Erst einmal ein Dankeschön für das anschauliche Beispiel!
Das Dilemma, in dem halb Europa und die angrenzenden Kontinente stecken ist doch, daß
a) Asche in der Luft ist, von der niemand weiß, in welcher Konzentration sie in welcher Höhe zu welcher Zeit an welchem Ort rumschwirrt, welche Auswirkung welche Aschekonzentration auf welche Triebwerke hat und niemand sicher voraussagen kann, wie sich unser aller Lieblingsvulkan so entwickeln wird,
b) eigentlich dringend geflogen werden müßte, weil zigtausend Passagiere weltweit da sind, wo sie eigentlich nicht sein wollen, ernste Auswirkungen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art drohen und natürlich auch die Fluggesellschaften ein vitales Interesse daran haben, nicht nur Kosten, sondern auch Erlöse zu produzieren. Und wie in fortgeschrittenen Gesellschaften üblich kommt dann noch hinzu, daß
c) offenbar entgegen aller Beteuerungen doch noch ein Restrisiko besteht und weder die DFS noch Herr Ramsauer die Verantwortung übernehmen wollen, den Luftraum freizugeben.
Jetzt ist offenbar einer juristische Lücke gefunden worden, die mit Ausnahmegenehmigung und Verantwortungsabwälzung auf den jeweiligen Flugkapitän wieder Flüge zuläßt. Sicherlich ist es für alle Beteiligten, einschließlich des fliegenden Personals, extrem schwierig, die eventuell oder tatsächlich bestehenden Risiken angemessen zu bewerten.
Dies führt in der Konsequenz aber gedanklich zu einigen Fragen, die sicherlich der Erörterung bedürfen:
1. Unter welchen Bedingungen kann überhaupt hinreichend sicher geflogen werden und wie kann eine effektive, zeitnahe und zutreffende Bewertung der vorherrschenden phyikalischen Bedingungen in der Atmospähre gewährleistet werden?
2. Wer trägt das Risiko, wenn bislang übliche Sicherheitsstandards unterschritten werden oder werden müssen?
So wie ich es verstehe, fliegen AB und LH doch nur deshalb nach kontrollierten Sichtflugbedingungen, weil dies juristisch in der aktuellen Situation mit Ausnahmegenehmigung möglich ist. Vollkommen paradox: Wir nehmen in Kauf, daß wir trotz eines Ascherisikos fliegen und reduzieren die dann noch mögliche Sicherheit durch die Wahl eines Flugverfahrens, das lediglich juristische Vorteile bietet. Und zu guter letzt bürden wir die Verantwortung dafür dem Kapitän auf.
Gerade sind Verkehrsminister Ramsauer und LH-Vorstand Raps im Fernsehen. Ersterer windet sich um die Verantwortung und letzterer betont, daß kontrollierter Sichtflug sicher ist und die Sicherheit an erster Stelle steht. Ja was denn nun?
