Nach Bangkok auf der Warteliste
Heute muss ich mich auch einmal bedanken: Bei Euch, liebe Mucforum-Mitglieder und den sonstige Mitlesern, die da im Hingergrund sind (ja ja, liebe Sonja *smile), vor allem aber möchte ich mich bei Caner bedanken. Caner ist Türke. Er sitzt in einem bekannten Reisebüro, das jeder vom Namen her kennt. Er koordiniert meine Reisepläne. Der Name des Reisebüros tut aber nichts zur Sache. Der Name des Mitarbeiters aber schon: es ist eine sehr persönliche Leistung, eine Reise aus verschiedenen Daten, Zeitfenstern und persönlichsten Wünschen und betrieblichen Notwendigkeiten zusammenzusetzen – wie bei mir mal privat und mal beruflich. Dafür bewundere ich Caner, der mittlerweile zu meinem persönlichen Reisekoordinator geworden ist und seinen Job grandios macht.
Es ist gewiss nicht einfach, für mich eine Reise zu organisieren. Da ändert sich der Zeitplan alle paar Tage. Ein Flug umzubuchen, ist normal und gehört dazu: Der heutige Rückflug von Phuket nach Bangkok, von dem ich gerade berichte, ist 7 mal umgebucht worden – unterschiedliche Tage, unterschiedliche Uhrzeiten. Ich bin da nicht einfach, denn dazu kommt noch meine Unart, plötzlich online eigenständig einen Flug zu buchen (das mache ich aber nur bei Lufthansa, weil ich dort das online System der Lufthansa verstehe und Vertrauen in die Lufthansa habe). Caner fügt dann meine Online Buchungen und seine Buchungen immer wieder zusammen. Er koordiniert alles. Manchmal schafft er es auch, unterschiedliche Buchung zu einer Buchung zusammezuführen. Dann sind beispielsweise 7 aufeinander folgende Flüge unter eine Nummer abrufbar. Das macht mir das Flieger sehr bequem. Caner hat mit mir einen schwierigen Job und macht diesen Job mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Er versucht, immer das günstigste Angebot zu finden: Ist es preiswerter, wenn die Lufthansa das Ticket ausstellt (was selten vorkommt, aber es kommt vor) oder soll beispielsweise United das Ticket ausstellen, obwohl es ein Lufthansa Flug ist. Das kann unter Umständen viel billiger sein. Caner kennt die kleinen Feinheiten des Ticketing. Und genauso vergleicht der die Hotelangebote: Was ist billiger? Das Hotel über Tui oder Airtours zu buchen (mit dem Restrisiko, dass es nicht stoniert werden kann)? Oder lohnt sich die Buchung direkt im Wunschhotel (was überraschenderweise oft billiger und sogar stornierbar ist). Auch bei Mietwagen kennt er sich aus: Caner hat mir noch nie einen Mietwagen aufgrund meiner Lufthansa Vorzugskonditionen bei Avis, Hertz oder Sixt gebucht (das erwähnt er immer wieder), sondern über Spezialveranstalter. Das bringt zwar keinen Miles&More-Prämienmeilen, spart aber nacktes Geld. Interessanterweise hole ich dann den Mietwagen beispielsweise bei Avis ab. Nur innerdeutsch lande ich meist bei den großen Autovermietungen und bekomme dafür auch meine Meilen.
Auf Miles&More bin ich deshalb gerade gekommen, weil ich vor zwei Tagen einen lustigen Lufthansa Brief erhalten habe. Ein gemeinsames Mailing von Lufthansa und Porsche: Wenn ich mir bis Jahresende einen Porsche kaufe, dann bekomme ich ganz viele Prämienmeilen. Für einen Porsche Carrera GT würde ich so bestimmt 240.000 Prämienmeilen erhalten, denn soviel kostet diese Rennsemmel. Ich kann natürlich auch eine Boxter wählen, der ist im Vergleich dazu richtig billig und bringt dann vielleicht 50.000 Meilen. Lufthansa schreibt: Je Euro Umsatz bei Porsche bringt mir eine Prämienmeile. Und wenn ich diesen GT-Porsche noch mit meiner Lufthansa Karte bezahle, dann kommt pro Euro noch eine weitere Prämienmeile dazu. Das wären dann insgesamt 480.000 Prämienmeilen. Doch fehlt mir halt das nötige Kleingeld für den Carrera GT – und außerdem bin ich mit meinem BMW Z4 ganz tief befreundet, uns beide trennt uns so schnell auf die nächsten Jahre nichts.
Ich schweife gerade ab – oder vielleicht auch nicht. Ein ziemlich alter Freund von mir (nicht Lebensalter, vom sondern Freundschaftsalter, er ist jünger als ich) hat mir extra für diese Reise, über die ich gerade berichte, ein Lufthansa-Programm auf mein IPhone geladen, mit dem ich sofort meinen neuesten Miles&More-Stand abrufen kann. Ich muss nur mit meinen Zeigefinder auf das Lufthansa Symbol gehen, und schon sagt mir mein IPhone, wie viele Statusmeilen ich schon wieder gerade erflogen habe in den letzten Tagen und wohin ich die nächste Tage gebucht bin. Das ist in der Tat ein nettes Spielzeug – und es macht ein wenig süchtig: Ich schaue auf Reisen immer wieder nach, wie denn gerade mein Miles&More Stand ist. Und weil ich gerade abschweife, dann schweife ich bewusst noch weiter ab, weil ich gerade beim IPhone bin: Man kann mit diesem Gerät sogar einchecken. Der Boardingpass wird dann auf das IPhone übertragen: Man legt das IPhone einfach auf das Lesefeld des Checkin-Automaten und darf dann das Flugzeug betreten. Und das Beste daran: Es funktioniert wirklich!
So, und nun wieder zurück zur Reise. Ich habe nun alle gelobt – alle Leser, meinen treuen Reisekoordinator Caner, natürlich die Lufthansa mit dem einfachen Online-Portal, selbstverständlich das Miles&More-Programm (das ich wirklich gut finde) und auch mein IPhone. Alle sind wir gut!
Jetzt aber zu den unguten Sachen in meinem harten Leben mit Porschemails, Miles&More und Lufthansa. Da gibt es noch natürliche Sachen: Wellengang! Ziemlich schlecht haben sich alle Hotelgäste auf der Rückfahrt mit dem Schnellboot von Phi Phi nach Phuket gefühlt, wo ja der Flughafen ist. Denn der Wellengang war schon wirklich heftig. Und da sind wir jetzt wieder in der Realität angekommen, auf welch hohem Niveau man leiden kann. Die Schneeboot-Jacht kämpft sich durch das aufgebrachte Wellenmeer, die Gesichter der acht Passagiere werden bleicher, fast alles gehen in die Kabine, nur ich und ein Pärchen halten im Heck aus – obwohl man dort ziemlich Nass wir, wann immer der Bug eine Welle schneidet: Dann spritzt das Meerwasser direkt ins Gesicht! Wir bekommen Ölzeugjacken und Handtücher. Ich werde zum Glück nicht seekrank. Ich kann diesen Wellengang sogar etwas genießen: es ist die Natur eben. Ganz wohl war es mir auch nicht, denn 2 Stunden Wellengang im Schnellboot sind schon heftig. So bin auch ich froh, dass wir in Phuket ankommen. Da habe auch ich ein wenig bleiches Gesicht, und die ersten Fußstapfen am Pier im Hafen fallen auch mir schwer.
Vom Hafen bringen uns mehrere Hotelautos zum Flughafen. Alle Gäste haben ihren festen Flug. Nur ich nicht: Ich bin auf Warteliste gesetzt, weil ich meinen Flug vor zwei Tagen umgebucht habe genau auf den Flieger, der vor ein paar Wochen bei der Erstbuchung gebucht war (und dann 7 mal geändert worden ist). Jetzt ist also die Flieger voll! Ich weiß also nicht, ob ich am frühen Abend nach Bangkok komme wie nun gewünscht. Ich hoffe es aber. Normalerweise klappt das immer. Aber es besteht immer ein Restrisiko. Irgendwie liebe ich solche Risiken und denke mir: mal sehen, ob alles klappt oder nicht. Und mal sehen, was dann passiert, wenn es nicht klappt.
Ich bin also auf Warteliste: In Phuket muss ich mir an einem Sonderschalter erst einmal meine Wartelistenpriorität betätigen lassen. Mit dieser Bestätigung gehe ich zum Standby-Schalter. Dort stehen zwei Araber, ein Engländer, zwei Thais und ein Mitarbeiter einer großen deutschen Fluggesellschaft mitsamt Tochter, die über Bangkok nach Frankfurt wollen – und zwar gemeinsam in der Businessclass schon ab Phuket. Er steht am Tresen und schimpft, schimpft und schimpft! Worüber er genau schimpft, weiß ich nicht. Jedenfalls schimpft er. Und die Mitarbeiter der Thai versuchen gute Mine zu machen. Doch er schimpft. Das einzige, was ich verstehe ist: Business Class for my Daugther!
Ich versuche, die Schimpferei zu durchbrechen und frage am Standby-Schalter, ob ich in die Lounge könnte, um mich umzuziehen. Denn diesmal möchte ich durch ein unpassendes Outfit niemanden ärgern, sondern wirklich meine Klamotten loswerden, die auf der Seefahrt schon etliches Salzwasser abbekommen haben. Ich kann leider nicht in die Lounge, sagt man mir, denn diese ist in Phuket hinter der Sicherheitskontrolle. Also gehe ich in die öffentliche Toilette und ziehe mich dort um. Das ist zwar nicht gerade intim, aber es funktioniert auch auch. Nur einmal werde ich gestört. Der Kerl hat halt mich in Unterhose gesehen. Mit frischer Hose und frischen Hemd fühle ich mich wohler. So umgekleidet komme ich wieder zurück an den Standby-Schalter, an dem die Thai Airlines alle Wartelisten-Passagiere abfertigt. Dort wird immer noch geschimpft. Der Mitarbeiter der großen deutschen Fluggesellschaft schimpft jetzt mit den zwei Arabern, die auch nach Bangkok wollen. Ich möchte eigentlich auch mitschimpfen, aber schimpfen kann ich nicht gut, und so ich habe langsam etwas Sorge: komme ich nach Bangkok in meiner Wunschmaschine – oder nicht? Entscheidet man hier am Thai Schalter, wer am besten schimpft? Oder wer seinen Koffer am nächsten am Schalter positioniert – sozusagen als Zeichen, ich bin schon ganz nah hier? Das zumindest haben die beiden Araber gemacht – und das dürfte auch der Grund sein, warum der deutsche Airline-Mitarbeiter mit ihnen schimpft. Ich bin etwas in Sorge, ob ich nach Bangkok rechtzeitig mitkomme.
Die beiden Thais, die auch warten, sind ruhig und bleiben immer noch im Hintergrund. Sie warten einfach, und haben ihre Koffer an einer Säule abgestellt, also ein paar Meter vom Schalter entfernt. Da stehen auch mein Koffer, meine Ledertasche und der Koffer des Engländers. Er ist auch etwas nervös, so wie ich. Wir kommen ins Gespräch: Er will nach London, in der Economy. Der Flug von Bangkok nach London ist schon bestätigt, da sitzt er mit seiner ganzen Familie zusammen fest gebucht. Es geht bei ihm nur um den Zubringerflug von Phuket nach Bangkok. Da würde er auch gerne mit seiner Familie im nächsten Flieger zusammen fliegen. Wenn das nicht klappen würde, müsste er mit dem anschließenden Abendflieger nach Bangkok nachkommen, aber auch so würde er auch noch den Anschluss nach London schaffen. Lieber wäre es ihm aber, wenn er schon jetzt mitkommt. So wäre er mit seiner Familie den ganzen Flug zusammen. Sein Wunsch wird erhört: Er ist der erste, der an diesem Wartelisten- und Standbyschalter seinen Boardingpass bekommt und namentlich aufgerufen wird. Er bekommt einmal Economy nach Bangkok.
Bereits entschwunden ist der Schimpfer. Er ist nicht mehr da. Auch seine Tochter nicht mehr. Das Ende der Schimpferei ist mir offensichtlich entgangen, als ich mich mit dem Engländer unterhalten hatte. Jetzt sind beide weg. Nun gut, das erhöht meine Chance, nach Bangkok als Wartelistenpassagier mitzukommen, denke ich mir: Oder haben beide ihren Platz gegen mich ergattert, weil der Vater so gut schimpfen konnte? Das überlege ich mir nun auch. Ich bin mir langsam wirklich unsicher. Ich bewundere die beiden Thais, die sich immer noch zurückhalten. Am Standby- und Wartelisten-Schalter stehen jetzt direkt am Tresen die beiden Araber – sie haben sich und mit Koffern dort gut positioniert. Man könnte sagen: Der Wartelistenplatz ist besetzt! Mit Mann und Koffern! Es ist eine Situation, die mir nicht sympathisch ist.
Ich versuche, robust mit meinem Ellbogen zum Schalter zu kommen und frage nach dem Stand meiner Dinge: Please wait, ist die Antwort. Zuerst kommen die beiden Araber dran. Sie fliegen offensichtlich Economy. Der eine ist fest gebucht, der andere auf Warteliste. Sie wollen aber zusammen fliegen, wie ich jetzt heraushöre. Das geht aber nicht. Schimpfend verlassen sie den Counter. Ich glaube ja mittlerweile nicht mehr, dass ich in der Maschine noch mitkomme, denn planmäßig sollte sie in 5 Minuten starten und ich bin immer noch in der Halle. Doch dann heißt es: Mr. Donnergeräusch, hier ihr Boardingpass! Den schnappe ich mir, gehe durch die Sicherheitskontrolle, dann zu Gate, besteige wieder einen Thai-Jumbo und gehe diesmal die Treppe herauf ins Oberdeck: Dort habe ich den ersten Platz ganz vorne auf der linken Fensterseite – der beste Platz in der Business-Class mit genauso viel Beinfreiheit wie in der First Class. Ich habe einfach immer Glück. Ich verstaue mein Handgepäck, an dem vom letzten Lufthansa Flug immer noch so ein Luggage-Label klebt, der mich fälschlicherweise zum HON macht: Priority HON steht da drauf. Das muss offensichtlich mein Hintermann gesehen haben: es ist der Lufthansa-Mitarbeiter mit seiner Tochter. Denn nach der Landung in Bangkok hat er sich bei mir entschuldigt. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum er sich bei mir entschuldigt. Er hat bestimmt wahrgenommen, dass ich auch am Wartelistenschalter stand. Und jetzt sieht er das Label. Manchmal machen also solche Kleinigkeiten einen Menschen wichtig, obwohl der Mensch wie ich es einer bin doch unwichtig ist. So ist das Leben.
Ich bin also wieder in Bangkok, diesmal zwei Tage. Deshalb fahre ich mit dem Taxi auch wieder ins Marriott Ressort Bangkok – eines meiner weltweiten Lieblinghotels. Es liegt ja mitten in Bangkok. Trotzdem hat es einen schönen Palmengarten, darin integriert einen Swimmingpool (ein Whirlpool fehlt auch nicht), es gibt dort mehrere ganz gute Restaurants und vor allem ein Cafe, in dem beste Schokolade-Spezialitäten angeboten werden. Zum Abnehmen ist dieses Hotel ganz und gar nicht geeignet. Auch das Frühstücksbuffet ist einfach zu gut dafür. Ich fühle mich in diesem Marriott fast wie zuhause, denn ich bin ja öfters dort. Ich weiß, wo das Business-Center ist, ich kenne die Marriott-Lounge, ich finde sofort die Apotheke im gegenüberliegenden Einkaufszentrum: Diesmal habe ich keinen Durchfall, sondern ich brauche eine Salbe gegen den heftigen Sonnenbrand, den ich mir auf Phi Phi zugezogen habe. Wann immer ich im Marriott Ressort in Bangkok nächtige, habe ich ein Wohlfühlproblem – entweder Durchfall oder Sonnebrand (was aber nicht am Hotel liegt). So ist das Leben.