Tarifverhandlungen der dritten Art

@ MUCFLYER: ich hab' den ganzen thread jetzt erst gelesen - war 'anderweitig' etwas beschäftigt! Auf Deine Frage von vor paar Tagen hatte Dir keiner geantwortet:
Nur kurz soviel: Die Chronologie der Ereignisse kann von außen natürlich nicht im Detail bewertet und kommentiert werden. Das überlassen wir besser unmittelbar involvierten DFS'lern. Es bleibt aber wie bei allen großen Streiks der letzten Jahre in Deutschland, ein fader Beigeschmack zurück. Diesmal besonders beim timing.
Zum Timing: die jetzigen Tarifverhandlungen hätten 'eigentlich' im November letzten Jahren stattfinden müssen. Das taten sie auch und aus nicht ganz durchschaubaren Gründen, war es der DFs irgendwie sehr wichtig, einen (relativ schnellen) Abschluß über nur 7 Monate zu machen; was auch passierte.
Als dann im Frühsommer die Verhandlungen wieder aufgenommen wurden, weil der 7-Monate-Tarif ausgelaufen war, spielte man (wie in den letzten 15 Jahren immer) DFs-seitig auf Zeit. So wurden nach glaub' ich mehr als sieben Verhandlungsterminen einfach mal behauptet, man hätte ja gar nicht verhandelt: "waren nur Gespräche"... usw.

Was dahinter steckt? Wissen tut's wohl (noch) keiner. Meine Vermutung geht aber auch in die bereits geäußerte Richtung: man WOLLTE den Tarifstreit eskalieren lassen und man WOLLTE das in die Ferienzeit bugsieren. Ergebnis war (zumindest letzte Woche) in allen Medien zu sehen: gierige Großverdiener (=Lotsen) wollen noch mehr und versauen dem kleinen Mann den Urlaub. Daß auch die Politik meiner Meinung mit im Boot sitzt, zeigen die grenzdebilen Auftritte des Her.. äähhh vom Ramsauer ('tschuldigung, aber mir ist JEGLICHER Respekt gegenüber dem abhanden gekommen). Der Mob hat's ja auch geschluckt; da kann man mal sehen, wie einfach man so was manipulieren kann...

Ich jedenfalls bin endgültig von diesem Arbeitgeber kuriert. Daß Kollegen, die in der Öffentlichkeit stehen, Morddrohungen bekommen haben und überlegen mußten, ob sie ihre Familien woanders unterbringen... Das Thema 'Fürsorgepflicht des Arbeitgebers' scheint an den Unis und FHs nicht mehr auf dem Lehrplan zu stehen.
Von daher, MUCFLYER, hast Recht: man schweift schnell ab! :)
 
Richtig - steht nämlich noch gar nichts fest. Auf so Gerüchte würd ich erstmal nix geben.
Einfach mal bis Freitag warten und gucken was kommt ;)
 
Die Tarifverhandlungen scheinen endgültig gescheitert. Am Montag entscheidet die GDF über Streiks, die dann ab Dienstag möglich wären.
 
im Spiegel


es hatte die ganze Zeit den Anschein das von unserer GF ein Streik eher gewünscht ist, so wie sie in den Verhandlungen aufgetreten sind.

Saigor
 
Zuletzt bearbeitet:
hier das Statement der GdF


Wird noch eine lange Geschichte und ich befürchte jetzt führt kein Weg mehr am Streik vorbei. Ich wüsste jedenfalls keinen mehr. Wenn ich den inoffiziellen Infos folge, hat die DFS nahezu bewusst darauf hin gearbeitet den Streik zu forcieren. (Wird ja angedeutet). Wenn schon der Arbeitgebernahe Schlichter vom Gebahren der Firma angekotzt ist, will das was heißen. Die Griechen streiken 24 h, wir machen mit einem Teil viel mehr kaputt :think:

Saigor
 
offensichtlich war der Politik das ganze zu heiß. Nach Initiative vom Ramsauer (er hat persönlich angerufen und die GdF freundlich gebeten, der DFS aber 'befohlen') wurden die strittigen Punkte wohl größtenteils zu unseren Gunsten geklärt, Details sind aber noch nicht bekannt.

Erst mal Ruhe, wenn auch nicht lange, wir haben noch 5 oder 6 gekündigte Tarifverträge. Ist ja nicht so das damit alles gut ist.

Saigor
 
Mal 'ne ganz dumme Frage: Unter welchen Gesichtspunkten kann man einen laufenden TV kündigen? Danke schonmal.
 
bspw wenn ein bereits verhandelter neuer Tarifvertrag vom Arbeitgeber nicht unterschrieben wird, jede Nachfrage mit ausweichendem Blabla (wir warten noch auf eine Prüfung durch das Finanzamt, es besteht noch interner Kärungsbedarf etc) beantwortet wird und man an die Kündigungsfrist kommt. Dann kündigt man den Tarifvertrag, um ihn gegebenenfalls arbeitskampffähig zu machen. Tarifverträge die nicht gekündigt sind, können auch nicht bestreikt werden.

Saigor
 
Das heißt dann auch, dass TVs, die nach den letzten Verhandlungen akzeptiert wurden, vor Beendigung der Laufzeit nicht gekündigt werden können oder?
 
Doch, können sie, die Kündigung wird aber erst zum Laufzeitende wirksam.
Wobei auch dann die Tarifwirkung über das Laufzeitende hinaus erhalten bleibt, bis er durch neue Abmachungen ersetzt wird. Zumindest solange die Tarifparteien diese Nachwirkung nicht ausgeschlossen haben...
 
es ist wichtig sich vor Augen zu führen, das es nicht den einen TV gibt. Wir haben knapp ein Dutzend (wie gesagt, die meisten davon im gekündigten Zustand). Die Norm wäre den TV fristgerecht zu kündigen, meist 3 oder 6 Monate Fristen, und verhandeln. Wenn man eine Einigung ohne TamTam erzielt, ist man oft vor der Wirksamkeit der Kündigung fertig und kann den neuen Vertrag unterschreiben. Wenn keine Einigung, kann man dann mit Eintreten der Kündigung dann streiken. Manche TVs haben Nachwirkung (Übergangsversorgung bei uns als Beispiel), manche bewusst aber auch nicht (Schlichtungstarifvertrag, Notdienstvereinbarung). Bis vor kurzem hätten wir im Falle eines Streiks 25% des Normalverkehrs gearbeitet - war der DFS nicht so wichtig. Auch das mit der Schlichtung ist ihnen wohl nicht so wichtig, denn auch der Vertrag endet 31.12.11, sprich nächstes Jahr gibt es keinen einfachen Weg mehr um einen Streik abzuwenden.
Vielleicht hat der Anteilseigner (der Bund) im Zuge dieser Verhandlungen endlich kapiert das es nötig ist ein paar Posten neu zu besetzen.

Saigor
 
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