Ich finde die PR-Arbeit der VC auch verbesserungswürdig. Da sich aber die Masse der Leute wohl nicht mit den Details beschäftigen kann oder will und daher einfach das 'Info-Angebot' der Arbeitgeber aufgreift und somit denkt die 'Bonzen' wollen einfach noch mehr Kohle, ist es wohl zu unergiebig für die wenigen wirklich Interessierten die PR-Maschine anzuschmeißen.
Ich mache mal einen kurzen Erklärungsversuch:
Anfang der 90er war die Luftfahrt allgemein und die noch staatliche LH im besonderen in einer existenziellen Krise. Im Rahmen der Lösungsversuche wurde allen Beschäftigtengruppen mehr oder weniger starke Zugeständnisse abgerungen. Während andere Gruppen teilweise einfach nur die 'Pfründe' der dienstälteren Beschäftigen zu sichern versuchten und alles auf die 'Jungen' oder gar zukünftige Beschäftigte abwälzten, versucht man sich im Cockpit solidarisch zu zeigen und es mussten alle mehr oder weniger geben.
Da allerdings bereits damals (z.B. an der Einführung von LH-Express) absehbar war, dass der Deutschland- und Europaverkehr das Lieblingsziel der Kostensenker sein wird, schloß man im Gegenzug für recht happige Zugeständnisse bei Vergütung und Arbeitsbedingungen einen sog. Konzern-Tarif-Vertrag ab, der u.a. besagt, dass jetzt und zukünftig alle Jets >= 70 Sitze die für LH fliegen zu den DLH-Konditionen bereedert werden müssen. Dieser Vertrag gilt noch heute.
Leider scheint er der Firma ziemlich lästig zu sein und so ist schon fast ein Sport daraus geworden, ihn vorsätzlich zu unterlaufen und zuzusehen, welche juristischen Verrenkungen dann erfolgen um die bestehende Ausflaggung einzufangen.
So geschehen bei:
- 18 AVROs bei CLH (erst 80, dann 92 Plätze)
- 25 A320 bei CIB
- A320 bei 4U
- BAe146 bei EN
- 20+ CRJ 900 bei CLH
All dies stellt für die Kollegen bei DLH/CFG einen Verlust von Arbeitsplätzen dar, welche in jahrelanger und mühsamer Arbeit entsprechend tarifiert wurden. Würde es der Firma so schlecht gehen (aus welchen Gründen auch immer), dass die aktuellen Personalkosten wirklich (!) nicht mehr tragbar sind, haben die Piloten und die VC gezeigt, dass fast jedes mögliche Zugeständnis gemacht wird, um der Firma zu helfen und die Jobs dort zu halten. Zuletzt geschehen während der großen Condor-Krise vor einigen Jahren, als das Management den Laden mit der großartigen Thomas Cook-Strategie an die Wand gefahren hat. Powered by Condor, Cooked by Pichler.
Bei der aktuellen Entwicklung vor dem Eindruck von 2 Jahren mit Rekord-Umsätzen/-Gewinnen und gleichzeitig der Bestellung von 60 Fliegern, welche klar unter den KTV fallen aber trotzdem extern bereedert werden sollen, ist der VC nun der Geduldsfaden gerissen. Die Flieger werden zu annähernd DLH-Bedingungen geflogen oder gar nicht. Das kann gerne bei CLH sein (das ist ja gerade der Charme des KTV - niemand sagt dass DLH die Kisten fliegen muss, aber Druck auf unsere Tarifbedingungen werden wir dadurch nicht akzeptieren) und von daher ist auch die Stimmungsmache der CLH-Bodenmitarbeiter, welche nachplappern was die ver.di ihnen hinschmeißt, nämlich dass DLH ihre Arbeitsplätze gefährdet, in die unterste Schublade zu stecken.
Daher hier der Knackpunkt, warum eine Bereederunsfrage mit einem Vergütungs-Streit ausgetragen wird: Für CLH werden nun Vergütungsmäßg DLH-Bedingungen gefordert. Kommen die Flieger zu EWG, dann eben gleiche Forderung dort, ebenso bei IQ oder wo auch immer.
Viele sagen nun, seid Ihr wahnsinnig, bei der sich abzeichnenden Krise noch mehr Geld zu fordern. Dazu 2 Fragen:
- Glaubt jemand ernsthaft, dass man während einer Krise, nur weil sich evtl. Besserung abzeichnet, mehr Geld angeboten bekommt? Also, warum soll man dann mit vorauseilendem Gehorsam etwas abgeben, nur weil es demnächst kriseln könnte? Wenn die Krise da ist, kann man weitersehen. An unserem Widerstand wird die Firma nicht scheitern, s.o. Condor.
- Glaubt jemand ernsthaft, wenn die ERJs nun zu CLH/EWG/XYZ gehen, dass man dort eine evtl. Krise regungslos aussitzen wird und nicht obwohl die Bereederung schon vergleichsweise günstig erfolgt, trotzdem noch 'nachtreten' wird?
Die aktuelle Situation ist für die Passagiere extrem unschön und was man läuten hört wird es ab morgen noch schlimmer. Allerdings gehören zu jedem Streit 2 Seiten und ebenso darf man mal die Arbeitgeberseite fragen, was außer höheren Kosten gegen eine vetragsgemäße (!) Bereederung spricht. Der Vetrag steht seit 1992 schwarz auf weiß, da hätte man ja die Kosten mal einrechnen können. Pacta sunt servanda. Ende.
Die Vorstandsbezüge stiegen übrigens im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Nur mal so nebenbei.
Hoffen wir das beste, für CLH-Kollegen und Gäste (wie poetisch)
Gruß MAX