Lufthansa Pilotenstreik 2014/2015

Zum Grundgehalt der ganzen Sache werde ich mich nicht weiter einlassen, da ich bis zu einem bestimmen Punkt beide Seiten verstehen kann und nicht tief genug in der Sache bin, um hier wirklich eine eindeutige Position beziehen zu können. Aber ein Absatz fordert fast schon eine Reaktion:

Wenn man sich nicht einigen will, dann streiken wir halt so lange, bis man es will- ob es Dir passt oder nicht. Wenn es 500 Mio kostet, dann kostet es 500 Mio. Kostet es 1 Mrd., dann kostet es eine Mrd!
So lange, bis endlich der Obermufti sich den Empfehlungen seiner eigenen Untertanen anschließt und endlich diesen Konflikt beendet! Es wird keine Lösung, sondern nur Schmerzen geben, wenn der Stift des Muftis trocken bleibt!

Lieber Flaps full, ich lese hier eigentlich recht gerne Deine Beiträge, hoffe aber, dass der o. g. Absatz in einem Anflug von Zorn geschrieben wurde und nicht Deine grundsätzliche Herangehensweise bei Problemen und Konflikten ist. Ich fände es sehr bedenklich, wenn man mit einer "ich setz jetzt meine Meinung durch egal um welchen Preis" - Einstellung die Verantwortung in einem Flugzeug hat. Ich dachte eigentlich immer, dass gerade Piloten lernen und gelernt haben, dass stures Durchboxen schnell mal auch zur Katastrophe führen kann.

Viele Grüße

Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Haltung einiger Piloten hier fragt man sich schon, warum die überhaupt noch bei LH arbeiten. Jedes andere Unternehmen hätte sie sofort gekündigt, wenn man so über seinen Chef und die Firma herzieht.
 
Was ich mich inzwischen ernsthaft frage, ist wie die VC hier ein Loesungszenario sieht - es ist nun gerichtlich per Bescheid unterbunden worden wg dem Thema Wings zu streiken. Die neuen Verhandlungen beinhalten jetzt auch "nur mehr" die Vorruhestandsregelungen. Was wenn LH hier nicht nachgibt. Oder was, wenn LH nachgibt, aber dafür wirklich keinen Piloten mehr bei LH Passage anstellt und alle Maschinen n Zukunft mit anderem Personal beredest werden?

Immerhin ist die Position der LH Führung nun gestärkt und man kann ungestört mit dem Wings Konzept fortfahren - und seinerseits nun als Druckmittel hier die Schlagzahl erhöhen ... es interessiert wie gesagt keinen Kunden, ob er mit LH Pilot nach MUC/FRA fliegt, oder mit Wings, AUA oder sonstigen LH Gruppe Piloten. Weil für Sicherheit & Zuverlässigkeit steht der Name Lufthansa und nicht die Piloten per se. (die sind zwar meiner Meinung nach sicherlich auch mit die besten unter der Sonne, aber auch die von der AUA oder Eurowinds werden mich jedenfalls sicher ans Ziel bringen).

Ich sehe hier ein wenig ein Dilemma der VC. Weil wie um alles in der Welt will man da wieder rauskommen? Mehr Streiks? Dann gibt die LH bei den Altersregelungen nach und stellt einfach keine neuen Piloten mehr ein. Was dann?

Natürlich wird das Ganze juristisch noch länger dauern, aber für mich zeichnet sich schon ab, dass irgendwann ein paar Piloten die werten Vertreter der VC klagen werden - weil sie mit ihrer Strategie mehr kaputt gemacht haben (weil wenn VC wirklich insolvent wird, dann wars das für Pilotengewerkschaften in der Lufthansa denke ich - Stichwort Nachfolgeregelungen von Verbindichkeiten etc). Weil es wurde ja nicht nur der 13e Streik gekippt, sondern auch schon auf 60 Mio EUR Schadenersatz geklagt (vor der Verfügung schon, dh die Summe wird sicher erhöht werden) und auch bei den ersten Streiks gab es wohl Ungereimtheiten bzgl Rechtmäßigkeit des Streiks bei der Cargo ... droht hier in Summe viel Ungemach für die VC, oder ist das nur das Gewitter in den Medien nach der Verfügung?

Im Uebrigen schätze ich die Kommentare unserer LH Pilotenkollegen hier im Forum sehr und verstehe sogar die eine oder andere Entgleisung (weil der Druck einfach riesig ist und es für diese Menschen um sehr viel geht). Das wollte ich gerne noch einmal dezidiert betonen!
Aber wenn ich den werten Hr. Schulz oder diesen Hr. Wahl so höre ... na ja, lassen wir das!
 
... (weil wenn VC wirklich insolvent wird, dann wars das für Pilotengewerkschaften in der Lufthansa denke ich - Stichwort Nachfolgeregelungen von Verbindichkeiten etc). ...
Eine (advocatus diaboli ego) neue Gewerkschaft wäre eine neue Rechtsperson mit neuer Satzung, neuen Organen, neuen Amtsträgern, die auf gewisse Formalien achten muß, um nicht in Haftung für Altverbindlichkeiten zu geraten. Es gibt in Deutschland keine Vorschrift à la eine Berufsgruppe - eine Gewerkschaft. Nach jedem betrügerischen Bankrott einer Mittelstandsklitsche gibt es übermorgen eine Nachfolgeklitsche, sodaß nicht sofort einzusehen ist, wieso Altmitglieder einer (evtl. fahrlässig) insolventen Gewerkschaft keine neue gründen können sollten.

Viel relevanter scheint mir die Frage, ob die LH es mit ihrer Klage vermögen wird, eine Durchgriffshaftung in Privatvermögen einzelner oder aller VC-Organe oder VC-Mitglieder oder VC-Streikenden zu erreichen. In allerletzterem Fall (Haftung aller Streikenden) ergäbe die begehrte Summe von 60 Mio. bei rund 5500 Streikteilnehmern knapp 11000 Euro pro Nase - hat man nicht unter der Yucca, ist aber auch weit vom persönlichen Ruin und wohl idR kein Fall von Privatinsolvenz.

M.E. alles hochspekulativ, eine Drohkulisse und sicherlich auch nach 18 Monaten des Verzichts auf diesen Schachzug noch immer nicht geeignet, aus den Spezialisten in Reihe Null ein Maximum an Flugsicherheit herauszuquetschen.
 
Ich finde es krass, was da im Moment bei LH abgeht. Vor allem mit CS als Pilot wundert es mich, dass er den Argumenten der VC so vehement entgegen tritt. Dabei müsste er doch die besonderen Probleme der Piloten zu würdigen wissen. Vielleicht reagiert er gerade deswegen so?

Die VC hat natürlich mit dem neuen Urteil ein Problem. Zwischendurch klang es auch hier im Forum an, dass man fast aus selbstlosen altruistischen Motiven streiken würde, da nach den Piloten jede andere Gruppte im Konzern "dran" sei. So eine Argumentation dürfte sich mit dem Urteil erledigt haben. Streiken für andere ist nicht und Streiken gegen unternehmerische Entscheidungen ist auch nicht. Bleiben nur Tarifregelungen. Und wenn die Piloten nun anfangen für eine höhere Übergangsversorgung, höhere Löhne und früheren Renteneintritt zu streiken, dann wird sich das Blatt sicher nicht zu ihren Gunsten wenden.

Mein Eindruck ist, dass CS auf jeden Fall die Übergangsversorgung beenden will, denn diese bindet den Konzern über Jahrzehnte. Einmal gemachte Versprechen sollten gehalten werden aber heutigen NFF zu versprechen, dass sie nach 40 Jahren zu bestimmten, mehr oder weniger großzügigen Bedingungen in Rente gehen können, ist betriebswirtschaftlich verrückt. Daher hat die VC glaube ich schon Recht mit ihrem Eindruck, dass der Einigungswille begrenzt ist. Diese alten Zöpfe will man wohl unbedingt loswerden.

Ich sehe auch nach dem Urteil eigentlich nur den Weg, dass die VC bei "Wings" einen entsprechend hohen Organisierungsgrad erreicht, um dann Tarifauseinandersetzungen führen zu können. "Wings" zu verhindern dürfte wohl endgültig gescheitert sein und wenn CS es wirklich durchzieht und keine NFFs mehr zu LH-Bedingungen einstellt, werden diese irgendwann "freiwillig" bei "Wings" anfangen, denn irgendwo wollen oder müssen sie ja fliegen.

In jedem Fall wird da im Moment viel Porzellan zerdeppert, was LH früher einmal ausgemacht hat. Für die Kunden genauso wie für die Mitarbeiter, Piloten selbstverständlich eingeschlossen.
 
Mein Eindruck ist, dass CS auf jeden Fall die Übergangsversorgung beenden will, denn diese bindet den Konzern über Jahrzehnte.
Sie bindet nicht mehr als ein Arbeitsvertrag. Übergangsversorgung heisst, dass man die letzten sagen wir mal fünf Jahre seines Arbeitslebens für null Arbeit 60% des regulären Gehalts bekommt - weil man irgendwann mal der Meinung war, so alte Piloten will man nicht im Cockpit sitzen haben. Den Anspruch darauf hat man aber nicht schon mit 20.
 
In jedem Fall wird da im Moment viel Porzellan zerdeppert, was LH früher einmal ausgemacht hat. Für die Kunden genauso wie für die Mitarbeiter, Piloten selbstverständlich eingeschlossen.

Es ist halt einfach nirgends mehr das Geld da wie zu den Zeiten als Staats- und Monopolairline. Sobald es Konkurrenz und Marktwirtschaft gibt spart man entweder an allen Ecken und Enden oder man geht pleite. Das muss jeder begreifen, auch die Piloten.
 
Den Anspruch darauf hat man aber nicht schon mit 20.
Wenn der Tarifvertrag die Übergangsversorgung so regelt, dann ist sie vertraglicher Bestandteil. Genauso wie das Gehalt oder andere Regelungen, die im Tarifvertrag und nicht einzelvertraglich geregelt sind. Ergo bindet sich LH einen Piloten ans Bein, dem sie nach ca. 40 Jahren diesen Vertragsbestandteil unter normalen Umständen gewähren muss.

Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass genau das nicht (mehr) gewollt ist, weswegen das Angebot von VC auch keine Grundlage sein kann. Mir scheint man will die Übergangsversorgung ersatzlos streichen.
 
Wenn der Tarifvertrag die Übergangsversorgung so regelt, dann ist sie vertraglicher Bestandteil. Genauso wie das Gehalt oder andere Regelungen, die im Tarifvertrag und nicht einzelvertraglich geregelt sind. Ergo bindet sich LH einen Piloten ans Bein, dem sie nach ca. 40 Jahren diesen Vertragsbestandteil unter normalen Umständen gewähren
muss.
Nur wenn der Tarifvertrag in 40 Jahren auch noch gilt. Und wenn der Pilot nach 20 Jahren die Firma verlässt (warum auch immer), dann kriegt er auch keine Übergangsversorgung.

Worauf ich hinauswill: dass die Lufthansa sich jahrzehntelang eine finanzielle Belastung ans Bein bindet, liegt nicht primär an der ÜV, sondern daran, dass sie einen Piloten einstellt. Dafür bekommt sie auch was, nämlich die Arbeitsleistung des Piloten. Dass diese sich durch die ÜV verteuert, bestreite ich nicht.
 
Nur wenn der Tarifvertrag in 40 Jahren auch noch gilt. Und wenn der Pilot nach 20 Jahren die Firma verlässt (warum auch immer), dann kriegt er auch keine Übergangsversorgung.

Worauf ich hinauswill: dass die Lufthansa sich jahrzehntelang eine finanzielle Belastung ans Bein bindet, liegt nicht primär an der ÜV, sondern daran, dass sie einen Piloten einstellt. Dafür bekommt sie auch was, nämlich die Arbeitsleistung des Piloten. Dass diese sich durch die ÜV verteuert, bestreite ich nicht.

Das ist ja im Grundsatz unstreitig und gilt für jeden Mitarbeiter. Es geht aber gerade doch um die Verteuerung durch die Übergangsversorgung, die LH nicht mehr zeitgemäß und angemessen erscheint.
 
Der Auslöser für die abermalige Verschärfung war das anhaltende Zinstief, durch das die Finanzierung der gesamten betrieblichen Altersversicherung absäuft.

Unternehmen, die Altersversorgung als Geschäftsmodell haben, nehmen ihren Garantiezins vom Markt.

Der Konflikt kann sich also nur darum drehen, ob die Arbeitgeber bei Gelegenheit der hier zwingend zu erzielenden Änderungen darüber hinausgehende Summen Richtung Aktionäre verschieben. Insofern ist die unternehmerische Entscheidung dann nicht mehr EuroSunExpress ja oder nein, sondern ob man den Konzern von einer Umsatzrendite von 11 oder doch nur 7 % her rechnen will - also zwei oder doch drei Milliarden auf 30 Mia. Umsatz.

Angesichts der Tatsache, daß Institute wie Goldman Sachs oder die Commerzbank (15,6% Bundesbesitz, 5% Blackrock) an Finanzierungen für Firmen wie Etihad mitwirken, ist die die Phalanx derer, die der VC mit Moral und Vaterland kommen, sehr, sehr interessant strukturiert.

Wenn wir das genannte Durchschnittsbrutto von € 145000 mit der Zahl von ca. 5400 KTV-Piloten multiplizieren und in Bezug zum erwirtschafteten Umsatz im Geschäftsfeld** 2014 von € 17098 Mio. setzen, wäre die so bestimmte "Rendite" der KTV-Piloten 783 zu 17098 Mio, also knapp 4,6%. Die Hälfte davon kassiert Deutschland als Steuer.



** Als Abschätzung, zu vermindern um den nicht ausgewiesenen Umsatz der CLH, wofür der hinzuzurechnende Umsatz der GEC fehlt.
 
Eilantrag zum BVerfG von Marburger Bund, VC, DJV gegen Tarifeinheitsgesetz hat keinen Erfolg:

http://www.tagesschau.de/inland/tarifeinheitsgesetz-111.html
... "Das Gericht hält diese verbleibende Handlungsmöglichkeit immer noch für so relevant, dass es zumindest bis zur Entscheidung im Hauptsacheverfahren erträglich ist, diesen Zustand erst einmal hinzunehmen", sagt Experte Greiner.

...

In der heutigen Entscheidung seien durchaus kritische Anmerkungen enthalten, so Greiner: "Das Gericht erklärt auch ganz deutlich, dass es die Probleme des Gesetzes anerkennt, nämlich die Schwächung der Verhandlungsmacht von Gewerkschaften und die drohende Abwanderung von Mitgliedern."

Er persönlich, sagte Greiner, halte das Gesetz ohnehin für verfassungswidrig: "Wenn es überhaupt eine Regelung auf dem Gebiet der Tarifautonomie gibt, die als verfassungswidrig zu beurteilen ist, dann ist es diese. Es wird letztlich eine Art Zwei-Klassen-System von Gewerkschaften geschaffen. ...
 
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