TCAS-Studie der TU Braunschweig

Airdinger

Mitglied
Der folgende Artikel ist ja wirklich relativ sachlich und (ich kann das nicht beurteilen) vermutlich auch fachlich korrekt:

Studie der TU Braunschweig:
Kollisions-Warnungen im deutschen Luftraum- bei airliners.de


Man kann schon jetzt auf Schlagzeilen wie "Täglich Beinahezusammenstösse über Deutschland" und ähnliches warten... ;)

ich bin mal gespannt wer darauf anspringt und was da so kommen wird... :think:
 
In der Tat etwas reisserisch aufgemacht. Eine kurze Google -Suche nach Braunschweig & Kollision zeigt, wer schon alles auf den Zug aufgesprungen ist...

Allerdings finde ich 2 Sachen merkwürdig:

Zunächst würde ich bei wissenschaftlicher Herangehensweise (und wenn man nicht nur einfach auf Schlagzeilen aus ist) erwarten, dass dem Leser nähergebracht wird wie dieses System funktioniert und dass es als Frühwarnsystem in der Lage ist 2-stufig zu warnen. Nämlich durch 'Traffic Advisories' (TA) und 'Resolution Advisories' (RA).

Während es kaum einen Arbeitstag gibt, an dem nicht eine TA erzeugt wird, sind mit der 7er Software von TCAS 'falsche' RAs quasi ausgestorben. Eine RA heißt somit tatsächlich, dass die Mindeststaffelung wahrscheinlich nicht eingehalten worden wäre, allerdings können die Flieger 4.000 oder 40 Meter aneinander vorbeifliegen - es ist also keine Aussage über das absolute Risko einer Kollision möglich.

Eine TA dagegen heißt: GARNICHTS. Sie soll nur die Crew vorwarnen, dass u.U. eine RA folgen KÖNNTE. Das exakte Verhältnis TA/RA liegt bestimmt bei 100:1 oder noch niedriger.

Daher wäre es schon wichtig, von welchen 'Warnungen' in dem Artikel gesprochen wird. Eine RA pro Tag alleine im norddeutschen Luftraum: Glaube ich nicht.

Der 2. Punkt: Warum ist auf der Homepage der Uni trotz Suche keine Info zu dieser 'Studie' zu finden? Dort sollte man dann doch bei Interesse auch näheres zur angewandten Methodik finden.

Schlussendlich möchte ich noch anmerken, dass ein hochrangiger Mitarbeiter dieser Einrichtung in mehreren Diskussionen über Flugunfälle mit Airbus-Fliegern in einem anderen Board eine dermaßen praxisfremde und bornierte Einstellung gezeigt hat, dass man seine eigenen Vorurteile über die 'Theoretiker vor dem Herrn' mal wieder allzu bestätigt sieht.

Wenn das Thema interessiert, verschiebe ich es hier raus. Mal sehen...

Viele Grüße, MAX
 
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Schlussendlich möchte ich noch anmerken, dass ein hochrangiger Mitarbeiter dieser Einrichtung in mehreren Diskussionen über Flugunfälle mit Airbus-Fliegern in einem anderen Board eine dermaßen praxisfremde und bornierte Einstellung gezeigt hat, dass man seine eigenen Vorurteile über die 'Theoretiker vor dem Herrn' mal wieder allzu bestätigt sieht. ...
Du meinst doch nicht etwa die Herrn "Why-Because Analysis" bei PPRuNe... :whistle:
 
Bei Studien ohne Angabe der Methodik bin ich sehr vorasichtig. Denn was ist das Ziel einer Studie?

Antwort: Eine neue Studie.

Wie man sieht, wurde dieses Ziel bereits erreicht durch die im Artikel erwähnte Ausweitung des Versuches mit dem Einsatz von 5 Radarstationen...
 
Wobei sich desweiteren noch die Frage stellt, wie die 'Studie' an die Daten gelangt sein möchte.

Anhand meiner Unterlagen kann ich nicht nachvollziehen, ob und ggf. welche TCAS-Daten der Mode-S-Transponder übermittelt. Hat @IFixPlanes hierzu nähere Infos im AMM?

Auch zu klären wäre, ob es überhaupt legal ist, diese Mode-S-Daten 'abzuhören'.

Gruß MAX

EDIT:
Bevor Nachfragen kommen: Ist schon klar, dass die Koordination zwischen den beteiligten Fliegern bei einer RA über Mode-S läuft. Da aber die Kommunikation m.W. sehr selektiv erfolgt stellt sich die Frage, ob man durch Aufstellen eines 'Pseudo-Transponders' am Boden einfach TA/RA-Daten von Flugzeugen abhören kann, mit denen man gar nicht 'conflicting' ist. Und TA-Daten werden ja eigentlich garnicht 'gesendet'.
 
Zuletzt bearbeitet:
sind mit der 7er Software von TCAS 'falsche' RAs quasi ausgestorben.
Naja;)
TCAS weiß halt immer noch nicht, wo das eigene ACF hinsteigt oder sinkt (vom "Gegner" mal ganz zu schweigen). Dadurch werden auch heute noch etliche "falsche" RA´s generiert, bei denen Freigabemäßig immer Vertikalstaffelung bestanden hätte.
 
@ BenBen

Das ist schon richtig, und das System so zu programmieren, dass es davon ausgeht, dass der (Auto)Pilot den freigegebenen Level schon nicht überschießen wird, wäre natürlich der Philosophie 'Last Line of Defence' widerprechend.

Wenn aber mehr Kollegen es endlich mal gebacken bekommen würden, sich an die Vorschriften zu halten und die Vertical Speed spätestens (!) 1.000 Fuss vor Erreichen der freigegebenen Höhe auf max. 1.500 fpm zu begrenzen, dann würde der größte Teil der verbliebenen TAs auch noch vermieden.

Es ist eine Schande, dass gerade Airbus es bis heute nicht geschafft hat, ein entsprechendes Feature in die Flight Guidance Software zu implementieren. Dennoch ist es wenig hilfreich, wenn der Flieger noch mit z.B. 2.000 fpm unterwegs ist deswegen mit den Schultern zu zucken und zu sagen 'Is mir doch wurscht!'. Solche TAs sind noch relativ verbreitet, aber wie gesagt 'hausgemacht'.

Damit es durch eine solche Konstellation zu einer RA kommt, müssen die relativen Vertical Speeds aber schon im Bereich einer anderen Hausnummer sein - oder nicht? Das wäre ja dann schon mindestens grob fahrlässig und es würde ein entsprechendes Gespräch mit mir folgen, falls wir die Ursache für diese RA waren.

Wir müssen übrigens für jede RA einen Flight Report verfassen (für TAs ausdrücklich nicht) - wie sieht das denn bei Euch aus? Wenn wir eine RA melden, wird das bei Euch statistisch erfaßt? Dann könnte man ja den in er 'Studie' genannten Zahlen etwas Material entgegensetzen, wobei es sicherlich eine bedeutende Dunkelziffer gibt die nicht 'reported' wird.

Gruß MAX
 
was ich ja ziemlich krass finde ist, dass die "Untersuchung" vom Institut für
Eisenbahnwesen und Verkehrsicherung (Professor Form) durchgeführt wurde

Hier die Selbstdarstellung
http://www.tu-braunschweig.de/ifev/wirueberuns

wollten die in Wirklichkeit vielleicht über Mehdorn Airlines forschen??


Zur Ergänzung noch Pressemeldung der TU, mit der e-mail von Prof Form am Ende; vielleicht fragen wir den mal selber, was sie sich dabei gedacht haben.

http://www.tu-braunschweig.de/presse/presseinformationen?year=2008&pinr=191

daraus: "„Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass eine weitere Langzeitbeobachtung und eine tiefer gehende Analyse erforderlich ist“, fasst Prof. Peter Form zusammen."

warum also mit Halbgarem an die Öffentlichkeit? Sensationsgier?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei sich desweiteren noch die Frage stellt, wie die 'Studie' an die Daten gelangt sein möchte.[...]

Bei Airliners.de steht:

Ausweitung des Monitorings
Seit August 2008 wurde die Überwachung ausgedehnt. Neben Braunschweig stehen nun auch in Frankfurt, Stuttgart und München Bodenstationen, die täglich Empfangsdaten von bis zu 1000 Flugzeugen gleichzeitig nach Braunschweig senden. Durch dieses weltweit einmalige Überwachungsnetz wurden demnach vom 15. August 2008 bis 20. November 2008 an 98 Tagen bereits 510 Kollisions-Alarme registriert.
Tatsächlich sieht es TCAS vor, RAs an Bodenstationen zu senden:

Using the Mode S data link, TCAS can
downlink RA reports to Mode S ground
sites. These reports can be provided in the
Mode S transponder’s 1090 MHz response
to an interrogation from the Mode S ground
sensor requesting information and it can also
be provided automatically using the TCAS
1030 MHz transmitter.
During the time an RA is displayed, TCAS
will automatically generate a downlink
message containing information on the RA
being displayed to the crew. This
information, known as the RA Broadcast, is
provided when an RA is initially issued and
when the RA is updated. It is rebroadcast
every eight seconds using the TCAS 1030
MHz transmitter. At the end of an RA, an
indication will be provided to the ground
that the RA is no longer being displayed.
Quelle

Michael
 
Womit immer noch nicht geklärt ist, ob die Braunschweiger nun TAs oder RAs gezählt haben. Werden bei TAs auch solche Reports gesendet?

Fragen über Fragen, die eigentlich schon in der Veröffentlichung der Verfasser
dieser ominösen Studie geklärt sein müssten.

Viele Grüße

Werner
 
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