Lufthansa Pilotenstreik 2014/2015

Ich habe gerade im Radio gehört, dass die Piloten der LH "schon wieder" (so der O-Ton) streiken wollen. Möglich sei das ab sofort, aber die "Gewerkschaft hätte die Güte, das kurze Zeit vorher an zu kündigen", um die Passagiere zu warnen. Radiopolemik halt ...

Stimmt das? (ich meine den möglichen Streik).
 
Sieht so aus, da wohl die neuesten Tarifverhandlungen nicht positiv verlaufen. U.a. geht es wohl auch um die Betriebsrentenregelung.
 
Ist richtig so. Die VC will einen Streik drei Tage im Voraus ankündigen, damit die Passagiere sich darauf einstellen können.
 
Bei allem Verständnis für die Piloten, aber ich finde das Verhalten von ihnen ein Stück weit auch widersprüchlich.

Einerseits will man die Übergangsversorgung behalten (an sich ja verständlich), andererseits gibt es aber auch genug Fälle, bei denen Piloten sogar geklagt haben, dass sie auch noch nach dem 60. Geburtstag bis 65 fliegen dürfen.
Da finde ich es nur zu verständlich von Lufthansa, dass sie sagen, für was brauchen wir noch diese Übergangsversorgung wenn sogar Piloten klagen, länger fliegen zu dürfen?

Ich möchte keinem Piloten zu nahe treten, aber das ist mein subjektiver Eindruck von der Situation.
 
Es gibt eben unterschiedliche Leute. Die einen wollen nicht so lange arbeiten, andere halt länger. Meiner Meinung nach verständlich.
 
Bei allem Verständnis für die Piloten, aber ich finde das Verhalten von ihnen ein Stück weit auch widersprüchlich.

Ein Widerspruch ist es nicht. Nicht jeder altert in gleichem Maße, nicht jeder hält die notwendige mentale und physische Leistungsfähigkeit bis zum Schluss. In den allermeisten Berufen nicht annähernd so relevant wie im Cockpit.
Medizinische Checks filtern nur begrenzt.
Wer sich weiterhin fit fühlt und den 'Spaß' nicht verloren hat, benötigt keine zugesicherte Übergangsversorgung.
Wer aber mögliche Zeichen der Zeit für sich verantwortungsvoll interpretiert und rechtzeitig aufhört, sollte nicht noch mit einer Versorgungslücke bestraft werden.
Daher habe ich zwar für das verteidigen der Übergangsversorgung Verständnis, deswegen aber jetzt schon wieder zu streiken ist in meinen Augen nicht mehr nach zu vollziehen. Zumal LH angeblich den Status Quo bis Ende 2016 zugesichert hat. Extern und auch intern macht sich die VC mit sowas immer weniger Freunde...
 
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Wieso gehen die Jungs und Mädels dann nicht einfach am Check-In Schalter oder in die Operation? Dann müssen sie nimmer fliegen, können aber weiter arbeiten und liegen dem Arbeitgeber nicht von daheim auf dem Geldbeutel.
 
Wieso gehen die Jungs und Mädels dann nicht einfach am Check-In Schalter oder in die Operation? Dann müssen sie nimmer fliegen, können aber weiter arbeiten und liegen dem Arbeitgeber nicht von daheim auf dem Geldbeutel.
Bis die da angelernt sind, sind sie ja fast schon wieder im rentenfähigen Alter. Ich finde das keine gute Idee.
Meiner Meinung nach haben die Piloten genug Gehalt um sich da selbst was zu sparen für solche Probleme.
 
Erzähl mal einem 60jährigen Kapitän (der bisher 3 oder 4 Interkont-Einsätze pro Monat geflogen ist) dass er ab dann ne 5-Tage Woche mit Schichtdienst hat....und jeden Tag zum Flughafen "anreisen" muss...:rolleyes:
 
Aber der Dachdecker muss mit 62 noch auf dem Dach rumkraxeln...

@MUCFLYER: naja, wer sich jedes Jahr ein Haus leisten kann, hat genug Altersvorsorge ;)
 
Ich zitiere mich einmal selber zu dem Thema:

...Die Piloten sind unbelehrbar und uneinsichtig. Mir konnte bisher kein Poster klar machen, weshalb bei steigender Lebenserwartung ausgerechnet die Piloten sich schon mit 55 aus dem Berufsleben verabschieden können sollen (auf Kosten ihres Arbeitgebers), wenn gleich die gesamte Bevölkerung länger arbeiten muss.

Ich kann die Unmenschlichkeit in der Anhebung auf etwa 60 Jahre nicht nachvollziehen. Insbesondere dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass die Regelungen etwa 50 Jahre alt sind und die heutige Arbeitsbelastung im Cockpit merklich durch die Automatisierung zurückgegangen sind. Ferner Frage ich mich, weshalb ein Streik in diesem Umfang gerechtfertigt ist.

Ich hoffe, dass die Lufthansa sich im Punkt Arbeitszeit nicht erpressen lässt!
 
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... und die heutige Arbeitsbelastung im Cockpit merklich durch die Automatisierung zurückgegangen sind...

Was bedeutet denn in diesem Fall Automatisierung? Plakativ ausgedrückt doch das die ehemaligen Funker, Navigatoren und Flugingenieure in die Konsolen und Displays der Piloten hinein rationalisiert wurden. Schaut zwar im Vergleich zum damaligen Uhrenladen alles hübsch aufgeräumt und optisch entspannt aus, die trotz aller Automatisierung aber zu verarbeitende Informationsflut ist immens und trifft -trotz guter Ausbildungen- immer wieder auf kognitive Limits des Menschen.
Die obige Behauptung greift mir einfach zu kurz und ist niemals durchgängig. Durchaus gibt es unter optimalen situativen Gegebenheiten und entsprechenden Wetterbedingungen und ohne zeitlichen Druck auch recht entspannte Flüge. Vergessen sollte man dabei nur nicht den übrigen Anteil. Arbeitsbelastung definiert sich im Cockpit gerade auch durch Aspekte die der modernen Fliegerei geschuldet sind. Bei Dienstzeiten bis zum erlaubten Anschlag muss oftmals zum Ende hin die volle Leistungsfähigkeit abrufbar sein. Jeder weiß was damit bei Landungen unter extremen Wetterbedingungen in vollen Lufträumen mit bspw. Holdings und Diversions gemeint sein kann. Von Auswirkungen bei technischen Problemen gar nicht zu reden.
Die Langstrecke stellt sich dabei mit dem Thema Ermüdung noch deutlich komplizierter dar.
 
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Abflug USA Ostküste. 2 Mann. Vor dem Wakeup ein Schlafversuch. So ein Pech aber auch, das gerade jetzt die Straße saniert wird. Presslufthammer drühnt die ganze Zeit, an Schlaf nicht zu denken.
20.40 dt Zeit Wake Up. 21.40 dt Zeit Pick up. Fahrt zum Airport, nach kurzer Zeit Stau. Man wird durch dieses monotone langsam"fahren" müde. Auch kein Wunder, ist ja mittlerweile 22.15 Uhr bei meiner inneren Uhr. Irgendwann Ankunft dann am Airport. Fast 30 Min quer durch den Airpot laufen. Ist ja alles so groß dort in den Staaten. Irgendwann Ankunft am Flieger. Geplant Offblock kurz nach Mitternacht. Eine Stunde vorher etwa am Flieger angekommen. Vorbereitungen lassen de Müdigkeit in den Hintergrund treten. Gäste an Bord, es geht los. Wie immer von 0 auf 100 in kürzester Zeit.
Wir starten in die tiefstehende Sonne. 30 min nach T/O merkt man bereits deutlich die Nach hereinbrechen. Entlang der Ostlüste geht es Richtung Neufundland. Man fängt das Rechnen an für die Oceanic Clearance, Zeit FL, Speed usw.. Den entspr. Request fertig machen und abschicken. Es kehrt etwas Ruhe ein nach 2,5 Std Dauerarbeit. Die Nacht ist fast ganz bereits da. Die Augen werden müde. Es kommt die Oceanic Clearance. Dumm gelaufen, komplette Re-Routng über den Teich. Die Hälfte des Fluges neu programmieren, auf den EFBs, in den FMS, in den NAT Crossing Rechner. Flugplan ändern. Die Nacht ist stock dunkel, man erkennt nichts. Die letzten Dinge fertig machen. Aus dem ruhigen Flug sind mittlerweile 3,5 Std dauerarbeit geworden. Wir sind auf dem Teich, alles läuft jetzt nach Plan. Ach ne, natürlich nicht. Level nicht bekommen und dazu noch das Re Routing. Kostet Sprit und Zeit. Anschlussflüge ausfindig machen. Sonnenaufgangszeit berechne, unsere Islamischen Gästen wollen beten...jetzt endlich kehrt etwas Ruhe ein. Wir sind seit 5 Std in der Luft. Die Müdigkeit überkommt einen. Immer wieder Fragen aus der Kabine zu irgendelchen dienstlichen Sachen. Es ist Dunkel, ein paar Monitore lechten das Cockpit etwas aus. Vor uns 3 Flieger in anderen Levels. Unsere berechnete Sonnenaufgangszeit trifft fast genau zu. Trotzden: Die Augen brennen merklich. Bald Feierabend. Nur noch 2 Stunden. Die Sonne ist wieder da, "knall so richtig auf die Zwölf". Man weiß gar nicht mehr wie man sich dagegen wehren kann. Es kommt auch wieder Leben in den Funk. Mal Wetter aus FRA holen. Uups. Heavy Rain, FEW 003, BKN 006, BKN 012. Scheiß Wetter.Wind geht so.
In FRA viel Traffic. Der Anflug geht los. Dicke Wolkensuppe, absolut nichts zu sehen. Flieger ist voll konfiguriert, immer noch nichts zu sehen, es regnet stark. Wir passieren 1000ft über Grund. Nichts, kein Boden keine Bahn, nichts. 500ft. Man kann den Boden erahnen. 350ft. Aaaah da kommen die Lichter in Sicht. 280ft wir durchbrechen die Wolken nach unten und vor uns liegen 4km Betonpiste im Regen. Gut.
Flieger gelandet. Es ist kurz nach 8 Uhr dt Zeit am Morgen.

Das war meine letzte Nacht, während der Dachdecker geschlafen hat. Unsere ein paar Hundert Passagiere waren zufrieden, habe von unserer Arbeit nichts gemerkt. Habe nicht gemerkt das wir seit 20.40 dt Zeit am Vorabend wach waren. Wussten nicht, dass der Presslufthammer uns den Schlaf vor dem Wake up geraubt hat. Sie haben nichts mitbekommen, ausser ein paar Kurven im Flug und eine sichere und auch sanfte manuelle Landung in marginalem Wetter. Denn wir machen ja nicht da vorne, ist ja alles Automatisiert.

Eine Ausnahme ist das nicht. Wenn ich nicht im Steno-Stil geschrieben hätte, sondern ausführlicher, wäre der Bericht viel zu lang zum lesen.

In diesem Sinne...
Grüße
FF
 
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Nette Geschichte, allerdings wusstest du doch sicherlich auch vorher, was dich in diesem Beruf erwartet, oder? Ich meckere ja auch nicht rum, dass ich im Schichtdienst arbeite und meine innere Uhr somit ausschalten muss. Und das mit gerade mal 1/5 des Einstiegsgehalts eines Piloten bei Lufthansa. Das Geld reicht trotzdem zum Leben und dass man sich auch mal was besonderes Kaufen kann. Desweiteren, wenn es um die Arbeitsdauer geht: bis ein Pilot anfängt, in die Staatskasse einzuzahlen, ist er ca. 25 Jahre alt, teilweise noch älter. Mit 55 wollen die Piloten dann schon wieder aufhören. Macht 30 Jahre Einzahlen in die Rentenkasse. Ok, ihr bekommt mehr Geld, also zahlt ihr auch mehr Abgaben. Nicht jeder hat aber nach der Schule weiter Bock auf trockenen Papierkram auf der Uni etc. und fängt zwischen 16 und 19 mit arbeiten an, je nach Schulabschluss. Bis ich mal in Rente gehen kann, bin ich 69 Jahre, sprich ich werde 50 Jahre arbeiten, 20 Jahre mehr als ein Pilot. Und auch in dem Alter werde ich noch in Schicht arbeiten, weil es einfach nicht anders geht. Aber egal ;) Jammern auf hohem Niveau konnten die Deutschen schon immer gut.
 
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