Zwischen den Flügen - ein Resumee
Liebe Leser,
es hat mir wirklich sehr viel Freude bereitet, den Bericht schreiben zu
dürfen. Die positive Resonanzen haben mich geradezu angestachelt,
in jedem Teilbericht ein wenig besser zu werden. Ich hoffe, es ist mir
gelungen. Vielen Dank für's Anstacheln.
Es ist jetzt ein halbes Jahr her. Und nach dieser Zeitspanne ist es interessant,
an welche Erlebnisse ich mich noch konkret erinnere,
ohne meine Fotos anzusehen und ohne meinen eigenen Bericht zu lesen
(ich habe meinen Bericht nie gelesen, dafür bin ich zu ungeduldig)
und ich habe ihn auch nicht ausgedruckt (das hat eine Bekannte von
mir gemacht, es sollen ja tatsächlich 40 Seiten sein. Das ist ja
erschreckend, wie lange ich schreiben kann, ohne auf den Punkt
zu kommen!)
Jetzt komme ich auf den Punkt: An was kann ich mich denn spontan
erinnern, wenn ich auf diese Reise angesprochen werde? Über was rede
und erzähle ich, wenn ich über diese Reise berichte?
Es mag überraschen: Viele Natur-Erlebnisse sind präsent, als wäre sie
gestern gewesen. Dazu gehört der Milford-Sound in Neuseeland, dort
auch die zwei Kurz-Wanderungen nahe Queenstown, eine Schiffsfahrt
und das halbtägige Skifahren bei den Kiwis, worüber ich berichtet
hatte. In Australien hat Cock Town und seine Umgebung bei mir
einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, den ich so schnell nicht
vergessen werde - die Menschen dort, das Stadtfest, eben das normal
typische Australien, das kein Tourist so erlebt. Ich durfte dabei sein.
Nach den Naturerlebnissen und Erlebnissen mit Einheimischen habe ich
noch sehr konkrete Erinnerungen an zwei Hotels und meine Unterkunft
in Cocktown: Dort war es eine einfache, aber sehr stilvolle Lodge 30
Kilometer weg von der Stadt im Regenwald. Die Lodge hatte eine sehr
individuelle Köchin. Die beiden Hotels waren das Observatory in Sydney,
in dem ich bald wieder übernachten darf (ein feines Hotel mitten in the
Rocks mit viktorianischen Stil, vor allem seinem Concierge, bei dem
man sich sofort zu Hause fühlt, wenn man ankommt). Das andere
war das Hilton Waterfront, ein Hotel mitten im Hafen von Auckland auf
einem Pier, wo man aus dem Hotelzimmer morgens auf den anderen
Seite Schiffe anlegen sieht. Beeindruckend, wenn man so aufwacht um
6 Uhr. Auch dort werde ich wieder nächtigen.
Die Natur-, Menschen- und Hotelerlebnisse sind wesentlich präsenter,
als es die First Class Flugerlebnisse waren. Und diese Erlebnisse werden
vom einfachen Cessna-Flug von Queenstwon über die Neuseeländischen
Alpen zum Milford Sound doch getoppt: Dieser Flug mit der viersitzigen
Propellermaschine läuft bis heute bei mir im Kopf ab wie ein Film
(wobei ich sagen muss, dass ich ein ausserordentlich fotografisches
Gedächtnis habe, dafür ist mein Namensgedächtnis sehr miserabel
ausgebildet wie auch mein Fremdsprachengedächtnis). An diesen Flug
habe ich die nachhaltigen Erinnerungen. Dann folgt der Flug von
Sydney nach Singapore in der Boeing 747 in der First Class von
Singapore Airlines. An diesen Flug erinnere ich mich deshalb so gut,
weil ich mich wegen "meiner" Stewardess so pudelwohl gefühlt hatte,
irgendwie aufgehoben gefühlt hatte. Dann folgt der Swissflug in der
First, auch hier auch wegen den Gesprächen mit den Flugbegleitern.
Vergessen ist aber der Flug mit der Thai trotz Sitzplatz 1 A und der
Flug mit Lufthansa trotz Sitzplatz 2 A. Bei beiden Flügen muss ich
nachdenken, was denn das Besondere an diesem Erlebnis war: An den
Lufthansa-Flug erinnere ich mich gut an die First Class Lounge in
München (die ich für die beste und persönlichste Lounge weltweit
halte). Dann erinnere ich mich an das zweistündige Sitzen auf 2 A im
Airbus 340 auf dem Vorfeld, weil das Vorderrad vor dem Start repariert
werden musste. An den eigentlich Flug habe ich keine aktiven Erinnerungen.
Auch an den A 380 Flug von Singapore nach Sydney habe ich nur dann
Erinnerungen, wenn ich mich gedanklich auf diesen Flug konzentriere.
Ich weiss noch, wie ich im Schneidersitz im Bett über den Wolken sass,
und kurz aus dem Fenster sah: der Mond erhellte die Triebwerke und
die Wolken über Australien. Mehr aktive Erinnerungen an diesen A 380
Flug habe ich nicht (ich habe geschlafen, alle schnarchten, ich war
hundemüde). Jeder beneidet mich um diesen Flug im A 380, der Neid
ist aber falsch, denn ich habe diesen nicht bewusstseinspflichtig erlebt.
An den Thai Flug von Bangkok nach München erinnere ich mich
eigentlich nur soweit, dass ich die Stewardess schrecklich fand (ihre
Stimme, ihr Aussehen) und dass ich froh war, wieder München zu landen
(was aber nicht an der Stewardess, sondern an der Dauer der Reise und
den vielen Eindrücken lag, die es zu verarbeiten galt nach solch
aussergewöhnlicher Reise, und ich Durchfall hatte und ich froh war,
wieder daheim zu sein).
Und warum schreibe ich dieses Resumee?
Weil es mir einfach gut geht, weil ich jetzt viele Dinge erleben darf, von
denen ich als Kind nie zu träumen gewagt hätte. Damals musste mich
mein Vater immer zum Aussichtshügel am alten Riemer Flughafen
fahren, damit ich dort zuerst die Landungen und dann die Starts der
Jumbos der Pan Am und dann der Lufthansa sehen konnte. Die Pan Am
flog täglich nach New York über Frankfurt, die Lufthansa ebenso täglich
über Köln auch nach New York. Ich wollte damals unbedingt Pilot werden,
um die Welt zu sehen. Ich sass noch nie in einem Flugzeug.
Flugzeuge bedeuteten für mich die Welt. Ein freies Leben, Unabhängigkeit.
Das mit dem Piloten hat nicht geklappt, dafür werde ich jetzt manchmal
vom Piloten im Flugzeug begrüsst und ich erzähle ihm, was ich von der
Welt schon gesehen habe. ich habe sie schon gesehen - vollständig
nicht, Südamerika fehlt zum Beispiel komplett, das südliche Afrika auch,
das gerade beliebte Allerweltsziel Dubai ebenso, Grönland und den
Südpool sowieso, dort möchte ich wirklich noch hin, wenn ich es noch erleben darf.
Jetzt erstmal geht es nach Indien, wo ich tatsächlich auch noch nicht
war, vorher aber nach Vietnam, und da war ich auch noch nicht.
Ich mache schon wieder eine Reise, derzeit ist mein Pass unterwegs
gerade auf der vorbereitende Postreise, um viele Visa bei Konsulaten
und Botschaften zu bekommen (ich wundere mich, wieviele Länder immer
noch Visa verlangen) - ja, und weil ich gerade mich auf meine nächste Reise
vorbereite, habe ich dieses Resumee geschrieben:
Mir geht es gut, ich fliege wieder First Class, ich freue mich aber
mehr auf die Menchen und das Menschliche, auf die Natur und das
Naturelle, einfach auf Kleinigkeiten bei dieser Reise - und das alles ist
Klassen-unabhängig. Menschen zu entdecken, die Natur und Städte zu
erobern oder einen Blick aus dem Flugzeugfenster zu werfen (falls es nicht
zwangsabgedunkelt wird und man sich gegen eine Stewardess
wehren muss) ist fast unabhängig von der Reiseklasse.
So, und mit diesem Resumee schliesse ich diese Reise nach Australien
und Neuseeland ab und bereite mich auf die neue Reise vor, die schon
sehr bald beginnt.
Vielen Dank für's Lesen
auch für dieses Resumee