Gefühl bei (Start/)Landung CATII+III

Deadman

Mitglied
Mal ne Frage an die Piloten die selbst schon solche Starts/Landungen durchgeführt haben.
Wie ist bei solchen Aktionen das eigene Gefühl? Um jetzt etwas konkretes anzusprechen denken wir mal an das Unglück auf Teneriffa mit der KLM und PanAm Maschine, die beim Start der KLM auf der Piste kollidiert sind.
Es kann ja jeder Zeit plötzlich etwas auf der Piste auftauchen, wo man sehr wahrscheinlich nicht mehr ausweichen kann, je nach Geschwindigkeit und aktueller Sichtweite. Denkt man an sowas, wenn man da mehr oder weniger mit "0 Sicht" entlang rollt oder hat man für sowas keine Zeit bzw. verdrängt dies? Unterstützt einen dabei die heutige Technik und das Vertrauen der Lotsen?

Würd mich mal interessieren wie man sich dabei fühlt, schließlich gibts bei Youtube auch ein paar Video wo es blind runter geht und plötzlich kurz vorm Aufsetzen die Befeuerung zu sehen ist.

Gut, soweit ich weiß benötigt man ja für Starts eh eine gewisse Mindestsichtweite oder?
 
Also Sorry ich bin zwar kein Pilot.
Ich war auch bei solch einem Start auch noch nicht im Cockpit...
aber ich kann mir folgendes vorstellen.

- Für ein Pilot wird mit der Zeit das Fliegen/Starten/Landen so was
wie Routine.
- Ich denke mal wenn Du so auf der Autobahn mit Deinem Auto unterwegs bist (falls Du einen Führerschein hast??) auch nicht immer zu denken "Oh Gott wenn da jetzt einer raus zieht KNALTS" ich kann mir gut vorstellen das es bei den Piloten so ähnlich sein wird.
- ebenfalls kann ich mir gut vorstellen das ein Ausweichen bei solch einem Fall einfach nicht mehr möglich ist.

Also wie gesagt ich stelle es mir so vor? Ich betone noch mal ich bin kein Pilot und habe LEIDER keiner leih Erfahrung.
 
Es kann ja jeder Zeit plötzlich etwas auf der Piste auftauchen, wo man sehr wahrscheinlich nicht mehr ausweichen kann, je nach Geschwindigkeit und aktueller Sichtweite.
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist extrem gering.

Denkt man an sowas, wenn man da mehr oder weniger mit "0 Sicht" entlang rollt
Man kann aufgrund des Gesamtüberblicks ein mögliches Gefahrenpotential einschätzen. Beim geringsten Zweifel wird abgebrochen, bzw. entsprechend reagiert.

Unterstützt einen dabei die heutige Technik …?
Ja; z.B. TCAS

Würd mich mal interessieren wie man sich dabei fühlt
Gut ;)

Gut, soweit ich weiß benötigt man ja für Starts eh eine gewisse Mindestsichtweite oder?
Richtig.
 
Ja ... ich habe einen Führerschein und da ich im Aussendienst tätig bin auch sehr viel unterwegs. Ist mir schon klar, das es auf der Autobahn auch ständig passieren kann, jedoch habe ich da normal genug Sicht und wenn nicht, dann wird halt langsamer gefahren.
Ich hab mal gehört ... die Flugzeuge haben das nicht so mit dem langsamer beim Abheben. ;)

Und das es gering ist, das etwas auftaucht ist mir ebenfalls klar ... aber man soll ja nie nie sagen. Routine wird es sicherlich bei der täglichen Arbeit geben, doch zuviel Routine ist ja auch nicht gut ... schleichen sich gut und gern mal Fehler sein, die hier aber nicht sein sollten/dürfen.

Es ist einfach nur eine Frage ob man an sowas denkt oder man so auf andere Dinge fixiert ist und so etwas komplett ausblendet.
 
ich könnte mir vorstellen, dass beim Takeoff im dichten Nebel der Focus des PF verstärkt auf die unmittelbar vor ihm liegende Centerline der Runway liegt.

Nach mehreren Nebelanflügen die ich auf dem observer seat erleben durfte, habe ich den Eindruck, dass bspw. dichter gleichmässiger Nebel einfacher zu handeln ist als diese Bodennebelbänke mit stark variabler Sichtweite...
Oder täusche ich mich da?
 
Beim Betrieb in dichtem Nebel müssen wir zunächst einmal darauf vertrauen, dass die Lotsen uns die Bahn, auf der wir gerade starten wollen oder die wir anfliegen, auch wirklich frei halten. Dazu haben die Lotsen technische Hilfsmittel wie Bodenradar o.ä., hier können andere Forenteilnehmer mehr und besseres zu sagen. Wir konzentrieren uns darauf, beim Start auf der Mittellinie zu bleiben. Dies ist im Normalfall gar nicht sooo schwer, beim (bisher nur im Simulator geübten) Triebwerksausfall wird es schon interessanter...
Bei der Landung nach CAT IIIb-Anflug sieht man die Mittellinienbefeuerung evtl erst, wenn der Autopilot die Flugzeugnase absenkt. Mit der geforderten statistischen Wahrscheinlichkeit (erlaubte Fehlerqoute m.E. 1:10 -9, 10 hoch minus 9) hat man die Mittelinie getroffen, die der Autopilot auch solange hält, bis er ausgeschaltet wird. Das macht er übrigens sehr gut und ausdauernd. Vor vielen Jahren habe ich auf A320 einmal versäumt, den AP beim Abrollen von der Bahn auszuschalten und wunderte mich auf dem Abrollweg, wer mir da dauernd im Seitenruder bzw. der Bugradsteuerung rumwurschtelt.
Es spielt bei der ganzen Nebeloperation also sehr viel Vertrauen in die anderen Beteiligten und die Technik mit. Bei den Beteiligten kann man mit viel Aufmerksamkeit versuchen, zu erkennen, ob alle genau wissen was sie zur Zeit tun und wo sie sind. Falsches Rollen bei Nebel ist eine der häufigsten Ursachen für schwere Unfälle (Teneriffa, Mailand). Bei Zweifeln an der eigenen Rollerei oder auch der Position anderer Flugzeuge gibt es dann eben nur eines: Stehen bleiben und sortieren, wenn die Zweifel über ein anderes Flugzeug vor dem eigenen Start aufkommen, nicht auf die Bahn aufrollen oder den Start verzögern, bis Klarheit herrscht. Klingt alles sehr gut, wird aber durch verschiedene Frequenzen für Rollverkehr (ground control) und Verkehr auf der S/L-Bahn (tower) nicht gerade erleichtert. TCAS hilft da nur sehr begrenzt, weil man damit nur erkennen könnte, dass ein Flugzeug gerade die Bahn anfliegt, auf die man selber gerade aufrollen will. Am Boden ist es für uns als Kollisionswarngerät nicht geeignet.
Insofern sind hier die Lotsen mit ihrem Bodenradar wohl wesentlich besser in der Lage, evtl gefährliche Situationen rechtzeitig zu entschärfen.
Mit Gefühl hat das Ganze relativ wenig zu tun. Einzige Ausnahme: Eine der oben geschilderten Unsicherheiten verursacht ein unklares Bauchgefühl, dass irgend etwas falsch ist, man aber nicht genau weiss, was. Wer die Chance hat, jetzt stehen zu bleiben oder durchzustarten, sollte das tun und danach klären, was die Ursache für das eigene Zweifeln war.

Viele Grüße
Werner
 
Beim Betrieb in dichtem Nebel müssen wir zunächst einmal darauf vertrauen, dass die Lotsen uns die Bahn, auf der wir gerade starten wollen oder die wir anfliegen, auch wirklich frei halten. Dazu haben die Lotsen technische Hilfsmittel wie Bodenradar o.ä., hier können andere Forenteilnehmer mehr und besseres zu sagen.

Am Tower steht uns in der Tat ein Bodenradar zu Verfügung, welchen Primärziele anzeigt, sprich Flugzeuge, Fahrzeuge, Schlepper, Schneehaufen etc. werden als mehr oder weniger große "Kleckse" dargestellt. Nach Identifizierung der Position (z.B. "DLH123 approaching S7") kann man ein Label an den "Klecks" anfügen, sodass klar definiert ist "Dieser Klecks heißt DLH123".
Natürlich gehen diese Labels ab und zu "verloren" weshalb mittlerweile mit Hochdruck an einem Multilaterationssystem gearbeitet wird, welches mit Hilfe der Transponder-ModeS-Abfrage den Flieger eindeutig kennzeichnet.

Darüber hinaus existiert bei RVR-Werten von 200m oder weniger ein (halb-) automatischen Leitsystem (Rollstufe C). Hierbei werden vom Tower aus gewisse Standard-Rollwege geschaltet, welchen der Pilot folgen muss. Somit werden über Sesoren in den Rollwegen Stopbarren an- bzw. abgeschaltet, sodass eine Kollision am Boden ausgeschlossen werden kann.
 
... Nach Identifizierung der Position (z.B. "DLH123 approaching S7") kann man ein Label an den "Klecks" anfügen, sodass klar definiert ist "Dieser Klecks heißt DLH123". ...

Ironie an:
;D
Das ist eine Identifizierung anhands des Standortes, dürft ihr auch mit Drehen identifizieren?
"...taxy right by 30° for 5 minutes before proceeding on course to N4!"
Ironie aus:

Aua aua nicht hauen - das musste irgendwie sein! :wink2:

Euer Radar ist wirklich toll!
Naja, bis auf wenige Entklecksungen, aber das kommt schon noch!

chk6
 
Ironie an:
;D
Das ist eine Identifizierung anhands des Standortes, dürft ihr auch mit Drehen identifizieren?
"...taxy right by 30° for 5 minutes before proceeding on course to N4!"
Ironie aus:

Aua aua nicht hauen - das musste irgendwie sein! :wink2:

Euer Radar ist wirklich toll!
Naja, bis auf wenige Entklecksungen, aber das kommt schon noch!

chk6

So macht ihr das also?? Ich dachte immer bei der DFS wird nur die Methode hergenommen "Orbit right for ten minutes"... :shut: (Und diesmal klappt die Ironie auch am frühen Morgen schon; danke)
 
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