Gewichtsverlagerung durch PAX Umsetzung?

thunderstorm

Mitglied
Hi,

ich hab leider kein passendes Thema gefunden, daher hier ein neues. Ich war neulich im Wilden Westen unterwegs und auf einem ziemlich ausverkauften CRJ200 Flug wurde per PA ein Freiwilliger gesucht, der aus Gewichtsverteilungsgründen von Reihe 1/2 bitte nach ganz hinten wandert. Der ausgekuckte war dann ein ca 75 Kilo Standard PAX. Das kann doch nicht deren Ernst gewesen sein, oder? Was macht beim MTOW von 24 Tonnen denn so eine Platzverschiebung aus?

Für irgendetwas Erhellendes wär ich dankbar...

Grüße
Michael
 
Hi,

ich hab leider kein passendes Thema gefunden, daher hier ein neues. Ich war neulich im Wilden Westen unterwegs und auf einem ziemlich ausverkauften CRJ200 Flug wurde per PA ein Freiwilliger gesucht, der aus Gewichtsverteilungsgründen von Reihe 1/2 bitte nach ganz hinten wandert. Der ausgekuckte war dann ein ca 75 Kilo Standard PAX. Das kann doch nicht deren Ernst gewesen sein, oder? Was macht beim MTOW von 24 Tonnen denn so eine Platzverschiebung aus?

Für irgendetwas Erhellendes wär ich dankbar...

Grüße
Michael

Dies ist anscheinend nichts ungewöhnliches. Auf einem Flug mit einer SF34 von Insel zu Insel auf den Cook- Islands, sassen alle Passagiere im vorderen Bereich der Kabine. Ab der Hälfte der Kabine nach hinten war frei. Aus photografiertechnischen Gründen mußte ich die Seite wechseln und ging nach hinten. Kaum daß ich dort Platz genommen hatte, kam die Stewardess und bat mich aus Gewichtsverteilungsgründen wieder vorne Platz zu nehmen, da sehr viel Fracht mit an Bord war.
 
Hatte sowas auch mal in einem ziemlich leeren A320 bei LH (~30 Paxe). Da ich auf dem Jump war habe ich mitbekommen wie der CPT der Kabine mitgeteilt hat, dass sich die Leute aus Trimmgründen möglichst weit nach hinten setzen sollen. War zwar schon lange her (vor 2001) aber kommt auch bei uns vor. ;)
 
Kurze Antwort:

Das ist völlig normal und kann jederzeit vorkommen. Sinn der Sache ist, dass der Schwerpunkt des Fliegers innerhalb eines bestimmten, relativ engen, Bereiches in der Nähe des 'Auftriebsmittelpunktes' gehalten werden muss, da ansonsten der Flieger nicht mehr stabil und sicher steuerbar ist.

Die Beladungsplanung eines Flugzeuges kommt auch 21. Jahrhunder immer noch der Lösung einer Gleichung mit 5 Unbekanntnen gleich.

Für die Berechnung der Passagierverteilung wird ein von der Aufsichtsbehörde für die jeweilige (!) Airline und das jeweilige Verkehrsgebiet genehmigtes Standardgewicht herangezogen. Konkret heißt das, das Herr Müller wenn er mit LH auf der Strecke MUC-HAM fliegt ein Gewicht von 86 kg hat, mit LH von MUC-JFK wiegt er nur noch 81 kg und wenn er dann mit DE in Urlaub fliegt, wiegt er noch weniger, nämlich 76 kg.

Desweiteren werden teilweise auch noch unterschiedliche Gewichte für Männer und Frauen sowie Kinder gerechnet. Dieses Gewicht muss übrigens neben dem Gewicht des betreffenden Passagiers auch seine Kleidung sowie das Gewicht seiner 3 Handgepäckstücke abdecken - 78 kg für einen Geschäftsreisenden? Alles klar...

Die Kabine des Fliegers wird nun je nach Größe desselben in mehrere, gleich große Abschnitte unterteilt. Beim A321 sind das z.B. 7 Abschnitte à ca. 5 Reihen, in denen dann jeweils die Anzahl der Gäste mit ihrem Gewicht nach der o.g. Methode multipliziert wird, um das Gewicht für ein bestimmtes 'Cabin Compartment' zu erhalten.

Wenn man dieses mit dem für dieses Compartment festgelegten Hebelarm multipliziert dann ergibt sich auch das 'Moment' für dieses Compartment.

Bei Fracht/Gepäck wird üblicherweise mit aktuellen (gewogenen) Gewichten gearbeitet und damit dann analog verfahren, daher sind die Ergebnisse für die Frachträume üblicherweise genauer.

Ist der Flieger nun komplett voll oder (fast) ganz leer, ergibt sich in der Regel kein Problem, da ja dann die Passagiere relativ gleichmäßig verteilt sind.

Aus dem relativ engen Sollbereich für die Schwerpunktlage fällt man ehesten, wenn man z.B. einen langer Flieger (A321) hat, bei dem die wenigen Paxe auch noch ungleichmäßig verteilt sind. Bei LH ist es grundsätzlich Policy dass möglichst (am Checkin) niemand aus Trimmungs-Gründen umgesetzt wird, eher wird dann Ballast zugeladen. Ergibt sich das Problem aber erst an Bord (z.B. es kommen 10 Gäste nicht die eigentlich ganz hinten gesessen wären), dann muss man eben umsetzen, denn auf den Ballast zu warten würde sicherlich zu Verspätung führen.

Wenn man einen Flieger mit 2 oder 3 Unterflurfrachträumen hat, dann kann man hier (sofern ausreichend Gepäck vorhanden ist) auf diesem Wege ein wenig Einfluß nehmen, in dem man dieses entsprechend verteilt. Bei Fliegern mit nur einem Frachtraum (z.B. CRJ) gibt es diese Möglichkeit naturgemäß nicht.

Auf unserem Loadsheet sehen wir aber nur, wie nahe wir mit den 'geratenen' Gewichten und den sich daraus ergebenden Momenten am jeweiligen Limit sind. Bei solch grenzwertigen Beladungen kann es dann schon sein, dass wir die Kabinencrew anweisen, einige Gäste darum zu bitten sich umzusetzen. Beim A321 sind es vom der Mitte der Kabine etwa 20 Meter nach vorne und hinten, und wenn ich da 400 kg (5 Paxe umsetze bringt das ganz ordentlich was).

Viele Grüße, MAX
 
Gibt es eigentlich kein System im Flugzeug, dass das eigene Gewicht am Boden misst? Wäre doch möglich wenn in jedem Fahrwerksbein ein Gewichtssensor wäre, dann könnte man genau sagen wie schwer die Maschine ist und wo der Schwerpunkt liegen muss. Dann könnte man doch viel besser reagieren und die Fracht verteilen? :confused:
 
Gab es früher auf dem A300 und A320. Hat sogar gar nicht so schlecht funktioniert, war allerdings wohl recht wartungsintensiv und fehleranfällig (wegen Unebenheiten Vorfeld / Wind).

Ausserdem konnte man recht schön beobachten, dass die o.g. Standard-Gewichte idR zu niedrig sind. Daher haben die Airlines nur mäßiges Interesse an einer solchen Lösung.

Auf Frachtfliegern, wo es aufgrund der teilweise sehr schweren Frachtstücke bei der Vertrimmung auf cm ankommen kann, gibt es immer noch Systeme mit denen am Boden die Schwerpunktlage überprüft werden kann.

Gruß MAX
 
Gab es früher auf dem A300 und A320. Hat sogar gar nicht so schlecht funktioniert, war allerdings wohl recht wartungsintensiv und fehleranfällig (wegen Unebenheiten Vorfeld / Wind).

Ausserdem konnte man recht schön beobachten, dass die o.g. Standard-Gewichte idR zu niedrig sind. Daher haben die Airlines nur mäßiges Interesse an einer solchen Lösung.

Auf Frachtfliegern, wo es aufgrund der teilweise sehr schweren Frachtstücke bei der Vertrimmung auf cm ankommen kann, gibt es immer noch Systeme mit denen am Boden die Schwerpunktlage überprüft werden kann.

Gruß MAX

Und das finde ich irgendwie traurig. Warum ist für jeden Flug ene W/B-Berechnung verpflichtend? Warum kommt es bei den Frachtern auf cm, teilweise sogar mm an, wo das Frachtstück verzurrt wird? Weil eben zu hohes Gewicht und/oder falscher CG ein extremes Risiko für die Flugstabilität darstellen können - nicht zu wenige Flugzeuge sind schon aus ebensolchen Gründen vom Himmel gefallen!
Es gibt heutzutage technische Möglichkeiten, das tatsächliche, aktuelle Abfluggewicht samt CG schnell und exakt zu ermitteln. Das System im 300/310 und der 320-Family war schon recht gut, die Anfäillgkeiten etc könnte man IMHO mit der Zeit und zunehmender Erfahrung in den Griff kriegen. Jeder lacht sich halb schlapp über den Stansard-Pax, der mitsamt Handgepäck 78Kg wiegt, weil es irgendwann einmal so beschlossen wurde. Auch die Anpassung dieses Standard-Gewichts an Flugstrecke, Charter oder Linienverkehr etc macht es nicht wirklich besser.
Aber keiner hat ein ernsthaftes Interesse daran, etwas zu ändern, weil es (zuviel) Geld kosten würde, und nach bisheriger Ansicht zuwenig einbrächte.

Busreisen haben übrigens die gleiche Problematik: Nahezu jeder Reisebus ist hoffnungslos überladen, da die erlaubte Differenz zwischen Leer- und Maximalgewicht jedem Busreisendem samt seinem Gepäck je nach Bustyp zwischen 58 und maximal 82Kg zugestehen würde.

Selbst viele Pkw sind betroffen. Der alte 190er Mercedes hatte nur 205 Kg "Luft" zwischen Leer- und zulässigem Gesamtgewicht. Da reicht schon eine 4-köpfige Famile (2erw./2 Kinder) aus, um überladen zu sein. Und das slebst, wenn man den Kofferraum samt Reserverad völlig leer räumt! Von Dachlasten wie zB Fahrrad, Skier etc wollen wir gar nicht erst anfangen.
 
Also das mit dem Umsetzten ist so selten nicht. Bei der Dornier ist es z.b. immer gut, wenn die leute nahe am Schwerpunkt sitzen, d.h. so um Flügel herum.

Wir müssen bei leeren Flügen oft Ballast mitnehmen, da der Flieger zur Kopflastigkeit neigt.
Dann kommen 200kg ins letzte Compartment und Ruhe ist.

Kommt auch immer auf die Version an, jeder Flieger hat eigene Gewichte und Schwerpunktwerte.

Vg C9T1
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir müssen bei lehren Flügen oft Ballast mitnehmen, da der Flieger zur Kopflastigkeit neigt.
Dann kommen 200kg ins letzte Compartment und Ruhe ist.

Kommt auch immer auf die Version an, jeder Flieger hat eigene Gewichte und Schwerpunktwerte.

Vg C9T1

Da es ja auf die "Version" angkommt, wollte Ich mal freundlich nachfragen welche Dornier du meinst 228 oder 328? ;)

Grüße
Jonas
 
Dornier 328-110/120/130.

Mit Version meine ich, das jeder Flieger ein anderes DOW und DOI hat, d.h. Dry operating weight und dry operating index.

Zum Beispiel sind Flieger mit APU weniger problematisch, da das Gewicht des APUs, das ja ganz hinten sitzt und so der Kopflastigkeit entgegenwirkt um einiges hilft.

Version heißt auch Crewversion, Cateringversion, d.h normal 2/1 Crew mit AA Catering
heißt 2 Cockpit, 1 Cabine und returncatering. Die Küche in der DO ist hinten, also ist das auch Schwerpunktmäßig nicht schlecht.

Gibt viele Faktoren die miteinfließen.

Hoffe geholfen zu haben

C9T1
 
Was für eine Art von Ballast wird dann zugeladen ?
Sprit ?

Da die Tanks (mit Ausnahme evtl. Trimtanks, die aber nur im Reiseflug benutzt werden) i.d.R. in den Tragflächen untergebracht sind, also recht nahe am Schwerpunkt liegen, helfen sie leider nicht viel bei der Lösung von Trimproblemen.

Daher werden normalerweise Sandsäcke in den am weitesten vom Schwerpunkt entfernen Frachtraum geladen.

Gruß MAX
 
Was für eine Art von Ballast wird dann zugeladen ?
Sprit ?

Gruss
Ronny

Bei einer kleinen deutschen Airline, die DO 228 fliegt werden oft vorne 2 Kisten "Yankee-Brause" verstaut. Bei der 228 gibts vorne in der länglich gestreckten Nase so ein Fach. Fertig ist die Trimmung und das Catering - alles schon gesehen :whistle:....

Gruß
Jonas
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würd auf Cola tippen.

Wie Max sagt, werden meistens Sandsäcke als Ballast ins Compartment geladen.

Zu den Standardgewichten ist noch zu bemerken, das der Linienpax mehr wiegt als der Charterpax, weil davon ausgegangen wird, das der Linienpax normalerweise mehr oder nur Handgepäck hat, deshalb das höhere Gewicht.

Bei unseren Paxen haut das ganz gut hin, wenn man sich so den Durchschnitt anschaut.

Aber ob das in den heutigen Zeiten, wo Linien und Charterfliegerei verschwimmen noch up to date ist, sei mal dahingestellt.

Steht natürlich der Weight Watchers Club vor dem Flieger, siehts sowieso anders aus...
 
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