Vielleicht sollte ich etwas präzisieren:
"Deutschland verarmt, kraß ausgedrückt, Lufthansas Stammpublikum" - Ich meine keineswegs, daß die HONs und Senatoren
verarmten. Aber für jeden von ihnen, der einen günstigeren Tarif bucht, sinkt der Durchschnittserlös des Fluges, dessen Sinken
wiederum mehr Kunden erfordert. Also im Zweifel denjenigen Grenzkunden, der sich gerne der Illusion hingibt, von EZY o.ä.
beschenkt zu werden.
Beispiel DUS-BSL: bisher 100 Sitze/Tag/Richtung mit EW.
EZY kommt neu mit 312 Sitzen/Tag/Richtung in diesen Markt.
Folge: EW erhöht auf 172 Sitze/Tag/Richtung.
Ökonomisch Wahnsinn? Denke schon. Aber: EW macht EZY die oberen Grenzkunden streitig, schmälert also EZYs Ertrag, ist
aber selbst viell. nur plusminus Null, bleibt: der strategische Nutzen. Einige Strecken zu jeder Zeit kann man so handhaben, zu
viele bringen eine Nullrentabilität.
(British Airways fliegt noch: EDI, GLA, MAN, NCL, ABZ, JER ausschließlich nach London und hat sich den ganzen Rest (der ggü.
1999 zudem beinah grotesk gewachsen ist) teils abnehmen lassen, teils abgestoßen. Dabei gilt Walsh als "harter Sanierer". In
Wirklichkeit hat er einfach seine Probleme verkauft. Mal sehen, wie lange er noch weitermachen darf. Wohin das führt, ein
Problem zu verkaufen statt es zu verhandeln, sieht man ja gerade cinemascope in unser aller geschätzter K. Riese.)
Mittelfristig sind wahrscheinlich ein paar Flugzeuge der CR9-Klasse zur Abrundung des Netzes vertretbar, der Hauptteil der
Kontflotte muß aber mE über 130** Sitze haben, um gegen die Wunderflieger anzukommen. Wie sich eine RYR schlägt, wenn sie
einen ähnlich großen Gegner in ihrem Geschäftsfeld hat, muß sich erst noch weisen, ebenfalls, wie dieses Geschäftsmodell mit
einem Stagnationsjahr zurechtkommt. Wenn LH aber derart materiell (>Produktivität) gleichzuziehen vermögen würde, kann sie
trotzdem nur erfolgreich sein, wenn sie einen besseren Dienst anbietet - und das geht nur durch besseres Personal - und das
geht nur durch bessere Bezahlung und-oder bessere Arbeitsbedingungen. Deshalb kann Lufthansa gar nicht in größerem Stil
Billigkräfte rekrutieren.
Lufthansa hat in den vergangenen Jahren stark nach außen investiert (auch außerhalb Europas) und dadurch ist ohne Zweifel
der Anteil der "klassischen" Arbeitsplätze bei Passage, Cargo und Technik gegenüber der Gesamtzahl unter Einbeziehung aller
Konzern- und Töchterstöchter prozentual gesunken, aber wann gab es Entlassungen? 1992/93 war das der Fall und 2002/03 bei
LSG und im Moment die Ankündigung für Planstellenstreichungen in FRA und bei CLH.
Irre ich mich, daß von anderen DAX-Unternehmen in derselben Spanne ständig Unternehmensteile verkauft und Belegschaften
aufgelöst wurden? Problem für Lufthansa trotzdem: Der in diesen Firmen "entsorgte" Mittelbau fliegt weniger vorne und bei
seinem neuen Arbeitgeber vielleicht nur noch Eco, falls überhaupt.
Zu schlechter letzt: MUCFLYER illustrierte kürzlich Franz' und Mayrhubers Angaben über die aktuellen Buchungsverschiebungen.
Was, wenn alles ganz, ganz anders ist
Wäre ich bis vor kurzem gläubig gewesen, wäre ichs jetzt nicht mehr.
Ich war es aber nicht.
Das hat es so in den letzten Jahrzenten ...
Solange man solches noch offen sagen kann, befindet man sich fast bereits in einer Parallelwelt...
**Daumenschätzung.