München ist eine Mobilitätsdrehscheibe. Werktags pendeln Hunderttausende in die Stadt. Am Wochenende strömen die Münchnerinnen und Münchner hinaus. Deshalb werden U- und S-Bahn ausgebaut, Autobahnen verbreitert, Verkehrssysteme optimiert. Wie dankbar ist man heute für die Tunnel am Mittleren Ring oder die A 99 im Westen, die Alt-Ob Christian Ude so bekämpft hat.
Jetzt sind wieder Straßenprojekte gefordert, die viele Millionen kosten, weil es täglich Staus gibt. Da sagt keiner: Geht nicht, musst halt in der staufreien Zeit fahren!
Genau dieser Einwand wird von Gegnern der dritten Startbahn am Flughafen gebracht. Aber der internationale Flugverkehr hat auch seine Hauptverkehrszeiten, und da ist MUC ausgebucht. Wenn wir nicht weitere Kapazitäten schaffen, wird es künftig manche Direktflüge nicht oder nicht mehr geben. Und wichtig ist die Sicherheit bei Starts und Landungen.
Darum geht es: Bekommt der Flughafen eine Entwicklungschance, oder wird er auf dem heutigen Stand eingefroren? Stillstand heißt Rückschritt und allmählich Niedergang. München, die Weltstadt, muss im eigenen Interesse für einen guten, zukunftssicheren Airport einstehen. Dafür werden nicht mal Steuergelder gebraucht, denn es ist – im Gegensatz zu Nahverkehr und Straße – eine rentierliche Investition.
Natürlich ist ein Flughafen mit Umweltbelastungen verbunden. Das ist unvermeidlich in einem dichtbesiedelten Land. Aber an jeder größeren Straße in München ist die Lärmbelastung hoch, da gibt es übrigens kein Nachtfahrverbot. Erstaunlicherweise sind Freising und Erding die Teile des Wirtschaftsraums, die sich am stärksten entwickeln, auch bei den Einwohnerzahlen.
Leider ist vor sieben Jahren der Transrapid gescheitert, heute wäre er schon fertig. Beim Bürgerentscheid zur dritten Startbahn, der nicht mehr bindend ist, gab es ein knappes Nein. Aber sind Verweigern, Ablehnen, Aussetzen der richtige Weg? In Berlin wird der Flughafen auch mal fertig, Hamburg bewirbt sich um die Olympiade. Hat München den Ehrgeiz verloren und zeigt uns jetzt der Norden, wo es lang geht? So locker dürfen wir uns nicht überholen lassen.
Die Stadt München, sagt man, habe als Gesellschafterin der FMG ein Vetorecht. Ein Shareholder muss aber zunächst den Firmenzweck unterstützen, will er nicht treuwidrig handeln! Außerdem: Wo bleibt denn da die Partnerschaft? München erwartet in den nächsten Jahren Milliarden von Bund und Land: für Verkehrsprojekte, Kultur, Gesundheit, Bildung, Forschung. Die „Gegenleistung“ kann nicht ein Nein an die Geldgeber sein bei einem Projekt, das die Stadt gar nichts kostet. Das ist nicht fair, nicht klug, nicht partnerschaftlich!
Viele Landespolitiker, und da verrate ich kein Geheimnis, haben gewaltige Bauchschmerzen bei Zahlungen aus der Staatskasse an und ins reiche München. Vielen Landesteilen geht es nicht so gut und dort bräuchte man das Geld dringender. Dennoch stehen wir zur Landeshauptstadt, aber Partnerschaft ist zweiseitig. Vor diesem Hintergrund sollte es den Spitzen von Stadt und Staat gelingen, ein Paket (incl. Startbahn) zum gegenseitigen Vorteil zu schnüren. Wer Verantwortung für die Zukunft trägt, muss jetzt diese Chance ergreifen. Landtag und Stadtrat werden einem solchen Paket die Zustimmung nicht verweigern können.