[Tripreport] - Weltumrundung

YHZ

Mitglied
Nachdem ich hier so gerne in den diversen Tripreports lese, habe ich mich entschlossen auch selbst mal einen zu schreiben.

Es liegt schon ein paar Jahre zurück, aber es war eine verrückte und spannende Sache, die ich heute in der Form wohl nicht mehr machen würde! Ich habe damals bei einer Airline gearbeitet und kam daher in den Genuss von vergünstigten Tickets, die allerdings Stand By, dh nicht bestätigt sondern auf Basis "Seat available" waren. Nach einer langen Planungsphase stand unser Projekt (ich war damals mit einem Freund unterwegs).

Project 767 ... 7 Tage - 6 Kontinente - 7 Flugverbindungen Stand By

Ziel war es nicht nur die Welt zu umrunden, sondern das Ganze innerhalb von 1 Woche zu machen und dabei möglichst noch alle Kontinente zu besuchen.

Nach langem Planen und endlosen Excel.Sheets haben wir uns für ein Routing entschieden - wir wollten die Erde Richtung Osten umrunden. Hauptgrund für diese Richtung war, dass wir heir mehr "Red Eye" Flüge hatten, dh in der Nacht im Flieger und tagsüber jeweils vor Ort. Ein bißchen etwas wollten wir ja doch sehen ;)
 
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Leg 1: VIE/Wien -> JNB/Johannesburg
Plan: VIE - FRA mit OS/320 und weiter mit LH/744 nach JNB

Am späten Nachmittag sollte es also losgehen.
Nur mit Handgepäck bewaffnet und mit einem großen Stapel Tickets in der Tasche stand ich pünktlich am Abfluggate für den Flug nach FRA. Blöd war nur, dass mein Freund auf der Flughafenautobahn im Stau stand. Was ein Start, schon der erste Flug war richtig knapp. Im Endeffekt hat ers doch rigendwie geschafft (ich habe nie nach Strafmandaten gefragt, aber vom Parkplatz zum Gate hat er jedenfalls einen Sprint hingelegt, weil er war durchgeschwitzt bis aufs Hemd!). Wir sind also als letzte in die Maschine eingestiegen und unsere Reise hat offiziell begonnen.

Nach der Landung in FRA haben wir uns gleich mal zum LH Transferschalter begeben und uns für den Flug nach JNB registriert. Der FLug war voll, aber nicht überbucht, weshalb uns die gute Dame am Check-In n versprochen hat, dass wir einen Platz bekommen würden. Ich wollte aber nicht irgendeinen Platz, sondern einen in der Business Class, den dafür hatte ich ein Ticekt mit. Blöd nur, dass die überbucht war. Nun gut, da hieß es eben warten.

Wir sind also zum Mc Donald's marschiert, haben uns noch ein gepflegten Fast-Food Menü gegönnt und haben ein bißchen dem Treiben auf dem Vorfeld zugesehen.

Zur gegebenen Zeit sind wir dann zum Abfluggate gepilgert und haben uns erwartungsvoll am Schalter gemeldet. Eine etwas ältere Dame der LH hat uns auch gleich Bordkarten gegeben, schön am Fenster, aber leider in der Economy Class. "Buiness ist heute leider voll, aber Fenster ist ja auch schön!" Sie muss es ja wissen. Pech, aber was solls, wesentlich war ja zunächst, dass wir überhaupt einen Platz bekommen haben.

Als wir dann einsteigen wollten, hat uns die besagte LH Dame dort schon erwartet. "Sie haben Glück, ich hab noch letzte Reihe Mitte!". Klingt furchtbar, aber nachdem es dann doch ein Business Class Sitz war, war das natürlich toll. Der Abend/die Nacht war gerettet und der Schlaf wohl auch.

Der Flug ist dann pünktlich losgegangen und beim Essen hat mir mein freundlicher Sitznachbar (mein Freund saß 1 Reihe weiter vorne, ebenfalls in der Mitte) dann erzählt, dass er für einen afrikanischen Konzern in Angola Eisenbahnschienen verlegt. Die Mienenfelder seien dort ein Problem, aber wenn man eine Herde Kühe drüberjage, dann wäre das Problem lösbar. Na toll! Jedenfalls habe ich nach dem Essen schnell das Licht ausgemacht und bis zur Landung geschlafen, respektive mich schlafend gestellt, damit ich dem Mitteilungsbedarf meines Sitznachbars entgehen konnte.

In JNB gelandet, haben uns angenehme 30°C und Sonnenschein empfangen. Wir haben uns ein Taxi genommen und sind zu einer Goldmine gefahren, die wir besichtigen wollten. Angeblich hat dort mal Nelson Mandela gearbeitet/arbeiten müssen. Die Stollen waren beachtlich und auch wenn wir "nur" 400 m in die Tiefe gefahren sind, war ich doch froh, als ich wieder an der Sonne war. Ein Museum gabs auch und dann durfte jeder von uns versuchen einen echten Goldbarren mit 2 Fingern anzuheben. "Wem das gelingt, der darf den Barren behalten" Gelungen ist das natürlich keinem, aber die meisten Touristen waren kurz ganz aufgeregt. Netter Gag, wie ich finde!

Anschließend sind wir in die Stadt gefahren und haben uns ein Spur's gesucht. Spur's, das ist eine Kette in Südafrika, die einen auf Indianerrestaurant macht (da heißt jeder Laden dann noch anders, also "Cheyenne", "Sioux" ...) dabei aber grandiose Spare Rips macht. Dazu gabs dann Onion-rings, Kartoffeln und diverse Saucen sowie ein paar kühle Bier. Gut gestärkt haben wir uns dann noch schnell umgezogen und wieder auf den Weg zum Airport gemacht.

Leg 1 hat wie geplant funktioniert, Leg 2 stand an!
 
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... wir wollten die Erde Richtung Osten umrunden.

Na weit nach Osten seid Ihr ja nach dem ersten leg noch nicht gekommen - und dafür 5400mi fliegen? ;D

Bin gespannt, wie es weitergeht.....vor allem, wie Ihr das Ganze dann körperlich durchgestanden habt.
Ich "durfte" mal in 4 Tagen PVG-MUC-SFO-HNL-OGG fliegen....und war einfach tot :yawn: danach :dead:
 
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Leg 2: JNB/Johannesburg -> SYD/Sydney
Plan: JNB - SYD mit Qantas/QF 744

;D Diesmal wirklich in östliche Richtung ;D

Das 2.Leg war vielleicht das kritischste der ganzen Reise. Alternativ zum Qantas Flug nach SYD gab es nämlich nur einen SA/South African Flug nach PER/Perth. Sollten wir keinen dieser beiden Flüge erwischen, dann würde es sehr, sehr schwer werden unser Ziel noch zu erreichen. Fast täglich haben wir bei der Reservierung von QF und SA angerufen und nach den Buchungsständen der beiden Flüge gefragt. Die haben uns zum Schluß schon gekannt und uns viel Glück gewünscht - und das würden wir auch brauchen, denn die Vorschau lies auf 2 volle Flüge schließen. Ein weiteres Problem war, dass der SA Flug nach PER vor dem QF Flug nach SYD ging. Ergo mußten wir uns im Fall des Falles früh entscheiden, denn wenn die SA erst einmal weg war, blieb nur mehr das Känguruh!

Entsprechend nervös sind wir dann auch am Check-In für den QF Flug aufgetaucht. Unsere Geschichte hatte offensichtlich aus der Reservierung den Weg bis ins Büro nach JNB gefunden, denn man erwartete uns dort bereits. Der Supervisor hat uns freudig begrüßt und uns erklärt, dass er die Sache toll findet, da er selbest auch viel und gerne unterwegs ist. Er hatte auch gleich eine gute Nachricht, nämlich dass der Flug nicht mehr überbucht war, sprich wir eigentlich gute Chancen auf 2 Plätze hätten. Vorsorglich hat er uns schon mal den Notausgang blockiert - zu diesem Zeitpunkt war ich ein echter Fan von dem Kerl! Allerdings hatte er auch eine schlechte Nachricht: Der Flug hatte gehörige Gewichtsprobleme. Das ist für den normalen Passagier kein Problem, denn bevor ein zahlender Passagier zurück gelassen wird, wird Fracht ausgeladen. Allerdings werden auch erst Stand By Passagiere ausgeladen, bevor Fracht stehen bleibt! Oh je ...

Also haben wir uns mal zur SA begeben (damals war das in JNB noch in einem Terminal, also nur ein paar Meter). Der SA Flug nach PER war auch nicht mehr so voll gebucht (keine Ahnung, wo die Passagiere alle geblieben sind, weil 2 Tage vorher klang es noch so, als würden beide Flüge komplett voll werden) und wir würden problemlos einen Sitzplatz bekommen.

Gut, es stand also eine Entscheidung an. Ich wäre wirklich gerne mit QF geflogen, aber das Risiko war uns dann doch zu groß. Wir haben noch einmal mit dem QF Supervisor gesprochen und der hat uns auch geraten die SA zu nehmen (einen deutlicheren Hinweis wird man nicht mehr bekommen!). Freundlicherweise, und deshalb bin ich heute noch ein Fan von dem guten Mann, hat er noch bei SA angerufen und denen kurz erklärt, dass wir auf "special mission" unterwegs sind (Yep, das waren seine Worte und ich muss zugeben, dass ich kurz gewachsen bin) und unbedingt gute Sitzplätze brauchen würden. Außerdem hat er uns noch schnell nachgeschaut, dass der QF Flug von PER nach SYD genügend Plätze hätte.

So sind wir dann also im A340-200 der SA gen PER gelandet. Danke des überaus netten Kollegen von QF, haben wir jeweils eine 3er Bank ganz am Ende der Kabine bekommen, dh nach einem kleinen Abendessen konnten wir uns relativ bequem lang machen und den Flug zum Schlafen nützen.

Nach einer erholsamen Nacht und einem tollen Frühstück (SA war damals wirklich gut!) habe ich mich dann an einen freien Fensterplatz gesetzt und den Landeanflug auf PER genossen. Der war wirklich grandios, weil es herrschte tolles Wetter und die Farben wirken dann immer sehr eindrucksvoll - der blaue Ozean, die aufgewühlte Küste mit dem gelben Strandstreifen, grüne Vegetation rund um tiefblaue Binnengewässer und natürlich das allgegenwärtige rot der Ausläufer der Wüste. Ich bin schon viel geflogen, aber diesen Anflug werde ich wohl nie vergessen!

Gelandet sind wir überpünktlich, womit wir ca 1:30 Std Zeit hatten um den Flug nach SYD zu erwischen. Ich war sehr entspannt und habe mich schon auf einen guten Cafe gefreut, aber es kam dann doch anders. In PER sind der internationale Terminal und der Inlandsterminal auf der jeweils anderen Seite des Airports - man muss mit dem Bus einmal um den Airport fahren. Das wars mit meinem Cafe, und als wir dann auch noch ein Zeiterl auf den nächsten Bus warten mußten, wurde ich schon ein bißchen nervös. Im Endeffekt sind wir zur Check-In Deadline bei QF vorstellig geworden und haben die beiden letzten Plätze auf dem Flug bekommen. Soviel zum Thema kein Problem, aber wie ich später erfuhr wurde der vorherige Flug gestrichen und mit unserem zusammengelegt. Glück gehabt, und wie!

Der Flug mit der B 737-800 von QF verlief relativ ruhig. Wir hatten natürlich Mittelplätze (die letzten, eh klar) und daher konnten wir nicht viel sehen, aber wir sind pünktlich um 16:00 Lokalzeit in SYD gelandet.

Für SYD hatten wir fast 24 Std Aufenthalt geplant und vor allem auch eine Nacht im Hotel. Zunächst sind wir also mal ins Hotel gefahren und haben ausgiebig geduscht und uns frisch gemacht. Anschließend sind wir zum Hafen gewandert und haben die Harbour Bridge überquert. In einem kleinen Lokal in den Docklands haben wir ein fantastisches Straußensteak gegessen, begleitet von einem guten Gläschen australischen Weins. Zum Abchhluß waren wir dann noch im legendären 3-Monkeys-Pub und haben uns ein Bier genehmigt.

Am nächsten Morgen sind wir früh raus und haben opulent gefrühstückt und die Stadt noch ein wenig besichtigt. Bevor wir uns wieder auf den Weg zum Airport gemacht haben, der geplante Weiterflug war so gegen 15:00, habe ich mir noch ein ausgiebiges Bad in der Hotelwanne gegönnt. Immerhin sah unser Plan vor, dass wir erst wieder zu Hause ein Bett sehen würden!

Leg 2 hat funktioniert (ok, es war der Alternativplan, aber immerhin), Leg 3 stand an!
 
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Leg 3: SYD/Sydney -> NRT/Tokyo Narita
Plan: SYD - BKK/Bangkok mit BA/744 und weiter mit NH/763 nach NRT

Grundsätzlich gibt es viele Wege von SYD nach NRT, allen voran natürlich die direkten Flüge. Der QF Flug war allerdings sehr voll gebucht und der JL Flug geht ja schon morgens und kommt abends an und war daher auch keine Alternative. Für BKK als Umsteigeflughafen haben wir uns letztendlich aufgrund der vielen Möglichkeiten entschieden (SIN/Singapore, HKG/Hong Kong und KUL/Kuala Lumpur standen auch zur Auswahl). Ex SYD nach BKK gab es 3 Flüge innerhalb kürzester Zeit, nämlich BA, TG und QF in genau dieser Reihenfolge mit Abflugzeit zwischen 15:15 und 16:50.

Aufgrund der früheren Abflugzeit haben wir uns also für die gute alte British Airways entschieden und haben deren Check-In folglich auch gleich aufgesucht. Damals ist BA noch mehrmals täglich nach SYD geflogen und die beiden Flüge hatten ziemlich ähnliche Abflugzeiten. 2 voll gebuchte B747-400 fassen ja einiges an Passagieren und entsprechend war die Situation am Check-In. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir endlich an einem Schalter an der Reihe waren. Und die Aussagen des gestressten Check-In Agents waren auch nicht gerade ermutigend - "Die Flüge sind voll, es wäre wohl besser sich einen anderen Flug zu suchen".

Nun gut, nachdem wir ja nur mit Handgepäck unterwegs waren, waren wir ja flexibel. Wir konnten den gereizten Agent doch noch dazu bewegen uns für den Flug nach BKK auf die Warteliste zu setzen (allerdings mußte ich dafür erst einen Supervisor holen lassen, womit ich mir den Agent endgültig zum "Freund" machte). Unseren Sitzplatz, so mein neuer Freund, würden wir erst am Gate bekommen, aber das sei ja sowieso illusorisch. Blöder Kerl!

Anschließend sind wir dann zum TG Check-In gegangen und wollten wissen, ob wir im Zweifelsfall dort einen Sitzplatz bekommen würden. Das TG Personal war extrem freundlich, aber auch ein wenig kompliziert. Nachdem der Supervisor, ein sehr freundlicher Thai, dem Englischen nicht so ganz mächtig war und sich meine Thai-Kenntnisse schwer in Grenzen halten, war es ein wenig kompliziert die Situation zu erklären. Es ist uns dann doch gelungen und wir mußten uns auf einen Cafe einladen lassen und unsere Geschichte erzählen, die der gute sehr beeindruckend fand. "So many flights - you are crazy! I like this very much!"

Abschließend waren wir noch bei QF vorstellig, um uns auch dort vormerken zu lassen. Dort war man auch sehr freundlich und hat uns gute Chancen bescheinigt und unsere Namen auch anstandslos auf die Warteliste gesetzt. Sehr lustig fand ich hier die Bemerkung, dass BA immer "so ein Theater mache, wenn es um Stand By Passagiere von anderen Airlines gehe. Insulaner halt!". Offensichtlich war der Unterschied zwischen Insel und Kontinent hier genauestens bekannt!!!

Nach dem Check-In Rundgang haben wir uns dann in den Abflugbereich begeben und erst mal ein australisches Bier gegönnt. Nachdem das Restaurant direkt vor den Flugsteigen der beiden BA Maschinen lag, sind wir an diesem strategisch günstigen Ort sitzen geblieben und haben auch noch ein 2es und 3es Bier getrunken. Ein sehr netter Anblick waren im Übrigen die beiden B747-400 der BA, die Nase an Nase am Doppelpier geparkt waren. Sehr beeindruckend die old Ladies!

Bestens gelaunt und frohen Mutes (das lag wohl am Bier) sind wir dann zur uns vorher genannten Zeit ans BA Gate gepilgert. Dort hat uns schon mein Freund erwartet, was auf nichts gutes schließen ließ. Wie sich herausstellte, hatten wir Glück und haben doch 2 Plätze nach BKK bekommen. Offensichtlich sehr zum Unmut des jungen Mannes, der uns die Bordkarten sichtlich nur mit Überwindung gegeben hat. Ich mußte ihn dann ein wenig spöttisch angrinsen, weil so einen Moment es dann natürlich auszukosten gilt.

Ich hatte einen Mittelplatz in einer der 3er Bänke am Fenster. Neben mir am Fenster sass ein Opernsänger, der, wie sich später herausstellte, neben der Oper in Sydney auch noch an der Oper in Wien auftrat. Außerdem war er ein großer Österreich-Fan und wir haben uns toll unterhalten. So verging der Flug relativ schnell und ereignislos. Bemerkenswert war die rüstige Lady an meiner anderen Seite, die meinem Erachten nach einen neuen Weltrekord aufgestellt hat, weil sie zumindest 3 komplette Rätsel-Bücher gelöst hat. Dabei war sie so konzentriert bei der Sache, dass sie bis auf ein paar Gläser Wasser den ganzen Flug über nichts zu sich genommen hat und ihren Platz auch nicht verlassen hat. Und jedes gelöste Rätsel wurde mit einem zufriedenen Seufzer gefeiert. Sehr liebenswürdig!

Nach der pünktlichen Landung in BKK haben wir gleich den nächsten Transferschalter aufgesucht (das war damals, am alten Airport noch einfacher, wie ich finde). Wir hatten jetzt 5 Möglichkeiten um direkt nach NRT zu kommen, nämlich 2x NH, 2x JL und 1x TG. Laut Vorschau waren alle 5 Flüge nicht sonderlich voll gebucht, weshalb ich mich schon auf meinen vermeintlich ersten Flug mit NH gefreut habe. Vermeintlich deshalb, weil daraus im Endeffekt nichts geworden ist. Grund hierfür war ein technischer Defekt und die damit verbundene Stornierung des ersten NH Fluges. Was wiederum zur Folge hatte, dass die Passagiere auf die anderen 4 Flüge verteilt wurden und diese auf einmal alle voll wurden. Eine unliebsame Überraschung!

Im Prinzip war es eine einfache Rechnung: Der 1e NH Flug war gestrichen, die Passagiere mußten umgebucht werden. Zunächst würde der 2e NH Flug gebucht werden, danach der Star Alliance Partner TG und zum Schluss der Konkurrent JL. Wenn wir also eine Chance hatten, nach Tokyo zu kommen, dann in einer der beiden JAL-Jumbos. Ergo machten wir uns auf den Weg zu den Gates der beiden Maschinen (die waren direkt nebeneinander geparkt).

Am Gate war schon der Teufel los, da auch die beiden anderen Flüge nach Tokyo an in unmittelbarer Umgebung gebordet wurden. Ein sehr besonnener Japaner hat die beiden Flüge von JL überwacht und sich auch gleich mit uns auseinandergesetzt. Für uns sprach, dass es schon relativ knapp vor Abflug des ersten Fluges war und die geplante Abflugzeit des stornierten NH Fluges erst nach unserer war. Außerdem hatte er zu diesem Zeitpunkt niemanden auf der Warteliste. Das gefiel mir soweit. Was mir nicht gefiel, war die Tatsache, dass er nur mehr 2 leere Plätze hatte, aber noch auf 2 nicht eingecheckte Inbound-Passagiere (also Passagiere, die wie wir von einem anderen Anschlussflug kommen sollten) wartete. Der 2e Flug hätte noch Platz, aber NH habe schon angerufen, dass noch Passagiere umgebucht werden würden. Dh da müssten wir abwarten.

Wir wollten schon gehen, als er uns noch einmal zurückrief. Sehr höflich hat er uns darauf hingewiesen, dass es bei JL einen Dresscode gebe. Das hat mich dann doch sehr verwundert, da wir beide mit Hemd, Hose und schönen Schuhen unterwegs waren und nicht etwa in Jeans und Flip-Flops. Nun, er wollte wissen, ob wir vielleicht zufällig eine Krawatte mithätten – da hatte ich eine leise Vorahnung, die ich aber noch zu verdrängen suchte! Jedenfalls konnten wir ihm sagen, dass wir selbstverständlich Krawatten mithätten, und zwar sogar passende (Stil hat man eben oder nicht). Da hat er gegrinst und uns gebeten diese anzulegen. Er hätte doch noch 2 Sitzplätze, da die beiden letzten Passagiere nicht kommen würden und er würde uns die Bordkarten gleich geben, sobald wir ordnungsgemäß gekleidet waren. Sobald ich meine Bordkarte in der Hand hatte, wusste ich, dass meine Vermutung richtig gewesen war, denn wir haben die beiden letzten Sitzplätze in der Business Class bekommen. Welch ein Glück!

Bestens gelaunt haben wir dann pünktlich unseren Flug nach NRT angetreten. Es war noch eine der B747-400 mit der alten Bestuhlung, dh kein komplett flaches Bett, aber doch wesentlich besser als jeder Economy Class Sitz! Außerdem haben wir frisches Sushi bekommen und als Mitternachtssnack die legendären Nudelsuppen von JL aus dem Pappbecher. Die sind aber richtig gut!

Überpünktlich sind wir am nächsten Morgen in aller Früh in NRT gelandet. Wieder einmal hat uns leichter Regen begrüßt (das war bei mir bisher in NRT noch jedes Mal so), aber die Temperaturen waren erfrischend und nach dem unerhofften Upgrade waren wir ohnehin bester Dinge. Frisch gemacht hatten wir uns schon an Bord und die JL Inflight-kitts sind mir sehr toll vorgekommen.

Dermaßen erholt haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht. Der Plan sah vor, dass wir den Kaiserpalast besuchen wollten und außerdem auf den Tokyo-Tower fahren wollten. Zweiteres wurde leider nichts, da Regen und Nebel dieses Unterfangen sinnlos gemacht hätte, aber den Kaiserpalast sowie 2 Schreine haben wir in aller Ruhe besichtigt. Außerdem haben wir natürlich Sushi gegessen und einen guten Sake genossen.
Am späten Nachmittag fanden wir uns dann wieder am Airport ein, um das nächste Leg anzugehen.

Leg 3 war ein voller Erfolg, und Leg 4 würde uns hoffentlich über den Pazifik führen!
 
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Leg 4: NRT/Tokyo – SFO/San Francisco
Plan: NRT – SFO mit UA/744

Nach einem anstrengenden, aber sehr interessanten Tag in Tokyo, waren wir also am Nachmittag wieder in Narita um die nächste Flug-Etappe in Angriff zu nehmen.

Am Papier erschien diese als die leichteste, da es alleine zwischen NRT uns SFO nicht weniger als 5 Flüge innerhalb von 2 Stunden gab. Wir wollten mit UA fliegen (da gab es 2 Flüge), aber wir hätten auch NW, NH und JL als Alternativen. Zusätzlich gab es noch unzählige andere Flüge nach LAX, SEA oder YVR, von wo man jeweils relativ einfach nach SFO fliegen konnte. Natürlich wollten wir aber direkt fliegen, keine Frage!

Folglich haben wir uns auch gleich auf den Weg zum UA Check-In gemacht. Nachdem UA in NRT einen Hub unterhält und zum damaligen Zeitpunkt in NRT hinter JL die 2-größte Airline war (noch vor NH & NW!), war dort gehörig was los.

Jeder, der schon einmal in Japan war, kennt die unglaubliche Ruhe und Organisation, mit der die Japaner zu Werke gehen. Umso irritierender finde ich es jedes Mal wieder, wenn sich Europäer und Amerikaner dann vordrängeln und diese Tugenden der Japaner schamlos ausnützen. Nachdem ich bei solchen Aktionen nicht einfach nur zusehen konnte, hatte ich auch bald eine interessante Diskussion mit einem Amerikaner, den ich sehr bestimmt, aber nicht so freundlich darauf hingewiesen hatte, dass die Reihe immer hinten anfangen würde. Nach langer Diskussion (ich habe zum Schluss schon mit Prügel gerechnet), hat sich der Amerikaner mit hochrotem Kopf dann doch noch ans Ende der Reihe begeben, nachdem sich inzwischen einige andere Leute eingemischt hatten und mir beigestanden waren. Ich kann mich da nur an eine bekannte österreichische Werbung halten: Was wäre das Leben ohne die kleinen Triumphe! :D

Das Check-In selbst gestaltete sich dann überaus einfach. Der Flug wäre nicht voll, dh wir würden jedenfalls Sitzplätze am nächsten UA Flug nach SFO bekommen, allerdings erst am Flugsteig. Schönen Flug, angenehmen Tag und der nächste Bitte! Effizienz in Reinkultur und das immer mit einem Lächeln! Ich mag die Japaner irgendwie, zumindest in Japan!

Am Flugsteig war dann alles noch einfacher, weil als wir dort eintrafen und uns am Schalter meldeten, haben wir sofort unsere Bordkarten erhalten. Jeweils eine 3er Bank am Fenster. Der Agent, ein rüstiger Amerikaner, entschuldigte sich noch dafür, dass keine besseren Plätze mehr frei wären und lies uns dann als erste einsteigen. So könnte ich mir das immer vorstellen ;)

Beim Start hat es gerade ein richtiges Unwetter gegeben und auch auf Flughöhe war es relativ turbulent. Über den legendären Channel 4 der UA (der Kanal, wo man den Cockpitfunk mit anhören kann) habe ich dann interessiert verfolgt, wie ein NW Pilot bezüglich eines anderen Flightlevels angefragt hat. Nachdem er dieses genehmigt bekommen hat, haben alle anderen Flüge im größeren Umfeld die gleiche Änderung vollzogen. Unsere Crew hat sich relativ Zeit gelassen, weswegen das Service dann auch etwas verspätet war.

Der restliche Flug verlief ereignislos (ich war sehr enttäuscht, dass die Datumsgrenze nicht beleuchtet war) und wir sind am gleichen Morgen (!) pünktlich in SFO gelandet.

Am Airport in SFO haben wir dann die Mietduschen aufgesucht und uns erst einmal gründlich erfrischt. Ich war vorher noch nie in einer derartigen Einrichtung, aber ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Alles sauber, ein sehr freundlicher Shop Manager und eigentlich auch nicht teuer. Das würde ich also jederzeit wieder machen.

Frisch geduscht haben wir uns dann bei bestem Wetter auf den Weg in die Stadt gemacht. Es war ein herrlicher Tag, den wir mit einem deftigen Frühstück in einem uralten Burgerschuppen gewürdigt haben, um danach mit dem Cable Car zu fahren und uns die Golden Gate Bridge aus der Nähe zu anzusehen. Am Nachmittag haben wir dann noch ein paar Krabben gegessen und bei Star Bucks einen halbwegs vernünftigen Espresso getrunken (ohne Star Bucks wäre Amerika für mich ein Drama, weil das sind die einzigen, die einen vernünftigen Espresso schaffen außerhalb von Seattle).

Am späten Nachmittag sind wir dann wieder Richtung Airport gefahren um das nächste Leg anzugehen. Bisher hatte alles gut geklappt und wir lagen sehr gut im Plan!

Leg 4 war also wieder ein voller Erfolg, folglich galt unser Augenmerk nun Leg 5!
 
Leg 5: SFO/San Francisco – SJO/San Jose
Plan: SFO – LAX/Los Angeles mit UA/752 und weiter mit UA/752 via GUA/Guatemala nach SJO

Ursprünglich wollten wir in Mittelamerika ja in Panama City Station machen und den Panama Kanal besichtigen (der ist übrigens immer eine Reise wert, wie ich inzwischen weiß), aber im Hinblick auf den geplanten Weiterflug nach Südamerika war Panama bei den verfügbaren Abflügen/Abflugzeiten suboptimal. Hauptgrund war hier wohl auch, dass wir nicht mit CM/Copa Airlines fliegen konnten, aber mit TA/LR/Groupo Taca sehr wohl.

Noch ging es aber nicht um den Weiterflug ex SJO sondern erst einmal um die Anreise nach SJO. Einen Direktflug von SFO gab es damals nicht, folglich mussten wir zumindest 1x umsteigen. Hier haben wir im Wesentlichen 3 Airports ins Auge gefasst, nämlich LAX, DFW/Dallas und IAH/Houston. LAX hat den Vorteil, dass dort UA einen Hub betreibt, wenn auch mit einem relativ dünnen Netz nach Mittel- und Südamerika. Wichtig für uns war aber ohnehin nur ein Flug, nämlich jener der via GUA nach SJO führt.
DFW ist ein Hub von AA/American Airlines, der klaren Nr. 1 unter den amerikanischen Airlines nach Mittel- und Südamerika. Die Verbindungen via DFW wären super gewesen, allerdings war das offensichtlich weithin bekannt, denn ausnahmslos alle Flüge, die für uns in Frage gekommen sind, waren laut Auskunft der freundlichen Dame in der AA Reservierungszentrale in Deutschland hoffnungslos überbucht.
IAH ist ein Hub von CO/Continental Airlines, die zumindest nach Mittelamerika auch ein gutes Netzwerk unterhält. Allerdings gab es da nur 1 möglichen Flug und das war eine Einschränkung, die mir nicht gefiel.
Deshalb viel unsere Wahl eben auf LAX, da es dort neben der UA auch noch eine LR direkt nach SJO gab.

Mit dem Flug von SFO nach LAX haben wir uns im Vorhinein eigentlich gar nicht richtig beschäftigt, weil es da so viele Flüge gibt, dass wir gedacht haben, dass das ja gar kein Problem darstellen könne. Diese leichtfertige Annahme sollte sich leider als falsch erweisen!

Glücklicher Weise wollten wir schon etwas früher nach LAX fliegen und dort ein paar Stunden mit spotten verbringen. Daher waren wir schon relativ früh am Airport und haben uns nichtsahnend zum UA Check-In begeben. Der Kollege dort war zwar sehr freundlich, allerdings half uns das auch nur schwer über seine Botschaft hinweg: „UA nach LAX – gerne, aber leider erst morgen, weil heute sind alle Flüge voll!“. Warum auch immer (das war leider nicht zu erfahren) waren alle Flüge nach LAX restlos voll. Wir wären auf der Warteliste irgendwo auf Position 60 aufgeschienen – wären deshalb, weil er uns gar nicht erst auf diese aufgenommen hat.

So weit, so schlecht. Aber es gibt ja ex SFO noch ein paar andere Flüge nach LAX, unter anderem mit AA. Dorthin machten wir uns dann auch gleich auf den Weg. Bei AA am Check-In ahnte ich nichts Gutes, da auch hier die Massen standen. Doch das Glück sollte uns hold sein! Wir müssen ein tristes Bild vor der der Anzeigentafel abgegeben haben, weil eine schon ein wenig in die Jahre gekommene, aber überaus freundliche Dame von AA erbarmte sich und fragte uns, ob sie nicht helfen könne. Nachdem wir ihr kurz unsere Mission erklärt hatten und das sich abzeichnende Problem skizziert haben, hat sie uns um kurzes Warten ersucht – „Don’t you go anywhere, I’ll be back!“ – und ist ins Backoffice entschwunden. Nach einigen endlosen Minuten ist sie freudestrahlend wieder erschienen und hat mit 2 Bordkarten gewunken. Es gibt da einen American Eagle Flug in ein paar Minuten und der hat noch 2 Sitzplätze (für diesen Tag wohl die beiden letzten freien) frei. Wir müssten uns allerdings beeilen, weil der Flug fast fertig abgefertigt wäre und man nicht auf uns warten würde. Meinen skeptischen Blick (in 10 min vom Check-In zum Gate war schon damals in den USA relativ aussichtslos) hat sie nur gemeint „Let’s go!“ – sie hat uns geradezu ans Gate eskortiert.

Offensichtlich hat sie schon länger in SFO gearbeitet, weil sie jeden gekannt und uns überall durchgeschleust hat. Die Sicherheitskontrolle ist schlichtweg entfallen! So kam es, dass wir knapp 09:59 Minuten später im ERJ 145 nach LAX saßen und unser Glück nicht fassen konnten!

In LAX haben wir uns dann gleich ans UA Check-In begeben und uns für den Flug nach SJO auf die Liste setzen lassen. Nachdem dem Agent bezüglich der Buchungslage des Fluges nicht viel zu entlocken war, haben wir uns in den Airside Bereich begeben. Bis zum Ausruf unseres Fluges war noch reichlich Zeit und so haben wir uns die Terminals angesehen, sind ein bisschen durch die Shops gewandert und haben uns eine Bar gesucht, die kühles Bier verkauft. Am Nebentisch ist ein Agent von UA gesessen, mit dem wir ein wenig geplaudert haben. Mein Freund dürfte ihm ziemlich gut gefallen haben (was dieser nicht so lustig fand ;)), denn er hat ihm eine Frage nach der anderen gestellt und sich schließlich mit „See you soon!“ verabschiedet.

Später wurde uns dann auch klar, warum er das gesagt hatte, denn als wir zu unserem Gate kamen, wurden wir dort schon von ihm erwartet. Immerhin, so dachte ich mir, sollten wir jetzt gute Chancen auf vernünftige Plätze haben – ich sollte Recht behalten, und wie: Als er uns dann ganz zum Schluss aufgerufen hat, haben wir 2 Plätze in der Business Class erhalten (wie immer auf inneramerikanischen Flügen hieß es sogar First Class). Folglich haben wir uns artig bedankt und uns dann schnell ins Flugzeug begeben.

Der Flug verlief zunächst angenehm, allerdings sind wir so gegen 04:30 überpünktlich in GUA gelandet. Dort hat UA die Crew gewechselt, weshalb wir alle die Maschine für eine gute Stunde verlassen mussten. Blöd fand ich, dass wir nur ins Gate gelassen wurden, dieses aber nicht verlassen durften, denn ich hätte gerne den Flughafen (damals gab es in GUA noch kein neues Terminal) erkundet und mir einen vernünftigen Cafe gesucht – als Cafeliebhaber war mir Guatemala natürlich ein Begriff.

Nach einer guten Stunde ging es also mit neuer Crew weiter. Vor uns haben noch zwei interessante Frachtmaschinen GUA verlassen: ein russisches Model (ich glaube AN-12) ohne Lackierung, von dem ich annahm, dass es für die nächste Ladung Drogen nach Kolumbien fliegen würde und ein DC-8 Frachter in DHL Farben. Neben einem offiziellen Terminal stand auch noch eine DC-3 in Regierungsfarben und eine B727 einer mir unbekannten Airline. Für mich hatte sich der Zwischenstop jedenfalls gelohnt (ok, meinen Cafe habe ich nicht bekommen), denn solche Maschinen gibt’s in unseren Breiten halt nur selten zu sehen!

In einen herrlichen Sonnenaufgang hinein sind wir dann pünktlich in SJO gelandet. Nach einer unproblematischen Immigration begaben wir uns in den Ankunftsbereich und erspähten sogleich ein Schild mit unserem Namen.

Für SJO hatten wir in einer von deutschen Auswanderern betriebenen Bungalowanlage einen Bungalow für 1 Tag gemietet und außerdem einen Ausflug zum Volcano Poas gebucht. Zunächst wurden wir zur Bungalowanlage gebracht, die am Stadtrand von SJO am Rande des Regenwaldes gelegen war. Nach einer Dusche und einer überfälligen Rasur, haben wir im Garten der Anlage ein herrliches Frühstück großteils aus Früchten zu uns genommen. Außerdem bin ich endlich zu meinem echten mittelamerikanischen Cafe gekommen – und Costa Rica steht Guatemala in dieser Beiehung ja um Nichts nach. Ein Genuß kann ich nur sagen! :D

Der Ausflug zum Vulkan war auch sehr gelungen, auch wenn wir in einen der in dieser Region üblichen kurzen aber umso heftigeren Regengüsse gekommen sind. Trotz allem ist der Vulkan atemberaubend schön und der aufsteigende Dampf (dieser Effekt wurde durch das Regenwasser natürlich noch verstärkt) war faszinierend.

Am Nachmittag sind wir dann am Pool der Anlage mit dem Besitzer, einem äußerst liebenswerten Auswanderer, in dessen Laube gesessen. Diese war komplett mit BVB-Fahnen zugehängt und außerdem haben wir echtes deutsches Bier bekommen. Das Angebot uns mit ihm das Spiel des Tages (Bundesligaspiel des BVB) anzusehen haben wir dann aber dankend abgelehnt und uns lieber noch 1 Stunde an den Pool gelegt. Wenig später ist er dann im BVB-Trikot vorm TV gesessen und hat für alle gut hörbar das Spiel kommentiert. Sehr amüsant!

Gut erfrischt und um ein paar tolle Eindrücke reicher sind wir dann am späten Nachmittag wieder zum Airport aufgebrochen. Wir waren unserem Ziel erheblich näher gerückt und mit Südamerika stand unsere letzte Station auf dem Plan.

Leg 5 war folglich als voller Erfolg zu verbuchen, Leg 6 stand an!
 
Leg 6: SJO/San Jose – CCS/Caracas
Plan: SJO – MEX/Mexico City mit LR/321 und weiter mit MX/320 nach CCS

Frohen Mutes sind wir am frühen Abend am Airport eingetroffen. Mir hat der Vulkan gut gefallen und ich bin generell ein Fan von Mittel- und Südamerika, und ganz besonders liebe ich die dortigen Airports mit ihrer eigenen Atmosphäre. Da hat Reisen in vielen Fällen noch was von Abenteuer, es wird improvisiert und außerdem gibt’s viele interessante Airlines und Flugzeugtypen (man muss ja nicht gleich mit allen fliegen!).

Unseren Informationen nach sollte der Flug mit LACSA kein Problem werden, und da der Rückflug offensichtlich sehr gut gebucht war, wurde kurzfristig auch noch von A320 auf A321 getauscht (so 1 Woche vorher).

Am Check-In empfing uns eine ausgesprochen nette Dame, die uns problemlos für den Flug akzeptierte und uns auch gleich gute Plätze zugeteilt hat. Wir haben uns dann auch sogleich in den Abflugbereich begeben. Der Airport in SJO hat einen relativ neuen Terminal, in dem TACA/LACSA einen feinen Hub betreibt.

Zu dem Zeitpunkt, das war ungefähr 2 Stunden vor dem geplanten Abflug, war der Terminal noch relativ leer und es standen fast keine Maschinen davor. Also sind wir erst einmal gemütlich durch den Terminal gewandert und haben uns in den Shops ein wenig umgesehen.

Mir hat es besonders ein Kaffee-Geschäft angetan. Dort gab es nicht etwa Espresso oder Cafe Latte zu kaufen sondern richtige Kaffeebohnen. Der Duft in dem Geschäft war atemberaubend und ich hätte am liebsten den ganzen Laden gekauft. Ein Verkäufer hat auch gleich bemerkt, dass wir ein wenig unschlüssig sind und hat uns Kostproben angeboten. In weiterer Folge habe ich dann so ungefähr 10 verschiedene Cafes probiert und schlussendlich 2 verschiedene erworben. Ein Traum für jeden Cafe-Liebhaber kann ich da nur sagen.

Wir haben uns anschließend in der Nähe von unserem Gate hingesetzt und durch die riesigen Glasflächen die ersten ankommenden A319/320/321 von TACA und LACSA beobachtet, die nach und nach die Gates bevölkert haben. Offensichtlich sind hier sehr viele Umsteiger dabei, denn der Terminal wurde spürbar voller und es haben nur wenige den Ausgang aufgesucht.
Natürlich waren auch alle amerikanischen Airlines vor Ort, allen voran natürlich American mit 2 schicken B767-300, aber auch Continental, Delta und United (jeweils mit 757 oder 73G/738). Ein wenig enttäuscht war ich, dass aus Mittel- und Südamerika außer einem A320 der LAN (ich glaube LANPeru) nur noch eine B73G der Copa Airlines aus Panama zu sehen war.

Zu der Zeit hat es auch wieder begonnen zu regnen. Erst ist uns das nicht aufgefallen, respektive hat uns das auch nicht beunruhigt, weil wir ja auch schon im Laufe des Tages einen Schauer erlebt hatten, aber dieser Regen war irgendwie anders. Der Himmel war komplett verfinstert und es hat auch angefangen zu blitzen und zu donnern. Als eine der letzten Maschinen ist dann auch unser A321 ans Gate gerollt, aber danach sind irgendwann keine Maschinen mehr gelandet.

Auch wenn keine Verpätungsanzeigen ersichtlich waren (zu diesem Zeitpunkt waren an der großen Anzeigentafel alle Maschinen als pünktlich vermerkt!) ist mir das spätestens zu dem Zeitpunkt komisch vorgekommen, zu dem das Personal am Vorfeld die Arbeit offensichtlich ob des Gewitters die Arbeit eingestellt hat. Nachdem unser Gate inzwischen von einem Mitarbeiter besetzt war, bin ich dann auch gleich fragen gegangen.

„Wegen dem Gewitter ist der Betrieb am gesamten Flughafen eingestellt. Wir müssen warten bis es vorbei ist und dann geht es unverzüglich weiter. Leider habe ich keine Ahnung, wie lange es dauern wird, aber letzte Woche hat es 4 Stunden so geregnet“. In dem Moment kam auch eine entsprechende Durchsage über die Flughafenlautsprecher und ein Raunen ist durch die wartenden Massen gegangen.

Nun gut, unsere Lage war schlecht. Es war knapp 1 Stunde vor Abflug und wir hätten in MEX ein Zeitfenster von gut 2 Stunden bis zu unserem geplanten Weiterflug nach CCS. Alternativen zu MEX hatten wir auch nicht, da die AA nach MIA vor dem großen Unwetter noch rausgegangen war und das unser einziger anderer Weg nach CCS gewesen wäre. Auch konnten wir keine anderen Städte in Südamerika mehr anfliegen, da es entweder keine Flüge gab (Brasilien, Argentinien, Chile) oder aber wir von dort am nächsten Tag nicht heim nach Europa gekommen wären. Also mussten wir nach MEX fliegen und dort die MX nach CCS erwischen.

Ich hasse es, wenn ich keine Optionen hatte, aber es gab für uns nichts zu tun, außer zu hoffen, dass das Wetter schnell wieder umschlagen würde und wir unseren Anschlussflug erwischen würden. Wir haben natürlich alle möglichen Szenarien durchgerechnet und gehofft, aber im Endeffekt war es einfach: Wenn wir nicht innerhalb der nächsten 2 Stunden abfliegen würden, wäre unser Plan gescheitert, weil wir nicht mehr nach Südamerika kommen würden.

Ich brauchte Nervennahrung und deshalb haben wir den Cinnabon Stand aufgesucht und uns erst einmal eine riesige, warme Zimtschnecke gegen unseren Frust gegönnt(Die Dinger sind wirklich ein Hammer!). Außerdem haben wir uns während der Wartezeit pro angefangener halber Stunde 1 Bier genehmigt – es wurden 3!

Nach 3 Bier, oder knapp 1 ½ Stunden war das Wetter zwar nicht besser, aber die Gewitterzelle hatte sich wohl verschoben und SJO nahm den Betrieb wieder auf. Es herrschte hektisches Treiben, die Leute suchten wieder ihre Gates auf und nach und nach begann überall das Bording. Unsere Maschine war unter den ersten, die mit dem Einsteigen fertig waren und vom Pier gepusht wurde und wir reihten uns sogleich in der Warteschlange für den Abflug ein um mit ziemlich genau 1 ¾ Stunden Verspätung zu starten.

Während dem Flug habe ich jede Minute x-mal auf die Uhr geschaut und als der Pilot dann eine geplante Landezeit in etwa 45 min vor unserem geplanten Weiterflug verkündet hat, habe ich wieder daran geglaubt, dass wir es schaffen würden. Schließlich hatten wir nur Handgepäck und so groß könnte der Airport MEX gar nicht sein, dass wir es nicht in 30 min zum nächsten Gate schaffen würden.

Alles verlief gut, und ich konnte schon gut die Lichter von Mexico City erkennen, als ich plötzlich wieder starken Schub spürte – wir starteten durch! Das durfte einfach nicht war sein, war es aber leider doch. Der Kapitän meldete sich auch sogleich und verkündete, dass die Maschine vor uns, eine Air France (die mochte ich noch nie, aber in dem Moment – merde!), die Runway nicht rechtzeitig verlassen hatte. Wir mussten also eine Platzrunde fliegen und reihten uns knapp 10 min später wieder für die Landung ein.

Der zweite Versuch klappte dann. Nach der Landung rollten wir noch eine kleine Ewigkeit, so kam mir das jedenfalls vor, und wir verließen das Flugzeug knapp 20 min vor der Abflugzeit unserer MX Maschine nach CCS.

Leider stellte sich schnell heraus, dass wir fast ans andere Ende mussten und so liefen wir los. Bei der Sicherheitskontrolle haben wir uns schamlos vorgedrängelt (ich verachte so was normal, aber seither sehe ich das in einem anderen Licht) und sind schließlich atemlos am Gate angekommen. Der Agent am Gate hat uns zunächst fragend angeschaut und dann, als wir nach dem Flug nach CCS gefragt haben, nur wortlos über die Schulter aufs Fenster gedeutet – die Maschine wurde gerade gepusht!

Tja, und das war’s dann mit 7-6-7! Wir haben einige male Glück gehabt, aber zum Schluss war die Air France Schuld, dass wir unsere „Mission“ nicht vollenden konnten! :(

Nachdem es schon nahe Mitternacht war und es daher keine anderen Flüge mehr nach Südamerika gab, haben wir uns in unserem Schicksal ergeben. Wir haben uns ein Zimmer im Airport Hotel gesucht, uns frisch gemacht und sind dann um 1 Uhr in der Früh in ein Restaurant im Abflugsbereich gegangen und haben ordentlich mexikanisch gegessen – inklusive einiger Tequila, eh klar!

Im Endeffekt haben wir einen sehr interessanten und angenehmen Tag in Mexico City verbracht, inklusive Stadtrundfahrt und einer herrlichen Fiesta sowie diversen mexikanischen Imbissen. Am Abend haben wir uns dann für die Heimreise am Airport eingefunden und sind mit der 744 der LH nach Frankfurt geflogen und von dort mit einem 319 der AUA nach VIE.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass die Reise ein absolut geiler Trip war, allen Entbehrungen zum Trotz, und ich diese als Erfolg betrachte, wenn auch nicht als absoluten – und in CCS war ich übrigens bis heute nicht und MX werde ich wohl leider auch nie fliegen, wie das derzeit so aussieht!

Leg 6 hat leider nicht geklappt, aber in Summe habe ich mich trotzdem als Sieger gefühlt! :D
 
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Ich hoffe mein erster Trip-Report hat halbwegs gefallen (und selbstlos wie ich bin deute ich die bisherigen Danke mal in diese Richtung), und wenn dem so ist, dann werde ich gerne noch ein paar weitere schreiben, denn es hat sehr viel Spaß gemacht!
 
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