Gut, immerhin einige halbwegs vernünftige Antworten.
@ Planehunter: Wenn du schon mit den Golfairlines vergleichst, diese zahlen ähnlich gut für das Cockpitpersonal. Also liegt es wohl eher an der Strategie und staatlichen Finanzierung durch die dortigen Staaten.
Dagegen ein Mittel zu entwickeln, ist Aufgabe von einigen wesentlich besser bezahlten Managern.
Das fliegende Personal sorgt dafür, das das Flugzeug von A nach B kommt, sicher, mit möglichst wenig Kosten.
Ein Crash lässt sich kaum in Kosten beziffern, und in letzter Konsequenz haben wir dieses bei jedem Flug mehrfach in der Hand. Und bevor hier irgendwelche falschen Diskussionen aufkommen: Ja, sehr viel Leute tragen zu Durchführung eines Fluges bei. Und fast alle machen einen super Job.
Aber alle Fehler und Probleme, die einen sicheren Flug gefährden laufen bei uns zusammen. Das lässt sich ja wohl schlecht leugnen, oder?
@Moddin: Es ist schade, das du die körperlichen Herausforderungen nicht bestanden hast, da du ja offensichtlich auch gerne geflogen wärst. So ist es manchmal, und es freut mich das du in deinem jetztigen Job glücklich bist.
Die Konsequenzen von Fehlern der Technik hast du ja erwähnt, ebenso das im Endeffekt das Cockpit mit den direkten konsequenzen zu kämpfen hat, die juristische Komponente, die auf beiden Seiten existiert lass ich jetzt mal weg.
Und eigentlich sollte als Techniker viel klarer als mir sein, wie verheerend diverse Systemausfälle sein können.
Habt ihr ein Problem, habt ihr Zeit es zu lösen, und auch hier lasse ich mal Kostendruck und Flugausfallkosten weg. Haben wir ein Problem in der Luft, sind wir immer zeitlich eingeschränkt, sei es durch Sprit, Sauerstoff oder ähnliches.
Ja, wir sitzen mit drinnen, und haben das ureigenste Interesse zu überleben. Bloß ist der reine Überlebenswille halt nicht genug, und genau deshalb gibt es eben umfangreiche Checks und Prüfungen jedes Jahr, um in den kritischen Situationen zu funktionieren. Ein netter Spruch dazu, der gar nicht mal so weit weg ist von der Wahrheit: Man wird nicht dafür bezahlt, was man tut, sondern für das, was man kann.
An all die anderen Mitleser: Ich habe die Beruferfahrungen von mehreren Firmen, habe Kurzstrecke geschrubbt ohne Ende, war in der Executive und kenne die Langstrecke.
Ich bin für weniger Geld als eine Putzfrau geflogen, ich habe arbeitslosigkeit und erpresserische Geschäftsführungen miterlebt. Ich habe eine Ahnung von der Branche. Als Pilot.
Und aus dieser Erfahrung kann ich noch etwas versichern: Dort, wo das Personal am besten bezahlt wird, sind auch die Sicherheitsstandarts am höchsten. Weil diese Firmen auch automatisch mehr in Training und Checks investieren.
Nicht das die Kollegen bei den kleineren Firmen einen schlechteren Job machen, darum geht es nicht. Aber die Bereitschaft in sein Personal und dessen Training zu investieren lässt ja schon eine Richtung erahnen.
Der Job kann unglaublich anstrengend sein, und ja, Schichtarbeit gibt es auch in vielen anderen Berufen.
Allerdings sind mir keine 13 Stunden Schichten bekannt, nach denen der 60 jährige Professor noch die OP vornimmt, nach denen er durch 6 Zeitzonen geflogen ist. Und sollte er es dennoch tun, liegt ein Mensch unter dem Messer, und nicht 300, die innerhalb einer Sekunde tot sein können. Verliert der Anwalt nach einer durchwachten Nacht einen Prozess, geht nicht er ins Gefängnis. Es geht hier nicht um " ich hab mehr Verantwortung als du", sondern um eine Einschätzung der körperlichen Verfassung in der Situation der Verantwortung. Auf die Vergleiche mit Dachdecker oder sonstigem gehe ich nicht ein, vlt eher auf die Jobs mit Verantwortung für Menschenleben.
Auch hier: Ja, die Bedingungen waren bekannt. Es beschwert sich ja auch niemand drüber. Auch das Gehalt war übrigens bekannt. Und es stand jedem frei, sich zu bewerben.
Ebenso ist es nunmal ein Fakt, das die 55 Jahre bei Wunsch eine vertragliche Zusicherung sind.
Ein Fakt ist auch, das der Job anstrengend ist. Und das man die Leistung IMMER abrufen können muss, egal wie müde man ist, da die Situationslage sich in Sekunden ändern kann.
Es gibt im Extremfall keinen Einspruch, keine Kaffepause, kein taktieren, keine Baupläne und keine Telefonleitung, durch die man sich Rückversichern kann.
Jeder Beruf hat seine Verantwortlichkeiten. Seit ein paar Tagen weiß allerdings die ganze Republik, wie simpel und überbezahlt mein Job ist.
Ich finde das recht interessant, würde ich mir doch selber niemals herausnehmen, anderen Berufen ihre Qualifikation oder ihren Wert abzusprechen, geschweige denn über die Gehälter diskutieren.
@EDHI:
Für dich muss man ja einfach und plakativ sprechen, und auch davon kommt wahrscheinlich nicht viel an:
Ganz einfach: Wenn du die Toilettenspülung von meinem Flieger entwickelst, bist du ein toller Ingenieur, aber noch lange kein Pilot.
Wenn ich dir beim pinkeln zuschaue und auch weiß, wie die Spülung theoretisch funktioniert, bin ich noch lange kein Ingenieur.
Deine Toilette wird ohne mich niemals vom Boden abheben.
Hast du aber einen Fehler eingebaut, muss ich mit den Konsequenzen kämpfen, weil die nächsten drei Stunden kein Installateur kommen kann.
Dafür geh ich allerdings 4 mal im Jahr 4 Stunden in den Simulator: Um nämlich sofort reagieren zu können, wenn deine Konstruktion ausfällt, zu wissen, wie ich die Spülung überbrücke, und wie voll der Tank noch werden kann. Deshalb kann ich sie auch noch lang nicht reparieren, ich kann nur dafür sorgen, das wir trotz dieses Fehlers sicher wieder landen.
Und am Boden kommst dann du, wühlst in der Scheiße, und weißt alles trotzdem besser.
Du wirst vor dem Spiegel nicht rot weil du dein Gehalt angemessen findest?
Offensichtlich findest du deinen Job nicht besonders wertvoll.
Ich werd übrigens auch nicht rot, ich finde mein Gehalt nämlich auch auch angemessen.
Mit freundlichen Grüßen