Alltäglicher Tagesablauf Kurzstrecke MUC?

Banker94

Mitglied
Hallo,

ich hätte mal ein paar Fragen zum Tagesablauf eines LH-Piloten auf der Kurzstrecke mit der Homebase München. Einige Dinge sind hier bereits beantwortet. Allerdings ist dies schon teil etwas länger her. Mich würde der aktuelle Stand mal interessieren.
- Gibt es denn eine ungefähre Anzahl an Zielen die man von München aus anfliegt? Es gibt ein Streckennetz auf der Homepage der Lufthansa. Allerdings werden die Ziele teils von Tochterunternehmen angeflogen und nicht von der LH.
- Was ist denn z.Z. die ungefähre Anzahl an Legs die man pro Tag fliegt? Maximal sind es doch glaube ich fünf aber ist das eher eine Seltenheit? Ein aktueller Dienstplan wäre natürlich auch was. ;)
- Angenommen man fliegt von EDDM nach LSZH. Wird die Maschiene in Zürich dann auch wieder genauso beladen bzw. findet der gleiche Vorgang wie in München statt? Oder wird grundsätzlich das Flugzeug nur an der Homebase mit Essen, Trinken etc. beladen?
- Werden Ziele denn in einem Umlauf auch öfters angeflogen oder sind es immer komplett andere Ziele? Nicht das es monoton wird.
- Wie wird das mit der Flugvorbereitung gemacht. Angenommen Startzeit ist 11:15 Uhr. Wann beginnen dann die Vorbereitungen? Also Gepäck rein, Außencheck, Route eingeben etc. Wie viel Minuten vor Start kommt i.d.R. der Pusher? Da ich nicht viel fliege bzw. hauptsächlich das Auto nutze habe ich davon keine Ahnung. Sind Verspätungen denn eher selten oder schon Standart? :p

Sind viele Fragen aber das würde mich mal brennend interessieren. ;)
 
Hallo,
- Gibt es denn eine ungefähre Anzahl an Zielen die man von München aus anfliegt? Es gibt ein Streckennetz auf der Homepage der Lufthansa. Allerdings werden die Ziele teils von Tochterunternehmen angeflogen und nicht von der LH.

Grundsätzlich können im gesamten LH Kontnetz ab MUC -bis auf wenige Ausnahmen- Lufthansa, Lufthansa Cityline und Air Dolomiti zum Einsatz kommen. Man tauscht im Bedarfsfall die Destinations untereinander. Ausnahmen ergeben sich durch Airport Restrictions für gewisse Typen bzw. Aircraft Restrictions für gewisse Airports.

Was ist denn z.Z. die ungefähre Anzahl an Legs die man pro Tag fliegt? Maximal sind es doch glaube ich fünf aber ist das eher eine Seltenheit? Ein aktueller Dienstplan wäre natürlich auch was.

Hängt natürlich von der Dauer der jeweiligen Legs, der Transitzeiten und somit von der maximalen Flugdienstzeit ab.
Alles zwischen 2-4 ist die Regel, 5 Legs bei LH Klassik sind weniger häufig. Kommt aber vor wenn eine Tagesrotation außerhalb der Homebase morgens beginnt, oder entsprechend abends endet.

Angenommen man fliegt von EDDM nach LSZH. Wird die Maschiene in Zürich dann auch wieder genauso beladen bzw. findet der gleiche Vorgang wie in München statt? Oder wird grundsätzlich das Flugzeug nur an der Homebase mit Essen, Trinken etc. beladen?

Europäische Airlines haben fast allesamt aus Kostengründen auf Rückflugcatering an Bord umgestellt. Lufthansa nimmt also ab MUC auch das Returnflight Catering mit. Bei overnight Flügen werden aber für längere Strecken noch BC Meals frisch von der jeweiligen Station geliefert.
Treibstoff ist teuer, ihn zu transportieren auch. Daher wird in der Regel für jedes Leg separat getankt. Ein sogenanntes tankering für beide Legs findet nur dann statt, wenn der Spritpreis an einer der Destinationen die Mehrkosten eines schwereren Fliegers aufwiegt.

Werden Ziele denn in einem Umlauf auch öfters angeflogen oder sind es immer komplett andere Ziele? Nicht das es monoton wird.

Beides kommt im täglichen Umlauf vor, allerdings wird man nicht an fünf Tagen in der Woche bspw. nur zwischen MUC und TXL hin und her shutteln.

Wie wird das mit der Flugvorbereitung gemacht. Angenommen Startzeit ist 11:15 Uhr. Wann beginnen dann die Vorbereitungen? Also Gepäck rein, Außencheck, Route eingeben etc. Wie viel Minuten vor Start kommt i.d.R. der Pusher?

Flugvorbereitung ist ein weites Feld. Hinter den Kulissen beginnt sie Stunden vorher, den Piloten bleibt aber in der knapp bemessenen Transitzeit -von oft nur 30-40 Minuten- nicht viel Zeit. Einer macht den Outsidecheck, der Andere die Vorbereitungen im Cockpit.
Sobald der Flieger am Block ist gehts auf der Groundhandlingseite los. Eine ineinander spielende und teilweise von einander abhängige Choreografie. Fueling, Catering, Cleaning, Baggage, Cargo, Toilettentanks und ggf. Frischwasser sowie die Technik um Beanstandungen zu beheben und/oder im technical logbook abzuschreiben. Langweilig wirds niemals.
 
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Mucflyer: Wird das nicht auch irgendwann extreme Routine und auch langweilig?

Routine bis zu einem gewissen Maß ist in Ordnung, all zuviel Routine könnte in manchen Bereichen einlullen und somit gar gefährlich werden.
Langeweile ist ein subjektiver Begriff und hängt wahrscheinlich sehr von der eigenen Affinität zur Luftfahrt und des Jobs ab den man bekleidet. Aber das sich allzu viel Kollegen langweilen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen ... ;)
 
Danke für die Antwort Mucflyer!
Wie ist dann denn mit dem Flugzeugwechsel? Wird die Maschiene während eines Umlaufs auch öfters gewechselt. Also vom A321 auf einen A320? Wenn der letzte Flug eines Tages nach Lissabon geht und ich dort übernachte-fliege ich dann mit der gleichen Maschiene am nächsten Tag wieder zurück?
 
Danke für die Antwort Mucflyer!
Wie ist dann denn mit dem Flugzeugwechsel? Wird die Maschiene während eines Umlaufs auch öfters gewechselt. Also vom A321 auf einen A320? Wenn der letzte Flug eines Tages nach Lissabon geht und ich dort übernachte-fliege ich dann mit der gleichen Maschiene am nächsten Tag wieder zurück?

Ja, Aircraftchanges aufgrund unterschiedlichster Notwendigkeiten (hauptsächlich technisch bedingt) gibt es gerade an den Hubs häufiger. Wenns blöd läuft, haben LH Piloten auf ihrem Tagesumlauf die drei Typen der Airbuskontflotte durch...

Wenn die geplante Minimumruhezeit passt, fliegt man nach dem overnight in der Regel mit der selben Maschine wieder zurück. Je nachdem wie die Umläufe geplant sind. Ansonsten wird eine spätere Maschine übernommen.
 
Wenns blöd läuft, haben LH Piloten auf ihrem Tagesumlauf die drei Typen der Airbuskontflotte durch...

Meinst du "blöd" einfach nur weil dann der Plan übern Haufen geworfen wurde? Oder ist ein Wechsel zwischen z.B. 319 und 321 an sich schon ehr unerwünscht? Mich würde das sowieso mal interessieren, wie stark sich dieser Unterschied bemerkbar macht? Achtet man nach mehreren A319 Flügen beim nächsten A321 z.B. verstärkt darauf keinen Tailstrike zu produzieren, oder ist das durch korrekt berechnete Speeds kein Thema?

Und wo ich mal dabei bin noch eine Frage: Unterscheiden sich verschiedene Flieger des selben Typs voneinander? Da kann ja z.B. die Laufleistung eine Rolle spielen, die A320 der LH weisen schließlich eine Altersspanne von fast 25 Jahren auf. Schafft es die Technik die immer gleichbleibend zu erhalten oder fühlt sich ein älterer Flieger schonmal etwas "ausgelutscht" an? Als Passagier hört man zumindest einen Unterschied. ;)

Dankeschön! Gruß Max
 
Hab nur mal von einem LH-Piloten gehört, dass die neueren Maschinen auch modifizierte/stärkere Triebwerke haben und das sich das enorm auf die Performance auswirkt.
Aber im Prinzip ist eh jeder Flieger in der FLotte sehr individuell - weil gibt schon, wenn auch geringfügige Unterschiede in Gewicht, Leistung etc.
 
Gibt es neben 5-Tagesketten eigentlich auch 6-Tagesketten? Piloten müssen doch bestimmt auch Überstunden machen, wie es in fast jedem Beruf der Fall ist.
Flüge wie z.B. München-Düsseldorf-München sind wohl eher selten da zu kurz oder? Damit meine ich, dass nach zwei Flügen Feierabend für diesen Tag ist.
 
Danke Donnergeräusch. Das bestätigt meine Vermutungen. Der Nachtdienst wäre schon mal nix für mich;)
 
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Im Vergleich zur Kontstrecke, stellt sich die Langstrecke tatsächlich anders dar. Eine gewisse Monotonie über die vielen Stunden ist nicht zu leugnen. Besonders unangenehm zeigt sich auf nächtlichen Rückflügen -aus fremden Federn- der unweigerlich aufkommende Schlafbedarf. Nicht immer ist man zu dritt unterwegs...
 
Ich glaube Pilot ist schon ein toller Job, aber auch nicht sooo glamourös wie man denkt;) Mal sehen ob die Flugzeuge irgendwann ganz alleine fliegen, wenigstens streiken die dann schon mal nicht.
 
Wer glaubt, das der Pilotenjob glamourös ist, glaubt wahrscheinlich auch, das alle Ärzte immer alle paar Minuten Leben retten und Anwälte im Gericht immer laut "Einspruch" brüllen.


Wie in jedem Job gibt es anstrengende, ermüdende, stressige und schöne Momente. Man muss halt den Wechselschichtdienst ertragen können, gibt bessereres als um eins in der Nacht aufzustehen.




Allein fliegen kann das Flugzeug schon heute. Bloß sitzt der verantwortliche Befehlseingeber mit an Bord und kann seine Fehler und die vom Flieger wieder ausbügeln. Sitzt er am Boden, und programmiert von dort den Flieger, und irgendjemand muss ihn ja programmieren, kannst du ihm vielleicht noch eine SMS schreiben, bevor das Bordnetz tot ist und sich das hochtechnisierte Fluggerät dem Boden im Sturzflug nähert. Vlt hast du auch die spannende grosse Gewitterwolke, die so herrlich blitzt aus dem Frontpanoramabereich im Ledersessel bewundert und noch die Technik gelobt, die einem so tolle Sachen ermöglicht. Blöd nur, das das Wetterradar und der Computer nix als blauen Himmel vor sich sahen und einfach weiterflogen. Und mit eurem gläubigen Lächeln verschwand dann das Fluggerät in der Wolke und ward nie wieder gesehen.
Oder man bewundert die schneidigen Kurven, die der neue Technologieträger fliegen kann. Sieht so spiralenmässig aus, der Anflug. Ist er auch, sind nämlich alle Geschwindigkeitsanzeigen vereist, und der Computer ist in den Stall geflogen. Und so weiter und so fort, ich kann die vieles erzählen, was so sichere Maschinen alles veranstalten können und was passieren würde, wenn nicht menschliches Hirn regulierend eingreift.


Es gibt Millionen von Gründen, niemals in ein Flugzeug ohne Piloten zu steigen. Falls es sowas mal geben sollte, macht nur.
Ich werde dann als glücklicher Rentner Urlaub am Sandstrand von Hannover machen, wenn es mal soweit ist.
 
Toller Job nach außen auf jeden Fall für jeden! Wenn dich jemand fragt, was du beruflich machst und du kannst mit "Pilot" antworten, sind die meissten schon sehr beeindruckt. Wenn man dann aber mal alles mitmacht, dann merkt man, dass es zwar wundervoll ist über den Wolken zu fliegen, wo immer die Sonne scheint, aber es im großen und ganzen schon sehr anstrengend ist. Besonders eben wie betont die Ankunften bei Nacht! Ich kann nur als Jumpseater bei meinem Dad davon reden. Der ist Frachtpilot (777F) und gerade bei Fracht ist das mit der Nacht ja so eine Sache ;). Die fliegen generell nur typische Umläufe. Beispielsweise LEJ-BKK-SIN-LEJ. Meisst noch mit Zwischenlandung und ca. 2 stündigen rumwarten im Flieger in Indien. Das macht einen schon als Jumpseater, der immer schlafen kann, fertig! Bei solchen Umläufen sind sie generell nur zu 3. unterwegs, was aber dennoch ziemlich nervig sein kann. Wenn Takeoff in LEJ beispielsweise um 5:30 vorgesehen ist (Was für Frachter sehr spät ist^^) und man dann auchnoch nicht in LEJ wohnt, kann ich euch als Beispiel nennen, dass man dann ca. um 1:30 Uhr nachts aufstehen muss.Dann 3 Stunden Autofahrt. Dann kommt es auf den Umlauf an. Je nach dem, heisst es entweder erstmal noch 5-6 Stunden fliegen oder man darf erstmal schlafen gehen! Wenns dann auchnoch gen Osten geht, hat man vlt. Glück und kommt Abends in BKK/SIN an. Was bedeutet, man ist Abends schlafen gegangen, ist um 1:30 Aufgestanden, hat dann sozusagen seinen Tag im Flieger verpasst, und geht dann wieder schlafen. Je nach dem hat man dann 1-6 Tage Ausruhzeit, und dann das ganze wieder zurück. Also alles sehr nervenaufreibend und anstrengend!

Natürlich gibt es die typischen Vorurteile, dass Piloten eh nichts tun, sondern alles der AP macht, dass sie quasi bezahlten Urlaub haben, dass sie die ganze Zeit mit Stewardessen rummachen etc.. Dazu kann ich ja einfach nur sagen, dass alles falsch ist. Natürlich hat man 1-6 Tage in einem (Meisst!) wunderschönen Hotel mit Pool etc. aber ganz ehrlich: Ohne diesen "Urlaub" würde niemand einen solchen Umlauf durchhalten. Denn es ist verdammt anstrengend. Wer mit Kollegen rummacht, dem wird fristlos gekündigt. Natürlich fliegt der AP die ganze Zeit, aber diese Schnösel die behaupten, dass Piloten eh nichts tun, sollen mal schauen wie weit sie mit einem programmieretn AP ohne Pilot kommen!

In Zukunft wird es natürlich irgendwann die Passagiermaschinen geben, die alleine fliegen können, wo alles automatisiert ist. Gerade mich beschäftigt das momentan sehr, denn ich bin jetzt 15, und muss jetzt bald mein ersten Praktikum machen, und solange dauerts nichtmehr bis die Schule fertig ist. und dann stellt sich die Frage, ob Pilot ein Beruf ist, der zukunftssicher ist. Stellt sich die Frage, wie lang es noch dauert, bis der Pilot ausrangiert ist. Näheres wird sich in den nächsten 10-20 Jahren ergeben, wenn die ersten selbstfahrenden Autos auf dem Markt sind, und sie die Menschheit mit mehr Erfahrung in diesem Gebiet bereichern.

So, dass ist mein Statement für heute Abend. Sorry falls es irgendwie eine komische Reihenfolge ist, ich bin verdammt müde ;) Hoffe es ist trotzdem lesbar!

Grüße
 
Durfte heute auch netterweise an einem Streckenerfahrungsflug teilnehmen der über 2h/Leg ging (nein - es war nicht Palma^^). Man hat schon gemerkt, dass die Piloten im CRZ recht viel Leerlauf hatten und geguckt haben, dass sie irgendwie die Zeit rumbekommen. Wie gesagt - war "nur" n 2 Std.-Flug....
Und die Schichtreihenfolge ist jetzt auch nicht unbedingt der Brüller, wenn man zwischen 2 längeren Umläufen grademal 1 Tag dazwischen Zeit, den man eigentlich eh schon braucht um einigermaßen wieder klar zu kommen (Wechsel von Spätschicht auf Frühschicht).
So wie ich das mitbekommen habe - ja mit den Flugbegleiterinnen wird schon gerne geschäkert, aber ob da dann noch mehr läuft hängt erstens vom (Piloten-)Typen und zweitens vom Familienstatus ab. Aber glaub die Stewardessen spielen damit auch son klein bisschen^^
 
Meine Antwort war auch etwas provokant, das gebe ich zu;) Ich denke es wird noch lange dauern bis Flugzeuge komplett ohne Piloten fliegen, aber ausschließen kann man es nicht. Die Idee dabei ist ja nicht unfehlbare Maschinen zu konstruieren (das geht auch gar nicht), sondern Maschinen die weniger Fehler als Menschen machen. Und das ist sicher möglich. Und mit den Streiks...ich würde mich auch freuen wenn die Lokführer nicht mehr gebraucht werden;)
 
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So ganz alleine fliegende Passagier-flugzeuge kann und will ich mir nicht vorstellen - ebenso wie ich mir fahrelose Eisenbahnen nicht so ganz vorstellen mag. Bei der U-Bahn mag das noch gehen - Nürnberg macht es ja vor. Nur sind da die Geschwindigkeiten einfach noch andere.
Was ich mir vorstellen kann, ist, die Flugzeug-Crew um eins zu reduzieren, indem der Co-Pilot im Resieflug in die Kabine beordert wird, um beim Boardservice mitzuhelfen. Im exekutive-Bereich scheint das ja bereits Usus zu sein.
 
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