EU will Alitalia-Sanierung mit Auflagen genehmigen
Die marode Airline bekommt zwar grünes Licht für den Sanierungsplan. Allerdings ist die Zustimmung an strenge Auflagen geknüpft
Um wieder in die Gewinnzone zu kommen will Alitalia mehrere tausend Stellen streichen und das Kapital um 1,2 Milliarden Euro erhöhen.
Mailand - Die EU-Kommission soll bereits heute, Dienstag, ihr Plazet für die Sanierung der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft
Alitalia und zur geplanten Kapitalaufstockung geben. Laut gut unterrichteten Finanzkreisen ist die Zustimmung so gut wie sicher, obwohl mehrere Fluggesellschaften die neuerliche "Staatshilfe" für Alitalia kritisierten.
Das Ja der EU-Kommission sei aber an mehrere Bedingungen geknüpft. So werde unter anderem gefordert, dass die Kapitalerhöhung von 1,2 Mrd. Euro von der Deutschen Bank bzw. dem von ihr geleiteten Konsortium garantiert werde. Darüber hinaus wolle die Kommission verlangen, dass sich der italienische Staat bei der noch zu 62 Prozent von ihm kontrollierten Alitalia wie ein privater Anleger verhalte.
Zudem dürften sich die Banken auch dann nicht von ihren Garantien zurückziehen, wenn nicht genügend Investoren gefunden würden. In Mailänder Finanzkreisen zeigt man sich skeptisch, ob sich private Anleger für den schwer defizitären Konzern interessieren. Auch die umstrittene Übernahme der in AZ Services gebündelten Bodenabfertigung für 220 Mio. Euro durch die staatliche Auffanggesellschaft Fintecna sei an Rentabilitätsbedingungen geknüpft, heißt es aus Mailand.
Schneckentempo
Die im vergangenen Herbst eingeleitete Sanierung geht im Schneckentempo voran. Die zehn verschiedenen Gewerkschaften verteidigen ihre Besitzstände und wollen nichts von Entlassungen und Rationalisierung bei der Fluggesellschaft wissen. Nur ein Bruchteil der mit den Gewerkschaften vereinbarten 3700 Entlassungen wurde bisher umgesetzt. Radikale Basisgewerkschaften haben nach den Protestkundgebungen der letzten Monate für Juli bereits zu neuen Streiks aufgerufen. "Das Image der Alitalia ist im Eimer" so ein Mailänder Reiseveranstalter.
Die hohen Sanierungskosten waren ausschlaggebend für den 2004 verzeichneten Nettoverlust von 812 Mio. Euro. Der operative Verlust lag mit 412 Mio. Euro höher als im Jahr davor mit 384 Mio. Euro. Zum Ultimo 2004 waren in der Bilanz noch 400 Mio. Euro Eigenkapital übrig, von denen nach Unternehmensangaben in den ersten drei Monaten wieder gut 140 Mio. Euro verbraucht wurden. Die Nettoverbindlichkeiten machten 1,76 Mrd. Euro aus. Heuer erwartet Alitalia nach eigenen Angaben zwar ein besseres Ergebnis als im Vorjahr. Die Gewinnschwelle werde aber nicht erreicht.
(Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.6.2005)