Der Vulkanausbruch auf Island (14.04.10) und seine Folgen

die Situation am Airport macht nicht nur sprachlos, sondern mit jeder Stunde mehr von gesperrten Lufträumen, sehr sehr nachdenklich. Konnten sich einige Wenige (auch ich) einer anfänglichen Happening und Spotterstimmung nicht entziehen, werden nach und nach die direkten und indirekten Auswirkungen bewusst. Die menschlichen Einzelschicksale, die geplatzten Geschäftstermine und auch Abschlüsse, geplatzte Urlaubsträume etc.
Sollte der Spuk in ein paar Tagen abebben, kämen wir wohl mit einem teuren blauen Auge davon.
Dauert die Situation aber Wochen oder gar Monate, wäre es für die gesamte Volkswirtschaft der Super Gau.
Für einzelne Personen und Firmen der finanzielle Ruin.
Das unser wichtigstes Mobilitätsstandbein wegbrechen könnte, steht in keinem möglichen Szenario, in keinem Handbuch. Jeder, ob Luftfahrt affin oder nicht, wird direkt oder indirekt betroffen sein. Man braucht nur kurz über die kausale Produktions- und Warenkette nachzudenken, also das 'must have'.
Genauso ist aber auch das 'nice to have' der öffentlichen Großveranstaltungen, sportlichen Ereignisse und politischen Treffen betroffen. Irgendwie würden dauerhaft nicht viele Bereiche des Lebens verschont bleiben.
Soviel zum Thema, 'Fliegen braucht kein Mensch'...:dead:

Was sich momentan an sehr belastenden Situationen am Airport abspielt, geht unter die Haut. Es sind tausende Passagiere regelrecht gestrandet. Besonders arg betroffen diejenigen ohne ein Visa. Sie schliefen gestern nacht auf Feldbetten im T2 non schengen Bereich oben, da sie ja nicht einreisen dürfen. (Dies Thema würde mich in Notsituationen mal gesondert interessieren) Auch wurde das Terminal F für weitere Passagiere zum übernachten geöffnet.
Das bayerische Rote Kreuz und das THW sind in Kolonnen mit Großraumgerät gestern zum Flughafen aufgebrochen um bestmöglich die Versorgung der Transitpassagiere zu unterstützen. Man stellt sich auf eine ungewisse Dauer ein... Man muss sich einfach mal gedanklich in eine solche Lage versetzen. Die anfängliche relative Ruhe, wie lange wird sie anhalten? Wie lange wäre man selber in der Lage sich zu beherrschen. Im Ausland, die Sprache kaum verstehend und mit kleinem Kind im Terminal fest sitzend. Wie hiess doch gleich der Film mit Tom Hanks?

Was ich damit sagen möchte, der Spaß ist bereits jetzt vorbei. Wir können für uns alle nur hoffen das sich in wenigen Tagen die Lage halbwegs normalisiert.
 
Der Luftraum ist nicht gesperrt. Die Flughäfen sind nicht geschlossen.
Es werden nur keine IFR Freigaben erteilt.
Und VFR - muss der PIC entscheiden

Sieht die Eurocontrol aber anders:

Volcanic eruption of Icelandic volcano: Eyjafjallajokul.
The eruption is reported to remain intensive.
Airspaces zero-rated/closed until:
(Aerodromes geographically located within these airspaces will be unavailable):
Germany - Bremen: 17-1200
Germany - Frankfurt: 17-1200
Germany - Karlsruhe UIR: 17-1200, Available FL355+
Germany - Langen & Dusseldorf: 17-1200
Germany - Munich: 17-1200

usw....

Info unserer Firma:

WEITER VERSTÄRKTE VULKANAKTIVITÄT+++SCHOTTLAND WIEDER KOMPLETT GESCHLOSSEN+++
PROGNOSEN SEHEN FUER HEUTE NACHMITTAG/ABEND SCHLECHT AUS+++CLOSURES WERDEN WOHL IM LAUFE DES TAGES IN GANZ EUROPA VERLÄNGERT+++DEUTSCHLAND BIS VORERST 1200UTC KOMPLETT GESCHLOSSEN+++
 
Die LH-Maschine war vorhin auf gut 12000ft unterwegs. VFR nach FRA ist ja das eine (wie geil!!), aber Einflug in den Luftraum C? Der ist doch zu, oder?
 
Wie hiess doch gleich der Film mit Tom Hanks?
Na passend: Terminal. ;)

Was kann der Grund sein, dass LH die GC einzeln nach FRA holt? Ein Test? Oder kann man damit rechnen, dass nach und nach bereits jetzt schon Positionierungsflüge vorgenommen werden?

Wenn dem so ist, dann dürften die 744 auch relativ schnell heim nach FRA geschickt werden.

Für die gestrandeten ist es natürlich eine Katastrophe. Europäische Ziele lassen sich vielleicht noch irgendwie erreichen, wenn man interkontinental weiter wollte, dann sieht es ganz ganz düster aus, vor allem weil man auf dem Schaden wegen höherer Gewalt sitzen bleiben dürfte.
Erinnert natürlich an 9/11 und die Situation der gestrandeten Passagiere in Gander.
 
hab gestern um 19:52 nen tieffliegenden airbus (laut stanly A332) über meinem haus in garching hochbrück gesehen. muss auf der südbahn gestartet sein, ne 360°-kurve gemacht haben und ist dann dem stanly track zufolge nochmal direkt über die südbahn geflogen. why? konnte den auch nicht zuordnen.
 
Sieht die Eurocontrol aber anders:

... Airspaces zero-rated/closed until: ....

Bedeuted: die Lufträume sind für IFR-Flüge auf Null gesteuert, sprich faktisch geschlossen. Wenn ein Flughafen wirklich geschlossen ist, heißt das zum Beispiel auch, daß keine Feuerwehr etc. mehr zur Verfügung steht - das ist aber derzeit nicht der Fall.
 
[...]
Wir können für uns alle nur hoffen das sich in wenigen Tagen die Lage halbwegs normalisiert.
Das ist genau das Problem, welches viele scheinbar bislang noch nicht nachvollziehen können - es handelt sich bei diesem Phänomen nicht um eine heftige Gewitterfront, oder um einen Hurrican, der hier eben mal ein paar Stunden oder Tage wütet, dabei jede Menge Schaden hinterläßt, danach aber dann auf nimmer Wiedersehen weiterzieht! :no:

Der erste Zeitungsartikel, der ein bischen mehr auf das Problem eingeht erschien heute in der Berliner Morgenpost:
Naturphänomen - Niemand weiß, wie gefährlich Aschewolken sind - Berliner Morgenpost am 17.04.2010
Die Aschewolke ist an sich kein besonderer Fall. Noch vor wenigen Jahren hätte das Naturphänomen kaum jemand ernst genommen. Erst mehrere Beinahe-Abstürze haben dazu geführt, dass man solche Wolken fürchtet. Wie gefährlich sie für Flugzeuge sind, weiß keiner wirklich.
[...]
Ausbrüche in einer Größenordnung wie jetzt in Island sind kein besonderer Fall, auch in jüngster Zeit nicht. Dutzende pro Jahr sind die Regel. Anders als die Folgen: Dass ein Vulkan den Flugverkehr eines ganzen Erdteils nahezu komplett lahmlegen kann, ist ein Novum in der Luftfahrtgeschichte. Ein Widerspruch, der sich durch zwei Faktoren erklärt: Geografische wie meteorologische Besonderheiten, vor allem aber der seit den 90er Jahren um ein Vielfaches gestiegene Respekt gegenüber Vulkanasche auf den Straßen der Düsenjets.
Die großen Ballungsräume der zivilen Luftfahrt, der Osten der USA sowie Europa, liegen nicht im engeren Einzugsbereich aktiver Vulkane. Um den besonders dichten Luftverkehr Europas zu treffen, kommen eigentlich nur isländische Vulkane in Frage.
[...]
Nur haben sie niemand interessiert. Es war noch vor der Geburtsstunde der Volcanic Ash Advisory Centers (VAAC), die die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) in den 90er Jahren einrichtete, samt einer Arbeitsgruppe, die sich jährlich zur Beratung trifft.

Zwei Beinahe-Abstürze, 1982 über Indonesien und 1989 über Alaska, als Vulkanasche jeweils alle vier Triebwerke für viele Minuten ausfallen ließ und aus Jumbojets Segelflugzeuge machte, haben zur Einrichtung dieser weltweit insgesamt neun Büros geführt.
[...]
Ballt sich eine Bedrohungslage zusammen, signalisiert der DWD an die Deutsche Flugsicherheit und Eurocontroll in Brüssel: „Sigmet“ (Signifikantes meteorologisches Phänomen). Schließt dann die Flugsicherung den Luftraum, so liege dies nicht in ihrem Ermessen, wie eine Sprecherin Morgenpost Online erklärte. Die Botschaft der VAAC und des DWD sei für ihr Haus eine verbindliche Vorgabe.
Luftfahrtexperten wie auch Angehörige jener Behörden sagten gegenüber Morgenpost Online ONLINE übereinstimmend, dass dahinter die grundsätzliche Haltung „Safety first“ stehe. Über die tatsächliche Gefährlichkeit der Wolke für die Flugzeuge, über die Dichte und die Bestandteile der Aerosole wisse man nämlich so gut wie nichts. Auch gebe es weder Schwellenwerte, die automatisch zur Sperrung oder Wiederöffnung der Lufträume führen würden, noch Richtlinien für die Flugzeugkonstrukteure, wie viel Flugasche ein Triebwerk im Zweifel zu verkraften habe.
[...]
Niemand kann sagen, ob die über Deutschland eingeschwebte Wolke nach ihrer langen Reise noch ähnlich gefährlich ist, wie diejenigen, die jene Jumbos 1982 und 1989 in unmittelbarer Nähe der Vulkane kreuzten. Doch es gilt: „Safety first“.
Laut dem Bericht den Machrihanish in Post #171 verlinkt hatte, war's bei der Pinatubo-Explosion im Jahr 1991 mehr oder weniger fast nur ein einmaliger grosser Knall - trotzdem, und obwohl er eher weit entfernt von den großen Luftfahrtstrassen liegt, gab es Störungen und im Bericht dokumentierte Incidents bis ins Jahr 1994.

Wer nachlesen mag, was die VAAC aktuell vermeldet, der kann den Links in Beitrag #185 folgen.

Edit:
Der schnelle Link zur aktuellen Volcanic Ash Advisory from London und zu den Issued graphics
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf Bild.de ist zu lesen:
"Heute werden einige Überführungsflüge stattfinden. Dabei handele es sich um voraussichtlich zehn Maschinen, die ohne Passagiere von München nach Frankfurt geflogen werden, sagte der Sprecher der Deutschen Flugsicherung."

Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/2010/0...haos-europa/aschewolke-ueber-deutschland.html

Damit werden die Jumbos und die A346 wohl bald weg sein

So ist es. Es sind noch ein paar B744 Piloten im Taxi unterwegs von FRA nach MUC...
 
Die GC war ein "Testflug" nach FRA mit niedrigerer Flughöhe als normal. Geplant war unter 6000m bzw. 20.000ft zu bleiben. In FRA sollte der Flieger dann auf etwaige Beschädigungen etc. gecheckt werden. Falls es keine Probleme gegeben hat, werden die gestrandeten Flieger heute nach FRA überführt.

Meine letzte Info war, das MUC bis mindestens 2000LT geschlossen bleibt. Desweiteren gibt es einen Check-In-Stopp für alle Abflüge bis morgen 1000LT.
 
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