wirklich sympathischen Kleinigkeiten aus Saigon zu berichten, die ich erlebt hatte, doch ich muss Schluss machen, denn sonst komme ich mit diesem Reisebericht nicht weiter. Eigentlich müsste ich wirklich noch von meiner ungewollten Hafenrundfahrt an einem Abend schreiben (ich wollte nur ein Bierchen in einem Restaurantboot am Boulevard trinken, und plötzlich war ich ungewollt im Hafen mit vielen Vietnamesen, von denen nicht ein einziger Englisch sprechen konnte, doch es war sehr lustig alles). Und eigentlich müsste ich vor allem von der Bar gleich gegenüber meinem Hotel berichten, wo ich mich mit einer BWL-Studentin mit Skizzen und Aufzeichnungen unterhalten habe, weil unser Englisch manchmal zu schlecht war und uns die Wörter fehlten. Wir hatten deshalb einfach viele unklare Dinge und Begriffe mit dem Kugelschreiber auf einem Papier aufgezeichnet und aufgemalt, so dass die Sache dann doch klar wurde. Zwei Stunden hatten wir uns so unterhalten, und es hat Spaß gemacht.
 
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Hier jetzt ein paar ganz normale Bilder aus Saigon, also keine Fotos von Sehenswürdigkeiten oder besonders schönen Sachen – eher vom normalen Leben: Zuerst eine Morgensportgruppe am Kreiselverkehr früh um 5 Uhr 30, dann das Straßenbild mit den vielen Mopeds eine Stunde später, gefolgt von einem Blick in eine ganz normale Seitenstraße und in einen Hinterhofmarkt auf der anderen Flußseite gegenüber dem Hotel. Das letzte Bild ist hier eine Besonderheit, ein Hobby von mir: Ich mache in allen Städten dieser Welt immer Fotos von elektrischen Leitungen. Ja! Die einen fotgrafieren Flugzeuge, ich fotografiere eben elektrische Leitungen. Und so schaut das Leitungswirrwarr in Saigon aus. Hoffentlich findet der Kerl von den Stadtwerken die richtige Leitung.
 

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Eine Liebeserklärung an Vietnam - der Mekong

Von Saigon aus haben ich am freien Wochenende aus das Mekong-Delta besucht. Dort elebt man eine sehr beeindruckende Landschaft mit allem Drum und Dran, was dieser Teil Asiens so zu bieten hat. Der Mekong ist einer der größten Flüsse dieser Erde und damit vielleicht die wichtigste Lebensader Südost-Asiens. Der Mekong – das ist Trinkwasser für mehrere hundert millionen Menschen, das ist die Bewässerung für zig-tausende Reisfelder und das ist der zentrale Abwasserkanal von Kamdodscha und Südvietnam. Dieser Fluss ist die wichtigste Schifffahrtsstraße der Region, er hat unzählige Seitenarme und dort ist sogar Fischfang (noch) möglich. Am Mekong findet man viele urprünglich kleine Dörfer und kleine Städte, wo die Zeit noch stehen geblieben ist. Der Mekong und die Menschen dort sind einfach beeindruckend. Ich werde deshalb bestimmt nochmals nach Vietnam Reisen, um dort Urlaub zu machen. Dann möchte ich auf dem Mekong bis nach Kambodscha auf einem Schiff herumschippern. Hier die Fotos: Zuerst ein Blick auf einen der vielen schwimmenden Märkte, dann einen Blick in eine Metzgerei, dann ein Foto vom vietnamesischen Fussgänger und Fahradverkehr und zum Schluss noch zwei Fotos von Lastkänen auf dem Mekong – einmal klein und einmal groß.
 

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beim Lesen ist man ist auf deiner Reise dabei.
Toll geschrieben... :thbup:
Ron
 
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Mit der Lufthansa nach Bangkok

Jetzt habe ich schon länger keine Zeit gefunden, über meine Reise weiter zu berichten. Ich versuche es einfach mal so, den passenden Anschluss zu finden, damit man sich als Leser wieder zurechtfindet, wo ich denn gerade bin: in Saigon - besser gesagt beim Abschied aus Saigon, also beim Abschied aus Vietnam. Da sind wir zeitlich gerade in meinem Reisebericht. Der Flug von Saigon nach Bangkok geht abends los. Da habe ich also an diesem späten Sonntag Nachmittag etwas Zeit, mich auf einer Liege am schönen Pool des Majestic Hotels von meinem Mekong-Wochenend-Ausflug zu erholen. 30 Minuten liege ich da und denke nach. Nicht über die Weltpolitik, sondern darüber, was ich gleich tun soll: Soll ich mich umziehen, um stilgerecht in der First Class nach Bangkok zu fliegen. Oder soll ich bleiben, wie ich gerade bin: Beige Geoxschuhe, schwarze Socken, haarig nackte Beinhaut, olivgrüne Shorts, ein braun-kariertes kurzärmeliges Hemd, darüber eine sehr alte olivgrüne Safariweste mit unendlich vielen praktischen Taschen und als Kopfbedeckung eine dunkelgrüne Vietkong-Militär-Kappe mit rotem kommunistischen Vietkong-Kampfstern – mein Mitbringsel aus diesem Land. Ich liege also am Pool und bin sehr praktisch und legere angezogen. Schließlich komme ich auch gerade vom Mekongdelta zurück. Dort braucht man eben solche praktische Kleider.

Ich habe mir noch nie Gedanken über die Kleiderordnung in der First Class gemacht. Doch seit meinem Reisebericht vom letzten Sommer weiß ich, dass es bei der Lufthansa offensichtlich Regeln gibt. Im Reisebericht vom letzten Sommer gibt es von mir ein Foto mit einer Jeans als Beinkleid. Und darüber hatten sich einige der Forumsmitglieder gewundert: Mit Jeans in die First Class - geht das, darf man das? Ich fand damals die Diskussion spannend. Daran hatte ich mich am Pool erinnert und beschlossen: Donnergeräusch, flieg heute abend nach Bangkok so, wie du gerade bist – mit Shorts, Socken und einem Vietnam-Kampfstern! Mal sehen, was die Lufthansa sagt, mal sehen, was passiert.

So gekleidet fahre ich im Taxi zum Flughafen – eine letzte Fahrt in Saigon, wo ich am Abend nochmals das Mopedgewirr auf Saigons Strassen genießen kann. Nach 20 Minuten erreiche ich den übersichtlichen gebauten Airportterminal. Dort gibt es sogar zwei Schalter nur für die First Class von Lufthansa. An einem steht ein Ehepaar mit einem Kind und etlichen Koffern. Der ältere Familienvater diskutiert mit dem vietnamesischen Schaltermädchen, die natürlich eine Dame ist, doch die Vietnamesinnen halten sich alle Damen sehr jung: sie schauen fast alle aus wie Mädchen. Ich gehe also zum freien Schalter und lege dort meinen Reisepass und wie immer mein wertvoll aussehendes Lufthansa Kärtchen vor. Ich sage, wohin ich hin will: einmal Bangkok, und First bitte! Ich frage auch: Könnte man mein Gepäck gleich zu meinem nächsten Ziel durchchecken, weil ich in Bangkok nur einen Tag bin und ich es dort nicht brauche? Was Wunder - ich hätte nicht damit gerechnet: es geht, obwohl mein nächster Flug am Folgetag noch gar nicht „offen“ ist. Meinen Koffer bin ich also los. Er wird mich in Bangkok nicht beschäftigen.

Ich bekomme den Boardingpass. Auf dessen Rückseite klebe ich den Gepäckabschnitt für den Koffer drauf. Das mache ich mittlerweile immer, weil heutzutage fast alle Boarding-Automaten am Gate diese modernen Barcode-Lesegeräte haben. Da legt man den Boardingpass drauf (oder sein IPhone!) und schon darf man rein in den Flieger. Dem Lesegerät stört es nicht, dass auf der Rückseite ein Gepäcklabel klebt. So gehe ich zur Sicherheits- und Fummelkontrolle und anschliessend zur Lounge. Dort sitzen nun alle Loungegäste – Gäste aus der First- und Businessclass, aber auch alle Statuskunden jeder Fluggesellschaft und aller Airline-Alliancen. Vielleicht ist deshalb dort in Saigon etwas mehr Leben drin, als in den vielen Lounges weltweit, die nur für First Class Passagiere bestimmt und reserviert sind. Saigon gefällt mir darum sehr gut: Ich sehe Leben. Ich sehe Familien, ich sehe Mütter, Väter und Kinder, da tummeln sich aber auch sehr viele Geschäftsreisende rum, da sind ein paar jüngere und ältere Liebespaare, manche bestimmt vielleicht auf Flitterwochen. Da sehe ich Europäer, Asianten und Amerikaner, da gibt es Senioren und Seniorinnen, und da kommt dann auch der Mann mit seiner Frau plus Kind und Kegel dazu, die ich am Nachbar-Check-In-Schalter erlebt hatte. Es ist einfach etwas los – also ganz anders als in den vielen weltweit „reinen“ First-Class-Lounges, die ja so exklusiv sind, dass man sich dort mit Kaviar und Champagner einsam verwöhnen und auch sich betrinken könnte (was ich aber nicht mache) - oder, wenn man mal andere Mitflieger trifft, diese dann Vorstände von Banken sind. Jedenfalls: Die Banker erkennt man in der First Class und in den Lounges sofort: Es sind die einzigen, die nicht einmal ihre Krawatte lockern, wenn sie sich im Flieger schlafen legen. Die haben Kleiderordnung! Die haben Disziplin! Die schlafen sogar im Nadelstreif ein! In Saigon erlebe ich aber keine Bankvorstände, keinen Kaviar und auch keinen Champagner. Dafür gibt es in Saigon eine sehr gute Nudelsuppe, die zu den Spezialitäten Vietnams gehört und auch mächtig sättigt. Ich schaffe es nicht, meine am Buffet selbst geschöffelte Suppen-Portion aufzuessen – genauso wenig wie beim meinem Saigoner Frühstück, wo es ja auch Nudelsuppe gab. Sie war hier am Flughafen und wie dort in Saigon einfach nur lecker, aber es war mir zuviel. Doch seit Saigon bin ich ein morgendlicher Suppenfan: Eine Suppe am Morgen, das ist einfach schön für den Magen! Das weckt ganz behutsam den Körper auf.

Die Lounge in Saigon hat mir also gefallen. Gut 30 Minuten vor Abflug gehe ich aus der Lounge, um das Terminalgebäude etwas zu erkunden. In der Mitte des Gebäudes gibt es ein paar Restaurants und ein paar Geschäfte – auch der Warteraum für den Lufthansa-Flug nach Bangkok und dann weiter nach Frankfurt ist nicht weit. Alles ist übersichtlich – viel übersichtlicher als in München oder Frankfurt. Ich mag lieber übersichtliche Flughäfen wie Saigon. Dort stehe oben auf einer Empore und schaue nach unten in den Warteraum für unsere Flug nach Bangkok: Bestimmt 200 oder vielleicht sogar 300 Passagiere warten dort darauf, in die Boeing 747 einsteigen zu dürfen. Der volle Warteraum hat mich überrascht. Wie viele davon wollen nur nach Bangkok? Wie viele davon fliegen weiter nach Frankfurt? Wer sitzt in der First, wer in der Business und wer in der Economy-Class? Solch unwichtige Fragen stelle ich mir immer – genauso wie ich Strommasten mit meinem IPhone aufnehme.

Das Boarding geht los: Die First- und Business-Class-Passagiere sollen den linken Gate-eingang benutzen, die Economys den rechten, sagt eine Stimme. Links ist Priority und es soll dort schneller gehen, rechts ist die große lange Schlange für die Economys und dort dauert es normalerweise länger, bis man in den Flieger kommt. An dieser langen Schlange gehe ich schnell vorbei, erreiche den Boardingautomaten, übergebe der Dame dort meinen Boardingpass. Sie führt meinen Boardingpass in einen Schlitz auf der Vorderseite des Automaten ein. Es ist noch ein Boardingautomat der alten Generation. Normalerweise kommt dann 30 Zentimeter weiter oben aus einem anderen Schlitz der abgetrennte rechte Teil des Boardingpasses ruckzuck griffbereit wieder herausgeschossen – normalerweise. Doch bei mir nicht. Der Automat hat meinen Boardingpass verschluckt. Es leuchten rote Lämpchen auf und man hört ein Warnsignal. Jeder sieht es, jeder hört es. Jeder schaut mich an. Hat der Automat etwas gegen meine legere Kleiderordnung? Findet er meine Shorts unpassend? Stimmt etwas mit mir nicht? Was ist passiert: Wo ist mein Boardingpass?

Jedenfalls: An diesem Automaten geht im Moment gar nichts weiter. Die wenigen Business- und First-Class-Passagiere werden auf den linken Gateeingang umgeleitet, an dem die vielen Economys anstehen. Für meine Mitreisenden aus der First und Business Class heißt das: Nichts mehr mit Priority! Sie müssen sich jetzt auch einfädeln in die lange Schlange der Economys. Es strafen mich Blicke, denn die Priority habe ich jetzt ganz für mich alleine – ich in meinem legeren Outfit, mit meinem verschwundenen Boardingpass und mit diesem Automaten. Mein Fall ist in Saigon scheinbar besonders interessant: Da kommen plötzlich ganz viele Lufthansa-Mitarbeiter zusammen, die den Automaten öffnen und nachsehen, wo denn nun mein Boardingpass geblieben ist. Sogar ein Lufthansa-Techniker aus Frankfurt ist dabei, der zufälligerweise auch auf dieser Maschine sitzt. Ich gehe auch in die Knie und schaue nach, denn ich habe eine Vermutung, was passiert ist: Der Automat hat sich am meinem aufgeklebten Gepäckabschnitt auf der Rückseite des Boardingpasses verschluckt. Und so war es auch: Der Boardingpass wurde in den Innereien des Automaten schnell gefunden und gerettet, nur mein Gepäckabschnitt fehlte. Der klebte an einem Rollrad. Mit viel Geduld und vor allem Fingerspitzengefühl hat ihn dann der Techniker gerettet. Das war gut so, denn ich hatte ja meinen Koffer schon durchgecheckt zum Ziel am nächsten Tag. Und jetzt habe ich auch den Koffellabel wieder. Und ich bin beruhigt.

Nach Bangkok fliegt ein Jumbo. Die Lufthansa hat in der Boeing 747 ihre First Class im Oberdeck eingebaut: 16 Sitze gibt es, sie sind paarweise angeordnet. Das ist ideal für Pärchen. Davon sind heute abend zwei an Board: Ganz vorne sitzt ein Deutscher mit seiner hübschen thailändischen Frau zusammen. Ich habe Platz 82 A – eine Reihe schräg dahinter also. Ich bin der einzige Single in der First, denn auf 83 sitzt ein älteres Ehepaar, die wirklich die besten Manieren haben: Sie begrüßen mich mit einem freundlichen Kopfnicken, als ich mit meinen Mekong Klamotten die First Class und den Platz 82 A entere. Dem Steward ist das aber nicht ganz geheuer. Er schaut mich an: Beige Geoxschuhe, schwarze Socken, freie Beine, Shorts, kariertes Freizeithemd, eine durchgewaschene Weste und ein kriegerisches Mekong-Käppchen – darf das wahr sein? Er begrüßt mich nicht mit Namen, sondern fragt nach meinem Boardingpass. Der ist kaputt gegangen gerade am Boarding-Automaten, schwindle ich frech, deswegen bin ich ja auch spät dran. Ich bitte ihn, meine Ledertasche in der Gepäckablage zu verstauen. Das könne man später machen, meint der Steward und entschwindet nach hinten. Ich setze mich hin. Eine blonde Stewardess kommt. Ob ich einen Wunsch hätte? Ja, Orangensaft und eine Süddeutsche Zeitung bitte, sage ich. Sie versteht offensichtlich deutsche Zeitschrift und bringt mir eine Auswahl an Magazinen. Nein, keine deutschen Zeitschriften, die Süddeutsche Zeitung bitte. Ja mal sehen, sagt sie – und kommt dann mit einer Süddeutschen Zeitung doch daher. Da sitze ich nun mit einem Glas Orangensaft und der Süddeutschen Zeitung – und habe das Gefühl, dass die Stewardess und der Steward mich nicht richtig ernst nehmen. Ein gestrandeter Mekong-Tourist in der First? Kann das sein? Ich muß gestehen, dass ich heute wirklich aus der Reihe falle: Die beiden anderen Pärchen sind in der Tat bestens gekleidet: Und ich einfach nur so geleidet.

Noch vor dem Start kommt die Chefin aller Flugbegleiter vorbei. Ich glaube, der Steward hat ihr gesagt, dass auf 82 A so ein grauhaariger Touristenkerl ohne Boardingpass sich einfach hingesetzt hat. Ob das in Ordnung ist? Sie fragt mich erst einmal, um mich zu identifizieren: Herr Donnergeräusch? Ja, sage ich und stelle mich vor, wie es sich gehört: Donnergeräusch, Andreas Donnergeräusch ist mein Name. Das passt. Sie stellt sich dann auch mit ihrem Namen vor und reicht mir die Hand zum Gruß. Sie versucht einen Small-Talk zu beginnen, in dem sie in meine Süddeutsche Zeitung blickt, die ich auf dem Nebensitz abgelegt habe – mit offenem Sportteil und einer Schlagzeile zum FC Bayern, der gerade aus der Champions Legue geflogen ist: Ja, das Bayernspiel habe sie auch im Fernsehen gesehen, schade sei das, diese Niederlage. Ja, das ist schade, meine ich auch, obwohl ich mich für Fussball eher weniger interessiere. Ich interessiere mich mehr für Politik und frage sie, wie derzeit die politische Lage in Bangkok ist. Denn wann immer ich nach Bangkok komme, gibt es dort Unruhen. Das scheint an mir zu liegen. So ist es auch diesmal. Die Kabinenchefin beruhigt mich: Sie habe keine Militärs und keine Panzer in Bangkok gesehen. Ich kann ganz beruhigt sein, meint sie, obwohl die Zeitungen von einem weiteren möglichen Militärputsch schreiben.

Nach diesem Gespräch mit der Kabinenchefin bin ich nun endlich ein vollwertiger First Class Passagier, so wie ich es gewohnt bin. Ab jetzt werde ich auch vom Steward und der Stewardess akzeptiert, die mich vorher noch etwas schief angesehen haben wegen meiner Mekongklamotten. Ich nehme mir an diesem Abendflug nach Bangkok vor, mich an den beiden Flugbegleiten, die mich nicht für voll genommen haben, auf meinen Art und Weise zu rächen. Die blonde Stewardess frage ich deshalb nach einem passenden Wein zu den gereichten Garnelen – ein Wein, der Garnelen-Geschmack schön abrunden soll (das ist eine Frage, die wirklich nur ein Weinkenner beantworten kann, aber gewiss keine Stewardess und auch ich nicht als Donnergeräusch, der leider viel zu wenig Ahnung vom Wein hat). Ich bringe sie damit etwas in Verlegenheit. Ein weißer Wein soll es also sein, meint sie. Ich genieße ihre Antwort, grinse sie dabei frech an und kommentiere nichts (einer der roten Wein aus der Karte hätte es bei mir auch getan). Anschließend gebe ich ihr mein IPhone und bitte sie, ein paar Schnappschüsse von mir zu machen – vom Mekongtouristen in der First Class.

Auch beim Steward, von dem ich mich beim Boarding wirklich nicht stilecht behandelt gefühlt hatte, räche ich mich bewusst – diesmal hart und umbarmherzig: Ich bitte nach dem Abendessen mit den Garnelen um einen passenden Whisky. Ich glaube, er bot mir einen Black Label an und fragte, mit oder ohne Eis. Eis? Black Label? Ich will da doch vorher etwas zum Black Label wissen: Malt oder Single Malt aus welcher lokalen Region bitteschön? Der Whisky sei der beste, den Lufthansa zu bieten hat, meinte er. Malt oder Single Malt und die lokale Region bleiben unbeantwortet. Er sei halt der Beste. Nun gut, wenn dem so ist, dann muss ich mich mit dieser Qualität wohl zufrieden stellen, sage ich frech: Dann aber bitte ohne Eis – denn wenn dieser Whisky wirklich der Beste ist, dann will man ja beste Qualität nicht mit Eis panschen, oder? frage ich streng: Das Eis bitte im Extraglas mit etwas Wasser, bitte! sage ich.

So etwas wirkt. Solche Artikulationen machen einen Menschen wichtig. Das ist einfach so. Ich bekomme meinen Whisky, und im Extraglas das Wasser mit dem Eis. Ich werde ernst genommen. Bei jeder kleinsten Kleinigkeit werde ich auf diesem doch sehr kleinem 90 Minuten-Flug nach Bangkok mit meinem Namen angesprochen: Herr Donnergeräusch, war alles recht? Darf es noch etwas sein, Herr Donnergeräusch? Die Lufthanseaten hier im Forum mögen mir verzeihen, dass ich auf diesem Flug von Saigon nach Bangkok einfach soviel ausprobiert habe – erst meine Klamotten und dann ein Auftreten, dass eben nicht zu diesen Klamotten passt – nämlich ein sehr sicheres Auftreten, man könnte sogar sagen sehr selbstbewusstes Auftreten, gepaart mit nackten Beinen und einer Mekonkappe auf dem Kopf. Aber es hat mir einfach Spaß gemacht, einmal in der First Class zu spielen: Nach der Landung in Bangkok werde ich im Oberdeck der Boeing 747 von der blonden Stewardess mit Namen verabschiedet und auch unten von der Kabinenchefin, die mir am Ausgang noch alles Gute wünscht. Ich bin in Bangkok. Den Flug werde ich vielleicht bald vergessen. Auch mein kleidungstechnischer Auftritt. Nicht vergessen werde ich aber die ganze Situation am Boardingautomaten, wo ganz viele Menschen und auch ich knieend nachgesehen hatten, wo denn nun mein Boardingpass und mein Gepäcklabel geblieben ist. Daran werde ich mich noch sehr lange erinnern.
 
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Wirklich klasse wie Du deine spannenden und interessanten Erlebnisse so rüberbringen kannst. DANKE!!! :resp:
 
Hier nun die Schnappschüsse mit meinem IPhone: Zuerst von der Empore des Flughafens in die Lounge in Saigon, dann auf den Jumbo der Lufthansa, dann ein Foto von mir in meinem Gewand und meinen nackten Beinen in der First Class und zum Schluss ein Foto vom First Class Sitz der Lufthansa im Jumbo.
 

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Bangkok und gleich weiter

Mit der Lufthansa lande ich spät abends in Bangkok. Am Gate werde ich nicht wie gewohnt von einem Betreuer abgeholt. Ich muss also eigenständig den Weg zur Passkontrolle, zum Gepäckband und zu den Taxis finden. Trotz meiner grauen Haare schaffe ich das sogar ohne First Class Betreuer. Den hatte ich ja bei meiner letzten Ankunft, damals in Bangkok wurde ich ja am Gate abgeholt und sogar durch die Diplomaten-Immigration geführt, obwohl ich keinen Regierungsstatus hatte. Lufthansa verzichtet also auf solchen Schnick Schnack für seine First Class Gäste. Heute ist da also niemand, der mir hilft: So muss ich es also alleine richten. Und ich schaffe es: Ich bin stolz auf mich! Ich finde sogar auch alleine den Transferbus, der mich ins Flughafenhotel bringen wird.

Dieses Hotel hat eine sehr interessante Innenarchitektur. Es ist ein Novotel, von dem ich einen solchen architektonischen Standard und auch Zimmerstandard gewiss nicht erwartet hätte. Ich war mehr als positiv überrascht und versuche deshalb, dieses Airportherberge ein wenig zu beschreiben: Da ist zuerst die sehr großzügige Hotelhalle mit beleuchteten Wasserkanälen und Wasserspielen, da gibt es in der Halle Palmen und viele Säulen, da steht der Check-In als dominierendes Stil-Element wie ein eigenständiges Gebäude mitten in der Halle (mir fällt gerade nicht der passende Begriff ein, wie ich die Architektur des Check-In beschreiben soll – jedenfalls: sie ist gut gelungen und ich habe so einen Check-In noch nie gesehen). In diesem Bangkok Airporthotel gibt es Zimmer, wo man von der Badewanne durch eine grosse Fensterscheibe auf das Bett im Schlafzimmer und auf den Fernseher blicken kann (das ist übrigens gerade sehr modern, das kenne ich bereits von mehreren Hotels, es ist bestimmt ein Modetrend, aber in Bangkok ist dieser Trend sehr gut gelungen: Man kann ins Schlafzimmer blicken, wenn man auf den stillen Örtchen sitzt). Dieses Hotel hat sogar einen stilvollen Außenpool. Das Novotel war bisher das architektonisch schönste Airporthotel, in dem ich nächtigen durfte. Es toppt meiner Meinung nach auch das Münchner Kempinski Airporthotel, dass architektonisch weltweit ja einmalig ist. Zurück nach Bangkok, wo ich gerade bin: Ich habe in diesem Novotel nur übernachtet. Ich hätte aber dort gerne ein paar Stunden mehr verbracht, um es genauer zu erkunden. Mir jedenfalls hat es zugesagt.

Am nächsten Tag bin ich dann weiter geflogen nach Phuket, um dort etwas Urlaub zu machen von meiner vielen Rumfliegerei in der First Class. Ich gönne mir ja sonst nichts. Jetzt muss mal Erholung her. Genau genommen will ich nach Phi Phi, um dort ein paar Tage zu tauchen und meine Seele baumeln zu lassen. Tauchen ist derzeit neben Schachspielen und Kochen das einzige Hobby, dass ich ein wenig pflege und wo ich mich entspannen kann. Und Phi Phi ist eine Insel nahe Phuket, wo es keine Autos gibt - ganz einfach deshalb, weil auf Phi Phi die Strasse fehlen. Man erreicht diese Insel per Schiff über Phuket.

Nach Phuket war ich Business auf der Thai gebucht. Beim Check-in habe ich aber nach First gefragt. Ich habe ganz vorne dann auch einen Platz bekommen. Einfach so. Einfach, weil ich nur nett gefragt habe. Manchmal hilft das. Nettes Fragen und ein freundliches Lächeln. Wobei ich zu diesem Flug anmerken muss, dass ich gehört hatte, dass die Thai im Inland zum Teil mit First Class fliegt, diese aber nicht anbietet, sondern nur Business Class. Die First Class Sitze bleiben also leer – außer, man fragt wie ich danach oder der Flieger ist über bucht: dann werden die First Class Plätze natürlich genutzt und freigegeben.

Vor dem Abflug schaue ich noch kurz in der Business-Lounge der Thai in Bangkok vorbei, denn ich habe etwas Hunger und die Lounge liegt auf dem Weg zum Gate. Ich schaue aber auch deshalb vorbei, da ich mir ja auch vor der Reise vorgenommen hatte, für das Mucforum möglichst viele Schnappschüsse von Flughäfen dieser Welt zu machen. Ich finde in der Lounge auch etwas gegen meinen kleinen Hunger – nämlich Weißbrotsandwiches in Plastikfolie verpackt. Da merke ich, wie gut es mir in meinen First Class Lounges geht – in denen es zwar kein Leben, dafür aber gutes Essen gibt. Ich leide also mit meinem kostenlosen Sandwich und einer Cola auf hohem Niveau. Nicht einmal eine gute Nudelsuppe gibt es hier!

Nach Phuket fliegt die Thai mit einer Boeing 747. Das überrascht mich, denn es ist ein Inlandsflug. Der Jumbo scheint auch gut gefüllt, zumindest ist der Warteplatz vor dem Gate ziemlich voll besetzt. Der Flug war angenehm. In der Schnauze des Jumbos sitzen mit mir 4 Leute in den First Class Sesseln. Es gibt aber nur den Business Class Service. Ich schaue auf diesem Flug oft aus dem Fenster, denn man sieht in dieser Tropenregion manchmal ziemlich interessante Wolkenformationen, und so war es auch bei diesem Flug. Nach einer guten Stunde landen wir schon in Phuket. Auch da war ich erstaunt: Am Terminal stand ein weiterer Jumbo der Thai und ein Jumbo im hellblauen Tui-Design. Ich wusste gar nicht, dass Tui Jumbos hat.

Ich werde am Flughafen abgeholt. Ein Mitarbeiter des Hotels erwartet mich. Er sagt, dass das Schnellboot zum Hotel auf Phi Phi erst in drei Stunden abfährt. Bis dahin kann ich mir aussuchen, was ich tun möchte: Shopping in Phuket? (Geht an meinen Ankunftstag nicht, weil Feiertag!) Eine Stadtrundfahrt inclusive Besuch des Aussichtshügels? Einen einstündigen Elefanten-Ritt? Letztes wähle ich. Ich sitze also bald auf einem Elefanten, der mit mir durch einen Fluss und über Felder spazieren geht (natürlich angeleitet durch einen professionellen Elefantenreiter. Ich war nur Beisitzer). Es hat Spass gemacht, denn genau bei meinem Ritt hat es an diesem Tag gerade nicht geregnet. Ansonsten war die Ankunft ziemlich verregnet: Es schüttet Wasser wie aus Kübeln, nicht einmal der Scheibenwischer des Hotelfahrzeuges schafft es, die Wassermassen weg zuschieben. Es war ein typischer Tropenregen, den ich wirklich liebe. Das muss man sich so vorstellen: Knallharter warmer Regen mit grossen Tropfen, der sich mit lieblichen warmen Sonnenschein schnell abwechselt. So ein Naturerlebnis ist ein Traum! Beim Elefantenritt hatte der Wettergott aber ein Einsehen mit mir: Kein warmer Platzregen, sondern nur beste Sonne. Ich hatte also ein großes Erlebnis, bis das Boot mich und andere Gäste zum Hotel auf Phi Phi brachte.
 
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Stunde landet man auch schon in Phuket. Auch da war ich erstaunt: Am Terminal stand ein weiterer Jumbo der Thai und ein Jumbo im hellblauen Tui-Design. Ich wusste gar nicht, dass Tui Jumbos hat.

Vermutlich hast Du eine 747-400 der französischen Corsair gesehen. Hier ein Bild von solch einer Maschine in Phuket:
http://www.airliners.net/photo/Cors...47275/L/&sid=1890784dcfb0520d133d46af068ff795

Neben der englischen Thompsonfly gehört auch Corsair zum großen Tui-Konzern (evtl. sind auch die Besitzverhältnisse dieser ganzen Großkonzerne anders) in dem alle (außer die gelben deutsche Tuifliegern) in blau gehalten sind.

An dieser Stelle auch nochmal ein Dankeschön für diese unterhaltsamen und lehrreichen Episoden.
 
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