Reisebericht: Kapverdische Inseln

Moosacher

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Hallo Gemeinde,

wie schon bei den "operativen Unregelmäßigkeiten" angedroht werde ich Euch von meiner Reise auf die Kapverdischen Inseln berichten. Habt aber bitte ein bisschen Geduld, wenn ich die einzelnen Folgen nicht im Tagesrhythmus hochlade, ich bin sowohl mit dem Bericht als auch mit dem Bearbeiten der Bilder noch nicht durch.

Ende März konnte ich also endlich die ersten Tage meines Urlaubs von 2010 nehmen. Nachdem der letzte Urlaub in Botswana doch recht bewegungsarm war, darf es diesmal etwas aktiver sein: Bergtouren auf den Kapverdischen Inseln sind vorgesehen.


Am Sonntag, den 27.3. soll's losgehen und soviel kann ich schon verraten: es wird in den kommenden zwei Wochen nicht langweilig werden. Geflogen wird mit der mittäglichen TAP von München nach Lissabon und dann in der Nacht weiter nach Praia auf der Insel Santiago.
Um zumindest bis Lissabon einen Fensterplatz zu erhalten, versuche ich natürlich schon am Samstag Mittag online einzuchecken. Dieser Hinweis verwirrt mich dann aber doch ein wenig: aufgrund „der nur noch wenig vorhandenen Zeit“ ist ein Checkin angeblich nicht mehr möglich ... Na ja, sind ja schließlich auch nur noch 23 Stunden bis zum Abflug. :confused:

Beim Versuch ein paar Stunden später das Gleiche.
Also gut – dann eben morgen eine Stunde früher zum Flughafen.
Dort angekommen werde ich sofort an die Schalter verwiesen, die Selbstbedienungsterminals funktionieren nämlich nicht. Die Schlangen an den Schaltern sind entsprechend. Es geht dann aber recht flott und so erhalte ich alsbald einen schönen Fensterplatz (16 A) sowohl für die Etappe nach Lissabon als auch für den Weiterflug nach Praia. Ich bin aber vorerst der letzte, der noch eincheckt – die Bänder für das Gepäck wollen nicht mehr. Noch mache ich mir darüber weiter keine Gedanken, schließlich sind es ja noch über zwei Stunden bis zum Abflug.


Die Security ist auch schnell passiert – wie in MUC üblich wird meine Fotoausrüstung recht genau inspiziert und wie seit einem Jahr regelmäßig auch inclusive Test auf Sprengstoffspuren.


Beim Zeit vertreiben entdecke ich dann diese Anzeige. Scheint heute wirklich nicht der Tag der Technik zu sein.
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Unser fliegendes Gefährt kommt überpünktlich an. Es ist immer wieder nett zu erleben, wie sich bereits eine erste Schlange bildet, sobald nur irgendein Anzeichen auf ein vermeintliches baldiges Boarden hindeutet. Nach einer Durchsage, dass sich das Boarding um ca. 10 Minuten verzögert ist die Schlage schlagartig doppelt so lange. Anscheinend wird von der Ansage nur noch das Flugziel wahrgenommen, die eigentliche Aussage schon nicht mehr.


[FONT=Arial, sans-serif]TAP A319 CS-TTE[/FONT]
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Noch während des Boardings geht das Push-Back-Fahrzeug an den Flieger – man scheint wild entschlossen, die kurze Verspätung wieder aufzuholen.


In der Eco dürfte die Auslastung bei 95% liegen, die drei Reihen Business scheinen leer zu bleiben.
Für 1,90m-Menschen ist die Bestuhlung in der Eco eine Zumutung.
Nach den Sicherheitshinweisen geht’s mit 5 Min. Verspätung um genau 13:00 Uhr vom Gate weg und ohne weitere Umstände über die 08R raus. Sofort verschwinden wir in den tief hängenden Wolken.

Sicherheitsvideo
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[FONT=Arial, sans-serif]Nach einer knappen Flugstunde ist Service-Zeit. Es gibt ein liebevoll („klatsch“) im Papp-Schälchen serviertes, in der Alufolie aufgewärmtes Semmelchen mit zwei Scheiben Braten und einem Stückchen Ananas, dazu ein kleines Muffin. Immerhin schmeckt es besser als es aussieht. Die Semmel ist leidlich kross und das Fleisch so mürbe, dass es schon beim bloßen Ansehen auseinander fällt. Wahlweise gibt es ein Becherchen Rotwein dazu, der nicht mal schlecht ist.[/FONT]

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Kurz vor den Pyrenäen reisst die Wolkendecke für ein paar Minuten auf und gibt einen kurzen Blick nach unten frei. Ansonsten bleiben die Wolken bis kurz vor Lissabon auf der ganzen Route, die über Genf und Pamplona führt, konsequent geschlossen.


LIS fliegen wir von Süden her über die Altstadt an, so dass wir noch in den Genuss eines schönen Rundflugs über Lissabon kommen.

Anflug auf LIS
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Nach der Landung gibt’s wie auch schon während des Boardens klassische Musik in der Kabine. Und so rollen wir zu den Tönen von Tschaikowskis „Blumenwalzer“ aus seinem Ballett „Der Nussknacker“ beschwingt im 3/4-Takt zu unserem Gate.


Der Weiterflug nach Praia wird erst spätabends sein. Daher ist noch ein kleiner Ausflug in die Altstadt geplant. Zuerst müssen aber noch die anderen Teilnehmer an dieser Reise, die über Frankfurt bzw. Hamburg anreisen, eintreffen. Insgesamt werden wir zu zehnt sein, zuzüglich Reiseleiter/Bergführer.


Zwar ist mein Gepäck bis Praia durchgecheckt, allerdings verdichten sich während der Wartezeit auf die anderen Teilnehmer bereits hier die Hinweise, dass die Störung der Gepäckanlage in MUC doch weitreichendere Auswirkungen haben könnte. Die Ankunft in Praia wird jedenfalls spannend. (Wer auch im „operative Unregelmäßigkeiten-Thread“ liest, kennt den Ausgang aber sowieso schon.)

Vorerst sind wir aber noch in Lissabon bei einem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt.
Ich bin einfach immer wieder gerne mal dort.
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Fortsetzung folgt

bis dahin ...

Stefan
 
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Nach einem schönen Abendessen in einem gemütlichen Lokal in der Innenstadt geht’s wieder zum Flughafen – die Wege in Lissabon sind da ja kurz. Das Prozedere für den Weiterflug ist völlig unproblematisch und um viertel nach zehn Uhr setzt sich unser Flieger von seiner Außenposition aus in Bewegung. Der A319 CS-TTI ist die gleiche Sardinenbüchse wie der auf dem ersten Flug. Da machen die kommenden vier Stunden gleich doppelt so viel Spaß. Und das Teil ist – zumindest in der Eco – bis auf den letzten Platz belegt.
Nach einer guten Flugstunde bekommen wir zu später Stunde ein Abendessen serviert.


Das mit den aktuellen Uhrzeiten ist an diesem Tag irgendwie ganz besonders. In der letzten Nacht war Umstellung auf Sommerzeit, also die Uhr um eine Stunde vorgestellt. Am Nachmnittag dann aber gleich wieder diese eine Stunde zurück, denn in Portugal geschieht alles eine Stunde später. Jetzt in der Nacht sind die Uhren nochmal zwei Stunden zurückzustellen, denn der Zeitunterschied zwischen den Kapverden und Deutschland beträgt während unserer Sommerzeit drei Stunden.


Aber zurück zum Abendessen (dem zweiten an diesem Tag): es gibt eine Frischkäsezubereitung mit getrockneten Apfelstückchen, ein paar Stücke Gulasch mit Reis und Pilzen und zum Nachtisch Panna Cotta. Dazu ein frisch gezapftes Dosenbier.


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Mit dem Abräumen der Essensreste verbunden ist eine zweite Getränkerunde. Weil ich a) durstig bin und b) auf Bier immer so schön müde werde, ordere ich noch eins. Gegen eine Runde Schlaf hätte ich nämlich nichts einzuwenden. So richtig will der sich aber nicht einstellen.

Irgendwann ist aber auch dieser Flug überstanden und kurz nach ein Uhr Ortszeit schlagen wir in Praia auf der Hauptinsel Santiago auf.
Und jetzt wird auch Gewissheit, was sich schon abgezeichnet hatte. Das Gepäck unseres Bergführers und meines sind nicht angekommen. Verlustanzeigen um halb zwei Uhr nachts aufzugeben bei Personal, das kaum lesen und schreiben und noch weniger Englisch kann ist nicht so besonders lustig. Zum Glück spricht der Reiseleiter Portugiesisch und das mit dem Lesen und Schreiben ist auf den Kapverden tatsächlich ein Problem, das uns in den nächsten Tagen noch des öfteren begegnen wird und mir noch bei keiner meiner Reisen so aufgefallen ist wie hier.

Um halb drei Uhr erreichen wir dann schließlich unser Hotel.

Das Fenster meines Zimmers besteht aus Milchglas.

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Für den Rest der Nacht ist mir das aber egal und dies wird auch die einzige Nacht in dem Hotel sein. Am nächsten Tag erschließt sich mir dann aber der Grund für das Milchglas. Man wollte mir einfach diesen Anblick ersparen.

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Elektroinstallation im Bad:
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Fortsetzung folgt ...
 
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Die Kapverden liegen vor der Küste des Senegal und bestehen aus 13 Inseln, von denen derzeit 9 bewohnt sind. Fünf davon werden wir in den nächsten beiden Wochen kennen lernen. Hauptinsel ist Santiago mit der Hauptstadt Praia.


Und in der heisst es jetzt erst einmal, das Nötigste einzukaufen: Unterwäsche, Socken, ein bis zwei Sweatshirts. Mit einer kurzfristigen Nachlieferung des Gepäcks rechnen wir nicht, da heute kein Flug von Lissabon nach Praia geht, mit dem die Koffer nachkommen könnten und wir dann auch nicht mehr in Praia sind, die Nachsendung zu unserem Hotel also auch noch Zeit in Anspruch nimmt. Die beste Lösung wäre, den Koffer in drei Tagen abzuholen, wenn wir für den Flug auf die Insel Fogo sowieso wieder am Flughafen sind.


Die „Fußgängerzone“ von Praia.
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Ansonsten ist Praia mit seinem zersiedelten Umland touristisch jetzt weniger spannend und der Baustil der Kapverdianer auch nicht besonders preisverdächtig. Hier in der „Innenstadt“ kann man noch etwas von der portugiesischen Vergangenheit der Inseln erkennen.


Der gesamte textile Handel ist auf den Inseln ausnahmslos in der Hand von Chinesen und entsprechend ist das Sortiment aus chinesischer Billigproduktion.
Natürlich wollen wir für unsere Einkäufe Quittungen wegen unseres Erstattungsanspruchs. Zwar können die Chinesen schreiben, aber nur ihre Schriftzeichen. Im Laden jemanden zu finden, der Quittungen in unserer Schrift ausstellen kann, kann da schon mal etwas schwieriger sein.


Jetzt noch kurz in einem Supermarkt etwas Mineralwasser und ein paar Kekse für unterwegs eingekauft, dann können wir uns unserem eigentlichen Programm, Wanderungen auf der Insel, widmen. Zuvor aber eben noch das Erlebnis Supermarkt: ein paar wenige Artikel so drappiert, dass es möglichst üppig aussieht. So fällt wenigstens die Auswahl nicht schwer.


Unsere erste Tour führt uns durch das Oasental Ribeira Grande zur historischen Hauptstadt Cidade Velha im Süden der Insel.


Der „Einstieg“ in die Oase
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Die ehemalige Hauptstadt Cidade Velha
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Rückblick von einem portugiesischen Fort oberhalb von Cidade Velha
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Hauptsächlich angebaut wird auf den Inseln Zuckerrohr, welches ausschließlich zur Produktion von Hochprozentigem verwendet wird und dieses wiederum ausschließlich für den Eigenbedarf. Zucker hingegen wird aus Brasilien importiert ...


Schnapsbrennerei

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Anschließend geht’s zu unserem „Berghotel“, um von dort aus das Inselinnere zu erkunden.


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Dieses liegt in etwa 800 m Höhe. Es ist ein nettes kleines Hotel – einfach, sauber, und mit kostenlosem Internet. Das Klima ist hier recht angenehm, nicht so drückend wie an der Südküste.


Sonnenaufgang
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Markt in Assomada
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Im Inselinneren
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Abendstimmung
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In Sachen Gepäck gibt es Neuigkeiten:
Dank MUCforum bin ich offensichtlich besser informiert, als die Flugabteilung des (in München ansässigen) Reiseveranstalters. Nach Auskunft der Reiseagentur hier vor Ort soll das Gepäck am nächsten Tag ankommen, könnte also knapp werden, mit Abholen vor unserem nächsten Flug.


Dennoch schlafe ich wieder ausgezeichnet in der guten Bergluft, wenn auch nur kurz. Denn gegen drei Uhr morgens beginnt das Konzert der Tiere. Zuerst alle paar Minuten ein Hahn, irgendwann gesellen sich dann noch ein Hund und ein Esel dazu. Wer fehlt noch? Richtig – eine Katze, dann wären die Bremer Stadtmusikanten komplett. Aber Katzen gibt es hier nur wenige. In dem Hotel läuft zwar eine rum, die scheint aber stumm zu sein.


Am Vormittag soll es in einem kurzen Luftsprung auf die Insel Fogo gehen. Nachdem wir in den letzten beiden Tagen mehrmals andere Informationen über die Flugzeit erhalten hatten, ist der Abflug jetzt für 10:45 Uhr angekündigt. Wir sind um 9:00 Uhr am Flughafen und das ist keinesfalls zu früh, denn der Check-In geht mit ausgewählter Langsamkeit vor sich. So eine Gruppe mit 11 Personen ist schon eine besondere Herausforderung und benötigt eine geschlagene Stunde. Wir suchen noch kurz den Lost & Found Schalter auf und erfahren, dass unser Gepäck am Abend eintreffen soll, also zu spät, um es nach Fogo mitzunehmen. Wir vereinbaren, dass wir es bei unserer Rückkehr in drei Tagen abholen. Das Risiko, dass uns das Gepäck auf Fogo von Hotel zu Hotel nachreist und uns nicht einholt, ist uns zu groß. Ich bin also drei weitere Tage mit dem Nötigsten in einer Plastiktüte unterwegs.


Die Security ist unbesetzt. Ohne Sicherheitscheck geht’s alsdann zum Gate.
Auf dem Vorfeld steht auch schon „unsere“ ATR 42 D4-CBV mit geöffneter Frachtluke und Tür.



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Da sich der Flug dann aber doch noch um über eine Stunde verspätet, beobachte ich ein wenig den spärlichen Betrieb: D4-CBW der Fluggesellschaft Halcyon kommt an, spuckt ein paar wenige Passagiere aus, nimmt ein paar mehr auf und entschwindet 15 Min. später wieder.
Kurz zuvor ist eine der beiden 757 von TACV (D4-CBG) aus Boston angekommen.
Bei der anderen (D4-CBP) wird an einem Triebwerk gearbeitet. Danach rollt sie für Triebwerkstests auf die Runway, nach wenigen Minuten kommt sie zurück und gesellt sich zu ihrer Kollegin. Die Tests waren offensichtlich erfolgreich.


Eine dreiviertel Stunde nach der geplanten Abflugzeit trifft der Pilot ein und weitere 30 Minuten später dürfen wir dann einsteigen.
Angesichts der herrschenden Windverhältnisse ist der kurze, 20-minütige Flug nach Fogo erstaunlich ruhig. Bereits beim Anflug sind die erkalteten Lavaströme früherer Vulkanausbrüche an der Küste zu erkennen. Leider sitze ich – typisch! - auf der falschen Seite.


Der Flughafen von Praia mit der gesamten Kapverdischen Langstreckenflotte

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Anflug auf die Insel Fogo
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Fortsetzung folgt ...
 
Und weiter geht's:

Auf Fogo erwartet uns ein Highlight und die erste wirkliche Herausforderung dieser Reise: die Besteigung des gut 2800 Meter hohen Pico do Fogo.


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Doch zunächst begegen mir am Flughafen diese beiden Turbolets. Die Holzpfosten im Vordergrund stellen im Übrigen den gesamten Sicherheitszaun des Flughafens dar.


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Mit zwei Kleinbussen geht’s alsdann auf 1750 Meter hinauf. Dort beziehen wir unsere Pension. Die Zimmer sind um ein hübsch angelegtes Atrium angeordnet.


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Zimmer ist vielleicht etwas übertrieben. Zellen wäre wahrscheinlich der bessere Ausdruck.

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Die Zimmerverteilung ist unkompliziert. Alle Zimmer sind offen, die Schlüssel stecken, jeder sucht sich eins aus.
Ähnlich unkompliziert geht es auch bei dem zu, was man konsumiert. An der Rezeption liegt ein Zettel, auf den man formlos seinen Verbrauch notiert.


Die sanitären Anlagen werden gemeinsam genutzt. Warmes Wasser gibt es nicht. Wer dennoch nicht darauf verzichten möchte, für den liegen ein paar Flaschen Mineralwasser in der Sonne. Strom gibt es für drei Stunden am Tag.


Wir sind die einzigen Gäste hier. Kunststück – ist das Hotel mit unserer Gruppe doch praktisch ausgebucht.


Nach einem dürftigen Frühstück – 2 Bananen für die Energie, ½ l Orangensaft für den Flüssigkeitshaushalt zwei Tassen Kaffe für den Kreislauf, außerdem noch etwas von den trockenen Semmeln von vorgestern – gehen wir dann die heutige Tour an. Sieben Stunden kalkulieren wir für die knapp 1100 Höhenmeter hinauf und wieder zurück. Nach einer recht harmlosen ersten Stunde in weitgehend flachem Gelände führt der weitere Weg dann praktisch in direkter Linie durch Lavafelsen und -asche nach oben.


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Die beiden rötlichen Punkte am linken Ende des Dorfes sind unser Hotel.



Blick in den Krater
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Runter geht’s dann deutlich schneller. Ungefähr 600 Höhenmeter können wir durch ein Aschefeld abfahren. Das macht Spaß!


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Zurück im Hotel geht der erste Liter Mineralwasser ex. Danach gibt’s ein schönes kaltes Bier zur Belohnung. Nicht ganz so kalt wie das, das eine Mitreisende gestern abend erhalten hatte. Das war zur Hälfte gefroren gewesen.


Das anschließende Entspannungsbad muss leider entfallen, denn wie bereits erwähnt gibt es nur kaltes Wasser in den Duschen und das auch nur als Rinnsal. Und mit dem Lavasand, der aus meinen Schuhen rieselt, könnten die Kinder des hiesigen Dorfes Sandkasten spielen (wenn sich nicht sowieso schon viel mehr davon vor ihrer Haustür hätten).


Das Abendessen verzögert sich heute. Der Inhaber – ein Franzose – hat den ganzen Tag über wohl seinem geliebten Pastis etwas zu sehr zugesprochen und uns dabei schlicht und einfach vergessen. Irgendwann wird dann aber doch noch aufgetischt. Auch wenn das Essen wie immer auf den Inseln hier zu Tode gekocht ist, nach so einer Tour schmeckts dennoch und der Abend wird bei weiteren Bieren recht unterhaltsam.


Bis zur nächsten Folge ...
 
Kein Ruhetag nach dem gestrigen Gipfelglück. Jetzt steht uns ein Abstieg über 1400 Höhenmeter von der Hochebene an die Küste bevor.


Abschied vom Pico
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Dort erwartet uns in dem Ort Mosteiros eine Überraschung. Wir sind bei einer Pensionswirtin eingeladen. Deren Schwester wohnt in Deutschland und kennt ein Ehepaar aus unserer Reisegruppe. Außerdem kennt sie (die Wirtin) unseren Busfahrer. Und so kommt diese Einladung zum Mittagessen zustande. Es wird richtig aufgefahren einschließlich Getränken nach Wahl. Dazu gehört auch ein sehr guter örtlicher Weißwein. Im Einzelnen gibt es zunächst eine kräftige Suppe nach Hausrezept. Dann wird Fisch und Fleisch mit allerlei Beilagen aufgetischt. Zum Nachtisch gibt es Pudding und verschiedene Zubereitungen aus einheimischen Früchten.
Es ist das beste und reichhaltigste Essen der geamten bisherigen Reise und kommt uns nach den beiden großen Touren und der doch etwas dürftigen Bewirtung im letzten Hotel gerade recht. Von dem, was wir auf den Tellern zurücklassen (müssen), kann sich die Familie schätzungsweise noch eine ganze Woche lang ernähren.


Wenn es nach mir ginge, würde ich diese Pension allen bisherigen „Hotels“ vorziehen. Leider hat sie einen gewaltigen Standortnachteil: für wirklich lohnende (Tages-)Touren in das Inselinnere liegt der Ort zu abseits und die von hier aus möglichen Hochseeangeltouren sind jetzt nicht so nach meinem Geschmack. Da würde mir nur übel davon und dann könnte ich das wunderbare Essen auch nicht mehr genießen.


Nach dieser Stärkung geht’s weiter in den Hauptort der Insel: Sao Filipe.


an der Küste
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in Sao Filipe ist die potugiesische Vergangenheit der Inseln sichtbar

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am Hauptplatz

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Im Hotel dann ein bereits bekanntes Prozedere: Jeder soll sich einfach ein freies Zimmer suchen. Offene Zimmer, bei denen der Schlüssel steckt, könnten wir beziehen. Nur ist dieses Hotel hier recht verwinkelt und wir wissen nicht, wo wir die Zimmer suchen sollen. Auch sind wir hier nicht die einzigen Gäste. Der wahre Grund für diese Zimmerverteilung ist aber, dass die Wirtin offenbar selbst keinen Überblick hat und so dauert es geraume Zeit, bis die Zimmer verteilt sind. Meines ist klein und stickig. Die Klimaanlage funktioniert nicht, ersatzweise finde ich einen Ventilator. Der wird erst mal an das Fenster (Milchglas) versetzt, so dass er wenigstens etwas Frischluft in das Zimmer bläst.


In der Dusche funktioniert immerhin das warme Wasser. Einer ordentlichen Körperpflege steht also (fast) nichts mehr im Wege. Der Duschkopf ist fest in die Wand eingebaut – und defekt. Ersatzweise führt ein Schlauch mit einem weiteren Duschkopf von der Mischbatterie weg. Die Wandhalterung hierfür ist – man ahnt es – abgebrochen.
Von solchen Details lasse ich mich aber nicht abhalten und bald färben Staub und Sand der letzten beiden Tage das ablaufende Wasser. Hoffentlich verstopft jetzt nicht noch der Ablauf ... (er hat es überlebt).
 
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Der nächste Tag ist ein Transfer-Tag und der Tag der Wahrheit, was das Gepäck betrifft.

Der Bus, der uns zum Flughafen bringen soll, ist für unsere sowieso schon recht kleine Gruppe zu klein. Also wird auf zwei mal gefahren - auch kein Problem, der Flughafen ist nur ein paar Minuten entfernt und eine viertel Stunde vor Abflug einschecken ist hier nicht ungewöhnlich. Mit der gleichen Maschine wie beim Herflug geht’s in 25 Minuten wieder nach Praia zurück. Eine Sicherheitskontrolle findet wieder nicht statt.


Zurück in Praia suchen wir wieder den Lost & Found Schalter auf. Der ist – schließlich ist Samstag – erstmal nicht besetzt. Irgendwann fühlt sich dann aber doch eine recht resolute Dame zuständig – wenn auch nur widerwillig. Und tatsächlich, die Koffer sind da. Die Dame kassiert im Gegenzug unsere Verlustanzeigen mit den Gepäckabschnitten. Die geben wir natürlich ungern her, schließlich wollen wir bei TAP noch unseren Anspruch geltend machen (wenn deren Büro endlich mal besetzt wäre ...). Das gehe sie nichts an, das müssten wir schon mit TAP ausmachen. Das wissen wir auch, aber die wollen sicher auch einen Nachweis sehen. Das gehe sie nichts an, das sei unser Problem :think:

Nachdem wir das Büro einfach nicht verlassen und sie offensichtlich ihre Wochenendruhe haben möchte, entschließt sie sich doch, uns eine Kopie der Verlustanzeige auszuhändigen.


Wie mein Koffer inzwischen behandelt worden war, möchte ich lieber nicht wissen. Am Abend im nächsten Hotel stelle ich fest, dass im wahrsten Sinne des Wortes das Unterste nach oben gekehrt ist. Außerdem ist bei einem Taschenschirm der Griff abgebrochen, beim Rasierapparat der Akku leer und eine Packung mit Elektrolyt-Brause finde ich im Kulturbeutel wieder – da hatte ich sie mit Sicherheit nicht hingepackt. :mad:


Noch sind wir aber in Praia. Und von da geht’s am Abend auf die Insel Sao Vicente. Geflogen wird der Kurs mit ATR72 D4-CBU, die erst 15 Minuten vor dem Abflug ankommt. Trotzdem gehen wir nur wenige Minuten nach der gelanten Abflugzeit raus. Die Maschine ist zu 100% besetzt. 45 Minuten dauert der Flug und wer möchte, bekommt sogar einen kleinen Becher Mineralwasser. Der Anflug auf Sao Vicente gestaltet sich ob der Windverhältnisse recht ruppig.


ATR72 D4-CBU

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Auf dem Flughafen von Sao Vicente kommt ungefähr 4 – 5 mal am Tag ein Inlandsflug an und eine Verbindung besteht auch nach Lissabon. Aber wenn er mal groß ist, möchte er ein richtiger internationaler Flughafen werden. Deswegen gibt’s es dort auch schon einen Vorfeldbus, der uns die 50 Meter zum Empfangsgebäude fährt. Auch zwei Gepäckbänder gibt es. Die Wartezeit bis zur Ausgabe des Gepäcks ist auf jeden Fall schon international. Geschlagene 45 Minuten dauert es, bis alles Gepäck aus der ATR auf dem Band ist. Und nachdem das Band schon wieder steht und wir uns schon darauf einstellen, die nächsten Verlustanzeigen aufzugeben, kleckern doch noch zwei Wagen mit Gepäck nach und wir können vollständig ausgerüstet abziehen. Aber wir kommen nicht weit. Auch hier ist der Transferbus zum Hotel zu klein für unsere Gruppe ;D



Für den Sonntag sind nur kleine Spaziergänge zu einem Leuchtturm und am Strand vorgesehen, bevor auf der nächsten Insel Santo Antao nochmal mehrere anspruchsvolle Touren anstehen.
So genießen wir jetzt das wirklich gute Strandhotel, auch wenn wegen des Windes wirkliches Strandleben nicht möglich ist, dafür ist es zum Zusehen umso spektakulärer.


Mein Zimmer und der Ausblick

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Einer der seltenen Tropikvögel
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Das Strandgeschehen
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Sollte der hiesige Flughafen wirklich einmal halbwegs international werden, hätte er wohl auch beste Chancen bei der Spottergemeinde.


Im Vordergrund unser Hotel, dahinter die Runway
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PS: Inzwischen habe ich auch Post vom Reiseveranstalter erhalten: Mein Anspruch auf Minderung des Reisepreises ist in vollem Umfang anerkannt und den Ersatzanspruch gegenüber der Fluggesellschaft hat er auch abgewickelt. :thbup:
 
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Auf die nächste Insel – Santo Antao – geht’s mit der Fähre.
Santo Antao ist für meinen Geschmack die interessanteste der von uns besuchten Inseln. Im Süden steppanartig, im Norden gebirgig und deutlich grüner. Hier erinnert sie stark an Madeira.


Auch einen kleinen stillgelegten Flugplatz hat die Insel. Im Süden wäre zwar viel Platz für einen „richtigen“ Flughafen, aber man hatte im Norden entgegen aller Ratschläge eine nur etwa 600 Meter lange Piste auf eine kleine Landzunge gequetscht. Nach kurzer Zeit und einigen Unfällen wurde der Flugplatz wieder geschlossen. Seitdem ist diese recht interessante Insel nur mit der Fähre zu erreichen. Und auf einer solchen schaukeln wir jetzt dem größten Ort der Insel, Porto Novo entgegen. Die Passage ist recht unruhig und ich bin ganz froh, dass das Frühstück heute morgen (mal wieder) recht dürftig ausgefallen ist. Zahlreiche Passagiere, meist einheimische, erleichtern sich über die Reling – oder gleich an Ort und Stelle.
Die um die Hälfte länger als geplant dauernde Überfahrt ist aber nicht nur auf Wind und Wellen zurückzuführen, sondern auch darauf, dass nur eine der beiden Maschinenanlagen funktioniert. :think:



Ausfahrt aus dem Hafen von Mindelo

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Die Fähre
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im Hafen von Porto Novo auf Santo Antao
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Unsere Unterkunft für die nächsten Tage liegt im Norden der Insel und ist eine nette kleine Pension direkt an der Uferpromenade mit Logenplatz für die abendlichen Sonnenuntergänge.
Die Wanderungen der nächsten Tage sind recht abwechlsungsreich aber auch anspruchsvoll und vor allem sehr schön.



Zauberwald
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Die Pension (rechts) und einer unserer Kleinbusse
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... und der Ausblick vom Balkon

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Bergdörfer
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im Inselinneren

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Maultierpfad
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Auf dem Rückweg nach Sao Vicente einige Tage später ist das Meer deutlich ruhiger und auch der Wind hat sich inzwischen ausgetobt, so dass sich die Überfahrt recht angenehm gestaltet. Nach einer Übernachtung in der Hafenstadt Mindelo fliegen wir dann am nächsten Morgen auf die letzte Insel unserer Rundreise, nach Sal.
 
Unser Transportmittel für diese Etappe kennen wir bereits, es ist D4-CBU.


Anflug auf Sal

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Sal ist eine der beiden „Badeinseln“ der Kapverden. Für die beiden letzten Tage unserer Reise wohnen wir in einem der All-Inclusive-Hotels im Süden der Insel. Auf dem Weg dorthin kommen wir an tausenden neu gebauten Ferienwohnungen vorbei. Die Anlagen wirken ansich recht ansehnlich – stehen aber alle leer.


Für die beiden Tage ist das Hotel ganz in Ordnung, einen längeren Badeaufenthalt möchte ich dort aber nicht verbringen, dazu wirkt mir die ganze Anlage mit ihren Bungalows zu eng. Dafür schmeckt das Essen überraschend gut. Das Hotel ist unter italienischer Leitung, was man den Gerichten, besonders den Nudeln auch anmerkt.


Hotelanlage

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Ein letzter Ausflug noch zu den historischen Salinen der Insel – recht viel mehr gibt es auf dieser Insel nicht zu sehen – und ein bisschen den Kyte-Surfern zusehen, damit geht der Urlaub unweigerlich zu Ende.


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Zurück geht es um 1:00 Uhr nachts mit TAP A320 CS-TNL. Das typische Geräusch der Triebwerke, das mich immer an eine Kreissäge erinnert, ist an meinem Platz (6C) auch in der Kabine deutlich zu hören.
Wenn ich richtig gezählt habe, ist die Eco bis auf vier Plätze belegt. Einer der freien Plätze ist freundlicher Weise neben mir. Mit diesem freien Platz und der etwas größeren Beinfreiheit in dem A320 ist der Rückflug fast entspannt.


Das Cover des Bord-Shopping-Magazins mit einer Dame in dickstem Winterpelz wirkt auf dieser Flugroute irgendwie etwas deplaziert.


Um kurz vor zwei Uhr gibt es was zu essen. Und da war es wieder, dieses zu Tode gekochte Essen, das wir die letzten Tage schon überstanden glaubten. Eigentlich möchte ich jetzt um diese Zeit gar nichts essen. Aber der kommende Tag wird lang und wenn die Verpflegung im Anschlussflug nach München genauso ausführlich ist wie beim Hinflug ...
Und für ein Frühstück in Lissabon wird ob der knappen Umsteigezeit keine Zeit sein.


Und so ähnlich kommt es auch. Beim Aussteigen werden wir direkt am Flieger in einen anderen Bus gelotst, der uns an einem besseren Container gleich in der Nähe der Aussenpositionen absetzt. Dort reisen wir ganz unkompliziert wieder in die EU ein. Während wir auf den Anschlussflug warten, hätten wir zwar genügend Zeit für ein kleines Frühstück, in dem Container gibt’s außer einem Getränkeautomaten aber nichts.


Die letzte Etappe legen wir schließlich mit A320 CS-TNR zurück. Die Auslastung liegt bei ungefähr 90%. Leider sind in meiner Reihe alle drei Plätze belegt und dummer Weise habe ich den Gangplatz (6D). Das Wetter ist den gesamten Rückflug über traumhaft und die Aussicht auf die Pyrenäen und später die Alpen muss wohl genial gewesen sein.


So gibt es leider nur ein ver-reflextes Bild von den Schweizer Alpen. Oberhalb der Triebwerksaufhängung ist der Eiger erkennbar.


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Um kurz nach 12 Uhr schlagen wir auf der 08R auf und wieder einmal ist eine erlebnisreiche Reise zu Ende.




Vielen Dank für's Mitlesen und die Ausdauer.


Stefan

PS: mehr Fotos von dieser Reise gibt's auf meiner Homepage
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Stefan,

vielen Dank für diesen schönen Bericht und diesen traumhaften Eindrücken.
Die Landschaft der Kapverdischen Inseln ist wirklich beeindruckend. :thbup:


Schöne Grüße und ein schönes Wochenende

Michi
 
danke moosacher für deinen schönen bericht mit zum teil fantastischen fotos.

ich selbst bin großer fan der kapverden und freue mich immer, wenn es jemand schafft, das land auch abseits der bekannten badeinseln sal und maio zu bereisen.

leider kommt mir das land in deinem bericht ein wenig "zu schlecht weg". man sollte nicht vergessen, dass die kapverden bis vor wenigen jahren als eines der ärmsten länder der welt galten. auch wenn sich vieles positiv entwickelt, so muss man verständnis für die existierenden probleme des landes und der bevölkerung aufbringen.

das land lässt sich übrigens auch prima individuell bereisen (interesse und verständnis für die vorherschenden bedingungen vorausgesetzt). es ist afrika und hey, pünktlichkeit und deutsche präzision sind nunmal nicht zu erwarten.

cabo verde ist tatsächlich ein nahezu unbekanntes wanderparadies. die leute sind aufgeschlossen und freundlich (neben dem lokalen kreolisch sprechen fast alle auch portugiesisch). das essen ist einfach, aber meist sehr gut. in deinem bericht erwähnst du mehrfach, dass du das essen als zerkocht empfindest. okay geschmackssache, kann ich so aber nicht bestätigen. ganz nebenbei, der betreiber der pension auf fogo (pedra brabo) ist ein gewisser patrick zimmermann und ein ehemaliger franz. sternekoch (seine mousse au chocolat allein ist die reise wert). aber vielleicht packt er seine genialen kochkünste nicht für jeden aus... :cool:

summa summarum: die kapverden sind ein geniales reiseziel. man muss sich jedoch auf zahlreiche unwägbarkeiten bei der reise einstellen. wer jedoch einigermaßen aufgeschlossen und interessiert an land und leute ist, der wird seinen urlaub vermutlich nicht bereuen.

danke nochmal für den schönen bericht!
 
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