@APU @rummlern
Wo habe ich die Diskussion unterbunden? Wenn es so rüber kam war es nicht meine Absicht, sorry.
Möchtet aber jemand ernsthaft bestreiten, dass bei dem Thema die Diskussion -auch hier bei uns im Forum- auf eine überwiegende Neiddebatte abgeglitten ist? Verwundert es wirklich, dass die Pilotenschaft sich aufgrund offener und subtiler Unterstellungen zur Wehr setzt?
Ist es überhaupt zielführend ständig zu vergleichen, besonders Äpfel mit Birnen? Piloten mit Managern? Was sind die Folgen und Konsequenzen jeweils schwerwiegender Arbeitsfehler?
Krankenhausärzte eignen sich dabei schon eher. Nur wie herum sollte man sich anpassen? Den besseren oder den schlechteren Arbeitsbedingungen?
Die Diskussionsrichtung überrascht mich aber nicht. Auch intern innerhalb des Konzerns verläuft sie kaum anders. Missgunst und teilweise Desinteresse in Reinform. Schade dabei nur, dass sich die allerwenigsten Kollegen die Mühe machen die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen.
Es ist keineswegs ein ‚Luxusstreik‘ der nur auf die Frage nach höherem Einkommen abzielt.
Fairerweise sollte man erwähnen, dass auch Lufthansa dabei nicht allzu transparent erscheinen will. Der schwarze Peter ist aus ihrer Sicht bei den Piloten besser platziert. Böse Zungen würden behaupten so könne man besser taktieren und einzelne Konzerngesellschaften und/oder Berufsgruppen leichter gegeneinander ausspielen. Sollte das mit ein Ziel gewesen sein, es funktioniert bereits…
Wie hätte denn die VC als Pilotengewerkschaft Angesichts folgender Situationen reagieren sollen?
- Lufthansa Cargo hat vier MD-11 Flugzeuge stillgelegt und streicht in diesem Jahr genau 10% ihrer Stellen. Im gleichen Atemzug flottet Aerologic eine neue Maschine nach der anderen ein. Vier Flieger sind es bereits, vier weitere stoßen in diesem Jahr hinzu. Gleiches Szenario mit der weiteren Tochter Jade Cargo und ihrer B744 Flotte. Diese Maschinen fliegen überwiegend klassische Lufthansa Cargo Fracht. Es fehlt quasi nur noch das I-Tüpfelchen eines erweiterten Nachtflugverbotes in FRA, und LHC steht vor der Existenzfrage schlechthin.
- Die neuen und kostengünstigeren LH Töchter stehen im benachbarten Ausland Gewehr bei Fuß um den Löwenanteil des Verkehrs aus ihrem Land nach Deutschland zu übernehmen. Bereits jetzt bedient Air Dolomiti häufiger innerdeutsche Strecken.
- Die Pilotenschaft hat sich damals die 70ziger Regel (Flugzeuge größer 70 Sitze werden ausschließlich von der Passage bereedert) mit immerhin 20% Gehaltsverzicht erkauft. Der Vertrag ist aber schon lange Makulatur ohne wirklich neu verhandelt oder aufgekündigt worden zu sein. Das bloße LH Statement, diese Vereinbarung wäre nicht mehr zeitgemäß, greift also etwas kurz.
Ist dies also nun alles ein reines Lufthansa Problem? Beileibe nicht. Für die, die es nicht so genau verfolgt haben oder verfolgen konnten. Air Berlin ist die nächste Airline bei der sehr wahrscheinlich gestreikt wird. Aus genau den gleichen Gründen wie momentan bei LH. Auch hier wird permanent versucht sich ausschließlich am günstigsten Kostenmodell zu orientieren. Auch dort gibt es Manager die glauben das alle Piloten die auf welchen Wegen auch immer zu ihren ATPL’s gelangt sind, alle gleich qualifiziert sind. Unfassbar. Und so wird die noch starke LTU Gruppierung gegen eine Air Berlin Gruppierung, und eine Air Berlin Gruppierung gegen eine LVG Walter/ Belair/ Flyniki Gruppierung ausgespielt. Usw.
Meine persönliche Meinung: Ich hoffe sehr, dass man allmählich begreift, dass man nur gemeinsam eine Chance hat eine gefährliche Aushöhlung des Systems Luftfahrt in Deutschland zu verhindern.
Bedenklich stimmt mich so manche Ansicht alles nur dem Angebot und der Nachfrage, sowie dem Shareholdervalue zu unterwerfen. In meinen Augen eine Bankrotterklärung und Kapitulation. Denn irgendeiner wird sich immer finden der noch kostengünstiger produziert. Bald nur noch Freelancer in Airliner Cockpits? Umso unverständlicher das man gerade jetzt der Vereinigung Cockpit dermaßen an den Karren pinkelt, auch wenn dort weiß Gott nicht immer alles glatt lief…