Erdbeben in Japan

Kernkraftwerk Fukushima I

Ein bisschen was zum Hintergrund:

Das Kernkraftwerk Fukushima I (Kernkraftwerk Fukushima Daiichi) besteht aus insgesamt 6 Reaktorblöcken, die zwischen 1970 und 1979 erichtet wurden. Zwei weitere Blöcke sind in Planung. Vom Reaktortyp handelt es ich um Siedewasser-Reaktoren, bei dem die Stromerzeugung durch den im Reaktor-Druckbehälter erzeugte Dampf unmittelbar mit nur einem Wasserkreislauf erfolgt. Betreiber ist TEPCO Tokyo Electric Power Company.

Die Kühlung der Anlagen in Fukushima erfolgt aufgrund der Lage unmittelbar an der japanischen Ostküste mittels Meerwasser. Nach dem Erdbeben und dem Tsunami fehlt dem Kraftwerk genau das, was es normalerweise selbst erzeugt, nämlich Strom um den Kühlkreislauf in Gang zu halten. Denn auch nach dem Abschalten der Reaktoren benötigt das Kraftwerk weiter Kühlung um die sog. Nachzerfallswärme abzuführen. Die Kapazitäten für das Notkühlsystem durch Dieselaggregate und Batterien sind wohl bereits erschöpft.

http://nachrichten.t-online.de/experten-akw-fukushima-nur-noch-per-batterie-gekuehlt/id_44932958/index



Lt. TEPCO waren die Blöcke 4-6 zum Zeitpunkt des Erdebens aufgrund von Wartungsarbeiten heruntergefahren. In der mit dem Link verbundenen Pressemitteilung von TEPCO sind weiter Infos zu den anderen Blöcken sowie anderen Kraftwerken und Anlage von TEPCO.

http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11031222-e.html



Der jetzt beschädigte Block 1 hätte 2011 nach 40 Jahren Laufzeit vom Netz gehen sollen.


http://www.icjt.org/plants/uni/a/uni194a.html



In ca. 12 Kilometer Entfernung, auch am Meer gelegen, befindet sich das Kernkraftwerk Fukushima II mit 4 Blöcken.

Derzeit herrscht über den Kraftwerken angeblich leichter Westwind, sodass möglicherweise austretende Radioaktivität auf das Meer hinaus geblasen werden müsste.
 
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Werden eigentlich auf Grund der mittlerweile akuten Gefahr einer atomaren Katastrophe, LH und andere Fluggesellschaften weiterhin Flüge nach Japan durchführen, oder ist damit zu rechnen, dass die Flüge bis auf weiteres eingestellt werden? Und was geschieht dann mit den Crews vor Ort?
 
Gute Frage....
LH zumindest fliegt weiterhin NRT an - natürlich auch um Helfer (THW z.B.) und auch Hilfsgüter überhaupt dorthin zu bekommen.
LH wird ein Krisenteam mit einem der nächsten Flüge mitschicken, um die Crews vor Ort im Bedarfsfall betreuen zu können.
 
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eine schwierige Frage. Ganz sicher sitzen bei den Airlines Krisenstäbe beisammen. Normalerweise gibt es ein begründetes Interesse Flüge aufrecht zu erhalten.

- Japaner wollen nach Hause
- Europäer meist wieder zurück nach Europa
- Hilfsteams ins Land

Für die Crews auf freiwilliger Basis, warnt doch auch das Auswärtige Amt dringend vor Reisen in die Region Tokio.

Momentan überschlagen sich aber die Meldungen einer tatsächlichen Kernschmelze.Ob es unter diesen Umständen weitere Flüge nach Tokio geben kann? Schwierig... Unabhängig einer Freiwilligkeit, die Infrastruktur wird nicht aufrecht zu erhalten sein. Die Leute flüchten ganz einfach nach Süden.
Eventuell bringt man Japaner und Hilfsteams einfach nur näher ran. Heute vielleicht nach Osaka, später bspw. Seoul?
 
Flugbetrieb LH nach Japan und ANA nach MUC

Heute finden bei Lufthansa alle Flüge nach Japan statt:

In Abstimmung mit den (deutschen) Behörden führt Lufthansa heute alle Flüge nach Japan planmäßig durch. Abflug LH 710 ex FRA nach Tokyo 13:30 Uhr, LH 714 ex MUC nach Tokyo 15:35 Uhr, LH 740 ex FRA nach Osaka 14:20 Uhr, LH 736 ex FRA nach Nagoya 14:25 Uhr


http://www.lufthansa.com/de/de/Fluginformationen?blt_p=DE&blt_l=de&blt_t=Homepage&blt_e=Homepage%20-%20Note&blt_n=Aktuelle%20Fluginformationen&blt_z=Aktuelle%20Fluginformationen%20Information%20zur%20aktuell&blt_c=DE|de|Homepage|Homepage%20-%20Note|Aktuelle%20Fluginformationen|Aktuelle%20Fluginformationen%20Information%20zur%20aktuell

Die ANA nach MUC ist mit fünfeinhalb Stunden Verspätung in NRT gestartet und soll zwischen 21:30 und 22:00 Uhr in München sein. Rückflug nach NRT ist für 23:15h geplant.
 
wurde aber so über die Nachrichtenkanäle verbreitet... bspw. hier
Falls offiziell keine Warnung besteht, würde es vermutlich auch nichts an der Freiwilligkeit eines Einsatzes ändern.
 
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Teilreisewarnung für Japan

Auf der Homepage findet sich keine Reisewarnung in den Großraum Tokio.takeoff

Es wurde jedoch eine Teilreisewarnung als Reise- und Sicherheitshinweise für Japan herausgegeben.

Das Auswärtige Amt warnt aufgrund der aktuellen Lage vor Aufenthalten im Krisengebiet im Nordosten der Insel Honshu (Teilreisewarnung). Von nicht erforderlichen Reisen nach Japan wird abgeraten.

Das Auswärtige Amt empfiehlt allen Deutschen in der Region um die Atomkraftwerke Fukushima und im Großraum Tokyo/Yokohama zu prüfen, ob ein Aufenthalt in Japan weiterhin erforderlich ist. Falls dies nicht gegeben ist, sollte eine Ausreise außer Landes mit kommerziellen Mitteln in Erwägung gezogen werden, insbesondere von Familien mit Kindern.

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/JapanSicherheit.html
 
Lasst uns beten, dass es noch keine Kernschmelze gab und auch keine geben wird.
Und wenn es eine gab für die direkt betroffenen Japaner, Chinesen und Koreaner. Und beten wir, dass der Wind schön weiter von Westen weht.
So nun is die Predigt vorbei. ;)
 
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Mal eine Frage an die Luftfahrtexperten bezüglich der Flüge nach NRT. Es gibt ja immer noch jede Menge Nachbeben, die z.T. im 10-Minutentakt stattfinden und beträchtliche Stärken aufweisen. Wie wird es gehandhabt, wenn ein solches Beben in der Startphase oder im Moment nach der Landung eines Flugzeugs stattfindet?

Diese Frage habe ich mir eigentlich immer auf meinen Japanreisen gestellt, Erdbeben sind ja dort an der Tagesordnung und richten sich nicht wirklich nach Flügplänen.

Schönen Dank!

Martin
 
Wie wird es gehandhabt, wenn ein solches Beben in der Startphase oder im Moment nach der Landung eines Flugzeugs stattfindet?

Martin

Ganz ehrlich: Man hofft, dass es nicht ausgerechnet in dieser Phase wackelt - zumindest nicht so, dass der Betonstreifen aufreisst oder plötzlich Stufen bekommt. Mir sind keine besonderen Verfahren bekannt.

Viele Grüße
Werner
 
Die Helfer des THWs stecken am Flughafen Narita fest, weil die Zufahrtsstraßen zum Flughafen gesperrt sind.
 
die Abfolge der Ereignisse sind haarsträubend. Habe ich das so richtig verstanden?

- das Beben hat die Reaktoren nicht unmittelbar beschädigt
- die betroffene Teilanlage ist 40 Jahre alt und sollte planmässig noch in diesem Monat endgültig vom Netz gehen
- die Probleme der Kühlung entstanden - perfide einfach - durch nicht anspringende Diesel Notstromgeneratoren
- nicht funktionierende Messinstrumente in unmittelbarer Umgebung lassen die Welt im Unklaren
- ein nicht funktionierendes Notablassventil in Reaktor 3 macht zur Stunde die Explosion auch dessen äußerer Hülle sehr wahrscheinlich
- insgesamt sind 4 Reaktoren außer Kontrolle und lassen sich nicht kühlen

Das kann doch alles nur ein schlechter Film sein. Was haben die Verantwortlichen Betreiber und Behörden vor Ort eigentlich Jahrelang gemacht? In einem der aktivsten Edbebengebiete mit ständig drohenden Tsunamis die Fukushima permanent zu überfluten drohen...
Einfach ohne Worte! :think::mad:
 
Laut N24 sind momentan 6 Reaktoren ohne ausreichende Kühlung (Fukushima 1 und Fukushima 2). Die Dieselgeneratoren sind wohl angesprungen, allerdings wurden diese kurze Zeit später durch den Tsunami zerstört :( Das ist echt wie ein schlechter Film, da zumindest Block 1 in Fukushima 1 diesen Monat abgeschaltet werden sollte. Mittlerweile gehen die Medien von einer Kernschmelze in Block 1 und 2 aus...auch die Japanische Regierung dementiert dies nicht mehr. Anscheinend versucht man momentan nur noch das Zeug innerhalb des Kraftwerkes zu halten um einen absoluten Super Gau zu verhindern.
Einfach nur Schrecklich was da momentan passiert :(

Lufthansa hat auf die aktuellen Ereignisse reagiert, so werden LH 710 und LH 714 heute nach Seoul durchgeführt. Der Flug nach Nagoya wurd gecancelt...

Hoffentlich kann das schlimmste noch abgewendet werden...
 
Von Block 3 ist in den Medien die Rede, nicht Block 1 und 2. Bei Block 1 sind sich alle Experten ja sicher, dass da bereits eine Kernschmelze stattgefunden hat. In Block 3 soll sie gerade im Gange sein. In Fukushima sollen ja vier Blöcke gerade in Reparatur sein, also nicht am Netz.
 
- die betroffene Teilanlage ist 40 Jahre alt und sollte planmässig noch in diesem Monat endgültig vom Netz gehen
Der jetzige Verläuf der Ereignisse hätte aber deswegen nicht unbedingt anders vonstatten gehen müssen, als er das nun eben tut. Alleine das Vom-Netz-gehen baut die Anlage ja noch nicht zurück und beseitigt alle Risiken auf der Stelle. U. U. hätten die Auswirkungen vielleicht noch gravierender sein können, als sie dies gerade ohnehin schon sind.
 
Ich glaube der Bericht im Spiegel fasst die Vorgänge rund um die Reaktoren recht gut zusammen, ohne dabei zu technisch zu werden:

Atomunfall in Fukushima: Druck in Reaktor 3 steigt unkontrolliert - am 13.03.2011 bei spiegel.de

So wie ich das verstanden habe, war die Reaktorsicherheit im Bezug auf Erdbeben gar nicht mal so übel.
Auch vier unabhängige Notstromaggregate und darüberhinaus auch noch einen Batteriebetrieb für eine mehrstündige Überbrückung bereitzuhalten war eigentlich ok.
Nur dass ein Tsunami diese Notstromaggregate (die Kühlung ist wohl die Achillesferse eines Siedewasserreaktors) alle gleichzeitig fast komplett ausser Gefecht setzen würde, damit hat man scheinbar nicht gerechnet, oder man hat es zumindest nicht ernst genug genommen.
Ob die durch die Aggregate angetriebenen Pumpen auch beschädigt/defekt sind, oder es doch nur an Strom mangelt, das ist für mich aber nicht ganz klar geworden.

Aus deutscher Sicht schauen wir (angeheizt durch die jahrelange interne politische Diskussion) natürlich sehr auf Reaktorsicherheit, Störfälle, Folgen und Co.
Aber auch wenn das aus Sicht von Atomkraftgegenern blasphemisch klingen mag... ich fürchte für Japan selbst sind die Folgen des Tsunami erheblich schlimmer als die teilweise Kernschmelze in den zwei oder drei Siedewasserreaktoren (zumindest solange die Reaktorummantelungen halten).

Man rechnet in abgelegenen Regionen im Norden inzwischen mit weit mehr als 10.000 Todesopfern:
Tsunami in Miyagi: Im Reich der Toten -am 13.03.2011 bei spiegel.de (das eingebettete Video zeigt die Wucht des Tsunami)

Eine weitere Folge der Reaktorausfälle:
Die Energie wird langsam knapp... man beginnt (auch in Tokyo) Strom und Benzin zu rationieren... energieintensive Industriezweige werden zum Teil "heruntergefahren"
 
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