http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,380483,00.html
"An Bord eines Passagierflugzeuges der Fluggesellschaft Germanwings ist es zu einem schockierenden Zwischenfall gekommen. Ein Mann geriet kurz vor der Landung außer Kontrolle und ging auf eine Stewardess los. Vermutlich waren Drogen im Spiel.
London - Es war ruhig an Bord, als sich die Crew des Germanwings-Airbus gegen 8 Uhr am Samstag auf die Landung auf den Londoner Flughafen Stansted vorbereitete. Mit freundlicher Routine spulte die Stewardess ihren Vers herunter: "Wir werden in Kürze an unserem Zielort landen. Bitte schnallen Sie sich an, klappen Sie die Tische hoch und bringen Sie die Sitzlehnen in eine aufrechte Position." Schläfrig folgten die Passagiere den Anweisungen - alle, bis auf einen.
Der Mann hatte offenbar vollkommen die Kontrolle über sich verloren und fiel über die Stewardess her. Er müsse sich, so jedenfalls vermutet eine Mitreisende, kurz zuvor auf der Toilette aufgehalten haben. "Plötzlich stand er hinter einer Flugbegleiterin und presste beide Hände um ihren Hals", schildert die Augenzeugin das, was dann geschah. Er habe die Frau zu Boden geworfen und weiter gewürgt. "Es schien so, als habe er tatsächlich die Absicht gehabt, sie zu töten."
Glücklicherweise sprangen sechs oder sieben Männer sofort auf und kamen der Stewardess zur Hilfe. Sie hielten den Mann bis zur Landung fest und übergaben ihn schließlich der Polizei in Stansted. Auf dem Rollfeld warteten mehrere Mannschaftswagen und die Feuerwehr, um den Angreifer in Empfang zu nehmen.
Doch wie war es zu dem Zwischenfall gekommen? Kannten sich Opfer und Täter? Offenbar nicht, denn ersten Ermittlungen zufolge handelte es sich bei dem Mann um einen Drogenkurier. Nach Angaben von Germanwings-Chef Andreas Bierwirth geht die Polizei davon aus, dass ein Transportbeutel mit Rauschgift im Magen des Mannes geplatzt und er deswegen ausgerastet sei.
Eine Gefahr für das Flugzeug habe während des Vorfalls nicht bestanden, sagte Germanwings-Sprecher Heinz-Joachim Schöttes SPIEGEL ONLINE. "Der Mann hatte keine Möglichkeit, ins Cockpit zu gelangen, und auch die Kabinentür hätte er nicht öffnen können." Die couragierten Helfer lobte er ausdrücklich. Diese hätten vermutlich verhindert, dass die Flugbegleiterin ernsthaft verletzt worden sei.
Auch wenn der Zwischenfall glimpflich ausgegangen ist - viele Passagiere haben den Schock noch nicht verdaut. "Ich habe die Schreie noch im Kopf und die Assoziationen, die ich damit verband", berichtet die Augenzeugin. "Ein Flug nach London, auf dem ein Angreifer ein Mitglied der Crew überwältigt - was hat der vor? Ein Terrorist? Das werden Sie so leicht nicht mehr los."