Was mich noch interessieren würde, betreffend RVR-Werte bei Landung:
Inwiefern beeinflusst euch eine kurzfristige Änderung der Werte? Angenommen es wird offiziell CATII gefahren, der RVR-Wert in der TDZ sinkt aber auf z.B. 275m wenn ihr am OM seid. Wendet ihr dann sofort die Minima für CATIII an? Was müsst ihr sonst in solch einem Falle beim Anflug noch beachten? Für uns macht es ja eigentlich keinen Unterschied, ob wir CATII oder CATIII fahren, vom Spacing am Final, den Holding Points etc. ist es ja gleich. Ist es für euch dann praktischer, wenn gleich CATIII gefahren wird, auch wenn die Werte auch noch CATII zulassen würden?
Und wie ist es im umgekehrten Fall? Ofiiziell wird CATII gefahren, die RVR-Werte sind aber momentan gut (1500P). Ihr könnt doch dann CATI anfliegen, oder geht das so kurzfristig nicht?
Für 'uns' (DLH) gilt folgendes Verfahren:
Der Approach darf unabhängig von der RVR begonnen werden, bis zum OM muss aber die nötige RVR erreicht werden. Dabei ist hauptsächlich die RVR der TDZ maßgeblich, die MID und END RVR können z.T. geringer sein (CATI -50%, CAT II/III -50m).
Nach dem OM dürfen die RVRs dann wieder auf bis zu 75m absinken, hier gab es gerade eine Änderung der JAR-OPS, über die sich die 'Gelehrten' selbst noch nicht so ganz einig sind.
Während des Approaches von CAT II auf CAT III zu wechseln ist eigentlich keine große Sache und ist wenn es vor dem OM angekündigt wird, kein Problem.
Schließlich noch das typische MUC-Phänomen: RVR ist schlecht (<600m), da die Transmissiometer im Gras stehen, aber die ganze Bahn ist zu sehen. Habt ihr Probleme damit, wenn man euch in einem solchen Fall bittet CATI anzufliegen (evtl. mit der Anmerkung "preciding inbound reported RWY in sight on two miles final" oder "Tower observation: whole RWY in sight")?? Verlasst ihr euch auf so eine Aussage, auch wenn die RVR-Werte dagegen sprechen?
Naja, hier ist jetzt Haare spalten angesagt.
Die Dienstvorschrift habe ich oben schon zitiert und jeder der bei einer RVR < 550 m einen CAT I-Approach über das OM fortsetzt, begibt sich auf sehr dünnes Eis, hauptsächlich wenn irgendetwas passiert. Das muß nicht mal mit dem Approach zu tun haben, laß bei der Landung einen Reifen platzen, der Flieger fährt eine Lampe um und hinterher wird am grünen Tisch alles 110%ig zerpflückt und da wird die Frage kommen 'Warum sind sie bei RVR < Minimum angeflogen?'. Ich würde es nicht tun.
Ausserdem ist es immer wieder frappierend, bei Wetterlagen mit MIFG oder BCFG anzufliegen. Du siehst den Airport bereits von Linz aus, auch den ganzen Anflug über ist die Bahn bestens zu sehen. Und in 20 oder 10 Fuss AGL fliegt man in den Bodennebel ein und sieht: NICHTS MEHR. Das dann unter CAT I mit manual Landing kann SEHR interessant werden. Wer es einmal erlebt hat, braucht es nicht mehr...
Das mit den Pilot Reports ist grundsätzlich so eine Sache. Um diesen qualifiziert beurteilen zu können, würde ich mindestens gerne Company und A/C-Type wissen. Aber selbst bei Kollegen aus der eigenen Firma und auf dem gleichen Flieger ist die Wahrnehmung oftmals sehr 'subjektiv', das habt Ihr sicher auch schon bemerkt...
Die ganze LVO und Winter-Ops ist ziemlich auf Kante genäht und arbeitet teilweise mit erheblich reduzierten Sicherheits-Margen. Daher wäre es schön, wenn WIR ALLE uns nicht von den Kaufleuten 'hetzen' lassen würden, die einfach nur ahnungslos sind und nicht wissen, wessen Kostenstelle sie mit dem Nebel belasten sollen.
Viele Grüße, MAX