Der Koffer
Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr – ich habe gerade so gut geschlafen – klingelte in meinem Hotelzimmer das Telefon. Air New Zealand war am Apparat und teilte mir mit, daß mein Koffer gefunden ist und sie mir diesen zwischen 9:00 und 10:00 Uhr ins Hotel zustellen werden. Also raus aus den Federn (nicht daß ich nochmal einschlafe), ausgiebig duschen und dann um kurz nach 9:00 in die Hotellobby. Da es dort freies Internet gab (für jeweils 3 Stunden täglich) habe ich auch meinen Laptop mitgenommen und in der Zwischenzeit die neuesten Beiträge des MUCFORUM gelesen. Ich hatte schon längst alle Beiträge durch, auch meine Mails waren schon gelesen und beantwortet, nur der Koffer kam immer noch nicht. Gegen 11:30 Uhr kam dann ein Kurierdienst mit meinem Koffer. Dieser war in Folie eingeschweißt. Ich dachte mir noch, schön, daß Air New Zealand gut auf den Koffer geachtet hat und diesen sogar nochmals mit einer Schutzhülle versehen hat. Als ich den Kurierfahrer beim Bestätigen des Empfangs nach den Kofferschlüsseln fragte, sagte er mir, diese seien direkt am Koffer befestigt. Ich nahm also den Koffer mit auf mein Zimmer und entfernte die Folie. Erst jetzt viel mir auf, daß um den Koffer Klebeband gewickelt war. Auch der Reißverschluss war mit abgeklebt. Als ich den Koffer in Empfang nahm, dachte ich eigentlich, das Klebeband wäre außen auf der Folie angebracht. Als ich nun das Klebeband entfernte sah ich das Schlamassel. Der Reißverschluss war an verschiedenen Stellen ausgerissen, die Schließer fehlten gänzlich. Das Scharnier zwischen Ober- und Unterschale war auseinander gebrochen. Die beiden Hälften wurden nur noch vom Innenfutter zusammen gehalten. Auf den ersten Blick schien aber wenigstens nichts zu fehlen. Neben einem Informationsblatt das mir mitteilte, daß mein Koffer von der Biosecurity geöffnet wurde fand sich auch noch meine ursprüngliche Verlustmeldung mit folgender handschriftlicher Notiz im Koffer: „WLG Customs broke ZIP on bag“. Ein weiteres Label informierte mich noch darüber, daß mein Koffer mit dem Flug NZ403 nach Christchurch befördert wurde. Dieser kommt um 7:30 Uhr morgens aus Wellington an. Es schein also so, daß mein Koffer tatsächlich in Wellington mit mir zusammen angekommen ist, nur nicht aufs Gepäckband kam.
Ich bin dann sogleich zum Stadtbüro von Air New Zealand, um den Schaden zu melden und nach einer Lösung zu suchen. Doch aufgrund dieser handschriftlichen Notiz erklärte man mir, den hätte der Zoll zerstört und daher würde Air New Zealand da gar nichts machen. Weder regulär, noch auf Kulanz. Auch der Hinweis darauf, daß sie ja meinen Koffer „verschlampt“ haben und daher dafür verantwortlich sind änderte nichts an der Haltung der Dame. Ich habe am gleichen Abend dann noch ein Mail an den Lufthansa Kundenservice geschrieben und den Sachverhalt erklärt. Dennoch wollte ich das nicht so einfach hinnehmen und bin daher am nächsten Tag mit dem Bus zum Flughafen gefahren um dort nochmals direkt mit der Gepäckermittlung zu sprechen. Allerdings habe ich den Zettel mit der handschriftlichen Notiz diesmal im Hotel gelassen. Am Flughafen erklärte man mir, ich müsse den Koffer schon vorbei bringen. Ohne Koffer könnten Sie gar nichts machen. Ich fragte den Herrn, ob ich denn all meine Kleidung in Händen tragen sollte, oder wie er sich das vorstelle. Er blieb hart und wollte, daß ich den Koffer vorbei bringe. Also wieder zurück. Am gleichen Tag habe ich dann auch noch meinen Camper übernommen. Da habe ich dann die Klamotten verstaut, damit der Koffer leer wurde. Dann wieder zurück zum Flughafen – eigentlich wollte ich ja Richtung Norden aufbrechen – kostenpflichtig geparkt und mit dem Koffer zur Gepäckermittlung. Man schaute sich den Koffer an und beschloss, dieser müsse bei einem Fachmann begutachtet werden. Ich sollte den Koffer da lassen und mich in 3 bis 5 Tagen wieder melden. Ich sagte, daß ich mit dem Campingbus unterwegs wäre und nicht in Christchurch bleiben werde. Das mache nichts. Ich solle mich einfach telefonisch melden (man gab mir die örtliche Nummer der Gepäckermittlung Christchurch) und der reparierte Koffer oder der Ersatzkoffer würde an einen Flughafen auf meiner Route geschickt werden, wo ich ihn dann abholen kann. Auch bot man mir noch irgendeinen alten, liegengebliebenen Koffer als Ersatz für die Übergangszeit an, was ich aber dankend ablehnte. Dann doch lieber die Kleidung lose im Bus liegen haben. Ich machte mich also auf den Weg und begann ab dem 5. Tag täglich zu unterschiedlichen Zeiten die genannte Nummer zu wählen. Doch entweder war belegt, oder es meldete sich der Anrufbeantworter. Alle von mir hinterlassenen Nachrichten blieben unbeantwortet. Parallel schrieb ich dann auch noch Mails an die in der Bandansage genannte Adresse. Ebenfalls ohne Erfolg. Auch der Versuch über die zentrale Gepäckermittlung in Auckland zu gehen scheiterte. Von dort wurde ich nur immer weiterverbunden, woraufhin ich wieder die gleiche Bandansage zu hören bekam. Knapp 2 Wochen später setzte ich dann mir der Fähre von Picton nach Wellington über. Ich beschloss direkt am Flughafen vorbei zu fahren, vielleicht kam ich ja so weiter. Dort erklärte man mir jedoch nur, man könne hier gar nichts tun, das es sich um eine CHC-Akte handelt. Auch telefonisch konnte die dortige Mitarbeiterin Christchurch nicht erreichen. An diesem Tag hatte ich dafür auch großes Verständnis, denn es war der Tag nach dem schweren Erdbeben. Deshalb wartete ich auch mit weiteren Anrufen und Mails, bis der Flughafen in CHC wieder geöffnet war. Allerdings mit unverändertem Misserfolg. Ich bekam einfach keine Antwort. Eine weitere Woche später war ich dann in Auckland. Auch hier bin ich wieder extra zum Flughafen gefahren, habe wieder für ein Parkticket bezahlt und bin zur dortigen zentralen Gepäckermittlung gegangen. Ziemlich geladen schilderte ich dem dortigen Mitarbeiter das Problem, worauf hin dieser ins System schaute und mir sinngemäß eröffnete: „Ihr Koffer kann nicht repariert werden. Sie bekommen einen Ersatzkoffer. Christchurch wartet schon seit Wochen darauf, daß sie sich melden und mitteilen wohin denn der Koffer gesandt werden soll.“ Darauf bin ich dann explodiert. Ich zeigte dem Mitarbeiter die Mails, die ich geschrieben hatte auf meinem iPhone und sagte ihm, wie oft ich es telefonisch versucht hatte. Daraufhin bekam er wohl ein etwas schlechtes Gewissen und war nun wirklich bemüht die Sache schnell und für mich zufriedenstellend zu lösen. Er bot mir an, mir einen seiner Ersatzkoffer zu überlassen und die Bestände zwischen AKL und CHC intern auszugleichen. Wenige Minuten später brachte er mir einen Koffer, wie er sagte der einzige Hartschalen-Trolly, den er auf Lager hat. Der Koffer war zwar größer als meiner und nicht so gut ausgestattet (keine Reißverschlusstaschen im Inneren, keine kugelgelagerten Rollen), trotzdem akzeptierte ich. Ich wollte die Sache endlich abschließen und außerdem ging ich davon aus, daß aus Christchurch auch kein besserer Koffer gekommen wäre. So hatte ich, nach nur 3 Wochen wieder einen Koffer.
Lufthansa hat sich übrigens nach einigen Tagen auch bei mir gemeldet. Sie entschuldigten sich zunächst sehr höflich für das geschehene und boten mir folgendes an: Ich solle mit dem beschädigten Trolly in ein Koffergeschäft gehen und diesen dort begutachten lassen. Von dem dortigen Geschäft ein kurze formloses Gutachten ausstellen lassen und den Koffer, soweit noch möglich, dort reparieren lassen, oder mir aber einen neuen Koffer kaufen. Nach Rückkehr sollte ich die Belege und das Gutachten einreichen und Lufthansa hätte mir die Kosten ersetzt. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt den Koffer schon ich Christchurch gelassen. Das wäre sonst die einfachere und bessere Lösung gewesen. Wieder einmal ein toller Service von Lufthansa. Da könnte sich Air New Zealand mal eine Scheibe von abschneiden.
Trotz den kleinen Unannehmlichkeiten wegen meines Gepäcks hatte ich einen tollen Urlaub in Neuseeland, wie ihr in den nächsten Beiträgen dann lesen könnt. Ich lass mir doch von so etwas meinen Urlaub nicht verderben.