"Bird crash", "Technical default": Flug 5712 HAHN-FARO am 29. Juli 2007

Da muß ich jetzt auch mal was dazu sagen, ohne hier Namen zu nennen. Die obige These finde ich jedoch haarsträubend.
Lieber Max Reverse, Dir bleibt es selbstredend freigestellt, diese These haarsträubend zu finden, dennoch bitte die Aussage nicht aus dem Zusammenhang zu reißen, denn dann sollte sich doch ein etwas anderes Bild abzeichnen. Ich versuche es aber gerne nochmals - da es vermutlich nicht verstanden wurde, wie ich es meinte -kurz auszuführen.

Zunächst mal geht es vorliegend primär um etwaige Ansprüche gegen eine Fluggesellschaft und nicht um Praktiken bei einzelnen Airlines. Hierfür ist es unerheblich, ob Fluggesellschaft XY doppelt so gut ausbildet oder doppelt so viel bezahlt, sondern schlicht, ob Mindestanforderungen und allgemein Regelungen nicht eingehalten wurden. Natürlich ist dies ein wenig missverständlich, weil ich direkt auf MANAL antworte. Es ist meiner Ansicht jedoch auch hier nicht gänzlich unpassend, da dem mündigen Verbraucher i.d.R. eine Wahlmöglichkeit geboten wird. Ich glaube eben nicht an die Allmacht des Staates, sondern verlange von einem Verbraucher, dass er eben mündig bleibt und sich nicht auf den Staat komplett verlässt und so eine Vollkaskomentalität entwickelt.
Dazu kommt ein gefährlicher Trend, dass der Verbraucher eben - natürlich - möglichst viel für sein Geld geboten bekommen möchte. Dies ist an sich in Ordnung nur sollte eine gewissen Vernunftschwelle nicht überschreiten (was aber eine andere Diskussion wäre, die wir auch schon bei skultaim diskutiert haben). Wenn ich also kaum mehr etwas für einen Flug bezahlen möchte, was bestimmt auf einige Kunden von Budget-Airlines zutrifft, dann sollte einem die Vernunft sagen, dasss nicht nur der Kunde sparen will, wo es geht, sondern auch der Vertragspartner. Je nachdem wie extrem dies wird, desto näher kommt man an die Mindestanforderungen - dies sollte eigentlich logisch erscheinen.
Niemand zwingt Dich mit dieser oder jener Airline zu fliegen. Du kannst gerne den Carrier wählen, dessen Mindestanforderungen soundsoviel Prozent höher als bei anderen Airlines liegt. In der Regel muss man das dann aber bezahlen... DARUM sehe ich es nicht als dramatisch an, sondern als logische Folge.

Ups... wurde doch länger. :cool:
 
aber die situation hätte durchaus anders geklärt werden können, z.b. durch stewards, die die nerven behalten.

Lieber Zitronenkuss,

zunächst zum Thema und dem obigen Zitat:
Wie sollen denn die Stewards die Situation klären, wenn sie selbst nicht wissen, was genau passiert ist. Natürlich hast Du Recht, wenn Du den "die Nerven verlierenden Steward" beanstandest. Jetzt denke aber bitte mal darüber nach, wie oft denn der durchschnittliche Flugbegleiter in den Genuß kommt, einen Triebwerksausfall erleben zu dürfen. Ich fliege inzwischen seit 31 Jahren auf der Linie und habe außer im Simulator noch keinen erlebt. Der Flugbegleiter sollte also möglichst ruhig bleiben und versuchen, auch die Passagiere zu beruhigen, aber technische Informationen zu dem Problem kann er nicht geben. Das wäre Aufgabe des Kapitäns gewesen, insbesondere wenn wirklich längere Zeit gekreist wurde. Im Übrigen ist ein Vogel im Triebwerk, der zu einem Strömungsabriss im Triebwerk und zu einem Ausfall desselben führt, zwar ein "imposanter Anblick", besonders bei Dunkelheit, weil meist eine recht lange Flamme nach hinten aus dem TW schlägt, aber nichts sonderlich gefährliches. Eigentlich sollte sich doch inzwischen herumgesprochen haben, dass ein Flugzeug auch nach Ausfall eines Triebwerkes durchaus noch sicher fliegen kann.

Nun noch etwas zum Layout Deiner Beiträge. Die radikale Kleinschreibung mag zwar beim Chatten bequem und ansonsten auch recht cool sein, ist aber zumindest für so "alte Säcke" wie mich nicht besonders gut zu lesen. Überleg Dir doch bitte mal, ob Du nicht doch die normale Schreibweise benutzen könntest.

Viele Grüße

Werner Huß
 
Lieber Werner Huß,

erst einmal vielen Dank für Deinen Beitrag.
Es geht meiner Meinung nach aber bei einem Flug, auf dem etwas - wie Du selbst sagst - nicht Alltägliches passiert, nicht darum, ob sich irgendwelche Informationen "herumgesprochen" haben, sondern darum, wie an Bord (und später am Boden) mit der Situation umgegangen wird. Das "Glück" an Bord war, dass von den Passagieren niemand "ausgeflippt" ist. Es wurden zwar sofort diverse Tüten verteilt, aber niemand hat geschrien oder so etwas.
Natürlich weiß ich, dass auch das Bordpersonal vermutlich nicht genau gewusst hat, was los war und dass die auch keine technischen Informationen geben können.
Aber, und da wiederhole ich mich gerne: Die Situation hätte auch anders gelöst werden können. Wie soll man bitte als Passagier ruhig bleiben, wenn Stewards in Panik über Sitzreihen springen und "sehen Sie das Feuer, sehen Sie das Feuer" schreien? Mir kann niemand erzählen, dass ihm dann nicht die Nerven anfangen zu flattern. Und, ehrlich gesagt, auch wenn ich gewusst hätte, dass ein Triebwerksausfall kein Riesenproblem ist, hätte mich das in dem Moment vermutlich nicht beruhigt. Und auch wenn ein Flug wie bei Ryanair extrem günstig ist, ist es trotz allem eine Dienstleistung. Und hier müssen meiner Meinung nach die Basics stimmen. Mir ist es egal, ob die Stewards völlig lustlos die üblichen Sicherheitsinformationen weitergeben und kurz vorm Einschlafen sind, wenn Sie zeigen, wie die Sauerstoffmaske funktioniert. Aber zur Ausbildung MUSS doch auch so etwas wie ein "Wie reagiere ich im Notfall" oder "Wie sorge ich dafür, dass keine Panik entsteht" vorgesehen sein...

Abgesehen davon weiß ja - zumindest von den Passagieren - niemand, was tatsächlich passiert ist. Die Theorie mit dem "bird strike" wurde ja am Boden von Ryanair-Mitarbeiterin dementiert und wortwörtlich erklärt, dass "das Triebwerk explodiert sei" (nicht meine Worte, sondern die eines Mitarbeiters). Und später wurde ja ALLES dementiert. Diese ganze Situation an Bord sei niemals passiert, weder das mit dem Vogel im Triebwerk noch das mit den Flammen, sondern es habe lediglich eine Warnleuchte im Cockpit aufgeleuchtet, woraufhin der Pilot aus Sicherheitsgründen beschlossen hat, zurück zu fliegen (O-Ton Pressesprecherin). Und genau das ist der Punkt, über den ich (und die anderen Passagiere ebenfalls) mich maßlos ärgere.

In meinen Augen ist das kein gutes "Krisenmanagement", einfach alles zu dementieren. Ich finde - und das ist nur meine Meinung als simpler Laie und unerfahrener Fluggast - dass hier mit ein wenig Aufklärung schon geholfen wäre. Unwissenheit schürt eben Angst, das ist einfach so. Und auch wenn es keine handfesten "Beweise" geben mag, dass bei der Fluggesellschaft an der Sicherheit gespart wird (was ich auch nicht unterstellen will), so bleibt so etwas doch immer haften. Ich bin seit meiner Rückkehr von sehr vielen Menschen darauf angesprochen worden, die alle jetzt drei Mal überlegen, ob sie mit der Fluggesellschaft wieder fliegen wollen.

Und noch mal kurz dazu, dass ein Flugzeug auch mit einem Triebwerk fliegen kann: Mag sein, dass viele das wissen. Ich wusste es nicht, jedenfalls nicht in dem Moment. Und wenn dort, wo massig Kerosin lagert, Flammen sind, ist das Denkvermögen sowieso ausgeschaltet. Natürlich wäre es nicht hilfreich gewesen, wenn der Pilot gesagt hätte: "oh das Triebwerk brennt" oder "es schlagen Flammen aus dem Triebwerk" - davon spreche ich auch gar nicht. Aber am Boden, wenn die "gefühlte Gefahr" vorüber ist, hätte man sich zumindest zu irgendeiner Nachricht herablassen können.

Beste Grüße
 
Inhaltlich 100%ige Zustimmung, bei meiner Firma soll/muß schon bei kleineren Unregelmäßigkeiten (lange Wartezeiten vor der Startbahn, Turbulenz im Flug, Durchstarten) so bald wie möglich eine kurze erklärende/beruhigende Ansage aus dem Cockpit erfolgen. Dass ein Großteil der Passagiere zumindest latente Flugangst hat, ist ja inzwischen hinreichend bekannt.

Bei schweren Störungen gilt dies daher natürlich umsomehr. Warum bei dem genannten Flug nicht entsprechend gehandelt wurde und warum hinterher nur 'gemauschelt' wird, kann ich Dir nicht sagen, es bestärkt aber meine persönliche Meinung zum 'modus operandi' bestimmter Airlines.

Allerdings sollte man sich auch nicht zuviel erwarten, wenn man als deutscher Passagier einer ausländischen Airline dann seine Informationen aus der englischen Ansage eines z.B. aus südeuropa stammenden Piloten beziehen muss, ob da die totale Klarheit entsteht wage ich doch zu bezweifeln.

Dass Flugbegleiter in dieser Situation überfordert sind ist unschön und man könnte dem evtl. durch enstprechendes Training entgegenwirken, damit sind wir aber wieder bei den gesetzlichen Vorschriften, die erfordern weder eine solche Ausbildung noch ist verboten, dass Flugbegleiter in Panik verfallen ;)

Gruß MAX
 
[...]
Es wurden zwar sofort diverse Tüten verteilt, [...]

... die heißen ja nicht umsonst "Reierair" ;D

Aber mal ehrlich Zitronenkuss, nimmt man solche Dinge nicht mit dem "Schnäppchenpreis" irgendwie billigend in Kauf (oder geht nach dem Motto: wird schon nix passiern)?

Ich kann Max Reverse nur zustimmen! Jeder, der diese LC-Airlines nimmt muss sich doch irgendwo im Klaren sein, dass auch diese nicht zaubern können. Ergo müssen, bei dem Unterschied zum Preis eines Tickets bei "normalen" Gesellschaften, noch irgendwo anders, als nur beim Service, Einsparungen vorgenommen werden.

Ich erinnere mich noch recht gut an ein Spiegelinterview mit AB-Chef Unhold - äh Hunold, der sich damit rühmte, Friseusinnen als Flugbegleiter einzustellen. Der Hintergrund war, dass man diese einfach besser "ausputzen" konnte. Aber irgendwo schlägt das "Universum" dann halt zurück, so z.B. bei einem Notfall (in Deinem Fall noch harmlos, aber wie hätte es ausgesehen, wenn der Vogel, wie kürzlich in Japan, schnellstens hätte evakuiert werden müssen).

Da wären mir dann Vollprofis doch lieber
 
@max:
vielen Dank für die zustimmenden Worte...
und mit den Ansagen, wenn es denn welche gibt, liegst du auch völlig richtig. Meistens versteht man nicht ein Wort...


@ munich und max:
von wegen "modus operandi" bestimmter Airlines: Ich habe mir vorher eigentlich nie Gedanken darüber gemacht, weil ich - wie wohl die meisten - froh über billige Flugpreise war. Diese Meinung habe ich nun durch diese Erfahrung geändert und werde solche Dinge nicht mehr "billigend in Kauf nehmen". Das ist das, was ich durch dieses Flug-"Erlebnis" gelernt habe. Irgendwie ist doch immer alles für etwas gut :)
 
[...]
Ich habe mir vorher eigentlich nie Gedanken darüber gemacht, weil ich - wie wohl die meisten - froh über billige Flugpreise war. Diese Meinung habe ich nun durch diese Erfahrung geändert und werde solche Dinge nicht mehr "billigend in Kauf nehmen". Das ist das, was ich durch dieses Flug-"Erlebnis" gelernt habe. Irgendwie ist doch immer alles für etwas gut :)

@Zitronenkuss :thbup::resp:
 
...Jetzt denke aber bitte mal darüber nach, wie oft denn der durchschnittliche Flugbegleiter in den Genuß kommt, einen Triebwerksausfall erleben zu dürfen. ... Der Flugbegleiter sollte also möglichst ruhig bleiben und versuchen, auch die Passagiere zu beruhigen, ...

Ich glaube mich erinnern zu können, dass der Captain vor jede Flug darauf aufmerksam macht, dass die Kabinen-Crew in erster Linie für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich ist.

Wenn eine Stewardess bei "Turbulenzen", sei es durch Wetter oder technische Probleme verursacht die Nerven verliert, dann muss die ausgetauscht und auf den Boden versetzt werden.

Ich bewerte ein solches Verhalten schon schon als grob fahrlässig.
 
Ich bewerte ein solches Verhalten schon schon als grob fahrlässig.
...was schon von der Begrifflichkeit nicht so ganz passen mag. Culpa lata setzt voraus, dass die im Verkehr erforderliche Sorgfalt nicht beachtet wurde. Dies ist der Crew wohl kaum ernsthaft vorzuwerfen. Die Panik des Stewards ist aber wohl eher eine Reaktion im Affekt, d.h. ein Gefühl, nicht kontrollierbar. Auch wenn er es durch Erfahrung und Wissen eigentlich besser einschätzen können müsste, so fühlte er nicht anders als der sich hier beschwerende Passagier - was bei beiden schlicht menschlich ist. Menschen machen eben Fehler.
Was man dann daraus für Konsequenzen zieht ist dann natürlich die Frage. Ich kenne Flugbegleiter, die nach 9/11 den Beruf an den Nagel gehängt haben oder welche, die ihn gar nicht mehr angefangen haben. Ebenso sollte sich der Flugbegleiter hier die Frage stellen, ob er den richtigen Beruf gewählt hat. Vielleicht hat er aber daraus gelernt und hat seinen Fehler gesehen und beim nächsten Mal seine Gefühle besser im Griff.
Wie schon erwähnt... auch bei einem ehemaligen Flag-Carrier habe ich schon live miterlebt, wie ein Steward "aus dem Verkehr" gezogen wurde... solche Gefühlsausbrüche sind nicht auf Budget-Airlines beschränkt, dort möglicherweise aber statistisch wahrscheinlicher...
 
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