Michi
Mitglied
Hallo!
Wie bereits im Transrapid-Thread mal erwähnt hatte ich am 07.April die Gelegenheit, auf der Teststrecke im emsländischen Lathen (knapp zwei Autostunden westlich von Bremen, gleich an der holländischen Grenze) ein paar Runden mit dem Transrapid zu fahren. Da ich mir vorstellen könnte, das Euch eine kleine Reportage darüber interessiert, mache ich diesen Thread hier auf, um darüber zu berichten.
Die Transrapid-Teststrecke ist knapp 40 km lang (also in etwa die Länge, die auch die Münchner Strecke haben soll) mit zwei Schleifen im Norden und Süden, die über eine Gerade verbunden sind. Das Besucher- und Testzentrum mit der Werkstatt befindet sich auf der geraden Strecke, also mehr oder weniger in der Mitte der Teststrecke. Dort ist auch der provisorische Bahnhof, an dem Gäste ein- und aussteigen können.
Wenn Ihr auf die folgenden Photo-Thumbnails klickt, werden die großen Bilder in einem gesonderten Fenster geöffnet. Der erste Stop führte mich an den sog. Besucherhügel Nord, einen kleinen Hügel unmittelbar hinter der Weiche der nördlichen Schleife. Bei der Einfahrt in die Nordschleife kommt der Zug auf der einen Seite des Besucherhügels mit rund 180 km/h vorbei, und rund vier Minuten später rauscht der Transrapid auf der anderen Seite mit 400 km/h in die lange Gerade zurück. Man ist dabei rund 75 Meter von den Gleisen (oder wie auch immer man beim Transrapid sagt...) entfernt, bekommt also einen guten Eindruck sowohl von der enormen Geschwindigkeit als auch von der (vor allem verglichen mit herkömmlichen Hochgeschwindigkeitszügen wie dem ICE) wirklich geringen Lärmbelastung. Selbst bei 400 km/h rauscht es kurz, und insgesamt ist der Zug kaum mehr als 15 Sekunden zu hören!
Der nächste POI (Point of Interest
) lag am Beginn der südlichen Schleife, wo man bis auf knapp 2 Meter an die "Gleise" herankommt (natürlich durch einen Zaun getrennt). Hier fährt der Transrapid mit rund 190 km/h unmittelbar an einem vorbei - und ist nicht nur fast nicht zur hören sondern ruft gerade mal ein laues Lüftchen hervor. Jeder vorbeifahrende Linienbus in der Stadt schiebt bei 40 km/h eine größere "Luftwelle" vor sich her als der Transrapid bei fast 200 km/h. Eindrucksvoll!
Danach ging's ins Besucherzentrum, um rechtzeitig zum Boarding am Zug zu sein. Der Führerstand des Transrapid erinnert schon recht stark an den eines modernen schienengebunden Zuges - wenn man mal davon absieht, dass der Gas- und Bremshebel fehlt, da alle Steuerbefehle computergesteuert vorgenommen werden.
Die Kabine erinnert in der im Testfahrzeug verwendeten Konfiguration irgendwie an einen S-Bahn-Zug, nur dass die Sitzanordnung statt 2-2 hier 3-3. Doch das eigentlich Highlight des Tages war die Mitfahrt - zweieinhalb mal ging es um die Teststrecke, also insgesamt rund 100 km. Und das in rund 25 Minuten... Das Anfahren des Transrapid bemerkt man nur, wenn man aus dem Fenster sieht, denn völlig ruckfrei und nahezu geräuschlos setzt sich der Zug in Bewegung. Der Blick aus dem Fenster belegt, dass man sich vorwärts bewegt, aber ein Gefühl für die Geschwindigkeit bekommt man nicht wirklich. Erst der Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige im Zug zeigt, dass bereits 200 km/h erreicht sind. Mit dieser Geschwindigkeit geht es dann in die nördliche Schleife, die 12 Grad Kurvenüberhöhung aufweist. Innerhalb der Schleife beschleunigt der Transrapid auf rund 350 km/h (was im Übrigen die für die Münchner Strecke geplante Höchstgeschwindigkeit ist). Zu Beginn der Geraden beschleunigt der Zug weiter bis auf knapp über 400 km/h. Unsere gefahrene Höchstgeschwindigtkeit betrug 409 km/h. Selbst bei dieser Geschwindigkeit ist es im Inneren des Zuges erstaunlich leise und es ist nur ein leichtes Vibirieren zu spüren.
Die restlichen zwei Runden verliefen ähnlich wie die hier ausführliche beschriebe halbe Runde und die 25 Minuten "fliegen in 0 Meter Höhe" vergingen in der Tat wie im Fluge! Wieder zurück am "Bahnhof" konnte ich dann noch ein Photo des Zuges in seiner ganzen Pracht und Länge machen. Auch in München soll der Transrapid so wie hier gezeigt mit drei Elementen fahren - in Shanghai sind es dagegen fünf.
Mein Fazit: faszinierende deutsche Spitzentechnologie, die keinesfalls auf eine kleine, aber als Beweis für die Alltagstauglichkeit des Transrapid als Verkaufs- und Exportargument doch nicht ganz ausreichende Teststrecke irgendwo tief in der nordwestdeutschen Peripherie beschränkt bleiben darf. Die Bedenken vieler Münchner Transrapid-Gegner bzgl. Lärmbelästigung etc. werden spätestens dann haltlos, wenn man den Zug einmal mit eigenen Augenen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hat. Jeder S-Bahn-Zug ist lauter, und auch die A92, zu der die Münchner Strecke ja ausserhalb der Stadt parallell verlaufen soll, stellt für Anwohner zweifelsfrei eine größere Dauerschallbelastung dar als der Transrapid. Ein Problem der Diskussion hier in München scheint mir, dass viele Beteiligte gerade in hinsichtlich der Lärmbelastung garnicht genau wissen, worüber sie reden, weil sie sich noch nie die Mühe gemacht haben, ins Emsland zu fahren und sich das "Schreckgespenst Transrapid" mal in Realität anzusehen.
Über die Wirtschaftlichkeit der Münchner Strecke mag man dagegen vielleicht wirklich streiten können, aber m.E. sollte hier auch die Tatsache, dass man als wichtiges Verkaufsargument ins Ausland eine im Alltagsbetrieb funktionierende Strecke im eigenen Land nicht wegdiskutieren kann, nicht ausser Acht gelassen werden.
Und völlig ausserhalb jeglicher Rationalität und wirtschaftlicher Überlegungen, einfach nur aus dem Bauch heraus und mit einer nicht zu leugnenden Begeisterung für Spitzentechnologie kann ich für mich ganz persönlich nur resümieren: Transrapid-Fahren ist GENIAL!!! :thbup:
Ich hoffe, meine kleine Reportage hat Euch gefallen!
Michi
Wie bereits im Transrapid-Thread mal erwähnt hatte ich am 07.April die Gelegenheit, auf der Teststrecke im emsländischen Lathen (knapp zwei Autostunden westlich von Bremen, gleich an der holländischen Grenze) ein paar Runden mit dem Transrapid zu fahren. Da ich mir vorstellen könnte, das Euch eine kleine Reportage darüber interessiert, mache ich diesen Thread hier auf, um darüber zu berichten.
Die Transrapid-Teststrecke ist knapp 40 km lang (also in etwa die Länge, die auch die Münchner Strecke haben soll) mit zwei Schleifen im Norden und Süden, die über eine Gerade verbunden sind. Das Besucher- und Testzentrum mit der Werkstatt befindet sich auf der geraden Strecke, also mehr oder weniger in der Mitte der Teststrecke. Dort ist auch der provisorische Bahnhof, an dem Gäste ein- und aussteigen können.
Wenn Ihr auf die folgenden Photo-Thumbnails klickt, werden die großen Bilder in einem gesonderten Fenster geöffnet. Der erste Stop führte mich an den sog. Besucherhügel Nord, einen kleinen Hügel unmittelbar hinter der Weiche der nördlichen Schleife. Bei der Einfahrt in die Nordschleife kommt der Zug auf der einen Seite des Besucherhügels mit rund 180 km/h vorbei, und rund vier Minuten später rauscht der Transrapid auf der anderen Seite mit 400 km/h in die lange Gerade zurück. Man ist dabei rund 75 Meter von den Gleisen (oder wie auch immer man beim Transrapid sagt...) entfernt, bekommt also einen guten Eindruck sowohl von der enormen Geschwindigkeit als auch von der (vor allem verglichen mit herkömmlichen Hochgeschwindigkeitszügen wie dem ICE) wirklich geringen Lärmbelastung. Selbst bei 400 km/h rauscht es kurz, und insgesamt ist der Zug kaum mehr als 15 Sekunden zu hören!
Der nächste POI (Point of Interest

Danach ging's ins Besucherzentrum, um rechtzeitig zum Boarding am Zug zu sein. Der Führerstand des Transrapid erinnert schon recht stark an den eines modernen schienengebunden Zuges - wenn man mal davon absieht, dass der Gas- und Bremshebel fehlt, da alle Steuerbefehle computergesteuert vorgenommen werden.
Die Kabine erinnert in der im Testfahrzeug verwendeten Konfiguration irgendwie an einen S-Bahn-Zug, nur dass die Sitzanordnung statt 2-2 hier 3-3. Doch das eigentlich Highlight des Tages war die Mitfahrt - zweieinhalb mal ging es um die Teststrecke, also insgesamt rund 100 km. Und das in rund 25 Minuten... Das Anfahren des Transrapid bemerkt man nur, wenn man aus dem Fenster sieht, denn völlig ruckfrei und nahezu geräuschlos setzt sich der Zug in Bewegung. Der Blick aus dem Fenster belegt, dass man sich vorwärts bewegt, aber ein Gefühl für die Geschwindigkeit bekommt man nicht wirklich. Erst der Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige im Zug zeigt, dass bereits 200 km/h erreicht sind. Mit dieser Geschwindigkeit geht es dann in die nördliche Schleife, die 12 Grad Kurvenüberhöhung aufweist. Innerhalb der Schleife beschleunigt der Transrapid auf rund 350 km/h (was im Übrigen die für die Münchner Strecke geplante Höchstgeschwindigkeit ist). Zu Beginn der Geraden beschleunigt der Zug weiter bis auf knapp über 400 km/h. Unsere gefahrene Höchstgeschwindigtkeit betrug 409 km/h. Selbst bei dieser Geschwindigkeit ist es im Inneren des Zuges erstaunlich leise und es ist nur ein leichtes Vibirieren zu spüren.
Die restlichen zwei Runden verliefen ähnlich wie die hier ausführliche beschriebe halbe Runde und die 25 Minuten "fliegen in 0 Meter Höhe" vergingen in der Tat wie im Fluge! Wieder zurück am "Bahnhof" konnte ich dann noch ein Photo des Zuges in seiner ganzen Pracht und Länge machen. Auch in München soll der Transrapid so wie hier gezeigt mit drei Elementen fahren - in Shanghai sind es dagegen fünf.
Mein Fazit: faszinierende deutsche Spitzentechnologie, die keinesfalls auf eine kleine, aber als Beweis für die Alltagstauglichkeit des Transrapid als Verkaufs- und Exportargument doch nicht ganz ausreichende Teststrecke irgendwo tief in der nordwestdeutschen Peripherie beschränkt bleiben darf. Die Bedenken vieler Münchner Transrapid-Gegner bzgl. Lärmbelästigung etc. werden spätestens dann haltlos, wenn man den Zug einmal mit eigenen Augenen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hat. Jeder S-Bahn-Zug ist lauter, und auch die A92, zu der die Münchner Strecke ja ausserhalb der Stadt parallell verlaufen soll, stellt für Anwohner zweifelsfrei eine größere Dauerschallbelastung dar als der Transrapid. Ein Problem der Diskussion hier in München scheint mir, dass viele Beteiligte gerade in hinsichtlich der Lärmbelastung garnicht genau wissen, worüber sie reden, weil sie sich noch nie die Mühe gemacht haben, ins Emsland zu fahren und sich das "Schreckgespenst Transrapid" mal in Realität anzusehen.
Über die Wirtschaftlichkeit der Münchner Strecke mag man dagegen vielleicht wirklich streiten können, aber m.E. sollte hier auch die Tatsache, dass man als wichtiges Verkaufsargument ins Ausland eine im Alltagsbetrieb funktionierende Strecke im eigenen Land nicht wegdiskutieren kann, nicht ausser Acht gelassen werden.
Und völlig ausserhalb jeglicher Rationalität und wirtschaftlicher Überlegungen, einfach nur aus dem Bauch heraus und mit einer nicht zu leugnenden Begeisterung für Spitzentechnologie kann ich für mich ganz persönlich nur resümieren: Transrapid-Fahren ist GENIAL!!! :thbup:
Ich hoffe, meine kleine Reportage hat Euch gefallen!
Michi