Kurze Antwort:
Das ist völlig normal und kann jederzeit vorkommen. Sinn der Sache ist, dass der Schwerpunkt des Fliegers innerhalb eines bestimmten, relativ engen, Bereiches in der Nähe des 'Auftriebsmittelpunktes' gehalten werden muss, da ansonsten der Flieger nicht mehr stabil und sicher steuerbar ist.
Die Beladungsplanung eines Flugzeuges kommt auch 21. Jahrhunder immer noch der Lösung einer Gleichung mit 5 Unbekanntnen gleich.
Für die Berechnung der Passagierverteilung wird ein von der Aufsichtsbehörde für die jeweilige (!) Airline und das jeweilige Verkehrsgebiet genehmigtes Standardgewicht herangezogen. Konkret heißt das, das Herr Müller wenn er mit LH auf der Strecke MUC-HAM fliegt ein Gewicht von 86 kg hat, mit LH von MUC-JFK wiegt er nur noch 81 kg und wenn er dann mit DE in Urlaub fliegt, wiegt er noch weniger, nämlich 76 kg.
Desweiteren werden teilweise auch noch unterschiedliche Gewichte für Männer und Frauen sowie Kinder gerechnet. Dieses Gewicht muss übrigens neben dem Gewicht des betreffenden Passagiers auch seine Kleidung sowie das Gewicht seiner 3 Handgepäckstücke abdecken - 78 kg für einen Geschäftsreisenden? Alles klar...
Die Kabine des Fliegers wird nun je nach Größe desselben in mehrere, gleich große Abschnitte unterteilt. Beim A321 sind das z.B. 7 Abschnitte à ca. 5 Reihen, in denen dann jeweils die Anzahl der Gäste mit ihrem Gewicht nach der o.g. Methode multipliziert wird, um das Gewicht für ein bestimmtes 'Cabin Compartment' zu erhalten.
Wenn man dieses mit dem für dieses Compartment festgelegten Hebelarm multipliziert dann ergibt sich auch das 'Moment' für dieses Compartment.
Bei Fracht/Gepäck wird üblicherweise mit aktuellen (gewogenen) Gewichten gearbeitet und damit dann analog verfahren, daher sind die Ergebnisse für die Frachträume üblicherweise genauer.
Ist der Flieger nun komplett voll oder (fast) ganz leer, ergibt sich in der Regel kein Problem, da ja dann die Passagiere relativ gleichmäßig verteilt sind.
Aus dem relativ engen Sollbereich für die Schwerpunktlage fällt man ehesten, wenn man z.B. einen langer Flieger (A321) hat, bei dem die wenigen Paxe auch noch ungleichmäßig verteilt sind. Bei LH ist es grundsätzlich Policy dass möglichst (am Checkin) niemand aus Trimmungs-Gründen umgesetzt wird, eher wird dann Ballast zugeladen. Ergibt sich das Problem aber erst an Bord (z.B. es kommen 10 Gäste nicht die eigentlich ganz hinten gesessen wären), dann muss man eben umsetzen, denn auf den Ballast zu warten würde sicherlich zu Verspätung führen.
Wenn man einen Flieger mit 2 oder 3 Unterflurfrachträumen hat, dann kann man hier (sofern ausreichend Gepäck vorhanden ist) auf diesem Wege ein wenig Einfluß nehmen, in dem man dieses entsprechend verteilt. Bei Fliegern mit nur einem Frachtraum (z.B. CRJ) gibt es diese Möglichkeit naturgemäß nicht.
Auf unserem Loadsheet sehen wir aber nur, wie nahe wir mit den 'geratenen' Gewichten und den sich daraus ergebenden Momenten am jeweiligen Limit sind. Bei solch grenzwertigen Beladungen kann es dann schon sein, dass wir die Kabinencrew anweisen, einige Gäste darum zu bitten sich umzusetzen. Beim A321 sind es vom der Mitte der Kabine etwa 20 Meter nach vorne und hinten, und wenn ich da 400 kg (5 Paxe umsetze bringt das ganz ordentlich was).
Viele Grüße, MAX