Lufthansa Pilotenstreik 2014/2015

...Mir konnte bisher kein Poster klar machen, weshalb bei steigender Lebenserwartung ausgerechnet die Piloten sich schon mit 55 aus dem Berufsleben verabschieden können sollen (auf Kosten ihres Arbeitgebers), wenn gleich die gesamte Bevölkerung länger arbeiten muss.
Ich kann die Unmenschlichkeit in der Anhebung auf etwa 60 Jahre nicht nachvollziehen. Insbesondere dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass die Regelungen etwa 50 Jahre alt sind und die heutige Arbeitsbelastung im Cockpit merklich durch die Automatisierung zurückgegangen sind. .

Ich wage die These, dass nahezu keiner der Piloten mit 55 wirklich "nach Hause geht", sondern schön weiter fliegt bis es wirklich nicht mehr geht, egal aus welchen Gründen oder alternativ im Konzern andere Aufgaben übernimmt bis zur wirklichen Pensionierung.
Siehe die Anzahl derer die derzeit ein Anrecht auf Übergangszahlungen hätten und es nicht in Anspruch nehmen, z.B auch weil sich deren vielbeschworene "Lebensline" auch verändert hat..
Insofern erscheint mir die Forderung nach der Übergangsregelung auf extrem hohen und eher unnötigem Niveau.
Der traurige Nebeneffekt, nämlich die massive Rücklagenbildung dafür, wird LH aber über kurz oder lang das Genick brechen, wenn man sich den Markt und die Mitbewerber anschaut, die preiswerter anbieten können.
 
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Du trägst hier auch nicht gerade dazu bei dass sich eine vernünftige Diskussion entwickelt.
Die neueste Unverschämtheit "Schmollecke" entstammt deiner Feder, und ich sehe es, wenn es so weiter geht, mit Verlaub, auf eine Situation zutreiben, in der Forumsmitglieder sich entschließen, zu Exmitgliedern zu werden und, um deinen Einwand nicht wie eine bestätigte Hoffnung klingen zu lassen, ich werde das nicht sein.

Dann werdet künftig "ihr" "euch" mit "eurem" "gesunden Menschenverstand" gegenseitig und ungestört bespaßen können.

Wer sich hier bei wem für welchen Unfug bedankt, das läßt tief blicken.
 
@Machrihanish: Du solltest mal tief durchatmen und ruhig bleiben. Zudem ist es schon komisch dass Du meinst dass Du stellvertretend für andere Forumsmitglieder schreibst, die können sich auch gerne selber äußern. Wirklich viele Fakten kommen aktuell nicht mehr dazu.
 
@Machrihanish: Du solltest mal tief durchatmen und ruhig bleiben.
Ich bin die Ruhe in Person, obige Bemerkung ist die nächste Anmaßung.

Ich äußere mich nicht stellvertretend, sondern ich extrapoliere meine eigene Auffassung der getätigten Aussagen auf andere Nutzer, die sich bedauerlicherweise schon länger kaum mehr äußern.

Insofern ist das beklagte Schweigen in Wirklichkeit bewundernswert, was natürlich nicht daran hindert, noch einen draufzusetzen und eine Schmollecke herbeizufabulieren.
 
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Ich habe gestern die Medien verfolgt, u.a. auch Brennpunkt auf der ARD (kann man sich auf der Mediathek ansehen) und bin leider über die generelle Einstellung der Piloten enttäuscht. Es war die Aussage, dass einige Piloten mit 55 Aufgrund der langen Schichten, Zeitverschiebungen, Klimaeinflüsse, etc. einfach nicht mehr können ...

Dazu muss ich nachwievor sagen, dass es Stand der Gesellschaft von Heute ist, dass jeder selbst dafür mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder Geldanlagen vorsorgen sollte bzw. meiner Meinung nach auch muss. Was denkt ihr Piloten, wie ein Maurer oder Dachdecker solche Kommentare auffasst? Ihr habt wenigstens noch die finanzielle Möglichkeit für euch zu sorgen.

Beim Streik von verdi habe ich sehr viele Stimmen von interviewten Menschen gehört, die den Streik völlig in Ordnung finden. Gestern habe ich ausschließlich Interviews von Leuten gehört, die den Streik 1. ungerechtfertigt und 2. in diesem Ausmaß als vollkommen überzogen ansehen. Das Problem von euch Piloten in dieser Situation ist, dass ihr beim Rest der Bevölkerung keinerleih Verständnis für euer Handeln erwarten könnt, solange nicht ersichtlich ist warum euer Vorgehen notwendig ist.

Ich finde die Haltung, dass es seit 50 Jahren so ist und jetzt nicht geändert werden darf, als vollkommen unangebracht. Die Zeiten ändern sich, auch für Piloten.

Ich finde eine Tarifanpassung in dem Maße wie die Lufthansa sie vorsieht als aus gesellschaftlicher Sicht vollkommen angemessen (wem das Geld dann schlussendlich zugute kommt möchte ich hier nicht diskutieren, aber hoffentlich neuen Flugzeugen und nur zweitrangig den Aktionären). Solange von Pilotenseite mir die Gründe keiner vernünftig und überzeugend erklären kann bleibe ich bei dieser Haltung. Und solange, wie die VC solche vollkommen unangebrachten Statements nach außen bringt, wird sich daran so schnell sowieso nichts Ändern (Interview mit Herrn Handwerg).

Fakt ist, dass der Job eines Piloten durch die Technik einfacher geworden ist (nicht gleibedeutend mit einfach!)
Fakt ist auch, dass die Gesellschaft sich geändert hat
Fakt ist auch, dass ihr nachwievor genug verdient um wie jeder andere deutsche für sein Alter vorzusorgen (oder sind Piloten laut Grundgesetz besser?)(die staatliche Rente bezeichne ich jetzt nicht als Vorsorge ...)
Fakt ist aber auch, dass ihr billigend in Kauf nehmt, einer ganzen Volkswirtschaft zu schaden um persönliche und unangemessene Belange durch eure Monopolstellung durchzudrücken. Daher werdet ihr von den restlichen Deutschen keinerleih Verständnis dafür ernten. Damit müsst ihr leben und nur ihr könnt daran was ändern. Ich hoffe, dass sich die Lufthansa am Ende gegen die Gewerkschaft durchsetzten wird.

Erlaubt mir einen persönlichen Eindruck: Ich glaube, dass viele der Piloten sich gar nicht im klaren sind was es heißt einen stressigen Beruf auszuüben und sich in der freien Marktwirtschaft behaupten zu müssen. Woher auch? Die meisten von euch sind von Anfang an im Konzern und habt das reale harte Arbeitsleben nie erfahren müssen.
 
Wer den Pilotenberuf im Cockpit wirklich kennt wird kaum den Sinn des früheren Aufhörens in Frage stellen.
Über Jahrzehnte in unwirtlicher Umgebung mit trockener Kabinenluft und erhöhter Strahlenbelastung zu sitzen ist nur mit wenigen Berufen vergleichbar. Das gleicht auch nicht die ach so tolle Aura des Pilotenjobs aus... An jedem Arbeitstag zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten Dienstbeginn zu haben, ständige klimatische Anpassungen vorzunehmen, sehr oft durch Wechsel der Zeitzohnen gegen einen - wenn auch etwas geringeren - Jetlag kämpfen zu müssen, oftmals bei Longrange Eastbound Flügen tagsüber in einem fremden Hotel Schlaf finden zu MÜSSEN um beim späteren Nachtflug im Zweimann Cockpit nicht permanent gegen das zweifelsfrei aufkommende Schlafbedürfniss ankämpfen zu brauchen, zehrt den Körper physisch unweigerlich aus.
Es altert aber nicht jeder gleich schnell und so gibt es mit Mitte 50 einige Cockpitkollegen die die Zeichen der Zeit für sich erkennen und vorzeitig aufhören. Andere fühlen sich noch topfit und fliegen nunmehr bis 65. Mir ist ein über 80 jähriger Pilot bekannt, der (nicht allein) einen Firmenjet ab Augsburg steuert... Das Leben bleibt vielschichtig und dynamisch. Aber Piloten die physisch und mental an der Belastungsgrenze angekommen sind, wären dauerhaft keine Wunschvorstellung.

Die Tatsache des früheren Aufhörens an sich sollte also nicht Gegenstand der Diskussion sein, die Art und Weise der Finanzierung aber schon. Ob nun LH die Übergangsregelung rigide -wie unterstellt- aufgekündigt hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Zumindest hat es bei der VC den Anschein das grad etwas pfeifende Luft dem Kessel entweicht.
Was ich in dem ganzen Zusammenhang aber noch nicht verstanden habe, wann und in welchem Umfang greift eigentlich die sauteure Berufsunfähigkeitsversicherung der Cockpitkollegen? Was, oder wieviel Prozent, gleicht sie eigentlich bei Gesundheitsbedingtem Ausscheiden mit Mitte 50 aus?
 
Wer den Pilotenberuf im Cockpit wirklich kennt wird kaum den Sinn des früheren Aufhörens in Frage stellen.
Über Jahrzehnte in unwirtlicher Umgebung mit trockener Kabinenluft und erhöhter Strahlenbelastung zu sitzen ist nur mit wenigen Berufen vergleichbar. Das gleicht auch nicht die ach so tolle Aura des Pilotenjobs aus... An jedem Arbeitstag zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten Dienstbeginn zu haben, ständige klimatische Anpassungen vorzunehmen, sehr oft durch Wechsel der Zeitzohnen gegen einen - wenn auch etwas geringeren - Jetlag kämpfen zu müssen, oftmals bei Longrange Eastbound Flügen tagsüber in einem fremden Hotel Schlaf finden zu MÜSSEN um beim späteren Nachtflug im Zweimann Cockpit nicht permanent gegen das zweifelsfrei aufkommende Schlafbedürfniss ankämpfen zu brauchen, zehrt den Körper physisch unweigerlich aus.
Es altert aber nicht jeder gleich schnell und so gibt es mit Mitte 50 einige Cockpitkollegen die die Zeichen der Zeit für sich erkennen und vorzeitig aufhören. Andere fühlen sich noch topfit und fliegen nunmehr bis 65. Mir ist ein über 80 jähriger Pilot bekannt, der (nicht allein) einen Firmenjet ab Augsburg steuert... Das Leben bleibt vielschichtig und dynamisch. Aber Piloten die physisch und mental an der Belastungsgrenze angekommen sind, wären dauerhaft keine Wunschvorstellung.

Die Tatsache des früheren Aufhörens an sich sollte also nicht Gegenstand der Diskussion sein, die Art und Weise der Finanzierung aber schon. Ob nun LH die Übergangsregelung rigide -wie unterstellt- aufgekündigt hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Zumindest hat es bei der VC den Anschein das grad etwas pfeifende Luft dem Kessel entweicht.
Was ich in dem ganzen Zusammenhang aber noch nicht verstanden habe, wann und in welchem Umfang greift eigentlich die sauteure Berufsunfähigkeitsversicherung der Cockpitkollegen? Was, oder wieviel Prozent, gleicht sie eigentlich bei Gesundheitsbedingtem Ausscheiden mit Mitte 50 aus?

Komisch dass das spätere Ausscheiden bei Cargo und Germanwings kein Problem darstellt. Hier gilt nämlich bereits die Regelung ab 60 Jahren :rolleyes:
 
Komisch dass das spätere Ausscheiden bei Cargo und Germanwings kein Problem darstellt. Hier gilt nämlich bereits die Regelung ab 60 Jahren :rolleyes:

Heißt ja nicht das es dort keine Piloten gibt die nicht besser auch mit Mitte Ende 50 gehen sollten, auch wenn es sicher nicht viele sind. Überhaupt irritiert das ganze Tarifgezeter, wenn es doch tatsächlich so wenige sind...
 
Wer den Pilotenberuf im Cockpit wirklich kennt wird kaum den Sinn des früheren Aufhörens in Frage stellen.
Die Tatsache des früheren Aufhörens an sich sollte also nicht Gegenstand der Diskussion sein, die Art und Weise der Finanzierung aber schon.

Sehe ich auch so.
Wer aufhören möchte darf das gerne machen und wer aus welchen Gründen auch immer "gezwungen" wird irgendwann aufzuhören weiss das bei seiner Berufswahl auch vorher und sollte für diesen Fall auch selber vorsorgen.
Warum aber der Arbeitgeber dafür gerade stehen soll ist heutzutage kaum noch nachvollziehbar, denn LH ist kein Staatsunternehmen mit "Garantieleistungen".
Jede andere Berufsgruppe muss auch selber Vorsorge leisten für diesen Fall.
Es wäre schön, wenn eine Pilot sich mal äußern würde, warum er meint dass sein Arbeitgeber diese Kosten tragen soll.
 
Heißt ja nicht das es dort keine Piloten gibt die nicht besser auch mit Mitte Ende 50 gehen sollten, auch wenn es sicher nicht viele sind. Überhaupt irritiert das ganze Tarifgezeter, wenn es doch tatsächlich so wenige sind...

Wenn ein Pilot im medical durchfällt, ist er doch schon ab 35 Jahren bestens abgesichert.
 
Wer den Pilotenberuf im Cockpit wirklich kennt wird kaum den Sinn des früheren Aufhörens in Frage stellen.
Über Jahrzehnte in unwirtlicher Umgebung mit trockener Kabinenluft und erhöhter Strahlenbelastung zu sitzen ist nur mit wenigen Berufen vergleichbar. Das gleicht auch nicht die ach so tolle Aura des Pilotenjobs aus... An jedem Arbeitstag zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten Dienstbeginn zu haben, ständige klimatische Anpassungen vorzunehmen, sehr oft durch Wechsel der Zeitzohnen gegen einen - wenn auch etwas geringeren - Jetlag kämpfen zu müssen, oftmals bei Longrange Eastbound Flügen tagsüber in einem fremden Hotel Schlaf finden zu MÜSSEN um beim späteren Nachtflug im Zweimann Cockpit nicht permanent gegen das zweifelsfrei aufkommende Schlafbedürfniss ankämpfen zu brauchen, zehrt den Körper physisch unweigerlich aus.
Es altert aber nicht jeder gleich schnell und so gibt es mit Mitte 50 einige Cockpitkollegen die die Zeichen der Zeit für sich erkennen und vorzeitig aufhören. Andere fühlen sich noch topfit und fliegen nunmehr bis 65. Mir ist ein über 80 jähriger Pilot bekannt, der (nicht allein) einen Firmenjet ab Augsburg steuert... Das Leben bleibt vielschichtig und dynamisch. Aber Piloten die physisch und mental an der Belastungsgrenze angekommen sind, wären dauerhaft keine Wunschvorstellung.

Was ist mit denen, die in anderen Berufszweigen ab 18 bis 65 bzw. mittlerweile bis 67, wenn nicht sogar länger, im Schichtdienst arbeiten? Nicht in jedem Betrieb kann man sich die Schichten selber raussuchen, sondern hat einen starren Schichtplan. Zwei Früh, zwei Spät, zwei Nacht. Oder ist das etwa nicht anstrengend? In den meisten Schichtbetrieben hat man auch mit äußeren Einflüssen zu tun, sei es nur UV-Strahlung, oder aber auf Dauer giftige Flüssigkeiten/Gasen, weswegen eine regelmäßige, ab 40 zumeist jährliche, ärztliche Untersuchung fällig ist, in der man wie Piloten auf alles untersucht wird.

Um es mal klar zu stellen: mir geht es aktuell nicht um den in meinen Augen zu hohen Verdienst der LH-Piloten. Wenn meine körperlichen Aspekte für den Pilotenjob gereicht hätten, wäre ich auch auf die Pilotenschiene gegangen. Ich bin mit meinem jetzigen Job aber nicht minder zufrieden, trotz der nicht gerade üppigen Entlohnung trotz annähernd gleicher, wenn nicht sogar größerer Verantwortung wie Piloten. Der einzige Unterschied zwischen einem Piloten und mir: wenn man als Pilot einen Fehler baut, sitzt man direkt im Flieger drin und versucht diesen auszumerzen, es geht ja auch um das eigene Leben. Wenn ich einen Fehler baue, und diesen nicht bemerke, hebt der Flieger ohne mich ab, ich kann also nicht mehr eingreifen. Da muss der Pilot meinen Fehler ausbügeln. Ich finde aktuell lediglich die Dauer des Streikes für übertrieben. Ein Tag hätte in meinen Augen auch genug Druck auf die GF gemacht, ohne zu viel Stillstand in der Flotte zu haben.

Zwei Fragen hätte ich allerdings noch: 1. wie wird das mit den Crews gehandelt, die am Dienstag ins Ausland geflogen sind und dort jetzt bis Samstag 'festsitzen'? Zahlen die die Hotelkosten selber für den Extra-Aufenthalt? Oder kommt hierfür auch die Lufthansa auf? Klar, am Mittwochabend bzw. Donnerstagfrüh wäre die nächste Crew zum Layover gekommen, dass Hotelzimmer ist so oder so reserviert.
2. die Cockpit-Crews bekommen ja während der Dauer des Streiks kein Gehalt von der LH, nur einen Anteil von der VC an Streikgeld. Wie werden die Kabinen-Crews in der Zeit entlohnt? Oder gehen die leer aus und müssen gar Urlaub für die zwei Tage nehmen?
 
Auch in unserem Forum wiederholen User gebetsmühlenartig die These von entlasteten Piloten durch den höher werdenden Grad des Automatismus. Reine Knöpchchendrücker da vor'n, überspitzt ausgedrückt nur für die Bedienung des An- Aus Schalters zuständig...

Ist das so? Oder ist nicht eher das genaue Gegenteil der Fall? Hat sich die Belastung, der Anspruch, im Vergleich zu damals nicht einfach nur verändert, ich behaupte gar erhöht?

Die zivile Luftfahrt der Neuzeit begann mit bis zu fünf Personen im Cockpit. Zwei Piloten, einem Funker, einem Navigator und einem Bordingenieur. Damalige Piloten brauchten am noch leeren Luftfahrthimmel 'nur' zu fliegen, auch wenn es viel Handarbeit bedeutet hat. Sie hangelten sich über Radiale von VOR zu VOR. War das Wetter nicht entsprechend, blieb man am Boden. Moderne Elektronik- und Computersysteme machten dann aber über Jahre hinweg Navigatoren, Funker und Bord- Flugingenieure überflüssig. Aus fünf paar Augen und Ohren im dreidimensionalen Raum wurden nur noch zwei Paar. Auf analog folgte Digital. Ehemalige Aufgabengebiete und Funktionen wanderten in die Electronic Bay und werden letztlich von den verbliebenen Piloten mit überwacht und gesteuert. Der Funkverkehr wurde sowieso übernommen. CAT 3 Landehilfen ermöglichten ein Fliegen bei Wind und Wetter. Ausreden gab es keine mehr.
Die digitale Anzeige- und Informationsflut vervielfachte sich, die situativen Anforderungen für Piloten stiegen durch immer komplexer werdende Systeme.
Wer als Pilot seinem System Flugzeug nicht stets einen gedanklichen Schritt voraus ist, hat verloren. Wer seine Systeme nicht vollständig versteht, hat keine Chance. Wer überdies seinem Auto Flight System blind vertraut, wird sehr bald böse überrascht werden. Immer mehr -an sich- tolle Systeme, generieren immer mehr mögliche Fehlerszenarien.
Selbst wenn man sich in der ersten Reihe entspannt zurück lehnt, bleibt man mental stets bei seinem Flieger.
Fliegen soll einfacher geworden sein? Im Leben nicht... Es wurde nur anders.
Ich bin froh um jeden gut selektierten, ausgebildeten und bezahlten Piloten in unserem Geschäft.

Sämtliche Luftfahrtbehörden rudern übrigens beim Thema Automatismus gerade zurück und stellen einiges in Frage.
Manchmal würde man sich weniger Automatismus und mehr manuelles Fliegen wünschen.
 
Gut, immerhin einige halbwegs vernünftige Antworten.

@ Planehunter: Wenn du schon mit den Golfairlines vergleichst, diese zahlen ähnlich gut für das Cockpitpersonal. Also liegt es wohl eher an der Strategie und staatlichen Finanzierung durch die dortigen Staaten.
Dagegen ein Mittel zu entwickeln, ist Aufgabe von einigen wesentlich besser bezahlten Managern.
Das fliegende Personal sorgt dafür, das das Flugzeug von A nach B kommt, sicher, mit möglichst wenig Kosten.
Ein Crash lässt sich kaum in Kosten beziffern, und in letzter Konsequenz haben wir dieses bei jedem Flug mehrfach in der Hand. Und bevor hier irgendwelche falschen Diskussionen aufkommen: Ja, sehr viel Leute tragen zu Durchführung eines Fluges bei. Und fast alle machen einen super Job.
Aber alle Fehler und Probleme, die einen sicheren Flug gefährden laufen bei uns zusammen. Das lässt sich ja wohl schlecht leugnen, oder?

@Moddin: Es ist schade, das du die körperlichen Herausforderungen nicht bestanden hast, da du ja offensichtlich auch gerne geflogen wärst. So ist es manchmal, und es freut mich das du in deinem jetztigen Job glücklich bist.
Die Konsequenzen von Fehlern der Technik hast du ja erwähnt, ebenso das im Endeffekt das Cockpit mit den direkten konsequenzen zu kämpfen hat, die juristische Komponente, die auf beiden Seiten existiert lass ich jetzt mal weg.
Und eigentlich sollte als Techniker viel klarer als mir sein, wie verheerend diverse Systemausfälle sein können.
Habt ihr ein Problem, habt ihr Zeit es zu lösen, und auch hier lasse ich mal Kostendruck und Flugausfallkosten weg. Haben wir ein Problem in der Luft, sind wir immer zeitlich eingeschränkt, sei es durch Sprit, Sauerstoff oder ähnliches.
Ja, wir sitzen mit drinnen, und haben das ureigenste Interesse zu überleben. Bloß ist der reine Überlebenswille halt nicht genug, und genau deshalb gibt es eben umfangreiche Checks und Prüfungen jedes Jahr, um in den kritischen Situationen zu funktionieren. Ein netter Spruch dazu, der gar nicht mal so weit weg ist von der Wahrheit: Man wird nicht dafür bezahlt, was man tut, sondern für das, was man kann.

An all die anderen Mitleser: Ich habe die Beruferfahrungen von mehreren Firmen, habe Kurzstrecke geschrubbt ohne Ende, war in der Executive und kenne die Langstrecke.

Ich bin für weniger Geld als eine Putzfrau geflogen, ich habe arbeitslosigkeit und erpresserische Geschäftsführungen miterlebt. Ich habe eine Ahnung von der Branche. Als Pilot.
Und aus dieser Erfahrung kann ich noch etwas versichern: Dort, wo das Personal am besten bezahlt wird, sind auch die Sicherheitsstandarts am höchsten. Weil diese Firmen auch automatisch mehr in Training und Checks investieren.
Nicht das die Kollegen bei den kleineren Firmen einen schlechteren Job machen, darum geht es nicht. Aber die Bereitschaft in sein Personal und dessen Training zu investieren lässt ja schon eine Richtung erahnen.

Der Job kann unglaublich anstrengend sein, und ja, Schichtarbeit gibt es auch in vielen anderen Berufen.
Allerdings sind mir keine 13 Stunden Schichten bekannt, nach denen der 60 jährige Professor noch die OP vornimmt, nach denen er durch 6 Zeitzonen geflogen ist. Und sollte er es dennoch tun, liegt ein Mensch unter dem Messer, und nicht 300, die innerhalb einer Sekunde tot sein können. Verliert der Anwalt nach einer durchwachten Nacht einen Prozess, geht nicht er ins Gefängnis. Es geht hier nicht um " ich hab mehr Verantwortung als du", sondern um eine Einschätzung der körperlichen Verfassung in der Situation der Verantwortung. Auf die Vergleiche mit Dachdecker oder sonstigem gehe ich nicht ein, vlt eher auf die Jobs mit Verantwortung für Menschenleben.

Auch hier: Ja, die Bedingungen waren bekannt. Es beschwert sich ja auch niemand drüber. Auch das Gehalt war übrigens bekannt. Und es stand jedem frei, sich zu bewerben.
Ebenso ist es nunmal ein Fakt, das die 55 Jahre bei Wunsch eine vertragliche Zusicherung sind.
Ein Fakt ist auch, das der Job anstrengend ist. Und das man die Leistung IMMER abrufen können muss, egal wie müde man ist, da die Situationslage sich in Sekunden ändern kann.
Es gibt im Extremfall keinen Einspruch, keine Kaffepause, kein taktieren, keine Baupläne und keine Telefonleitung, durch die man sich Rückversichern kann.

Jeder Beruf hat seine Verantwortlichkeiten. Seit ein paar Tagen weiß allerdings die ganze Republik, wie simpel und überbezahlt mein Job ist.
Ich finde das recht interessant, würde ich mir doch selber niemals herausnehmen, anderen Berufen ihre Qualifikation oder ihren Wert abzusprechen, geschweige denn über die Gehälter diskutieren.

@EDHI:

Für dich muss man ja einfach und plakativ sprechen, und auch davon kommt wahrscheinlich nicht viel an:

Ganz einfach: Wenn du die Toilettenspülung von meinem Flieger entwickelst, bist du ein toller Ingenieur, aber noch lange kein Pilot.
Wenn ich dir beim pinkeln zuschaue und auch weiß, wie die Spülung theoretisch funktioniert, bin ich noch lange kein Ingenieur.

Deine Toilette wird ohne mich niemals vom Boden abheben.
Hast du aber einen Fehler eingebaut, muss ich mit den Konsequenzen kämpfen, weil die nächsten drei Stunden kein Installateur kommen kann.
Dafür geh ich allerdings 4 mal im Jahr 4 Stunden in den Simulator: Um nämlich sofort reagieren zu können, wenn deine Konstruktion ausfällt, zu wissen, wie ich die Spülung überbrücke, und wie voll der Tank noch werden kann. Deshalb kann ich sie auch noch lang nicht reparieren, ich kann nur dafür sorgen, das wir trotz dieses Fehlers sicher wieder landen.
Und am Boden kommst dann du, wühlst in der Scheiße, und weißt alles trotzdem besser.


Du wirst vor dem Spiegel nicht rot weil du dein Gehalt angemessen findest?
Offensichtlich findest du deinen Job nicht besonders wertvoll.
Ich werd übrigens auch nicht rot, ich finde mein Gehalt nämlich auch auch angemessen.


Mit freundlichen Grüßen
 
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Ebenso ist es nunmal ein Fakt, das die 55 Jahre bei Wunsch eine vertragliche Zusicherung sind.

Ich verstehe, dass man "Bestandspiloten" die Übergangsregelung nicht nehmen sollte, wenn es sich finanzieren lässt.
Aber warum muss diese Forderung unbedingt in den Tarifvertrag und auch für die Zukunft für alle Neueinstellungen etc. gelten?
Jede andere Berufsgruppe muss ihren "Lebensabend" auch selber absichern.
Warum soll das Unternehmen dies tun, bei Gehältern die eine Eigenabsicherung durch die Piloten möglich machen.
 
Kann keine Wortklauberei erkennen... ÜVs sind kein LH-Sonderweg...
Ok, dann für dich:
Ich wollte sagen, LH war ein Staatsunternehmen und da gab es sicherlich andere Bedingungen für die Altersversorgung als heute. Viele andere "goodies" wurden schon angepasst. Die Übergangsversorgung als teures Relikt der Vergangenheit sollte auch angepasst werden.
LH ist eine AG, die sich das Geld nicht mehr unbegrenzt vom Steuerzahler holen kann oder wie bei den Orient Carriern aus der Portokasse des jeweiligen Scheichs, sondern es muss mühsam erwirtschaftet werden. Insofern verstehe ich sehr gut, dass man überlegt, welche Risiken man entschärfen muss.
Jeder im Konzern hat Einschnitte mitmachen dürfen und genau die schauen nun auf die Herren und Damen Piloten mit Argusaugen und fragen sich, warum sie alle deren Wünsche ausbaden sollen.
Ich denke die Pilotenfraktion sollte auch mal drüber nachdenken, wie sie das Unternehmen derzeit spaltet und allen anderen Mitarbeiter vor den Kopf stösst, die darüber hinaus durch diesen übertrieben langen Streik nun massive Mehrarbeit leisten dürfen.
 
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