Spanair-Unfall MD82 EC-HFP 20.08.2008 in MAD

Gibt es im A320 keinen Zugang vom Cockpit zum Avionikraum? War letztens mal im Cockpit von einem A340 und bin da mal runtergekraxelt (die Maschine war abgestellt in der Wartung ;) ) und hab mich im Avionikraum umgesehen.

Beim A320 wie auch bei der B737 kommt man nur von Außen ins E+E Compartment.....
 
Der vorläufige Unfallbericht ist raus:

http://www.fomento.es/NR/rdonlyres/...18DA3474E92C/38075/2008_032_A_preliminar1.pdf


Danach bestätigen sich die bereits weiter oben genannten Vermutungen (Slats/Flaps nicht ausgefahren, Warnsystem für falsche Startkonfiguration deaktiviert). Allerdings scheint, so wie ich das verstehe, der stick-shaker angesprochen zu haben.

Eine Zusammenfassung des Berichts gibts unter: http://www.airliners.de/news/artikelseite.php?articleid=16479

Interessant finde ich auch diesen Artikel (http://www.airliners.de/news/artikelseite.php?articleid=16438), wo berichtet wird, dass auf Lanzarote ein ähnlicher Vorfall glimpflich ablief, siehe:

"Ein US-Experte hatte die spanischen Stellen nach eigenen Angaben bereits im Januar vor der Gefahr einer solchen Katastrophe gewarnt. «Aber die Verantwortlichen in Spanien haben nichts unternommen», sagte der Amerikaner James W. Hudspeth der Madrider Zeitung «El País» (Sonntagsausgabe).

Der 63-jährige Pilot war an den Ermittlungen zu einem Beinahe-Unglück im Juni 2007 auf Lanzarote beteiligt. Auf der kanarischen Insel war eine Maschine vom Typ MD-83 - ebenso wie der Spanair-Jet - ohne ausgefahrene Klappen gestartet. Den Piloten gelang es damals gerade eben, das Flugzeug vom Boden abheben zu lassen. In beiden Fällen hatte nach Erkenntnissen der Ermittler das Alarmsystem versagt, vermutlich weil eine Sicherung defekt war.



Dass auf Lanzarote eine Katastrophe gerade noch vermieden werden konnte, lag nach Ansicht des Experten möglicherweise daran, dass die Windverhältnisse günstiger waren und die MD-83, die die Fluggesellschaft Air Comet damals beim österreichischen Unternehmen MAP Jet gechartert hatte, stärkere Triebwerke hatte als die verunglückte Spanair-Maschine vom Typ MD-82."


 
Hallo @munich,

diesen Lanzarote-Incident habe ich mit meinem Hinweise auf pprune in Beitrag 83 gemeint.

Wie 'befürchtet' ist der preliminary Report nur auf spanisch erschienen, mehr als eine lausige google-Übersetzung habe ich noch nicht gesehen. Anhand dessen eine Bewertung abzugeben ist mir leider nicht möglich, dafür kommt es zusehr auf verbale Feinheiten an.

Dass der Stick-Shaker anspricht ist in einem solchen Fall design-gemäß korrekt, der entsprechende Computer weiß ja, dass keine Flaps/Slats gesetzt sind und errechnet entsprechend mit der Stall-Charakteristik eines 'clean wing'.

Allerdings wird das Training der Recovery eines 'Departure Stall' nicht gefordert und m.w. auch nicht trainiert, da er ja eigentlich nicht vorkommen kann (wenn die Checklisten richtig abgearbeitet werden). Hier hätte nur geholfen

- MAX Power
- Nase runter
- Flaps checken/ausfahren

Was trainiert wird ist ein Low-Level-Windshear-Encounter, bei dem die Recovery ganz anders aussieht:

- MAX Power
- Nase halten (keinesfalls runter)
- Flaps/Gear bloß nicht anfassen
- Stick Shaker darf angehen

Die Handlungen schließen sich also gegenseitig quasi aus. Abgesehen davon ist es in der Eile unmöglich zu erkennen, ob eine Windshear vorliegt oder ein 'normaler' Stall.

So traurig es ist: Nach V1 war dieser Flieger quasi chancenlos. A trap wide open...

Gruß MAX
 
So traurig es ist: Nach V1 war dieser Flieger quasi chancenlos. A trap wide open...

Gruß MAX

Die große Sch... an diesem Unfall ist doch, dass es nicht einen, sondern gleich mehrere Unfälle und Fast-Unfälle gegeben hat, die beim gleichen Flugzeugtyp dieselben Ursachen hatten. Und es wurde nichts bzw. nicht genug getan/geändert.
Es kann und darf nicht angehen, dass ein lebenswichtiges Warnsystem ausfällt oder stillgelegt wird, ohne dass die Besatzung es in irgendeiner Form mitgeteilt bekommt. Hier hätten Hersteller, Zulassungsbehörden und Betreiber schon nach dem ersten Vorfall, der einige Jahre zurückliegt, sofort und entschlossen handeln müssen. Aber es ist ja so leicht zu sagen: wenn die Besatzung sich an die vorgeschriebenen Verfahren hält.....

Ich könnte ko....

Werner
 
Wie 'befürchtet' ist der preliminary Report nur auf spanisch erschienen, mehr als eine lausige google-Übersetzung habe ich noch nicht gesehen. Anhand dessen eine Bewertung abzugeben ist mir leider nicht möglich, dafür kommt es zusehr auf verbale Feinheiten an.

Hallo Max, ich habe später vielleicht etwas Zeit um den Bericht zu lesen und ich könnte die wichtigsten Stellen übersetzen. Du kannst mir sagen, ob Du ein Bereich insbesondere haben willst.
Gruß,
Cirrus
 
Die große Sch... an diesem Unfall ist doch, dass es nicht einen, sondern gleich mehrere Unfälle und Fast-Unfälle gegeben hat, die beim gleichen Flugzeugtyp dieselben Ursachen hatten. Und es wurde nichts bzw. nicht genug getan/geändert.
Es kann und darf nicht angehen, dass ein lebenswichtiges Warnsystem ausfällt oder stillgelegt wird, ohne dass die Besatzung es in irgendeiner Form mitgeteilt bekommt. Hier hätten Hersteller, Zulassungsbehörden und Betreiber schon nach dem ersten Vorfall, der einige Jahre zurückliegt, sofort und entschlossen handeln müssen. Aber es ist ja so leicht zu sagen: wenn die Besatzung sich an die vorgeschriebenen Verfahren hält.....

Ich könnte ko....

Werner

Da muß ich dir widersprechen:
Man darf sich nie ausschließlich auf Warnungen verlassen, der Hauptfehler liegt ganz eindeutig an den nicht ausgefahrenen Flaps. Die nicht funktonierende T/O Warnung war ein weiterer Fehler in der Fehlerkette.
 
Da muß ich dir widersprechen:
Man darf sich nie ausschließlich auf Warnungen verlassen, der Hauptfehler liegt ganz eindeutig an den nicht ausgefahrenen Flaps. Die nicht funktonierende T/O Warnung war ein weiterer Fehler in der Fehlerkette.

Das ist wohl wahr. Hätte man jedoch Konsequenzen aus ähnlichen Vorfällen richtig gezogen, wäre die Fehlerkette wahrscheinlich unterbrochen worden und der Unfall evtl. nicht passiert!

Hier mal ein paar relevante Passagen aus dem Bericht: (ohne Anspruch auf Richtigkeit, da eigene Übersetzung!)

...(Beim ersten Startanlauf) Laut Flugschreiber waren die flaps auf 11° ausgefahren. Am Rollhalt der Bahn bekam die Maschine um 13.24.57h ihre Startfreigabe. Um 13.26.27 teilte die Besatzung dem Tower mit, dass sie ein technisches Problem habe und die Bahn verlassen müssten. Um 13.33.12h teilten sie mit, zurück zum Vorfeld zurückzurollen. Die Besatzung hatte einen starken Temperaturanstieg am RAT festgestell und dies in das Aircraft Technical Log Book eingetragen. Auf dem Flugschreiber wurde eine maximale Temperatur von 104°C aufgezeichnet. [...]
Der Mechaniker überzeugte sich von der Fehlfunktion, konsultierte die MEL (...) und zog die entsprechende Sicherung. [Eine Aussage ob die Crew darüber informiert wurde fehlt leider im Bericht]
[...] Die Besatzung führte ihre Startvorbereitungen fort. Auf dem Voice Recorder konnten einige Ausdrücke identifiziert werden die den prestart, before start, [...] after start und taxi checklisten entsprechen. [..] Auf dem letzten Stück des Rollens zur Bahn schloss die Besatzung ihre Überprüfungen mit der letzen Checkliste vor dem Start (take off inminent checklist). Um 14.23.14 war die Maschine am Abflugpunkt der Bahn 36L und erhielt ihre Startfreigabe mit Wind 210/5. (..) Laut CVR wurde um 14.24.05 "V1" ausgerufen (bei einer vom FDR in diesem Moment aufgezeichneten Geschwindigkeit von 147kts CAS) und um 12.24.08 "rotate" bei 154kts CAS. Der FDR zeichnete einen Wechsel vom Bodenmodus in den Flugmodus auf (vom nose gear strut ground sense). Um 12,24.14 aktivierte sich der Stall Warning Stick Shaker und es ertönten 3x die stall warning [Horn]stall, [Horn]stall, [Horn]stall. Um 14.24.23h schlug das Flugzeug auf dem Boden auf. Während des gesamten Starablaufes bis zum Ende der Aufzeichnung wurde kein Alarm des TOWS aufgezeichnet (fehlende Startkonfiguration). Vom erneuten Verlassen der Parkposition bis zum Ende der Aufzeichnungen wurde für den Wert "flaps" 0° aufgezeichnet.
Die Startrollstrecke betrug 1950m. Nach dem Abheben stieg die Maschine auf 40Fuß über Grund bevor sie bis zum Aufschlag auf der Erde absackte. Während eines Großteils des Flugwegs hatte das Flugzeug eine leichte Schräglage nach links, gefolgt von einer schnellen Änderung nach rechts um 20°, nocheinmal leicht nach links, wiederum gefolgt von einer ruckartigen Bewegung um 32° nach rechts. Die maximale pitch erreichte 18°.

Soweit ich beim Überfliegen gesehen hab sind alles andere nur Beschreibungen, die mir auf den ersten Blick nicht relevant erschienen.
Die Aussagen über das auf dem CVR aufgezeichnete Abarbeiten der Checklisten liest sich für mich etwas komisch. "Konnten einige Ausdrücke identifiziert werden,.." klingt für mich etwas wischi waschi. Vielleicht liegts auch nur an meinem nicht sehr perfekten Spanisch aber das klingt nicht sehr profund. Mag aber evtl. auch sein, dass nur die Aufzeichnungsqualität sehr schlecht gewesen is, was ja auch wohl oft der Fall ist.

Ein paar Details die ich im Bericht nicht finden konnte:
Wurde "Flaps" tatsächlich auf einer der Checklisten erwähnt und wie wurde darauf geantwortet? Bestünde die Möglichkeit das der Flap Hebel im Cockpit in der richtigen Stellung war und die Flaps aufgrund eines technischen Defekts nicht ausgefahren wurden. (Vielleicht steht im letzten Teil des Berichts mehr.. ich wer ihn nochmal genauer lesen wenn ich mehr Zeit hab).
Wie es aussieht steht aber wohl im Bericht im Wesentlichen nur das was bereits sowieso bekannt war.

Einen schönen Abend allerseits!
VG
mic13
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank Mic13! Da ich Muttersprachler spanisch bin, habe ich mir erlaubt, Korrektur zu lesen. Nur ein Paar Details haben gefehlt, aber ansonsten super Arbeit! (und da mein Deutsch nicht so super ist, war so die bessere Lösung!)
Ich kopiere hier Dein Text und füge meine Änderungen dazu:

...(Beim ersten Startanlauf) Laut Flugschreiber waren die flaps auf 11° ausgefahren. Am Rollhalt der Bahn bekam die Maschine um 13.24.57h ihre Startfreigabe. Um 13.26.27 teilte die Besatzung dem Tower mit, dass sie ein technisches Problem habe und die Bahn verlassen müssten. Um 13.33.12h teilten sie mit, zurück zum Vorfeld zurückzurollen. Die Besatzung hatte einen nicht zulässigen starken Temperaturanstieg am RAT festgestell und dies in das Aircraft Technical Log Book eingetragen. Auf dem Flugschreiber wurde eine maximale Temperatur von 104°C aufgezeichnet. [...]
Der Mechaniker überzeugte sich von der Fehlfunktion, konsultierte die MEL (...) in dem respektiven Absatz/Punkt und zog die entsprechende Sicherung. [Eine Aussage ob die Crew darüber informiert wurde fehlt leider im Bericht]
Dies folgend wurde die Flugbereitschaft/der Einsatz des Flugzeuges vorgeschlagen und akzeptiert [das kann nur vom Kapitän bedeuten, oder?]

[...] Die Besatzung führte ihre Startvorbereitungen fort. Auf dem Voice Recorder konnten einige Ausdrücke identifiziert werden die den prestart, before start, des normalen Startsvorgangs [...] after start und taxi checklisten entsprechen. [..] Auf dem letzten Stück des Rollens zur Bahn schloss die Besatzung ihre Überprüfungen mit der letzen Checkliste vor dem Start (take off inminent checklist). Um 14.23.14 war die Maschine am Abflugpunkt der Bahn 36L und erhielt ihre Startfreigabe mit Wind 210/5. (..) Laut CVR wurde um 14.24.05 "V1" ausgerufen (bei einer vom FDR in diesem Moment aufgezeichneten Geschwindigkeit von 147kts CAS) und um 12.24.08 "rotate" bei 154kts CAS. Der FDR zeichnete einen Wechsel vom Bodenmodus in den Flugmodus auf (vom nose gear strut ground sense). Um 12,24.14 aktivierte sich der Stall Warning Stick Shaker und es ertönten 3x die stall warning [Horn]stall, [Horn]stall, [Horn]stall. Um 14.24.23h schlug das Flugzeug auf dem Boden auf. Während des gesamten Starablaufes bis zum Ende der Aufzeichnung wurde kein Alarm des TOWS aufgezeichnet (fehlende Startkonfiguration). Vom erneuten Verlassen der Parkposition bis zum Ende der Aufzeichnungen wurde für den Wert "flaps" 0° aufgezeichnet.
Die Startrollstrecke betrug 1950m. Nach dem Abheben stieg die Maschine auf 40Fuß über Grund bevor sie bis zum Aufschlag auf der Erde absackte. Während eines Großteils des Flugwegs hatte das Flugzeug eine leichte Schräglage nach links, gefolgt von einer schnellen Änderung nach rechts um 20°, nocheinmal leicht nach links, wiederum gefolgt von einer ruckartigen Bewegung um 32° nach rechts. Die maximale pitch erreichte 18°.

Soweit ich beim Überfliegen gesehen hab sind alles andere nur Beschreibungen, die mir auf den ersten Blick nicht relevant erschienen.
Die Aussagen über das auf dem CVR aufgezeichnete Abarbeiten der Checklisten liest sich für mich etwas komisch. "Konnten einige Ausdrücke identifiziert werden,.." klingt für mich etwas wischi waschi. Vielleicht liegts auch nur an meinem nicht sehr perfekten Spanisch aber das klingt nicht sehr profund. Mag aber evtl. auch sein, dass nur die Aufzeichnungsqualität sehr schlecht gewesen is, was ja auch wohl oft der Fall ist.
In PPrune wird das auf die schlechte Qualität der Aufnahme, die erstmal verarbeitet werden musste, um überhaupt es auswerten zu können, und wo trotzdem nicht alles hörbar ist.

Ein paar Details die ich im Bericht nicht finden konnte:
Wurde "Flaps" tatsächlich auf einer der Checklisten erwähnt und wie wurde darauf geantwortet? Bestünde die Möglichkeit das der Flap Hebel im Cockpit in der richtigen Stellung war und die Flaps aufgrund eines technischen Defekts nicht ausgefahren wurden. (Vielleicht steht im letzten Teil des Berichts mehr.. ich wer ihn nochmal genauer lesen wenn ich mehr Zeit hab).
Wie es aussieht steht aber wohl im Bericht im Wesentlichen nur das was bereits sowieso bekannt war.


Das wird nicht genannt, es wird aber erwähnt, dass u.a. die Anzeiger von Flaps und Slats gefunden worden sind, das könnte auch Hinweise geben.
Wahrscheinlich wegen juristische Aspekte sind alle Hinweise zu anderen Unfälle und Empfehlungen verschwunden und die Funktionsweise dieses Relais, das womöglich defekt war ( im Vergleich zu dem Entwurf, das vorher "irgendwie" öffentlich wurde).

Grüße,
Cirrus
 
Da muß ich dir widersprechen:
Man darf sich nie ausschließlich auf Warnungen verlassen, der Hauptfehler liegt ganz eindeutig an den nicht ausgefahrenen Flaps. Die nicht funktonierende T/O Warnung war ein weiterer Fehler in der Fehlerkette.

Lieber Oberbayer,

jetzt sind wir genau an der Stelle, die ich gemeint habe:
"der Hauptfehler liegt ganz eindeutig an den nicht ausgefahrenen Flaps" (die die Besatzung nicht ausgefahren hat und damit den ursächlichen Fehler gemacht hat).

Natürlich ist das der Hauptfehler. Ich habe auch nicht gesagt, dass man sich ausschließlich auf die Warnsysteme verlassen kann oder soll. Weil aber Menschen eben Fehler machen und man dies in der Geschichte der Luftfahrt mit Blut und Tränen (verzeih mir die pathetische Ausdrucksweise) gelernt hat, wurden Sicherheitssysteme wie eine takeoff configuration warning erfunden und eingebaut und auch vorgeschrieben. Und da auch ich weiß, das Menschen Fehler machen, macht es mich so wütend, dass es mindestens zwei Un/Vorfälle gegeben hat, die das mehr oder weniger exakte Drehbuch für diesen Unfall waren, und niemand in der Lage war, die augenscheinlich bauartbedingte Fehleranfälligkeit des Systems bei diesem Flugzeugtyp zu beseitigen, bevor wieder über 150 Menschen ihr Leben lassen mussten. Das darf nicht passieren, da sind einige oder gar viele Personen bei Zulassungsbehörden oder Betreibern ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden - und wenn 10 mal die Besatzung den ursächlichen Fehler gemacht hat, die Klappen zu vergessen oder zumindest nicht zu merken, dass diese nicht da standen wo sie sein mussten.

Ich habe es bisher 33 Jahre lang geschafft, dass bei jedem meiner Starts die Klappen in der richtigen Position standen und ich die configuration warning nicht als Warnung erleben musste. Damit will ich nicht angeben, ich habe halt bisher das Glück gehabt, dass meine jeweiligen Cockpitkollegen und ich an dieser Stelle keine Fehler gemacht haben , die nicht korrigiert wurden. Da ich aber genau weiß, dass jeder von uns Fehler machen kann und auch macht (und wer das abstreitet, hat m.E. im Cockpit nichts zu suchen), verlange ich, dass ein so wichtiges Sicherheitssystem wie eine takeoff configuration warning nicht unbemerkt ausfallen kann.

Viele Grüße

Werner
 
Und da auch ich weiß, das Menschen Fehler machen, macht es mich so wütend, dass es mindestens zwei Un/Vorfälle gegeben hat, die das mehr oder weniger exakte Drehbuch für diesen Unfall waren, und niemand in der Lage war, die augenscheinlich bauartbedingte Fehleranfälligkeit des Systems bei diesem Flugzeugtyp zu beseitigen, bevor wieder über 150 Menschen ihr Leben lassen mussten. Das darf nicht passieren, da sind einige oder gar viele Personen bei Zulassungsbehörden oder Betreibern ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden - und wenn 10 mal die Besatzung den ursächlichen Fehler gemacht hat, die Klappen zu vergessen oder zumindest nicht zu merken, dass diese nicht da standen wo sie sein mussten.

Ich weiss jetzt nicht genau die Details, aber angeblich gab es eine einmalige " Warnung" an den Betreibern, aber davon hätte Spanair nicht gewusst.
Ein so wichtiges System, ohne Redundanz zu bauen und sonst keine pflichtige Sicherheitsmaßnahmen zu erzwingen ist grob fahrlässig. Ich weiss nicht ob es kontraproduktiv sein könnte(für zukünftige Untersuchungen), aber ausnahmsweise wünsche ich den Anwälten viel Erfolg!
Gruß,
Cirrus
 
Lieber Oberbayer,

jetzt sind wir genau an der Stelle, die ich gemeint habe:
"der Hauptfehler liegt ganz eindeutig an den nicht ausgefahrenen Flaps" (die die Besatzung nicht ausgefahren hat und damit den ursächlichen Fehler gemacht hat).

Natürlich ist das der Hauptfehler. Ich habe auch nicht gesagt, dass man sich ausschließlich auf die Warnsysteme verlassen kann oder soll. Weil aber Menschen eben Fehler machen und man dies in der Geschichte der Luftfahrt mit Blut und Tränen (verzeih mir die pathetische Ausdrucksweise) gelernt hat, wurden Sicherheitssysteme wie eine takeoff configuration warning erfunden und eingebaut und auch vorgeschrieben. Und da auch ich weiß, das Menschen Fehler machen, macht es mich so wütend, dass es mindestens zwei Un/Vorfälle gegeben hat, die das mehr oder weniger exakte Drehbuch für diesen Unfall waren, und niemand in der Lage war, die augenscheinlich bauartbedingte Fehleranfälligkeit des Systems bei diesem Flugzeugtyp zu beseitigen, bevor wieder über 150 Menschen ihr Leben lassen mussten. Das darf nicht passieren, da sind einige oder gar viele Personen bei Zulassungsbehörden oder Betreibern ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden - und wenn 10 mal die Besatzung den ursächlichen Fehler gemacht hat, die Klappen zu vergessen oder zumindest nicht zu merken, dass diese nicht da standen wo sie sein mussten.

Ich habe es bisher 33 Jahre lang geschafft, dass bei jedem meiner Starts die Klappen in der richtigen Position standen und ich die configuration warning nicht als Warnung erleben musste. Damit will ich nicht angeben, ich habe halt bisher das Glück gehabt, dass meine jeweiligen Cockpitkollegen und ich an dieser Stelle keine Fehler gemacht haben , die nicht korrigiert wurden. Da ich aber genau weiß, dass jeder von uns Fehler machen kann und auch macht (und wer das abstreitet, hat m.E. im Cockpit nichts zu suchen), verlange ich, dass ein so wichtiges Sicherheitssystem wie eine takeoff configuration warning nicht unbemerkt ausfallen kann.

Viele Grüße

Werner

Servus Werner,

ok, jetzt sind wir wieder auf einer Wellenlänge, ich hab wohl deine Aussage ein bisschen falsch interpretiert.

Das A und O in der Luftfahrt ist es, aus Unfällen bzw Zwischenfällen zu lernen und ggf. Maßnahmen einzuleiten. (AD-Note usw)
Wenn es hier Verseumnisse gegeben hat, muß es natürlich aufgearbeitet werden.

Nix für ungut
Grüsse aus Oberbayern
 
Zunächst mal Danke an unsere beiden "Übersetzer", aber auch an Max und Werner!

Übrigens ging es mir ähnlich wie Werner!

Auch ich bin der Meinung, dass sich dieser Unfall mehrmals vorher angekündigt hat!

[...]
Es kann und darf nicht angehen, dass ein lebenswichtiges Warnsystem ausfällt oder stillgelegt wird, ohne dass die Besatzung es in irgendeiner Form mitgeteilt bekommt.
[...]

Werner

Hier würde ich sogar noch weiter gehen!

Ein Warnsytem, das nicht funktioniert ist schlimmer, wie wenn überhaupt kein Warnsystem vorhanden ist, da man sich unterschwellig darauf verlässt. :thbdwn:

Es ist immer wieder das Gleiche. Auch hier habe ich das Gefühl, dass von den Sicherheitsbehörden einfach geschlampt wurde. Und die können das ja leider Gottes tun ohne dass ihnen an den Karrn gefahren wird.

Ich habe beispielsweise dieser Tage den Unfallbericht des AF-A340 in YYZ nochmals gelesen.

Wenn ich sehe was dort an Sicherheitsempfehlungen bzgl. Hinternisfreiheit hinter den RWYs gefordert wird und was "drausen" so alles an RWYs "kreucht und fleucht" habe ich nicht das Gefühl, dass das jemand kratzt (siehe Crash in Sao Paulo CGH).

Und es ist eben mal so, wie Werner schon sagt: wenn ein Glied der Kette, die zu einem Unfall führt durchbrochen wird, passiert der Unfall nicht. Und so gut wie jeder Unfall, denn ich mir angesehen hab - und das sind nicht wenige - besteht aus einer "Kette" von Versäumnissen und Fehlern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist immer wieder das Gleiche. Auch hier habe ich das Gefühl, dass von den Sicherheitsbehörden einfach geschlampt wurde. Und die können das ja leider Gottes tun ohne dass ihnen an den Karrn gefahren wird.

Wieso das denn?

Auch die zuständigen Behörden (und natürlich der Betreiber des Flugzeugs) werden doch nicht tun und lassen können was sie wollen!

Klingt ziemlich unfassbar....:think:
 
Doch @ Mannerl! So unglaublich es auch klingen mag.

Bekanntestes und auch mit den schlimmsten Folgen endendes Beispiel ist die Geschichte mit der DC10 und der Frachtraumtür. Auch dieser Unfall bei Paris hat sich lange vorher angekündigt (Beihnahe-Unfall der AA, der sogenannte "Windsor-Zwischenfall", wo es so gerade nochmals gut ging). Die FAA, die ja eine gewisse Vorreiterrolle in Sachen Luftsicherheit hat, hat damals anstelle einer Lufttüchtigkeitsvorschrift (Airworthiness Directive) unter dem Druck der Regierung (Nixon) lediglich eine "Empfehlung" herausgegeben, weil man die amerikanische Luftfahrtindustrie "schützen" wollte, die zu dieser Zeit in einer Krise steckte. Auch MD als Hersteller weigerte sich den dringlichen Empfehlungen der NTSB nachzukommen. Man muss sich vorstellen, dass bis zum "Windsor-Zwischenfall" über 100 Beschwerden über das Schließen der Frachtraumtür eingegangen waren. Aber auch andere Dinge, die bei dem Zwischenfall ans Tageslicht kamen, wie z.B. fehlende Lüftungsöffnungen zum Druckausgleich zwischen Fracht- und Passagierraum, sowie eine Verstärkung des Bodens bleiben auf der Strecke. Es würde hier zu weit führen, das alles in allen Einzelheiten aufzuzeichen.

Dass "wir Europäer" um keinen Deut besser sind, kannst Du im Thread Unfälle, Zwischenfälle ..., nachlesen (siehe A320 Unfall in Sao Paulo).

Aber auch wenn man an den Crash am Bodensee denkt, kann man sehen welcher Pfusch in Sachen Sicherheit gemacht wurden. Bis zu diesem Unfall war die Warnung des TCAS, was die Priorität anging, auch nur mehr als lasch geregelt. Auch wenn sich namhafte westliche Carrier an den Vorrang der TCAS-Warnung hielten.

Oder lies mal den von mir oben verlinkten Unfallbericht der AF in Toronto. Und dann schau mal, was bis zum heutigem Tag aus diesen Erkenntnissen an tatsächlichen Anordnungen entstanden ist.

Übrigens auch unser Münchner Flughafen spielte über Jahre hinweg, was seine zu glatten RWYs und Taxiways anging nicht gerade eine rühmliche Rolle. Ich habe hier im Forum mal einen ganz erbosten Beitrag dazu geschrieben. Gott sei dank, hier ging ja noch mal alles gut. Aber der Krug geht bekanntlich so lang zum Wasser bis er bricht!:thbdwn:
 
danke für die ausführliche Antwort!

Es wäre jetzt interessant wenn man diese paar Zeilen jemanden vorliegen würde der zu den "Verantwortlichen" gehört!
(auch wenn die Vorwürfe nicht konkret sind!)

MFG
Mannerl, der aber trotzdem immer noch glaubt hier in MUC in ein sicheres Flugzeug zu steigen!
 
schon seit ewigen Zeiten beklagt sich auch das NTSB über das Verhalten der FAA. Die haben zum einen eine Dringlichkeitsliste eingeführt (Probleme die die FAA ignoriert hat wurden dort aufgeführt), zum anderen haben sie das Verhalten der FAA als 'Tombstone-policy' angeprangert, sprich es bewegt sich erst was wenn es Leichen gibt.
Und über Schutzverhalten den 'eigenen' Herstellern gegenüber kann man auch genug nachlesen....


Saigor
 
laut BR3 wird durch die spanische Statsanwalt nun gegen 2 JK Techniker und einem Ingenieur wegen fahrlässiger Tötung ermittelt...:eyeb::think:
 
Wenn, dann haben sie nur einen Teil der Käselöcher auf Reihe gebracht...
Es kann sein, dass die einfache Abschaltung der Heizung der Sonde in diesem Fall nicht empfohlen war. Müsste man die MEL-Anleitung sehen.
Auf jeden Fall sie haben aber nicht die andere Systeme ausgeschaltet. Das war die Folge vom defekten Relais wahrscheinlich. Das machte sich als abnormale Heizung der Sonde bemerkbar. Sie haben anscheinend nur ein "Symptom" einfach ausgeschaltet, anstatt die Ursache zu identifizieren (das defekte Relais). So ist das Flugzeug ohne TOWS gestartet. Wie detalliert die MEL-Anleitung hier ist, ist mir nicht bekannt. Man könnte das zu klären versuchen, so wie die Betriebsorganization, etc.. Aber den Techniker wegen Mordes anzuklagen? Schliesslich hätten die Piloten die Flaps stellen müssen und dies auch überprüfen.
Wie ist das, normalerweise werden die Luftfahrtunfälle nicht verfolgt, ausser bei grober Fahrlässigkeit oder Mutwilligkeit?
Gruß,
Cirrus
 
Was ich mich nun die ganze Zeit beim lesen der Posts und Artikel gefragt habe:
Wann wurden die Klappen eingefahren?? Scheinbar doch erst an der Parkposition.
Warum erst da, und von wem? Von einem Techniker, um sicher an den Triebwerken arbeiten zu können?
Wenn die Crew dachte, sie wäre noch auf Flaps 1, weil sie es nicht verändert hatte, dann is der Punkt zum Zeitsparen vllt übersprungen worden? (natürlich auch nicht korrekt)
Oder hat das Versagende relais das Fahren der Klappen beeinflusst, bzw. die Anzeige?

Für meine Begriffe sind die Berichte in diesem Bereich enorm mager, bzw. schwammig.

Gruß,
Jan
 
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