Vorbeugung auf der Langstrecke

MUCCUM

Mitglied
Anschliessend an meine letzten Langstrecke im April hatte ich hinterher 2-3 Wochen etwas Durchblutungsprobleme im linken Knöchel, da empfahl mir mein Doc fürs nächste Mal Reisestrümpfe. Nun gibt es ja welche empfohlen von der LH/Berliner Charite. Wer outet sich, hat solche schon mal benutzt und sagt mir ob diese was taugen? :)
Oder doch lieber 1-2 Heparin-Spritzen mitnehmen (wurde mir von anderer Seite nahegelegt)?:think:
 
Oh, bitte nicht so viele Antworten auf einmal! ;D

Also, ich habe jetzt welche bestellt und werde sie mal im Büro testen...
 
Ein pauschaler Rat ist hier auch eher schwierig, geht es doch in den medizinischen Bereich.
Jeder Fall liegt anders. Bei Körperlängen über 1,85 Meter wird es in manchen Eco Klassen bei Flügen über 5 Stunden sicherlich schwieriger.
Strümpfe helfen sicherlich, weil aufgrund der Enge das Blut schneller zirkuliert. Aber selbst Aspirin hat mit seiner Blut verdünnenden Wirkung schon immer gute Dienste geleistet.
Je nachdem wo man sitzt, einfach zwischendurch mal aufstehen und ein paar Schritte laufen. Muss ja nicht grad beim Service sein, Zeit ist aber immer genug.
Heparin ist aus gutem Grunde Verschreibungspflichtig und sollte in meinen Laien-Augen ohne entsprechende Vorbelastungen nicht einfach so gespritzt werden. Überdies führt man es wahrscheinlich im Handgepäck mit und sollte auf jeden Fall ein Ärztliches Schriftstück als Bestätigung in englischer Sprache beim security check vorlegen können.
 
Ich kann dir zwar nicht mit Erfahrung helfen, aber...
Nachdem ich vor zwei Jahren gelesen hatte dass sich Wolfgang Joop dem Design der Stützstrümpfe angenommen hat, habe ich mir vorgenommen mir dies zu merken, sollte ich einmal in eine Situation wie deine kommen.
Diese Linie von Wolfgang Joop ist optisch wirklich eine Alternative zu den altbekannten Presswürsten.

Siehe hier...
 
Prinzipiell ist es sehr schwierig eine allgemeingültige Antwort bei medizinischen Themen abzugeben. Da zum Thema Reisethrombose ("economy class syndrome") jedoch diverse Gerüchte und Meinungen bestehen, möchte ich es dennoch versuchen.

Zur Klarstellung: Thrombosen entstehen i.d.R. in den Venen, d.h. den zum Herz zuführenden Gefäßen. Für die "Durchblutung" sind die Hochdruckgefäße (Arterien) zuständig. Sollte eine bekannte "Durchblutungsstörung" bestehen, sind Kompressionsstrümpfe oft nicht empfohlen da hier die Blutzufuhr "abgedrückt" werden könnte.

Grundsätzlich besteht bei Flügen ab ca. 5 Std. ein moderat erhöhtes Risiko für eine Thrombose der tiefen Beinvenen mit der möglichen Folge einer (selten) tödlichen Lungenembolie. In einer größeren Studie ist das Risiko für Gesunde mit 1 pro 4600 Langstreckenflügen angegeben. Die Ursachen liegen hierbei in erster Linie an der Immobilisation, aber auch an der niedrigen Luftfeuchte und dem niedrigen Luftdruck mit der Gefahr der Dehydration.

Für Gesunde sind die Empfehlungen der Fluggesellschaften, d.h. regelmäßiges Aufstehen und Umhergehen, regelmäßiges Beugen und Strecken der Waden und Oberschenkel sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr (kein/mäßig Alkohol) völlig ausreichend. Sollten die Knöchel/Beine dazu neigen (leicht!) anzuschwellen sind i.d.R. einfache Kompressionsstrümpfe aus dem Fachhandel bis zum Knie ausreichend.

Entgegengesetzt vielfacher Meinung bring Aspririn absolut nichts! (wirkt nur in den Arterien)

Wenn von vornherein ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, wie

- vorangegangene Thrombosen/ Embolien
- bekannte angeborene Störung des Gerinnungssystems
- gehäuftes Auftreten von Thrombosen/ Embolien in der nahen Verwandschaft
- vorangegangene (< 6 Wochen) Operationen
- Krebsleiden
- Übergewicht (BMI > 30)
- schwere Herzschwäche
- bestimmte Medikamente
- sonstige schwere Erkrankungen

besteht, kann nach Rücksprache mit dem beh. Arzt zusätzlich zu o.g. Maßnahmen eine Thromboseprophylaxe mittels Heparin sinnvoll sein. Ansonsten schließe ich mich @mucflyer an, Heparinspritzen sind Medikamente mit dem nicht unerheblichen Risiko von Nebenwirkungen, die man i.B. auf einem Langstreckenflug nicht erleben möchte...
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke erstmal, man lernt nie aus... habe bis jetzt auch immer Aspirin vorm Flug gefuttert!
Eigentlich hatte ich auch noch nie irgendwelche Probleme und ich weiß auch nicht zu hundert Prozent ob der Flug wirklich ursächlich für die Durchblutungsstörung am Knöchel war. Die Woche davor bin ich schließlich 7 Tage lang im Skistiefel gesteckt und bin auch mal gestürzt - gehört dazu. Allerdings habe ich mich entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten am Rückflug von Toronto nach MUC gar nicht bewegt, da ich wirklich den kompletten Flug (in Y) geschlafen habe - selbst Abendessen und Frühstück habe ich nicht mitbekommen, insofern natürlich auch sehr wenig getrunken. Ganz ausschliessen kann ich also nichts, vielleicht ein leicht lädierter Fuß, vielleicht der Flug. Nach 2-3 Wochen war es jedenfalls nach Behandlung mit Heparinsalbe weg.
Ich denke die Strümpfe werden nicht schaden, für den nächsten Flug nach ATL habe ich schon mal auf Eco+ umgebucht, bei meinem Trip nach Perth im Dezember werde ich dann halt wieder mehr rumlaufen! :)

Gruß, MUCCUM
 
Prinzipiell ist es sehr schwierig eine allgemeingültige Antwort bei medizinischen Themen abzugeben. Da zum Thema Reisethrombose ("economy class syndrome") jedoch diverse Gerüchte und Meinungen bestehen, möchte ich es dennoch versuchen.

Zur Klarstellung: Thrombosen entstehen i.d.R. in den Venen, d.h. den zum Herz zuführenden Gefäßen. Für die "Durchblutung" sind die Hochdruckgefäße (Arterien) zuständig. Sollte eine bekannte "Durchblutungsstörung" bestehen, sind Kompressionsstrümpfe oft nicht empfohlen da hier die Blutzufuhr "abgedrückt" werden könnte.

Grundsätzlich besteht bei Flügen ab ca. 5 Std. ein moderat erhöhtes Risiko für eine Thrombose der tiefen Beinvenen mit der möglichen Folge einer (selten) tödlichen Lungenembolie. In einer größeren Studie ist das Risiko für Gesunde mit 1 pro 4600 Langstreckenflügen angegeben. Die Ursachen liegen hierbei in erster Linie an der Immobilisation, aber auch an der niedrigen Luftfeuchte und dem niedrigen Luftdruck mit der Gefahr der Dehydration.

Für Gesunde sind die Empfehlungen der Fluggesellschaften, d.h. regelmäßiges Aufstehen und Umhergehen, regelmäßiges Beugen und Strecken der Waden und Oberschenkel sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr (kein/mäßig Alkohol) völlig ausreichend. Sollten die Knöchel/Beine dazu neigen (leicht!) anzuschwellen sind i.d.R. einfache Kompressionsstrümpfe aus dem Fachhandel bis zum Knie ausreichend.

Entgegengesetzt vielfacher Meinung bring Aspririn absolut nichts! (wirkt nur in den Arterien)

Wenn von vornherein ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, wie

- vorangegangene Thrombosen/ Embolien
- bekannte angeborene Störung des Gerinnungssystems
- gehäuftes Auftreten von Thrombosen/ Embolien in der nahen Verwandschaft
- vorangegangene (< 6 Wochen) Operationen
- Krebsleiden
- Übergewicht (BMI > 30)
- schwere Herzschwäche
- bestimmte Medikamente
- sonstige schwere Erkrankungen

besteht, kann nach Rücksprache mit dem beh. Arzt zusätzlich zu o.g. Maßnahmen eine Thromboseprophylaxe mittels Heparin sinnvoll sein. Ansonsten schließe ich mich @mucflyer an, Heparinspritzen sind Medikamente mit dem nicht unerheblichen Risiko von Nebenwirkungen, die man i.B. auf einem Langstreckenflug nicht erleben möchte...

antithrombosestrümpfe verhindern mitnichtnichten eine suffiziente arterielle durchblutung, sie sorgen dafür, dass das vernöse blut nicht in den unteren extremitäten "versackt". ab einer flugdauer von 6 stunden sind sie empfehlenswert bei patienten mit bekannten thromboserisiken. ebenso ist eine antikoagulation bei solchen patienten sinnvoll mit heparinen. allerdings müssen die nicht dauernd gespritzt werden ( alle 24h reicht ). alle flüge unter 6 stunden bedürfen im übrigen keiner gesonderten prophylaxe. viel wichtiger ist bewegung und nicht platt 8 stunden im sitz zu hocken.

grüsse vom flying doc, der im zweifelsfall immer den gang zum arzt des vertrauens empfiehlt!
 
ja:
Für die "Durchblutung" sind die Hochdruckgefäße (Arterien) zuständig. Sollte eine bekannte "Durchblutungsstörung" bestehen, sind Kompressionsstrümpfe oft nicht empfohlen da hier die Blutzufuhr "abgedrückt" werden könnte.

es geht hier ja um thrombosen.
eine durchblutungsstörung ( pavk ) ist eine andere geschichte. antithrombosestrümpfe haben den anspruch, die ausgeleierten venösen gefässe zu stärken. damit einfach nicht soviel blut hier versackt. der druck den sie ausüben reicht aus um diese recht schwach-muskulären gefässe ausreichend zu "komprimieren". um eine arterie derart zu komprimieren sind aber andere drücke notwendig, die man mit angespassten antithrombosestrümpfen aber nicht erreicht. insofern werden hier zwei sachen in einen topf geworfen, die zwar nah beieinander liegen, aber dennoch unterschiedliche ursachen haben ( und auch unterschiedlicher behandlungen bedürfen ). ich möchte hier keine medizinische beratung geben, aber dennoch einige sachen korrekt darstellen.

einem menschen, der im übrigen eine starke durchblutungsstörung hat, würde ich im übrigen auch weiterhin empfehlen sich mit dem arzt seines vertrauens zu besprechen. es gibt nämlich bei diesen menschen leider häufigere und schlimmere komplikationen, als insgesamt thrombosen nach langen flügen.

interessanterweise sind antithrombosestrümpfe eine feine sachen bei sehr langen operationen für den operateur und seine assistenten, da man hier nur steht ( also der druck in den venösen beingefässen sogar noch höher ist ) und leider nicht mal zwischendurch auf die toilette kann. aber richtige thrombosen gab es hier meines wissen bisher auch nicht!

in diesem sinne, always schöne flüge!
 
ach, eins noch zu heparin. man kann das gekühlt auch ohne probleme im koffer mitführen. die wirkung des medikaments wird dadurch nicht beeinträchtigt!;)
 
Jetzt muß ich doch noch kurz berichten:
Die "schlimmen Strümpfe" habe ich problemlos 18h getragen, davon 11h im Flieger sitzend. Ich fand es nicht einmal unangenehm und dicke Füße hatte ich auch keine - also ich werde sie wieder benutzen!
Nach Rücksprache mit meinem Internisten habe ich außerdem so Heparin-Wegwerf-Spritzen angewendet. Ich bin zwar sonst recht feige was Nadeln angeht, aber das mit dem selber Spritzen habe ich dann doch noch hinbekommen. Keinerlei Nebenwirkungen und irgendwie habe ich mich doch besser gefühlt. Die Erfahrung mit der Mini-Thrombose (? - so nannte es mein Orthopäde) im April hat doch nachdenklich und vorsichtig gemacht. Für meine nächste Langstrecke habe ich jedenfalls schon wieder Spritzen eingeplant.

MUCCUM :)
 
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