[...]
Das war alles an Information was wir von NZ erhalten haben und es ward dann auch kein Airline-Mitarbeiter mehr gesehen. Getränke, Verpflegung oder auch nur einen Hinweis, wohin man sich zur Umbuchung wenden kann, oder wie man in die Stadt kommt, oder ob es am Flughafen Hotels gibt gab es nicht.
Auch hier am Flughafen habe ich bisher noch nirgens einen Fernseher mit aktueller Berichterstattung gesehen oder andere Information über das Erdbeben und den Tsunami erhalten. Einzig im Internet kann ich mich informieren.
Wie, und ob es bei mir weiter geht weiß ich noch nicht. Ich werde wohl die Nacht hier am Flughafen verbringen und warten bis morgen um 08:15 Uhr die Lufthansa ihren Schalter öffnet. Alle japanischen Lufthansa-Nummern haben nur eine japanische - und somit für mich unverstänliche - Bandansage. Die FTL-Hotline konnte mir nur eine Umbuchung auf einen Flug KIX - FRA - MUC am 14. März anbieten, da zuvor keine Verfügbarkeit von Prämientickets gegeben ist. Ich hoffe nun morgen auf die Kulanz der Lufthansa hier am Schalter.
Hallo Uwe,
ich drücke Dir und allen gestrandeten, aber noch mehr den Japanern selbst alle verfügbaren Daumen.
Im Moment ist wohl auch für Japan selbst das Ausmaß der Schäden noch nicht absehbar. Klar ist nur dass das Erdbeben im Nordosten, ca. in Höhe der Stadt Sendai, ca. 80 km vor der Ostküste in 10 km Tiefe sein Epizentrum hatte und schon kurz nach dem Beben ein Tsunami mit bis zu 10 m Wellenhöhe die Küste erreichte. Teile der Ostküste im Norden des Landes wurden komplett zerstört, die Tsunamiwelle hat Autos, Schiffe und Gebäudeteile teilweise kilometerweit ins Landesinnere geschoben und dabei alles im Weg stehende niedergewalzt.
Japan ist zwar gut auf solche Ereignisse vorbereitet, auch die Alarmierung ist zeitnah erfolgt, aber stoppen kann man die Wassermassen trotzdem nicht. Man kann nur versuchen rechtzeitig zu fliehen. Allein in der Stadt Sendai wurden inzwischen mehr als 300 Todesopfer vermeldet.
Narita scheint derzeit noch geschlossen zu sein. Der Bahnverkehr mit Shinkhansen Schnellzügen wurde eingestellt, auch die U-Bahn in Tokio stand für einige Zeit. Angeblich sollen in Tokio jetzt aber wieder einige Linien fahren. Auch die Mobilfunknetze sind wohl zum Teil ausgefallen und viele Menschen sind daher nicht erreichbar.
Größtes Sorgenkind ist eines der Atomkraftwerke, dessen Turbinenanlage in Brand geraten ist und das jetzt auf Notkühlung im Batteriebetrieb umgestellt werden mußte. Wenn es nicht gelingt die Energieversorgung und damit die Kühlung in wenigen Stunden wiederherzustellen, dann droht dort schlimmsten Falls eine Kernschmelze. Mehrere Tausend Einwohner in der Umgebung wurden bereits evakuiert.
Anscheinend hat Japan bereit offiziell um Hilfe aus dem Ausland gebeten, auch in MUC steht ein Krisenteam mit Medikamenten und Ärzten zum Abflug nach Narita bereit, derzeit ist aber unklar wann geflogen werden kann, da Narita noch geschlossen war, als ich angefangen habe das hier zu schreiben.
Ob man derzeit jemanden Vorwürfe machen sollte, dass er nicht genügend Infos liefert, das weiß ich nicht. Ich glaube die Leute wissen derzeit nichmal ob die Reiseziele diverser Reisender oder die Verbindungswege zu diesen Reisezielen überhaupt noch existieren.
Die Bilder, die ich Bislang im TV und in Internet-Livestreams gesehen habe stehen -was die Wucht des Tsunamis betrifft- den Ereignissen die sich in Thailand ereigneten in nichts nach. Derzeit bereitet sich die Pazifik-Küste bei Hawai auf eine mögliche Tsunami-Welle vor.
Ich wünsche Dir, Euch und allen Japanern alles Gute,
Martin.