Reisebericht Brasilien/Bolivien Mai 2010

KnightFlight

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Vom 02.-20.05.10 befand ich mich in Südamerika, genau gesagt in Brasilien und Bolivien. Während der Reise habe ich bereits einige Riesenotizen geschrieben, die ich zum flogenden Bericht umgebaut habe. Man möge mir daher Grammatik- und Schreibfehler sowie ausgeschriebene Umlaute verzeihen.

Am 02.05. beginne ich mit 11,1kg Hauptgepaeck meine Reise wie fast immer am Flughafen Muenchen. Es geht zuerst nach Rio de Janeiro und dann weiter nach Bolivien. Da ich fuer diese Reise leider keinen Mitfahrer gefunden habe, bin ich alleine unterwegs. Der erste, 1h16min (0731-0847) dauernde Flug nach Paris mit Air France A320 ist reine Routine, bereits dreimal bin ich diese Strecke schon geflogen. In Paris CDG steige ich um in einen Airbus A330 mit ca. 200 Sitzplaetzen. Ich habe Glueck und die Maschine ist nicht voll. Habe eine Sitzreihe fuer mich alleine. Beim rollen sehe ich auch eine A380 von Singapore und sogar von Air France, welche ziemlich neu ist. Um 1103 geht es los. Per Kamera im Cockpit kann ich den Start über meinen PTV schön mitverfolgen. Wir ueberfliegen noch die Paris, Der Eiffelturm, der Tour Montparnasse und der Arc de Triomph sind gut zu sehen, dann geht es ueber die Steppenlandschaft Spaniens und schliesslich verlassen wir Europa auf Hoehe Malaga. Im Anschluss geht es ueber die Wueste Marokkos, der Westsahara, Mauretanien und schliesslich Senegal. Die Wuestenlandschaft aendert sich staendig und es sind die verschiedensten Formen und Farben zu sehen.
Als wir ueber Dakar auf den Atlantik hinausfliegen, muss die Flugbesatzung so richtig aktiv werden. Ein bulliger Russe hat zu viel getrunken und belaestigt irgendwo im vorderen Teil der Maschine andere Passagiere. Zu fuenft schnallen sie ihn in eine leere Sitzreihe im hinteren Teil der Maschine mit Handfessel und 5 Spanngurten am Sitz fest. Da mir sowieso langweilig ist, ist es fuer mich eine nette Abwechslung. Nachdem auch die Freundin des besoffenen Russen immer hysterischer wird, muss auch die mit Handfessel und Spanngurten an den Sitz gebunden werden. Zwei Stewards werden bei dieser Aktion leicht verletzt, aber nicht dramatisch. So muessen die beiden nun die naechsten 4-5 Stunden bis zur Landung verbringen.
Im Anflug auf Rio habe ich richtig gepokert, da ich die linke Sitzreihe gewaehlt habe. Ich habe einen Panoramablick auf die Stadt mitsamt Zuckerhut, den Flughafen Santos Dumont, die Christus-Statue und die Straende der Stadt.
Nach 11h08min landen wir schliesslich um 1711 Ortszeit in GIG. Boa noite, Rio de Janeiro!
Nach der Landung beschwert sich der Russe, dass er losgemacht werden will, doch er muss warten, bis alle Passagiere ausgestiegen sind und die Polizei ihn abholt. Als ihn ein Franzose so richtig wie ein kleines Kind verspottet, macht der ganze hintere Teil des Fliegers mit und die Passagiere bruellen vor Lachen. Ja, man kann auch viel lustige Sachen im Flugzeug erleben. Wie es den beiden dann bei der brasilianischen Polizei ergehen mag, moechte ich mir lieber nicht vorstellen.
Die Einreise geht erstaunlich schnell und unproblematisch von statten und schon sitze ich in einem Taxi in die Stadt. Es hat um 1830 abends immer noch eine Temperatur von 25 Grad. Das potugiesische macht mir ein bisschen zu schaffen, da ich diese Sprache nicht spreche und viele Leute nicht oder nicht gut englisch oder spanisch sprechen. Aber ich komme durch.
Schliesslich komme ich an in meinem gebuchten Apa Hotel, ein 3 Sterne-Hotel. Etwas mufflig und spartanisch eingerichtet, aber sonst OK. Schon sind alle meine Kleider und Papiere leicht feucht von der leicht feuchten Luft. Ein unangenehmer Nebeneffekt in diesem Tropenland.
Am naechsten Tag durchstreife ich zu Fuss die Stadt. Nur 200m ist der beruehmte Copacabana-Strand entfernt. Diese ist in der Tat traumhaft und man kann es dort gut aushalten. Auch in den Strassen drumherum kann man gut einkaufen und hat man alles was man braucht. Ich checke noch im Internet fuer meinen Flug am naechsten Tag ein (kaempfe mich dabei durch eine potugiesische Seite, weil es das in einer anderen Sprache nicht gibt) und rueckbestaetige bei der bolivianischen Fluglinie AeroSur meinen Weiterflug nach Bolivien am Telefon.
Das Wetter koennte nicht besser sein. 32 Grad und keine Wolke. Ich bin den ganzen Tag nur mit Badeschlappen unterwegs.
Da ich keine Wechselstube finde, tausche ich in einem Juvelierladen an einem Schreibtisch im hinteren Teil des Geschaefts Dollar in brasilianische Reais. Anscheinend ist das ein lukratives Nebengeschaeft in dem Laden. Auffallend ist, dass der Verkehr in Brasilien sehr ruhig ablaeuft. Obwohl die Stadt hektisch und laut ist, ist nicht mehr Hupen wie bei uns zu Hause zu hoeren. Und es wird sehr defensiv gefahren, ganz anders als im restlichen Suedamerika. Am Nachmittag werde ich vom Tourbus abgeholt. Zuerst fahren wir zum Corcovado, der Christusstatue 1300m ueber Rio hinauf. Wegen des starken Regens und der Schlammlawinen der vergangegen Wochen muessen wir mit dem Bus hinauffahren. Die Zahnradbahnstrecke ist z.T. zerstoert. Von oben haben wir die Ansicht, die auch auf vielen Postkarten abgedruckt ist. Wirklich ein herrliches Panorama! Im Aschluss geht es vorbei am beruehmten intl. Fussballstadion Maracana, das siebtgroesste der Welt, und schliesslich durchs Zentrum zum Zuckerhut. Wie im bekannten James Bond-Film Moonraker geht es mit der Seilbahn auf den ca. 400m hohen Felsen. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und wir erleben am Felsen einen traumhaften Daemmerungshimmel mit dem beleuchteten Rio unter und dem schoenen Suedsternhimmel samt Sternbild suedl. Kreuz ueber uns. Man kann sich gar nicht sattsehen. Es hat immer noch knapp 30 Grad.



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Nach einer Stunde auf dem Felsen gehts wieder runter und mit dem Bus zurueck zum Hotel. Eine tolle Tour. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, knalle ich mir sodann eine richtig fette Pizza rein. Also billig ist Brasilien auch nicht. In etwa so teuer wie bei uns. Gegen 2000 ist es auch schon wieder soweit. Es geht zurueck ins Hotel, noch ein bisschen TNT schauen (super Movie-Sender).

[FONT=&quot]Ich starte am 04.05. puenktlich um 0600 in der Frueh mit dem Taxi zum Flughafen GIG, Rio de Janeiro. Dort ist nicht viel los. Am Vorfeld sind noch viele alte schöne VW T2 im Einsatz. Auch vom Flughafen aus sind Zuckerhut und der Corcovado zu erkennen. Von GIG geht es um 0820 mit einem A320 der TAM aus Brasilien nach Sao Paulo GRU. Ich habe wieder einmal richtig gepokert und die richtige Fensterseite ausgewaehlt, denn nach dem Start geht es direkt ueber den Zuckerhut und die Stadt. Echt ein tolles Panorama.

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[FONT=&quot]Die Flugzeit ist nicht lang und so landen wir bereits nach 50min Flug im Riesenmoloch Sao Paulo auf dem Guarulhos Airport, einer von Flughäfen in der Stadt. Sao Paulo ist mit 20Mio. EW zurzeit die drittgroesste Stadt der Welt. Die Ausmasse sind selbst vom Flugzeug kaum zu ueberschauen. Sowas hab selbst ich noch nicht gesehen. In Sao Paulo nehme ich mein Gepaeck wieder in Empfang. Nun habe ich etwas mehr als 6h Zeit, bis mein Weiterflug nach Bolivien geht. Ich verbringe die Zeit mit Lesen und Sonnen vor dem Terminal. So vergeht die Zeit auch recht schnell und ich kann bald darauf bereits fuer meinen Weiterflug einchecken. Der Herr am Checkin ist sehr nett, kann sogar ein paar Saetze deutsch. Zu meiner Freude wird ein Flugzeugwechsel durchgefuehrt und es geht mit der bolivianischen AeroSur nicht wie geplant mit einer modernen Boeing 737-300, sondern mit einer schönen alten 737-200 nach Bolivien.

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[FONT=&quot]Da der Flug nicht ganz voll ist, hab ich keinen Sitznachbarn. Sehr schoen. Der Flieger ist wirklich antiquiert, stolze 32 Jahre alt, Baujahr 1978! Solch alte, aber den Umstaenden entsprechend gepflegte Sanitaereinrichtungen hab ich noch nicht gesehen. Was gleich beim Einsteigen auffaellt, sind die Pueppchen, ich meine Stewardessen. Sowas hab ich auch noch nicht gesehen. Mit solch kurzen Roecken passen die Damen eher wo anders hin als ins Flugzeug… Es mutet eher an wie eine Modenschau als eine Bewirtung im Flugzeug. An jedem Fensterrollo ist noch die klassische geschwungene Boeing 737-Aufschrift angebracht. Ein paar Minuten eher als geplant starten wir um kurz vor 1600 Ortszeit in Sao Paulo GRU und fliegen ueber den Regenwald Brasiliens und Boliviens. Der Service ist sehr gut, besser als z.T. in Europa. Endlich kann ich auch wieder spanisch sprechen und mich gut verstaendigen. Waehrend dem Flug ist zu meiner Freude sogar ein Cockpitbesuch moeglich. Wo sonst ist das noch so selbstverstaendlich wie hier. Die Piloten sind sehr nett und erklären viel. Sie freuen sich, wenn man mal im Cockpit vorbeischaut. Das alte Cockpit ist nachgerüstet mit einem alten TCAS-Gerät sowie einem neuen GPS-Gerät mit Höhenprofildarstellung. Nach 2h48min Flug landen wir in VVI, Santa Cruz de la Sierra, im Tiefland und Regenwaldgebiet Boliviens. Wir muessen entgegen dem Flugplan/der Buchung aussteigen und erst nach Bolivien einreisen. Mit ganzen 3 Formularen ist das auch recht umstaendlich und umfassend, aber bei der Einreise im kleinen Terminal geht alles hyperschnell und ohne viele Fragen. Zack, Stempel rein und drin. Dann muessen wir alle, die nach La Paz wollen, in ein anderes Flugzeug der AeroSur umsteigen. Zu meiner Freude eine 30 Jahre alte Boeing 727-200. Auf diese freue mich schon monatelang. Beim Einsteigen jedoch wird mir doch etwas mulmig, da es extrem nach Lama muffelt, die Sitze durchgesessen sind und es ziemlich finster in der Kabine ist. Sowas hab ich dann doch nicht erwartet. Gegen 1900 Ortszeit (MESZ -6h) starten wir mit der alten Rumpelkiste in Santa Cruz de la Sierra in Richtung Andenhochland, nach La Paz, wo ich eigentlich schon seit dem Morgen hin moechte. La Paz ist eben nicht leicht zu erreichen… Der Flug, auch wenn mir immer noch leicht mulmig ist (und das war es nicht mal in einer russischen Maschine), verlaeuft ohne Vorkommnisse und nach 55min befinden wir uns im Anflug auf das riesige Lichtermeer von La Paz (es ist mittlerweile Nacht geworden). Dann setzen wir schliesslich mit einem lauten Krachen, Aechzen und rumohrenden Bremsen auf der Landebahn des 4061m hoch gelegenen Airports El Alto LPB auf. Unsere Landegeschwindigkeit ist um die Haelfte schneller als auf einem Flughafen in Meereshoehe, um die duenne Luft und den damit niedrigeren Auftrieb auszugleichen. Es gibt nur 2 große Flughaefen auf der Welt, die hoeher liegen als La Paz. Nachdem wir ordentlich durchgeschuettelt sind, gehts es zum Terminal. Ich darf noch ins antiquierte Cockpit schauen und Fotos machen. Ist bei den Bolivianern alles unproblematisch. Die Uhrenanzeigen und –instrumente dort sind wirklich eine Augenweide. Ein sehr schönes Cockpit.

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Nachdem ich mein Gepaeck in Empfang genommen habe, geht es mit einem Taxi in die 400m tiefer gelegene Stadt (also nur noch 3660m). Dort waehle ich das 2Sterne-Hotel Milton. Es ist etwas heruntergekommen und immer noch im Stil der 70er, aber mit Bad und Fruehstueck, fuer 9 EUR. Hier ist alles mehr als billig, billiger als in Peru. Am naechsten Tag geniesse ich erst einmal das Panorama der Stadt. Hinter dieser ragt der majaestaetische Nevado Illimani mit seinen 6439m in den wolkenlosen Himmel. Zunaechst wechsele ich Geld um und kaufe ein bisschen ein. Dann schaue ich mir die Stadt an. Die Leute alle nett und hilfsbereit, von Kriminalitaet nichts zu spueren. Am Tag hat es 15-20 Grad, in der Nacht bis 0 Grad. Die Hoehe macht mir ueberhaupt nichts aus. Lediglich in der Nacht bin ich ein paar Mal aufgewacht, da ich das Gefuehl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Aber man atmet dann 2x tief durch, dann geht es wieder und man kann weiterschalfen. Ich bin das ja von den letzten Urlauben schon gewohnt. In der Stadt gibt es nicht so viel zu sehen, aber dennoch beeindrucken ein paar schoene Kirchen und Plaetze. Fuer 90 Eurocent kaufe ich mir eine Fanta, mittlere Pommes und einen Donut in einem Schnellrestaurant. Soviel zum Thema Preisniveau… Im Grunde ist alles aehnlich wie in Peru, nur dass die Fahrzeuge z.T. noch etwas abenteuerlicher sind.

[FONT=&quot]06.05.10: In der Nacht zum 06.05. gibt es in Peru, nicht weit weg von La Paz, ein Erdbeben der Staerke 6,4. Sogar in La Paz in meinem Hotel ist das Beben minimal zu merken. Ich liege im Bett und merke, wie das Bett auf einmal fuer ca. 15s leicht wackelt. Gerade so, dass man es wahrnehmen kann. Ich denke mir nichts dabei. Erst in der Frueh am naechsten Tag lese ich, dass es ein Erdbeben war.
Nach einem guten Coca-Tee zum Fruehstueck werde ich von einem muffligen kleinen Touribus abgeholt. Die Fahrt geht zu den 72km entfernten Prae-Inkaruinen Tiwanaku. Ich lerne unterwegs nette andere Touris kennen. Auch einen Englaender, der ebenfalls allein in Suedamerika untewegs ist. Die Ruinen sind leider schon ziemlich verfallen, aber dennoch interessant anzuschauen. Am beeindruckendsten sind meschliche Statuen, meterhoch und so aehnlich wie auf den Osterinseln. Nach der Besichtigung geht es noch in ein Restaurant zum Mittagessen. Wie immer am Land gibt es ein leckeres Lamasteak mit Reis und Pommes. Dann geht es wieder zurueck nach La Paz.

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[FONT=&quot]07.05.10: In der Frueh nehme ich mir ein Taxi und lasse mich zum Flughafen El Alto fahren. Die bolivianische Fluglinie TAM (steht für Transportes Aereos Militares) gehört dem Militär, aber diese bietet auch Passagierservice an. So z.B. mit BAe-146. Ich betrete meine genau 30 Jahre alte Boeing 727-200 der AeroSur und darf auch gleich wieder ins Cockpit schauen. Die 727 und 737-200 wird bei AeroSur nur noch bis zum Ende dieses Jahres fliegen, da ab 2011 in Bolivien kein Flugzeug älter als 25 Jahre mehr fliegen darf. Ja, auch Bolivien wird moderner… Meine 727 heute ist etwas moderner als die letzte. Nicht mufflig und eine etwas modernere Kabine. Um 1000 starten wir auf Rwy 28 in LPB. Vom Sound her ist die 727 absolut leise, da der ganze Triebwerkslärm nach hinten und nicht in die Kabine geht. Aufgrund der Hoehe von 4061m braucht die Maschine die ganze Startbahn, um abheben zu koennen. Dann habe ich einen tollen Blick auf La Paz im Talkessel. Gleich im Anschluss geht es sehr nahe am 6439m hohen Vulkan Nev. Illimani vorbei. Nach 45min Flug folgt eine der besten Landungen, die ich je erlebt habe. Mit immer noch 500-600km/h Reisefluggeschwindigkeit jetten wir knapp ueber die Gipfel der hohen Andenberge. Man kommt sich vor wie in einem Kampfjet im Tiefflug. Dann ueberfliegen wir noch einen weiteren Berg in niedriger Hoehe, speed brakes voll ausfahren, gleich danach eine harte Linkskurve, genau nahe um und über einen weiteren Berggipfel drueber. Sobald die Kurve ausgeleitet wird, sind wir im Endanflug auf die Landebahn von Sucre (SRE). Jedoch muss vor der Landung noch ein Huegel direkt vor der Bahn ueberflogen werden, welcher bis zum Beton vor der Rwy geht. Sodann stürzen wir uns mit der Nase Richtung Boden und Bahn. Nach einem harten Aufsetzen gibt der Pilot vollen Umkehrschub und alles was die Bremsen hergeben. Es ist ohrenbetaeubend laut, alles donnert und bebt. Der Umkehrschub bleibt bis fast zum Stillstand aktiviert. Kurz vor dem Ende gibt es noch zwei knallig laute Fehlzuendungen, sodass man meinte, das Triebwerk expoldiert. Dann stehen wir auf einmal und das genau am Ende der nur 35m breiten Landebahn. Diese liegt auf ueber 2700m. Wahrlich eine der spektakulaersten Landungen, und das in einer Maschine die älter ist als ich selbst. Auf dem Vorfeld haben lediglich 5 Flugzeuge Platz. Die alten 727, mit der ich nach La Paz geflogen bin, steht auch da. Dazu eine 737-300 der BOA und BAe146 der TAM.

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Ich lasse mich dann von einem Taxi Stadt Sucre fahren. Diese traegt zu recht den Titel Ciudad blanca - weisse Stadt. Es gibt dort sehr viele schoene alte und restaurierte Kolonialhaeuser, viele Parks und Palmen. Wirklich sehr sehenswert. Das Klima ist auch milder, es hat ueber 20 Grad. Sucre ist auch die Hauptstadt von Bolivien. Ich nehme mir ein gutes Hotel, gebaut im Kolonialstil. Im TV laeuft zufaellig Keinohrhasen, auf deutsch mit spanischen Untertiteln. Am Abend esse ich noch in einer Pizzeria. Dazu einen Cuba Libre fuer 1,50EUR. Da kann man sich nicht beschweren.
08.05.10:
In der Frueh geht es mit einem bestellten Sammeltaxi, zusammen mit Indio-Oma, Tochter mit Kleinkind und einer anderen Frau von Sucre ins 125km entfernte Potosi. Die Fahrt durch die braune Andenberglandschaft dauert 2,5h. Sodann kommen wir im 4070m hoch gelegenen Potosi an. Ich suche mir ein mittleres Hotel. Dieses ist recht gut, hat aber eisige Zimmer. Es duerfte keine 10 Grad drin haben Am Nachm. kaufe ich mir ein Busticket fuer den naechsten Tag und schaue mir ein bisschen die Stadt an. Auch hier wieder viele alte Gebaeude aus den guten alten Zeiten, viele Kirchen (mittlerweile bin ich schon gesaettig mit Kirchen, denn die sind in jedem Ort die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten und heissen immer Iglesia de San Francisco oder Iglesia San Agustin...) und ein schoener Hauptplatz im Zentrum. Ich tausche noch einmal Dollar in Bolivianos um, denn die naesten Tage werde ich abseits jeglicher Zivilisation sein.


[FONT=&quot]Am 09.05. geht es mit nur 5min Verspaetung mit dem Linienbus ins ca.200km entfernte Uyuni. Der Bus ist von der besseren Sorte, aber die Achse kracht bei jeder Bodenwelle. Die erste Stunde ist die Strasse noch asphaltiert, dann folgen lange 4 Stunden Schotterpiste. Der Bus ist voll, kostet 3EUR und ich vertreibe mir die Zeit mit dem Betrachten der kargen Andenberglandschaft und mit Lesen. Mit nur einer kleinen 3minuetigen Pinkelpause kommen wir dann gegen 1700 am Aussenposten der Zivilisation, im 3660m hoch gelegenen Uyuni an. Ich suche mir eine Unterkunft, ein mittelmaessiges Hotel. Dann geht es gleich zu den zahlreich vorhandenen Tourbueros des Ortes. Dort buche ich eine 3-Tages-Tour durch die Wueste. Ja, und auch eine Pizzeria gibt es in diesem Ort am A... der Welt. Diese ist randvoll mit lauter Touris in meinem Alter, die Touren durch die Wueste machen. Es ist schon irgendwie erschreckend, wie der Tourismus in dieser Region zugenommen hat. Der Ort hat beinahe so viele Touris wie Einwohner. Am 10.05. in der Frueh gibt es im Hotel kein Wasser. Es ist alles eingefroren. Doch um 0930, kurz vor der Abreise, taut alles auf und ich kann doch noch eine Dusche nehmen. Um 1030 ist es dann soweit. Zusammen mit 5 weiteren Personen geht es mit unserem Fahrer Faustino im Toyota Lexus Allrad los. Es geht zuerst zum Zugfriedhof ausserhalb Uyunis. Dort sind hunderte von alten nicht mehr gebrauchten Dampfloks abgestellt. Weiter gehts nach Colchani, einer kleinen Siedlung. Dort bezahlt unser Fahrer bei der Polizei 10-20 Eurocent Schutzgeld, um die Fahrt ohne Kontrollen und Strafgelder fortsetzen zu koennen. Danach fahren wir zum Salar de Uyuni, dem weltgroessten Salzsee. Dieser hat einen Durchmesser von 150km und ist flach wie ein Meer. Mit dem Auto kann man darauf gute 100km/h fahren. Alles ist einfach nur weiss und trocken.

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[FONT=&quot]In der Mitte des Sees machen wir Mittagspause auf der Isla Incahuasi, einer Steininsel mit vielen meterhohen Kakteen. Zum Essen gibt es Lamasteak mit Gemuese und Nudeln. Vorgekocht und vom Fahrer/Guide serviert. Nach dem Essen geht es weiter Richtung Sueden. Im Dort San Juan mitten im Nichts uebernachten wir stilvoll in einem originalen Salzhotel. Dort ist alles aus Salz, bis auf die Matratzen. Und es haelt auch recht schoen warm und trocken. Da es dort keine Einzelzimmer gibt und die Zimmerverteilung etwas schwierig ist, habe ich nichts dagegen, mit einem Dänen in einem Doppelzimmer zu schlafen. Dieser ist auch recht nett. Jedoch macht er mir auch recht Angst. Denn er macht die Tour anders herum und hat schon in der 2. Unterkunft geschlafen, in der es so kalt sein soll. Und er berichtet, dass es bei ihm -10°C im Schlafraum gehaben soll. Naja, am naechsten Tag geht es gegen 0800 weiter offroad ueber den Salar de Chiguana, ein weiterer Salzsee, bis auf 5km zum ueber 5000m hohen Vulkan Ollague. Dieser markiert genau die Grenze zu Chile. Da er aktiv ist, raucht es aus seinem Gipfel ständig leicht heraus. Wir fahren ueber schwieriges Terrain weiter Richtung Sueden. Es ist sehr wacklig, aber unser Fahrzeug ist sehr gut gefedert. Um keine Probleme mit der Hoehe zum bekommen, kauen wir alle Cocablaetter. Ein bisschen wirken sie schon. Wir bewundern die Lagunen Canapa, Hedieonda, Chiar Kkkota und die Laguna Honda. In fast jeder sind zahlreiche Flamingos zu sehen, die im seichten Wasser nach Nahrung suchen. Dann kommen wir am Arbol de Pietra vorbei, einem Felsen, der geformt ist wie ein Baum.

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Den Abschluss des Tages bildet die Laguna Colorada. Eine Lagune auf 4200m, die aufgrund von Mikroorganismen immer leicht roetlich gefärbt ist. Auch in dieser befinden sich wieder viele schoene Flamingos. Mit dem Untergang der Sonne naehern wir uns auch der gefuerchteten kalten Unterkunft auf 4200m. Es ist ein Refugio, Gebaeude mit Kueche und Schlafraeumen. Aber alles ungeheizt. Eine Übernachtung kostet 1-2EUR. Den Abend vertreiben wir uns am Ofen mit Kartenspielen und dem Abendessen selbst. Den kroenenden Abschluss macht eine Flasche Rotwein, die unser Fahrer hervorzaubert. Ob dieser zur allgemeinen Erheiterung dienen soll oder zum Aufwaermen fuer die bevorstehende kalte Nacht? Auf einmal ertoent am Nachbartisch funky Jazz aus einem iPod mit Boxen. Eine Gruppe von jungen Iren und Franzosen haben ihn mitgebracht. Eine tolle Abwechslung. Wir schliessen uns ihnen gleich an und es wird noch ein lustiger Abend. Ich gehe anschliessend noch hinaus zum Sterne beobachten. Hier auf 4200m Hoehe ist der Himmel sehr gut klar, aber nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt haette. Gegen 2230 gehe ich schliesslich ins Bett. Mit 3 Paar Socken, 2 Hosen, 3 Oberteilen plus Jacke, Muetze, Schlafsack und Decke. Die Nacht ist im Schlafraum nicht recht warm, aber bei weitem nicht so schlimm wie es andere Touris berichtet haben. Es hat innen ca. +3°C. Mir ist mit meinen vielen Schichten auch etwas zu warm. Gegen 0530 heisst es auch schon wieder aufstehen. Draussen erwartet mich ein toller Sternenhimmel mit Mondaufgang. Es ist bitterkalt. -15ºC hat es. Unser Auto wurde extra mit einer Plane abgedeckt. Trotzdem ist das Cola und mein Wasser im Innenraum gefroren! Aber ich habe mir vorm Bettgehen eine Flasche Wasser unter die Bettdecke gesteckt. So habe ich auch am Morgen ein warmes Wasser. In der Dunkelheit geht es auf staubiger Piste weiter Richtung Sueden. Bei Sonnenaufgang erreichen wir auf knapp 5000m und immer noch -10ºC die Geysire von Sol de Mañana. Diese sind nur in der Frueh aktiv und spucken Wasser und Dampf. Danach gibt es bei der Laguna Salada Fruestueck. Am Vorabend hausgemachte Pfannkuchen. Schmecken sehr gut, auch wenn die Haende beim Essen fast einfrieren. 2h geht es noch offroad weiter, bis wir das Highlight ganz im Sueden Boliviens erreichen: die Laguna Verde - gruene Lagune. Diese hat eine sehr intensive gruene Farbe. Bei unserem Eintreffen gegen 0930 ist sie jedoch immer noch zugefroren und daher eher weiss als gruen. Dennoch mit dem Vulkan Lincancabur (knapp 6000m, Grenzvulkan zu Chile) im Hintergrund ein aeusserst beeindruckendes Bild. Das Hightlight meiner Reise. Mittlerweile hat es wieder Plusgrade. Der Himmel immer noch wolkenfrei. Danach fahren wir noch weiter, bis wir auf 4500m mitten in der Wueste die Grenze zu Chile erreichen. 1m vor der Grenze parken wir unser Fahrzeug und 3 Touris von meiner Gruppe steigen in einen chilenischen Bus um, der sie ins andere Land bringt. Am liebsten wuerde ich auch mitfahren, aber Chile ist schliesslich erst naechstes Jahr dran. Wir drehen wieder um und nehmen statt den 3 Leuten eine Frau mit ihren 2 Kindern aus San Pedro de Atacama, dem naechsten chilenischen Ort, mit nach Uyuni zurueck. Sie arbeitet in Chile und will nun in Bolivien ihre Verwandten besuchen. Die Rueckfahrt ist sehr lang und eintoenig. 8h geht es ueber mehr oder weniger gute Pisten mitten durch die Wueste. Im Valle de Rocas machen wir noch einen Halt. Das sind beeindruckende riesige Steinformationen, auf die man auch hinaufklettern kann. Gegen 1800 erreichen wir dann nach ca. 1000km Fahrt und nach 3 Tagen unseren Ausgangspunkt Uyuni. Ich nehme mir wieder ein Hotel.
Am 13.05. geht es dann mit dem Linienbus wieder zurueck nach Potosi, in die Zivilisation. Diesmal ist der Bus nicht so schnell und es dauert gute 6,5h. Jedoch gibt es eine Mittagspause von 15min. Die Piste ist sehr holprig und die Fahrt nicht angenehm. Aber dennoch kommen wir gut voran. Bis es dann ca. 20km vor unserem Zielort einen lauten Knall gibt. Unser Hinterreifen ist explodiert. Bei der Strecke, die wir gefahren sind, kein Wunder. Nach 20min jedoch ist der Reifen gewechselt und wir koennen weiter nach Potosi fahren. Dort suche ich mir wie immer ein Hotel. Diesmal finde ich ein besseres als bei der Hinfahrt. Im Restaurant 4060 (der Name steht fuer die Hoehe, in welcher die Stadt liegt) gibt es die besten Spaghetti Bolognese, die ich je gegessen habe. Das ist auch das beste Restaurant mit dem besten Service, dem besten Essen und der besten Einrichtung, das ich auf meiner Reise erlebt hab. Am 14.05. schliesslich nehme ich mir ein Collectivo-Taxi, das mich nach Sucre bringen soll. Es kostet 4EUR fuer die 125km. Mit gut 1h10min Verspaetung aufgrund einer Strassensperrung wegen eines grossen Radrennens kommt das Taxi an und es kann mit den anderen 3 Insassen losgehen. Die Fahrt auf der guten Teerstrasse dauert nur 2h. Dann bin ich wieder im 2700m hoch gelegenen Sucre, der Hauptstadt Boliviens. An diesem Tag ist es auch zum ersten Mal bewoelkt, aber dennoch gut ueber 20 Grad warm. Ich quartiere mich im Grand Hotel ein und buche noch eine Tour fuer den naechsten Tag. Dann geht es auch schon wieder zum Essen, wieder einmal eine Pizzeria. Aber das ist nun mal das sicherste, was man so essen kann, ohne sich den Magen zu verderben.

[FONT=&quot]15.05.10:
Diesmal habe ich nur wenig Programm. Am Nachmittag fahre ich alleine mit einem Guide mit dem Kleinbus etwas raus aus der Stadt Sucre. Wir wandern ca. 45min in ein karges Tal auf einen Berg hinauf. Dort oben befinden sich nämlich originale Dinosaurierfußabdrücke. Früher war das Terrain ein Flussboden. In diesen traten die Tiere damals ihre Fußspuren hinein. Dann trocknete der Fluß aus und die Spuren wurden hart. Irgendwann türmten sich die Anden auf und die Abdrücke gelangten auf die Höhe, in der sie heute zu sehen sind. Sie sind wirklich sehr beeindruckend. Ich sehe die eines Brontosaurus und die eines kleinen Tyrannosaurus Rex. Oben am Berg gibt es erstmal Brotzeit. Dann geht es wieder zurück in die Stadt. Am Abend findet auf dem Hauptplatz der Stadt eine riesige Modenschau mit den 130 schönsten Frauen Boliviens, inkl. Miss Bolivia, statt. Diese wird sogar im TV live übertragen und mit großem Feuerwerk begleitet. Aber nein, nicht irgendwo abseits der Leute, sondern die Raketen werden direkt mitten zwischen den Leuten gezündet. Hauptsache es kracht und stinkt...
Am 16.05. startet gegen 1700 mein Rückflug nach La Paz mit einer 737-300 von AeroSur. Obwohl ich mich in der Hauptstadt befinde, erfolgt keinerlei Personenkontrolle und –durchleuchtung, weder am Flughafen noch vor dem Einsteigen! Man geht ins Terminal, zeigt seine Bordkarte vor und darf dann komplett unkontrolliert ins Flugzeug einsteigen. Wie in einen Bus auf der Straße. Es kann eben auch so funktionieren! Da könnte sich manch ein Land einmal eine Scheibe abschneiden, speziell wenn ich an die Flüssigkeitsregelung denke… Die Lackierung unserer 737 ist wieder einmal spektakulär.

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[FONT=&quot]Kurz vor dem Sinkflug darf ich zu meiner Freude ins Cockpit und von dort aus sogar die Landung beobachten. Ich klappe mir den Jumpseat im Cockpit aus und schaue den Piloten über die Schultern. Der kurvige Anflug aufs über 4000m hoch gelegene La Paz ist wirklich spektakulär. Mit einem Traumblick auf die Stadt sinken wir dem Flughafen entgegen, fliegen kurz vor dem Aufsetzen eine enge Kurve wie früher in Kai Tak und setzen schließlich nach ca. 45min Flugzeit auf Rwy 10 auf. Die Landegeschwindigkeit beträgt diesmal 135kts und der Höhenmesser zeigt immer noch respektable 13300ft an. Ein klasse Flug. Mit einem Taxi geht es dann wieder ins Hotel Milton, wo ich die ersten Tage bereits in La Paz verbracht habe.
17.05.10: Es geht schon in der Früh um 0630 los. Ich treffe beim Tourbüro Madness Downhill ein. Zuerst gibts in der Nachbarkneipe einen mit Benzin getränkten Frühstückstoast. Dann suchen wir uns die Ausrüstung aus, fürs Mountainbike-Downhill-Fahren. Aber nicht irgendeine Strecke, sondern die offiziell gefährlichste Straße der Welt, auch oft als Death Road bezeichnet. Wir sind eine Gruppe von 12 Leuten, die sich diesem Wahnsinn (wie auch schon der Name der Firma sagt) verschrieben haben. 2 Argentinier, 4 Schweizer, 4 Engländer, ein Franzose und ich. Es geht mit dem Bus und Tourguide hinaus aus La Paz und auf 4700m hinauf nach La Cumbre. Dort legen wir unsere Ausrüstung an (Schutzhelm, Schutzweste und -hose). Ich habe mir ein Deluxe-Mountainbike geleistet, mit hydraulischen Bremsen. Dann geht es los. Die ersten Kilometer bergab sind gut asphaltiert. Man lässt das Bike teilweise mit 50km/h rollen. Es ist kalt, eiskalt. Z.T. liegt noch Schnee neben der Fahrbahn. Doch schon bald wird es etwas wärmer, je weiter man bergab fährt. Ein kurzes Zwischenstück müssen wir mit dem Bus zurücklegen, da es bergauf geht und die Räder dafür nicht so gut gebaut sind. Dann biegen wir vom Asphalt ab und befinden uns auf der alten Straße, der gefährlichsten. Bis vor kurzem war es noch die einzige Verbindung ins Tiefland. Auf der max. 3,50m breiten Straße, die sich an den Abhängen entlang schlängelt, stürzten jährlich im Schnitt 26 Autos in den Abgrund. Eine Rettung ist nicht möglich, da es teilweise hunderte Meter steil nach unten geht. Seit kurzem jedoch wurde eine neue Umgehungsstraße gebaut und die alte ist nun exklusiv für die Anwohner und Radfahrer. In teilweise rauem Terrain geht es stetig mal schnell, mal langsam nach untern. Wir fahren mittlerweile in den Wolken. Es ist nass und regnet dort leicht. Wir werden von den Reifen von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Das ist Mountainbikefahren. Für uns Radfahrer ist die Strecke kein Problem. Aufpassen muss man allerdings schon, nicht über den Abgrund hinaus zu fahren. Es wird immer tropischer. Die Vegetation hat sich bereits zum Nebelwald geändert und bald wird sich wieder ändern, nämlich zum tropischen Regenwald. Dann passieren wir auch die Wolken und kommen unter ihnen heraus. Es ist nun trocken und heiß. Am Himmel sieht man Adler und Papageien fliegen. Nach 3h Fahrt, 64km und 3600 verlorenen Höhenmetern kommen wir im nur noch 1100m hoch gelegenen Yolosa an. Dort ist auch die Straße zu Ende. Ja, mit dem Auto möchte ich die Strecke nicht fahren müssen. Nicht weit weg erwartet uns ein Hotel mit Duschen, Pool und Mittagessen. Bei den tropischen Temperaturen ist das eine willkommene Abwechslung. Danach geht es mit dem Bus wieder zurück nach La Paz, hinauf auf über 4000m. Die Fahrt verläuft auf der neuen asphaltierten Umgehungsstraße und dauert ebenso 3,5h. Ein gelungener Tagesausflug. Zum Schluss bekommt jeder noch eine CD mit Fotos und Videos, sowie ein T-Shirt, auf dem steht, dass man die Death Road überlebt hat.
18.05.10: Es heißt nun Abschied nehmen von Bolivien. Es geht zum Flughafen El Alto. Dort stehen mehrere alte C-46 Curtiss Commando, CV-580, DC-3 und DC-6 der Luftwaffe. Am Vorfeld rollt gerade eine Avic MA-60 (eine in China produzierte An-26) der TAM.

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[FONT=&quot]Und ich erwische sogar die Präsidentenmaschine Boliviens, eine alte North American/Rockwell Sabre-60, die Fuerza Aerea Boliviana 001. UM 0909 starte ich mit einer knapp 31 Jahre alten Boeing 737-200 der AeroSur von La Paz (LPB) ins 1h entfernte Santa Cruz (VVI). Dort steige ich um, in die 32 Jahre alte 737-200, welche mich 2 Wochen zuvor nach Bolivien gebracht hat. Der Flug nach Sao Paulo in Brasilien dauert 2,5h. Um 1430 setzen wir auf der alten Landebahn des Guarulhos Airports in Sao Paulo auf. Ich darf noch ein letztes Mal ins Cockpit. Nun habe ich 4h Zeit, bis mein Weiterflug mit der brasilianischen TAM nach Rio de Janeiro GIG geht. Die Zeit verbringe ich mit Lesen, Schreiben und Leutebeobachten vor dem Terminalgebäude. Um 1900 ist es dann soweit. Unser A320 der TAM beschleunigt und bringt uns innerhalb einer Stunde nach Rio de Janeiro. Dort nehme ich mir ein Taxi ins gebuchte Hotel Apa unweit des Copacabana-Strandes.
19./20.05.10: Am Vormittag besichtige ich noch das Zentrum des Stadt mit ein paar schönen Kolonialgebäuden. Recht viel mehr Zeit bleibt mir jedoch nicht, da ich bereits um 1230 schon wieder Richtung Flughafen fahren muss. Aber da Rio sowieso keinen Cent billiger ist als Deutschland und es einem jedes Mal weh tut, wenn man den Geldbeutel aufmacht, ist mir das ganz recht. Um 1645 beschleunigen schließlich die vier Triebwerke meines Air France-Jumbos und bringen uns Richtung Europa. Auf dem Flug sind wieder viele Russen, doch diesmal wird keiner ausfällig. Neben mir sitzt Aleks, ein Russe, der geschäftlich in Rio war. Als ich mir einen Wodka mit 7Up mische, spricht er mich an und stellt sich vor. Er meint, dass ich bei dieser Mischung vorsichtig sein solle. Er kenne sich schließlich mit Wodka aus. Doch es schmeckt mir. Nach 10,5h setzen wir bei strahlendem Sonnenschein in Paris vormittags um 0800 auf.

[/FONT]Bild 084,North American-Rockwell Sabre 60,Präsidentenmaschine_646Konvertiert.JPGBild 087_647Konvertiert.JPGBild 100_648Konvertiert.JPGBild 103_650Konvertiert.JPGBild 109,Abflug Santa Cruz_651Konvertiert.JPG
 
Keine 2,5h später sitze ich wieder im Flugzeug, diesmal einem kleinen A319 der Air France. Wir rollen sehr schön an der in CDG ausgestellten Concorde vorbei. Dann geht es nach MUC, wo ich nach 1h15min bei Regen und kalten Wetter ankomme. Dort beende ich schließlich um 1155 meine Reise.
Mein Fazit: eine sehr schöne und interessante Reise, Bolivien ist sehr zu empfehlen und genauso einfach zu realisieren wie Peru oder andere bereits touristisch gut erschlossene Länder. Auch Rio ist eine Reise wert, allerdings nur kurz, da das Preisniveau enorm hoch ist.

Ich hoffe, der Bericht war nicht zu lang und langweilig. Sollte jemand noch Fragen haben oder Tipps brauchen, kann er mich gerne kontaktieren.


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Danke...ein wirklich toller Tripreport :resp:
Wie kommt das eigentlich das du immer solche "ausgefallenen" Ziele hast?

Ich habe schon seit ein paar Jahren vor mal nach Argentinien, Chile oder Uruguay zu reisen, hab das aber bis jetzt noch nicht geschafft. :rolleyes::(
 
Weil die am interessantesten sind und mich am meisten interessieren. Und dass ich mit der AeroSur geflogen bin kommt daher, dass die noch die 727 haben und auch zugleich eine der zuverlässigsten Airlines in Bolivien sind.
Übrigens: nächstes Jahr sind Chile und Argentinien dran, nach derzeitigem Plan...
 
Ich will hier, da mir momentan kein 'Danke-Button' mehr zur Verfügung steht, auf diesem Weg @ KnightFlight danke sagen!
 
Hätte da eine Frage; auf dem Bild mit der BAe-146 sind so viele orange Männer zu sehen, werden die alle zum abfertigen benötigt? Oder warum stehen die da so aufgereiht? ;)
 
Hätte da eine Frage; auf dem Bild mit der BAe-146 sind so viele orange Männer zu sehen, werden die alle zum abfertigen benötigt? Oder warum stehen die da so aufgereiht? ;)

Ja, das war die Boden-Abfertigungscrew, also Putzer, Ramp-Agent etc. Die standen immer so brav da, bis die Maschine geparkt war. Warum das aber die viele sind, weiß ich auch nicht.

@ all: danke fürs Lob!
 
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