Ich habe gestern schon einen Beitrag geschrieben, der ist aber leider einem Browser-Problem zum Opfer gefallen. Daher hier der 2. Versuch...
Details an der Tragflächenspitze eines A320, also in ca. 15 Meter Entfernung vom Kabinenfenster, zu beurteilen ist selbst
- mit Fachkenntnis
- bei sauberen / nicht verkratzten Fenstern
- bei Tageslicht
nicht immer ganz einfach. Wenn man nun mindestens eines der drei obigen Attribute streicht und durch das Gegenteil ersetzt, kann sich jeder leicht vorstellen, wie dies den Wert der Beobachtung bzw. Information beeinflußt.
Richtig ist, dass man sich durch die Teilnahme am System 'Luftverkehr' (insbesondere wenn man hinter der Cockpit-Tür plaziert ist) in einem erhöhten Maße und unabwendbar in die Abhängigkeit bzw. Verantwortlichkeit Anderer begibt. Dass diese Tatsache bei manchen Menschen Stress hervorruft ist bekannt, allerdings nun mal nicht änderbar. Bestimmte Zeitgenossen wären sicherlich besser bedient, wenn Sie mit dem Bus fahren würden. Nur leider kommt man damit nicht für 19 Euro nach Malle.
Natürlich sollte man Sorgen der Gäste im Rahmen des Möglichen ernst nehmen. Dennoch kann hier nicht vor jedem Abflug eine basis-demokratische Befragung erfolgen, ob denn nun alle zufrieden sind und wir endlich losfliegen können. Neben dem technischen Zustand des Flugzeuges müsste man dann ja eigentlich auch noch abfragen, ob alle mit der getankten Menge Extra-Fuel und der Auswahl des Alternate-Airports 'kondom' gehen.
Weiterhin richtig ist, dass das in dem Link vom EZY-Sprecher zitierte 'High-Speed-Tape' in großem Umfang Verwendung findet, allerdings nicht nur um die Oberfläche von Kratzern zu glätten, sondern um alles was fest und zu gemacht werden muss zu behandeln (lose Dichtungen, fehlende Deckel/Panels).
Was fehlen darf bzw. verklebt werden darf, ist in der CDL (Configuration Deviation List) genau aufgeführt und dazu auch der sich evtl. daraus ergebende Mehrverbrauch an Kraftstoff.
Wenn nun an einer Stelle High-Speed-Tape, welches eine extrem starke (ich schätze 0,5 mm?), selbstklebende Alu-Folie darstellt, angebracht wird und sich ein Teil davon aufstellt bzw. ablöst, dann kann das auf den ängstlichen Betrachter tatsächlich etwas merkwürdig wirken. Davon aber auf ein unmittelbar bevorstehendes Früh-Ableben aller Beteiligten zu schließen, erscheint mir doch leicht übertrieben.
Und so einfach wie in dem Artikel beschrieben, ist es nun auch nicht. Wenn die Kabine einmal 'Ready' gemeldet ist, dann können die FBs leider nicht mehr so einfach mal zu einem Gast gehen, der bimmelt oder sich sonstwie bemerkbar macht, denn sie riskieren sonst den Take-Off stehend im Mittelgang und den Rest ihrer Karriere außerhalb eines Flugzeuges zu verbringen. Also muss der FB zunächst den Purser anrufen und dieser dann die Kabine 'Not Ready' melden, vorher geht garnichts. Und ab dem Aufrollen auf die Startbahn werden sich die Kollegen hüten uns anzurufen, wenn nicht mindestens 'die Russen kommen'. Was soll also die Konsequenz sein - eine Notbremse in jeder Sitzreihe? Wir sind nun mal nicht bei der Bahn...
Von diesen Bemerkungen ausgenommen ist natürlich der unwahrscheinliche Fall einer tatsächlich vitalen Beobachtung. Allerdings sollten solche bei einer seriösen Airline eigentlich durch die Zuständigen (Maintenance, Crew) gemacht werden, bevor Gäste dies tun (müssen). Wie man sich in einem solchen Fall Gehör verschafft, bleibt dann der Kreativität des Einzelnen überlassen. Hier kann man dann sehr schön den Zwiespalt erfahren, in dem 'wir' täglich stecken zwischen 'dafür gibts aber gar kein Procedure' und 'nothing beats success'.
Insbesondere der Umkehrschluss der letzen Phrase beschreibt dies sehr trefflich.
Schöne Grüße, MAX