Tarifkonflikt / Streik

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Leider trifft ein Streik den Arbeitgeber nur dann, wenn es dessen Kunden trifft - das ist die bittere Wahrheit. Aber wenn es - als letztes Mittel - zum Streik kommt, dann muß sich auch der Arbeitgeber fragen lassen, ob er alles getan hat, den Streik zu vermeiden. Und welches Mittel hat der Arbeitnehmer, Kostensteigerungen wie Spritpreis, Pendlerpauschale, Mieterhöhungen usw. aufzufangen? Verschlankung des Betriebs, Senkung der Lohnkosten, Personalabbau? Alles was ihm bleibt sind die Lohnforderungen. Dazu kommt das ganze Feld der Arbeitsbedingungen, die auch nicht besser werden.
Auch wenn ich in diesem Fall weder (direkt) Betroffener noch Beteiligter bin, sehe ich den Streik als berechtigt - ob es mir paßt oder nicht.

Nix für ungut!
 
Ob der Streik nun berechtigt ist oder nicht will ich hier nicht interpretieren.
Auffallend war jedoch wie überrascht die Airline von der Aktion war.
Auch wenn viel Ärger abgefangen werden konnte, könnte man die Flotte noch flexibler einsetzen, zumindest am zweiten Streiktag.

Wollte oder mußte man nach Birmingham am Mittwoch, waren alle drei Flüge ex MUC gestrichen und Umbuchung auf Manchester war irgendwie nicht möglich (vielleicht zu voll, aber nur Annahme). Flüge via FRA waren eine Alternative, jedoch mit enormen Zeitverlust und Wartezeiten. Andere Europaziele wurden mit Lufthansa bedient, im selben Rythmus wie im Flugplan gelistet, auch wenn die Flieger nur halbvoll waren. Hier wird doch immer die extreme Flexibiltät der LH so angepriesen, am Dienstag und Mittwoch war zumindest auf einige Routen nicht viel davon zu spüren. Hauptsache die Hamburg, Frankfurt und Berlinflieger sind geflogen, was das benachbarte Ausland betrifft konnte man sich als Fluggast zweiter Klasse ode schlechter fühlen. ;) Nur hätte man dort auf AB und DB "ICE" ausweichen können, was auf etlichen Auslandsstrecken nicht möglich ist/war.
 
Ein Dialog mit einem Passagier:

LH: "Tut mir leid Herr Müller, ihr Flug nach XXX ist leider gestrichen worden"

Pax: "Was? Wieso denn?"

LH: "Weil die Piloten der Lufthansa Cityline und Eurowings in einen Streik getreten sind"

Pax: "Was wollen die denn schon wieder? Schon wieder mehr Geld?"

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Irgendwie hat bei diesem Streik oft das Verständnis der Passagiere gefehlt.
Was ich damit sagen will: Hat man das Verständnis der Passagiere für eine Aktion auf seiner Seite, so hat man zumindest halb gewonnen. Dass dieser Sachverhalt komplizierter ist als "Wir wollen nur Geld" und nicht jedem Pax auf die schnelle Verständlich gemacht werden kann ist klar. Dennoch war auch (!) "mangelnde Aufklärung" bei den Passagieren mit ein Auslöser für fehlendes Verständnis. Schade dass kein einziger Mensch den verärgerten Passagieren die Hintergründe zu den Streiks erklärt hat.
 
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Irgendwie hat bei diesem Streik oft das Verständnis der Passagiere gefehlt.
Was ich damit sagen will: Hat man das Verständnis der Passagiere für eine Aktion auf seiner Seite, so hat man zumindest halb gewonnen. Dass dieser Sachverhalt komplizierter ist als "Wir wollen nur Geld" und nicht jedem Pax auf die schnelle Verständlich gemacht werden kann ist klar. Dennoch war auch (!) "mangelnde Aufklärung" bei den Passagieren mit ein Auslöser für fehlendes Verständnis. Schade dass kein einziger Mensch den verärgerten Passagieren die Hintergründe zu den Streiks erklärt hat.


aber selbst wenn sich die Paxe aufregen und schimpfen, drei Wochen nach dem Streik kräht kein Hahn mehr danach und 6 Wochen später weiß die Hälfte nicht mehr wer überhaupt gestreikt hat. Das es in dem Moment bitter und stellenweise auch teuer ist, lässt sich wohl nicht vermeiden, aber wer regt sich jetzt noch über die Ärzte oder die Lokführer auf?
Richtig, keiner. Also bevor man einen falschen Kompromiß schließt, die schlechte Stimmung weiter schwelt, die Probleme weiter bestehen, lieber ein mal richtig Krawall und dann ist wieder Ruhe für ein paar Jahre...

Saigor
 
Ich finde die PR-Arbeit der VC auch verbesserungswürdig. Da sich aber die Masse der Leute wohl nicht mit den Details beschäftigen kann oder will und daher einfach das 'Info-Angebot' der Arbeitgeber aufgreift und somit denkt die 'Bonzen' wollen einfach noch mehr Kohle, ist es wohl zu unergiebig für die wenigen wirklich Interessierten die PR-Maschine anzuschmeißen.

Ich mache mal einen kurzen Erklärungsversuch:

Anfang der 90er war die Luftfahrt allgemein und die noch staatliche LH im besonderen in einer existenziellen Krise. Im Rahmen der Lösungsversuche wurde allen Beschäftigtengruppen mehr oder weniger starke Zugeständnisse abgerungen. Während andere Gruppen teilweise einfach nur die 'Pfründe' der dienstälteren Beschäftigen zu sichern versuchten und alles auf die 'Jungen' oder gar zukünftige Beschäftigte abwälzten, versucht man sich im Cockpit solidarisch zu zeigen und es mussten alle mehr oder weniger geben.

Da allerdings bereits damals (z.B. an der Einführung von LH-Express) absehbar war, dass der Deutschland- und Europaverkehr das Lieblingsziel der Kostensenker sein wird, schloß man im Gegenzug für recht happige Zugeständnisse bei Vergütung und Arbeitsbedingungen einen sog. Konzern-Tarif-Vertrag ab, der u.a. besagt, dass jetzt und zukünftig alle Jets >= 70 Sitze die für LH fliegen zu den DLH-Konditionen bereedert werden müssen. Dieser Vertrag gilt noch heute.

Leider scheint er der Firma ziemlich lästig zu sein und so ist schon fast ein Sport daraus geworden, ihn vorsätzlich zu unterlaufen und zuzusehen, welche juristischen Verrenkungen dann erfolgen um die bestehende Ausflaggung einzufangen.

So geschehen bei:

- 18 AVROs bei CLH (erst 80, dann 92 Plätze)
- 25 A320 bei CIB
- A320 bei 4U
- BAe146 bei EN
- 20+ CRJ 900 bei CLH

All dies stellt für die Kollegen bei DLH/CFG einen Verlust von Arbeitsplätzen dar, welche in jahrelanger und mühsamer Arbeit entsprechend tarifiert wurden. Würde es der Firma so schlecht gehen (aus welchen Gründen auch immer), dass die aktuellen Personalkosten wirklich (!) nicht mehr tragbar sind, haben die Piloten und die VC gezeigt, dass fast jedes mögliche Zugeständnis gemacht wird, um der Firma zu helfen und die Jobs dort zu halten. Zuletzt geschehen während der großen Condor-Krise vor einigen Jahren, als das Management den Laden mit der großartigen Thomas Cook-Strategie an die Wand gefahren hat. Powered by Condor, Cooked by Pichler.:(

Bei der aktuellen Entwicklung vor dem Eindruck von 2 Jahren mit Rekord-Umsätzen/-Gewinnen und gleichzeitig der Bestellung von 60 Fliegern, welche klar unter den KTV fallen aber trotzdem extern bereedert werden sollen, ist der VC nun der Geduldsfaden gerissen. Die Flieger werden zu annähernd DLH-Bedingungen geflogen oder gar nicht. Das kann gerne bei CLH sein (das ist ja gerade der Charme des KTV - niemand sagt dass DLH die Kisten fliegen muss, aber Druck auf unsere Tarifbedingungen werden wir dadurch nicht akzeptieren) und von daher ist auch die Stimmungsmache der CLH-Bodenmitarbeiter, welche nachplappern was die ver.di ihnen hinschmeißt, nämlich dass DLH ihre Arbeitsplätze gefährdet, in die unterste Schublade zu stecken.

Daher hier der Knackpunkt, warum eine Bereederunsfrage mit einem Vergütungs-Streit ausgetragen wird: Für CLH werden nun Vergütungsmäßg DLH-Bedingungen gefordert. Kommen die Flieger zu EWG, dann eben gleiche Forderung dort, ebenso bei IQ oder wo auch immer.

Viele sagen nun, seid Ihr wahnsinnig, bei der sich abzeichnenden Krise noch mehr Geld zu fordern. Dazu 2 Fragen:

- Glaubt jemand ernsthaft, dass man während einer Krise, nur weil sich evtl. Besserung abzeichnet, mehr Geld angeboten bekommt? Also, warum soll man dann mit vorauseilendem Gehorsam etwas abgeben, nur weil es demnächst kriseln könnte? Wenn die Krise da ist, kann man weitersehen. An unserem Widerstand wird die Firma nicht scheitern, s.o. Condor.

- Glaubt jemand ernsthaft, wenn die ERJs nun zu CLH/EWG/XYZ gehen, dass man dort eine evtl. Krise regungslos aussitzen wird und nicht obwohl die Bereederung schon vergleichsweise günstig erfolgt, trotzdem noch 'nachtreten' wird?

Die aktuelle Situation ist für die Passagiere extrem unschön und was man läuten hört wird es ab morgen noch schlimmer. Allerdings gehören zu jedem Streit 2 Seiten und ebenso darf man mal die Arbeitgeberseite fragen, was außer höheren Kosten gegen eine vetragsgemäße (!) Bereederung spricht. Der Vetrag steht seit 1992 schwarz auf weiß, da hätte man ja die Kosten mal einrechnen können. Pacta sunt servanda. Ende.

Die Vorstandsbezüge stiegen übrigens im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Nur mal so nebenbei.

Hoffen wir das beste, für CLH-Kollegen und Gäste (wie poetisch) :)

Gruß MAX
 
Gerade Deine letzte Aussage ob mir der Streik passt oder nicht finde ich im höchsten Maß unpassend.:thbdwn::thbdwn:
Ich habe Verständnis dass Ihr Euren gerechten Lohn haben wollt aber Ihr solltet auch mal an meinem Beispiel sehen was Kunden für einen Ärger damit haben.
Ein Streik ist nur Erfolgreich, wenn genügend Druck aufgebaut werden konnte. Als Kunde würde ich mich dann beim Arbeitgeber beschweren, denn der kann dem Druck nachgeben und der Streik wäre erfolgreich gewesen.

Das man es natürlich als Unternehmer anders sieht ist klar - man steht ja auf der anderen Seite. Daher kann ich verstehen, dass Du dich aufregst! So ist das Leben aber eben... es gibt ein Streikrecht, ob es den Arbeitgebern passt oder nicht!
 
die vorstandsbezüge bei der bahn sind doch im 3stelligen prozent bereich gestiegen,
bevor die lokführer streikten, wenn ich mich richtig erinnere...

ein streik ist nur wirkungsvoll, wenn er die richtigen an einer empfindlichen stelle richtig trifft.

Pax: "Was wollen die denn schon wieder? Schon wieder mehr Geld?"
es würde mich nicht wundern, wenn herr müller auch schon mal für mehr geld gestreikt hat,
aber jetzt kein verständnis hat... in anderen ländern geht man mit sowas entspannter um...

ich habe auch schon gestreikt. ich glaube mal, kein arbeitnehmer streikt gerne.
der rückstand, der durch den streik entstanden war, mussten wir anschliessend
durch überstunden und verschobenen urlaub wieder aufholen. (produktion)

also ich finde die gehälter bei lh höchstens durchschnittlich, nur die "alten hasen" verdienen gut
bis sehr gut. dafür fordern sie von ihren mitarbeitern überdurchschnittlich.

zufriedene mitarbeiter sind das rückgrat, nicht nur zufriedene aktionäre.

gruß, peter
 
schon beachtlich das knapp 10% der VERDI Mitglieder gegen einen Streik votierten.

Wie hoch ist eigentlich der Organisierungsgrad am Boden und bei der Technik? Alle LHT-Mitarbeiter die ich persoenlich kenne halten ziemlich wenig von verdi, die sind allerdings auch alle in den hoeheren Ingenieursraengen wo man tradionell nicht Geerkschaftsfreundlich ist.

Bei den Flugbegleitern ist der Verdi-Anteil ja minimal.
 
Wie hoch ist eigentlich der Organisierungsgrad am Boden und bei der Technik? Alle LHT-Mitarbeiter die ich persoenlich kenne halten ziemlich wenig von verdi, die sind allerdings auch alle in den hoeheren Ingenieursraengen wo man tradionell nicht Geerkschaftsfreundlich ist.

Bei den Flugbegleitern ist der Verdi-Anteil ja minimal.
Also bei uns in MUC hat die letzte Zeit ein "großer" Umbruch stattgefunden.
Viele Kollege(auch ich) sind bei der Verdi ausgetreten,weil das Gefühl immer größer wurde,von Jahr zu Jahr mehr veräppelt zu werden.
Glaube,daß dies auch der Grund dafür ist,warum sich Verdi jetzt auf stur stellt.Sie wollen einfach ihre Ex-Mitglieder wieder zurückgewinnen.
Allerdings ist bei uns eine neue Gewerkschaft( www.arte-ev.de ) in der Aufbauphase.Allerdings noch in den Kinderschuhen,aber mit sehr viel Potential.
Ich persönlich sehe mein Geld da besser investiert,als bei einer Verdi,die erst nach unzählichen Austritten merkt,daß sie ihrer Arbeit jahrelang so gut wie garnicht nachgekommen sind und es jetzt mit der Axt probieren...:shut::no:
 
Wie hoch ist eigentlich der Organisierungsgrad am Boden und bei der Technik? Alle LHT-Mitarbeiter die ich persoenlich kenne halten ziemlich wenig von verdi, die sind allerdings auch alle in den hoeheren Ingenieursraengen wo man tradionell nicht Geerkschaftsfreundlich ist.

Bei den Flugbegleitern ist der Verdi-Anteil ja minimal.


Laut Lufthansa seien 10% der ca. 50.000 (Boden, Kabinenpersonal etc.) bei Verdi organisiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also bei uns in MUC hat die letzte Zeit ein "großer" Umbruch stattgefunden. Viele Kollegen(auch ich) sind bei der Verdi ausgetreten,weil das Gefühl immer größer wurde,von Jahr zu Jahr mehr veräppelt zu werden.
Glaube,daß dies auch der Grund dafür ist,warum sich Verdi jetzt auf stur stellt.
Sie wollen einfach ihre Ex-Mitglieder wieder zurückgewinnen. ....

... Ich persönlich sehe mein Geld da besser investiert,als bei einer Verdi,die erst nach unzählichen Austritten merkt,daß sie ihrer Arbeit jahrelang so gut wie garnicht nachgekommen sind und es jetzt mit der Axt probieren...

Frag' mal bei der DFS (Flugsicherung) nach Verdi!! :mad: ;D
 
Hier zeigt sich wieder mal die Unfähigkeit von Ver.di erfolgreich feinfühlige Tarifverhandlungen zu führen, um damit für die Arbeitnehmerschaft das optimale heraus zu holen.

Dass man bei einer Differenz von 6,7% zu 9,8%, also gerade mal 3,1% Differenz zu unbefristeten Streiks aufruft, entlarvt deren verhandlungstechnische Ungeschicklichkeit.

Ich befürworte das Streikrecht, so es mit Maß und Ziel eingesetzt wird.

Aber ich ärgere mich sehr darüber, wenn es zu Eingriffen in den Flugverkehr kommt, weil eine unfähige Gewerkschaft dazu aufruft.

PS:
Den Streik der Lokführer und der Piloten der LH-Töchter kann ich sehr wohl nachvollziehen. Da ging/geht es um ganz andere Dinge als 3,1% Lohndifferenz.
 
Hier zeigt sich wieder mal die Unfähigkeit von Ver.di erfolgreich feinfühlige Tarifverhandlungen zu führen, um damit für die Arbeitnehmerschaft das optimale heraus zu holen.

Dass man bei einer Differenz von 6,7% zu 9,8%, also gerade mal 3,1% Differenz zu unbefristeten Streiks aufruft, entlarvt deren verhandlungstechnische Ungeschicklichkeit.

Ich befürworte das Streikrecht, so es mit Maß und Ziel eingesetzt wird.

Aber ich ärgere mich sehr darüber, wenn es zu Eingriffen in den Flugverkehr kommt, weil eine unfähige Gewerkschaft dazu aufruft.

PS:
Den Streik der Lokführer und der Piloten der LH-Töchter kann ich sehr wohl nachvollziehen. Da ging/geht es um ganz andere Dinge als 3,1% Lohndifferenz.

So mit dem rechnen hast es nicht, oder:think:

9,8 % bei 12 Monaten Laufzeit - 6,7 % für 21 Monate sind also 3,1 % Unterschied:confused:

Trotzalledem kann man natürlich über die VERDI und desn Streik diskutieren:whistle:
 
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