Diskussion aus Operative Unregelmäßigkeiten 2024 (Klimakleber am Flughafen München)

Ja, schon. Luftfahrt ist meine Passion, ich fliege auch durchaus gerne.

Aber mir bricht deswegen kein Zacken aus der Krone, mir einzugestehen, dass etwas, für das ich viel Freude empfinde, summa summarum für den Planeten schlecht ist. Ich verstehe gar nicht, warum andere Leute sich so schwer damit tun.


Als linksgrünversiffte Person kenn ich vor allen Dingen den Unterschied zwischen absoluten und relativen Zahlen. Zwei bis drei Prozent klingt nicht viel. Problematisch ist die Ungleichheit beim Emittieren. Je wohlhabender Leute sind, desto größer wird ihr CO2-Ausstoß - überproportional. Einer der größten Faktoren dafür ist...? Fliegen. Weil es schlichtweg leider einer der energieintensivsten Konsumformen überhaupt ist.

Verstehst du, dass man zumindest theoretisch Ansätze von Ungerechtigkeit finden kann, wenn vier Fünftel der weltweiten Bevölkerung noch nie im ihrem Leben geflogen sind, und sogar beim verbleibenden Fünftel die Schere extrem aufgeht? Den Punkt kann man ja noch weiter drehen: Fändest du es als normaler Urlaubsreisender mit einem Mallotze-Urlaub alle zwei Jahre fair, wenn von dir mehr Einschränkungen gefordert werden, während ein Prozent der weltweiten Bevölkerung für die Hälfte aller CO2-Emissionen aus dem Luftverkehr verantwortlich sind?


Blöderweise wirst du der dritten Welt nicht Elektrizität verbieten können. Und dann wirds schon ziemlich dünn bei effektiven Hebeln, wo du ansetzen willst.
Die Schweiz und Luxemburg haben für dich keine Daseinsberechtigung, ist ja ein interessanter Gedanke.
 
Ich ziehe meinen Hut vor Lucky Luke, der diese Debatte sachlich und beherrscht bestreitet. Auch als begeisterter Vielflieger stehe ich argumentativ an seiner Seite.
Die bisherigen Äußerungen anderer zu diesem Thema dürften es vielen verleiden sich an der Debatte zu beteiligen, wenn ihre Meinung nicht der Mehrheitsmeinung in diesem Forum entspricht.

Hier mal ein paar Auszüge:
„Wer Vollidiot spielen will, soll dafür auch bezahlen.“
„Was mir sonst noch zu den Aktionen dieser Sekte einfällt, spare ich mir lieber.“
„Leider ist mir noch keiner vors Auto gelaufen.“
„Hauptsache das deutsche Klima ist gerettet?“
„Bist du sicher, dass du dich hier in einem Luftfahrtforum im, nach deinen Ansichten, die ich dir durchaus zugestehe, richtigen Forum befindest?“
„Ihr Linken seid so Ideologiegetrieben und habt von nichts eine Ahnung.“
"…man merkt einfach da ist keine Substanz in der Birne, am besten solltet ihr alle auch das Atmen einstellen…“
„Als junge linksgrünversiffte Person…“
„Ich wünsche dir bei jedem deiner Flüge einen Klimakleber.“


Bezüglich der Wählerschaft rechter Parteien heißt es oft „Unsere Demokratie hält das aus!“. Und so sehe ich es auch hier bei den Klimaklebern: „Unser Rechtsstaat hält das aus!“
Auch wenn ich die heutige Aktion nicht gutheiße, haben die Jungs und Mädels meinen Respekt. Denn dass sie diesen Tag nicht schadlos überstehen werden, wussten sie vorher. Auch der Zeitpunkt erscheint mir gut gewählt, denn am heutigen ersten Ferientag findet mit den Urlaubsflügen der CO2-Ausstoß größtenteils für Freizeit und Vergnügen statt.

Mit den Klebe-Aktionen wird von der Bundesregierung gefordert die Gesetze zum Klimaschutz, die sie selbst erlassen hat, einzuhalten und umzusetzen. Das wird in der Berichterstattung leider selten ausreichend verdeutlicht. Man denke an Herrn Wissing und die Abschaffung der Sektorziele. Der Verkehrssektor reißt seit Jahren die gesetzlich festgeschriebenen Klimaziele. Bei einer Schulklasse entscheidet ja auch nicht der Notendurchschnitt der ganzen Klasse über das Vorrücken aller, sondern die Leistung jedes einzelnen über sein eigenes.
Problematisch für den Flugverkehr ist hier natürlich dass es für den Massenmarkt auch mit Elektroantrieb, Biosprit, SAF etc. keine alternative Option zum StatusQuo des Verbrenners gibt.
Aber mit dem Klimaschutz ist es wie mit dem Zahnarztbesuch. Je länger man ihn aufschiebt, desto größer werden die Probleme und desto schmerzhafter deren Beseitigung. Der ein oder andere hier meint anscheinend Deutschland sei das einzige Land das wie DonQuijote den Klimawandel bekämpfen möchte. Aber Deutschland agiert ja nicht alleine, sondern gemeinsam mit 197 weiteren Nationen, die alle in allen Bereichen CO2 einsparen und reduzieren müssen und das auch tun.

Ich befürchte, wenn sich die Bevölkerung dieser Erde eines Tages durch Teleportation fortbewegt, werden die Deutschen immer noch im Diesel durch ihren Kleinstaat tuckern.
 
Ich ziehe meinen Hut vor Lucky Luke, der diese Debatte sachlich und beherrscht bestreitet. Auch als begeisterter Vielflieger stehe ich argumentativ an seiner Seite.
Die bisherigen Äußerungen anderer zu diesem Thema dürften es vielen verleiden sich an der Debatte zu beteiligen, wenn ihre Meinung nicht der Mehrheitsmeinung in diesem Forum entspricht.

Hier mal ein paar Auszüge:
„Wer Vollidiot spielen will, soll dafür auch bezahlen.“
„Was mir sonst noch zu den Aktionen dieser Sekte einfällt, spare ich mir lieber.“
„Leider ist mir noch keiner vors Auto gelaufen.“
„Hauptsache das deutsche Klima ist gerettet?“
„Bist du sicher, dass du dich hier in einem Luftfahrtforum im, nach deinen Ansichten, die ich dir durchaus zugestehe, richtigen Forum befindest?“
„Ihr Linken seid so Ideologiegetrieben und habt von nichts eine Ahnung.“
"…man merkt einfach da ist keine Substanz in der Birne, am besten solltet ihr alle auch das Atmen einstellen…“
„Als junge linksgrünversiffte Person…“
„Ich wünsche dir bei jedem deiner Flüge einen Klimakleber.“


Bezüglich der Wählerschaft rechter Parteien heißt es oft „Unsere Demokratie hält das aus!“. Und so sehe ich es auch hier bei den Klimaklebern: „Unser Rechtsstaat hält das aus!“
Auch wenn ich die heutige Aktion nicht gutheiße, haben die Jungs und Mädels meinen Respekt. Denn dass sie diesen Tag nicht schadlos überstehen werden, wussten sie vorher. Auch der Zeitpunkt erscheint mir gut gewählt, denn am heutigen ersten Ferientag findet mit den Urlaubsflügen der CO2-Ausstoß größtenteils für Freizeit und Vergnügen statt.

Mit den Klebe-Aktionen wird von der Bundesregierung gefordert die Gesetze zum Klimaschutz, die sie selbst erlassen hat, einzuhalten und umzusetzen. Das wird in der Berichterstattung leider selten ausreichend verdeutlicht. Man denke an Herrn Wissing und die Abschaffung der Sektorziele. Der Verkehrssektor reißt seit Jahren die gesetzlich festgeschriebenen Klimaziele. Bei einer Schulklasse entscheidet ja auch nicht der Notendurchschnitt der ganzen Klasse über das Vorrücken aller, sondern die Leistung jedes einzelnen über sein eigenes.
Problematisch für den Flugverkehr ist hier natürlich dass es für den Massenmarkt auch mit Elektroantrieb, Biosprit, SAF etc. keine alternative Option zum StatusQuo des Verbrenners gibt.
Aber mit dem Klimaschutz ist es wie mit dem Zahnarztbesuch. Je länger man ihn aufschiebt, desto größer werden die Probleme und desto schmerzhafter deren Beseitigung. Der ein oder andere hier meint anscheinend Deutschland sei das einzige Land das wie DonQuijote den Klimawandel bekämpfen möchte. Aber Deutschland agiert ja nicht alleine, sondern gemeinsam mit 197 weiteren Nationen, die alle in allen Bereichen CO2 einsparen und reduzieren müssen und das auch tun.

Ich befürchte, wenn sich die Bevölkerung dieser Erde eines Tages durch Teleportation fortbewegt, werden die Deutschen immer noch im Diesel durch ihren Kleinstaat tuckern.

Ich will hier wegen der ohnehin schon aufgeblasenen Diskussion nicht näher darauf eingehen. Nur ein Punkt: Der Rechtsstaat muss Klimakleber und ihre Ansichten aushalten - ja, das stimmt. Aber er darf keine Rechtsverstöße dulden egal, von wem und aus welchem Grund sie begangen werden, sondern konsequent dagegen vorgehen. Tut er das nicht, droht er wegen schwindender Akzeptanz kaputt zu gehen. Wenn der Rechtsstaat nicht den Gesetzen entsprechend durchgreift, wenn etwa Bolzenschneider eingesetzt werden, um sich Zutritt zu einem Sicherheitsbereich zu verschaffen (und ja, wer das macht, ist ein Vollidiot), dann fragen sich immer mehr Leute, warum sie sich selbst im Alltag noch an Recht und Gesetz halten sollen, bei Dingen, die weit weniger folgenreich sind. Nicht nur rechte Populisten sind eine Bedrohung für unseren Rechtsstaat und die Demokratie. Der Zweck heiligt nicht alle Mittel.
 
Sooo...

Absolut Offtopic, lange habe ich jetzt hier mit mir gerungen, mich einzuschalten.

Kurze Hintergrund-Info zu mir: Ich selbst bin aktiver Klimaforscher- und Modellierer.

Ich persönlich sehe diese Gruppe, die sich letzte Generation nennt, und insbesondere deren Handlungen als mehr als kritisch.

Zuerst aber mal das Positive: Durch die mediale Berichterstattung wird das Thema auf die Probleme, die durch Klimawandel entstehen, gelenkt.
Das an sich ist gut! Der Klimawandel ist Fakt, ud wir müssen auch etwas dagegen tun.
Was wir tun, ist aber Vielfältig - und nicht, wie es uns die Letzte Generation weiß machen will, dass man nur durch einen Rückfall in die Steinzeit (überspitzt ausgedrückt) den Klimawandel aufhalten kann.

Nein, wir müssen da über mehrere Punkte nachdenken:

1. Adaption: Wir müssen lernen, damit zu leben! Oftmals heißt es, die Erde hält die CO2-Emissionen nicht aus - das ist falsch. Die Erde wird den Klimawandel aushalten. Es wird zwar einiges an Biodiversität verloren gehen, aber wohl auch Neues entstehen.
Wir haben aber ein anderes Problem: WIR (die Menschheit) halten den Klimawandel nicht aus. UNS wird es zu heiß auf der Erde, WIR werden Probleme mit Wasserverteilung bekommen, WIR werden die Kriege um Wasser und Nahrungsmittel (insbesondere in Afrika) führen. Gleichzeitig müssen wir uns an Extremereignisse gewöhnen und Schutzvorkehrungen treffen.
Und wir in Deutschland sind hier extrem ins Hintertreffen geraten. Trinkwasserbrunnen, Räume zum Abkühlen, bessere medizinische Versorgung, insbesondere auch angepasst auf Hitzeprobleme, Hochwasserschutz, verbesserte Regenableitsysteme, Flutpolder - ich könnte ewig hier weitermachen. Viele Länder sind hier viel weiter!

2. Mitigation: Wir müssen natürlich auch versuchen, den Klimawandel abzuschwächen!
Das geht natürlich mit der Energiewende auf erneuerbare Energien (und andere Länder - ja, auch viele Entwicklungs- und Schwellenländer - sind uns da schon ganz weit voraus!), mit der Verkehrswende (auch hier sind uns viele Länder weit voraus!), und natürlich auch mit einer Reduktion des Luftverkehrs.
Beispielsweise ein Modell wie in Frankreich: Verbot aller Inlandsflüge, wenn es eine Bahnverbindung gibt, die die gleiche Strecke in weniger als 2,5 Stunden schafft - ach nein, bei unserer Bahn müsste man da doch eigentlich noch zusätzliche Flughafen bauen, um die 2,5 Stunden bundesweit einhalten zu können...
Hier ist aber insbesondere unsere Politik am Zug - die Politik muss dafür Sorgen, dass die Bahnstrecken ausgebaut werden, dass die Stromtrassen verbessert werden, um auch alle E-Autos laden zu können.
Und hier sind wir bei einem ganz besonderen "Problem": Unser Gesetz, das die Mitsprache von jedem Erlaubt. - Nicht falsch verstehen, das ist ja eigentlich was Gutes! Gleichzeitig werden aber dadurch alle Bauvorhaben, die sowohl zur Mitigation und Adaption beitragen, extrem verlangsamt und damit auch verteuert! Beispiele wären der Brenner Nordzulauf, Südlink, der Windpark bei Mehring...

3. CCS-Technologie: Wir müssen die Forschung in die Technologie zur Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoff beschleunigen. Um den Klimawandel auf das Beliebte 2,5 K-Ziel zu begrenzen, muss mittlerweile Kohlenstoff aus der Atmosphäre entnommen werden. Anders geht es nicht. Hier sind aber auch die Auflagen für die Versuchsanlagen so hoch, dass die Kosten unermesslich sind.

Und jetzt mal ein Stückchen zurück...
Ja, wir müssen, wie von der Letzten Generation gefordert, die CO2-Emissionen zurückfahren.

Wie die Letzte Generation das aber durchsetzen will, finde ich absolut falsch.

Nicht nur weil es einfach Rechtsverstöße sind - die konsequent und hart bestraft werden müssen.
Ob es jetzt Rechtsverstöße von Rechts-/Links-Extremisten, Drogen-, Diebstahl- oder sonstigen Kriminellen oder Klimaaktivisten sind, muss egal sein.

Aber - und das wurde hier schon genannt - das Hauptproblem im Sinne vom Klimaschutz sehe ich darin:
Wenn die "Mitte der Bevölkerung" (sowohl Finanziell als auch Politisch als auch Demographisch) durch die "Aktionen" behindert werden - sei es im Straßenverkehr auf dem Weg zur Arbeit oder im Flugzeug auf dem Weg zum lange zusammengesparten, jährlichen Familienurlaub, wie es hier jetzt am Pfingstsamstag mit Sicherheit der Fall war - schwindet der Rüchhalt in der Bevölkerung. Und niemand kann mir erzählen, dass die Klimakleber es NICHT auf genau diese Familien abgesehen hätten!
Genauso ist es übrigens auch mit der CO2-Steuer, die angeblich zurückgezahlt werden sollte, mittlerweile aber in einem Fass ohne Boden gelandet ist.

Und ja, dieses stark schwindenden Rückhalt für den Klimaschutz (der übrigens auch oft mit Umweltschutz gleichgesetzt wird. Es hängt zwar natürlich zusammen, ist aber nicht genau das selbe), das merkt man tatsächlich.
Sei es im Kleinen... "Ach, du bist Klimaforscher... So ein Letzter-Generationen-Arsch..." als auch im Großen, wo (Achtung, subjektive These von mir!) die AfD Zuwächse noch und nöcher verzeichnen kann.

Übrigens, ein weiterer wichtiger Faktor, der nahezu immer vernachlässigt wird (oft auch absichtlich), ist der nach wie vor gegebene Stadt-Land-Unterschied.
In der Stadt - nehmen wir München - ist es kein großes Problem, auf das Auto (zumindest großteils) zu verzichten. S-Bahn, U-Bahn, Bus, Tram, Fahrrad - kein Problem damit in München zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Oder Einzukaufen. Oder zum Arzt zu kommen.
Auf dem Land dagegen, wo der nächste Bahnhof 20 km entfernt ist, an dem alle 2 Stunden ein Zug hält, wo der nächste Supermarkt 10 Kilometer, der nächste Hausarzt 20, der nächste Facharzt 30 km entfernt ist, und die Arbeitsstätte weder einen Bahnhof, noch eine Busanbindung hat; wo keine Gasleitung liegt, wo baulich Bedingt eine Wärmepumpe nur durch immensen Einsatz von Kapital möglich ist - da sieht es ganz, ganz anders aus.
Hier wären angepasste Lösungen notwendig, wo nicht alles über einen Kamm geschert werden darf.

Und hier wird tatsächlich auch eine Ungleichheit durch die Politik gefördert - das 49 € Ticket gilt nämlich nicht für Benzin, auf das noch der CO2-Preis draufgeschlagen wird. Übrigens auch nicht für Ladestrom für das E-Auto. (Das 49 € Ticket finde ich aber übrigens gut!)
Gerade durch solcherlei Aktionen - sei es durch Politik, durch Letzte-Generation - wird auch der gesellschaftliche (mittlerweile eh schon mangelnde) Zusammenhalt geschädigt, wodurch das (gesellschaftliche) Klima natürlich auch wieder rauher wird.
Und die "Holzhammermethode", die einige Fordern (sowohl Letzte Generation, als auch einige der Grünen), ist ganz sicher keine Angepasste Lösung. Im Gegenteil, es wäre eine Lösung, die wohl 90 % der Bevölkerung außen vor lassen würde.
Auch hier sind viele Länder viel weiter - Norwegen, Estland, Costa Rica, teilweise sogar Äthiopien oder Zimbabwe.

Ach so, und wenn ich schonmal beim Thema bin:
Wenn jemand für Umwelt- und Klimaschutz ist, heißt das noch lange nicht, dass er so handelt. "Windpark? Super! Aber bitte nicht vor meiner Haustüre."

Also, langer Text, kurzes Fazit:
- Die Aktionen der Letzten Generation sehe ich kritisch
- Klimaschutz JA, aber lasst den Leuten doch auch noch einen Urlaub und ein bisschen Spaß im Leben!
- Hauptsächlich in der Pflicht: Die Politik, die einen Mittelweg zwischen effektiven Klimaschutz, zügiger Umsetzung und "sozialer Verträglichkeit" (wie diese Worthülse immer heißt) finden muss

So, ich glaube, jetzt kann das ganze endgültig in einen eigenen Thread. ;)

EDIT:
@alex: Sorry hab deinen Post gerade erst gesehen, ich weiß, Offtopic, musste ich jetzt aber nochmal los werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Absolut chilliger und normaler Kommentar.

Bei Klimaklebern gehen in einigen Köpfen echt komplett die Hirne aus.
Da man auf der Ringstraße nicht unbedingt mit Fußgängern rechnet, kann das schon passieren. Und, wem da die Hirne ausgehen, sei mal dahingestellt. Ich stehe durchaus hinter den Zielen der LG, Aber nicht hinter deren Methoden. Die halte ich nicht für zielführend. Weder auf Straßen, noch auf Flughäfen.
 
Sooo...

Absolut Offtopic, lange habe ich jetzt hier mit mir gerungen, mich einzuschalten.

Kurze Hintergrund-Info zu mir: Ich selbst bin aktiver Klimaforscher- und Modellierer.

Ich persönlich sehe diese Gruppe, die sich letzte Generation nennt, und insbesondere deren Handlungen als mehr als kritisch.

Zuerst aber mal das Positive: Durch die mediale Berichterstattung wird das Thema auf die Probleme, die durch Klimawandel entstehen, gelenkt.
Das an sich ist gut! Der Klimawandel ist Fakt, ud wir müssen auch etwas dagegen tun.
Was wir tun, ist aber Vielfältig - und nicht, wie es uns die Letzte Generation weiß machen will, dass man nur durch einen Rückfall in die Steinzeit (überspitzt ausgedrückt) den Klimawandel aufhalten kann.

Nein, wir müssen da über mehrere Punkte nachdenken:

1. Adaption: Wir müssen lernen, damit zu leben! Oftmals heißt es, die Erde hält die CO2-Emissionen nicht aus - das ist falsch. Die Erde wird den Klimawandel aushalten. Es wird zwar einiges an Biodiversität verloren gehen, aber wohl auch Neues entstehen.
Wir haben aber ein anderes Problem: WIR (die Menschheit) halten den Klimawandel nicht aus. UNS wird es zu heiß auf der Erde, WIR werden Probleme mit Wasserverteilung bekommen, WIR werden die Kriege um Wasser und Nahrungsmittel (insbesondere in Afrika) führen. Gleichzeitig müssen wir uns an Extremereignisse gewöhnen und Schutzvorkehrungen treffen.
Und wir in Deutschland sind hier extrem ins Hintertreffen geraten. Trinkwasserbrunnen, Räume zum Abkühlen, bessere medizinische Versorgung, insbesondere auch angepasst auf Hitzeprobleme, Hochwasserschutz, verbesserte Regenableitsysteme, Flutpolder - ich könnte ewig hier weitermachen. Viele Länder sind hier viel weiter!

2. Mitigation: Wir müssen natürlich auch versuchen, den Klimawandel abzuschwächen!
Das geht natürlich mit der Energiewende auf erneuerbare Energien (und andere Länder - ja, auch viele Entwicklungs- und Schwellenländer - sind uns da schon ganz weit voraus!), mit der Verkehrswende (auch hier sind uns viele Länder weit voraus!), und natürlich auch mit einer Reduktion des Luftverkehrs.
Beispielsweise ein Modell wie in Frankreich: Verbot aller Inlandsflüge, wenn es eine Bahnverbindung gibt, die die gleiche Strecke in weniger als 2,5 Stunden schafft - ach nein, bei unserer Bahn müsste man da doch eigentlich noch zusätzliche Flughafen bauen, um die 2,5 Stunden bundesweit einhalten zu können...
Hier ist aber insbesondere unsere Politik am Zug - die Politik muss dafür Sorgen, dass die Bahnstrecken ausgebaut werden, dass die Stromtrassen verbessert werden, um auch alle E-Autos laden zu können.
Und hier sind wir bei einem ganz besonderen "Problem": Unser Gesetz, das die Mitsprache von jedem Erlaubt. - Nicht falsch verstehen, das ist ja eigentlich was Gutes! Gleichzeitig werden aber dadurch alle Bauvorhaben, die sowohl zur Mitigation und Adaption beitragen, extrem verlangsamt und damit auch verteuert! Beispiele wären der Brenner Nordzulauf, Südlink, der Windpark bei Mehring...

3. CCS-Technologie: Wir müssen die Forschung in die Technologie zur Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoff beschleunigen. Um den Klimawandel auf das Beliebte 2,5 K-Ziel zu begrenzen, muss mittlerweile Kohlenstoff aus der Atmosphäre entnommen werden. Anders geht es nicht. Hier sind aber auch die Auflagen für die Versuchsanlagen so hoch, dass die Kosten unermesslich sind.

Und jetzt mal ein Stückchen zurück...
Ja, wir müssen, wie von der Letzten Generation gefordert, die CO2-Emissionen zurückfahren.

Wie die Letzte Generation das aber durchsetzen will, finde ich absolut falsch.

Nicht nur weil es einfach Rechtsverstöße sind - die konsequent und hart bestraft werden müssen.
Ob es jetzt Rechtsverstöße von Rechts-/Links-Extremisten, Drogen-, Diebstahl- oder sonstigen Kriminellen oder Klimaaktivisten sind, muss egal sein.

Aber - und das wurde hier schon genannt - das Hauptproblem im Sinne vom Klimaschutz sehe ich darin:
Wenn die "Mitte der Bevölkerung" (sowohl Finanziell als auch Politisch als auch Demographisch) durch die "Aktionen" behindert werden - sei es im Straßenverkehr auf dem Weg zur Arbeit oder im Flugzeug auf dem Weg zum lange zusammengesparten, jährlichen Familienurlaub, wie es hier jetzt am Pfingstsamstag mit Sicherheit der Fall war - schwindet der Rüchhalt in der Bevölkerung. Und niemand kann mir erzählen, dass die Klimakleber es NICHT auf genau diese Familien abgesehen hätten!
Genauso ist es übrigens auch mit der CO2-Steuer, die angeblich zurückgezahlt werden sollte, mittlerweile aber in einem Fass ohne Boden gelandet ist.

Und ja, dieses stark schwindenden Rückhalt für den Klimaschutz (der übrigens auch oft mit Umweltschutz gleichgesetzt wird. Es hängt zwar natürlich zusammen, ist aber nicht genau das selbe), das merkt man tatsächlich.
Sei es im Kleinen... "Ach, du bist Klimaforscher... So ein Letzter-Generationen-Arsch..." als auch im Großen, wo (Achtung, subjektive These von mir!) die AfD Zuwächse noch und nöcher verzeichnen kann.

Übrigens, ein weiterer wichtiger Faktor, der nahezu immer vernachlässigt wird (oft auch absichtlich), ist der nach wie vor gegebene Stadt-Land-Unterschied.
In der Stadt - nehmen wir München - ist es kein großes Problem, auf das Auto (zumindest großteils) zu verzichten. S-Bahn, U-Bahn, Bus, Tram, Fahrrad - kein Problem damit in München zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Oder Einzukaufen. Oder zum Arzt zu kommen.
Auf dem Land dagegen, wo der nächste Bahnhof 20 km entfernt ist, an dem alle 2 Stunden ein Zug hält, wo der nächste Supermarkt 10 Kilometer, der nächste Hausarzt 20, der nächste Facharzt 30 km entfernt ist, und die Arbeitsstätte weder einen Bahnhof, noch eine Busanbindung hat; wo keine Gasleitung liegt, wo baulich Bedingt eine Wärmepumpe nur durch immensen Einsatz von Kapital möglich ist - da sieht es ganz, ganz anders aus.
Hier wären angepasste Lösungen notwendig, wo nicht alles über einen Kamm geschert werden darf.

Und hier wird tatsächlich auch eine Ungleichheit durch die Politik gefördert - das 49 € Ticket gilt nämlich nicht für Benzin, auf das noch der CO2-Preis draufgeschlagen wird. Übrigens auch nicht für Ladestrom für das E-Auto. (Das 49 € Ticket finde ich aber übrigens gut!)
Gerade durch solcherlei Aktionen - sei es durch Politik, durch Letzte-Generation - wird auch der gesellschaftliche (mittlerweile eh schon mangelnde) Zusammenhalt geschädigt, wodurch das (gesellschaftliche) Klima natürlich auch wieder rauher wird.
Und die "Holzhammermethode", die einige Fordern (sowohl Letzte Generation, als auch einige der Grünen), ist ganz sicher keine Angepasste Lösung. Im Gegenteil, es wäre eine Lösung, die wohl 90 % der Bevölkerung außen vor lassen würde.
Auch hier sind viele Länder viel weiter - Norwegen, Estland, Costa Rica, teilweise sogar Äthiopien oder Zimbabwe.

Ach so, und wenn ich schonmal beim Thema bin:
Wenn jemand für Umwelt- und Klimaschutz ist, heißt das noch lange nicht, dass er so handelt. "Windpark? Super! Aber bitte nicht vor meiner Haustüre."

Also, langer Text, kurzes Fazit:
- Die Aktionen der Letzten Generation sehe ich kritisch
- Klimaschutz JA, aber lasst den Leuten doch auch noch einen Urlaub und ein bisschen Spaß im Leben!
- Hauptsächlich in der Pflicht: Die Politik, die einen Mittelweg zwischen effektiven Klimaschutz, zügiger Umsetzung und "sozialer Verträglichkeit" (wie diese Worthülse immer heißt) finden muss

So, ich glaube, jetzt kann das ganze endgültig in einen eigenen Thread. ;)

EDIT:
@alex: Sorry hab deinen Post gerade erst gesehen, ich weiß, Offtopic, musste ich jetzt aber nochmal los werden.
Perfekter Kommentar!
 
Nur ein Punkt: Der Rechtsstaat muss Klimakleber und ihre Ansichten aushalten - ja, das stimmt. Aber er darf keine Rechtsverstöße dulden egal, von wem und aus welchem Grund sie begangen werden, sondern konsequent dagegen vorgehen. Tut er das nicht, ...

Er duldet auch keine Rechtsverstöße. Mehr als 3700 Verfahren gegen „Letzte Generation“ sind bei der Berliner Staatsanwaltschaft anhängig.
Und auch die Münchner Aktivisten von heute werden sich vor unserem Rechtsstaat zu verantworten haben. Aber das ist es ihnen anscheinend wert.
 
Und auch die Münchner Aktivisten von heute werden sich vor unserem Rechtsstaat zu verantworten haben.
Radikale Klimaschützer, die Flughäfen blockieren, müssen künftig womöglich mit bis zu zwei Jahren Haft rechnen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte am Dienstag bei einer Pressekonferenz eine Gesetzesänderung an: »Ich werde in Kürze einen Vorschlag für einen neuen Straftatbestand im Luftsicherheitsgesetz vorlegen, mit dem das unberechtigte Eindringen auf ein Flughafengelände mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe bestraft wird.« Bislang sei dies lediglich ein Bußgeldtatbestand. »Das werden wir ändern.«

Q: DER SPIEGEL online
 
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