Einseitiger Umkehrschub nach der Landung

Avroliner

Mitglied
Hallo,

ich habe ein Frage an euch.
Konkret geht es um einen Qatar Airbus A330-300 der nach nach einem kurzen Flug von STR nach der Landung in ZRH nur den Umkehrschub am rechten Triebwerk aktivierte.
Vielleicht wichtig:
Qatari all exits are available no traffic behind
Zum Zeitpunkt gab es Rückenwind von 8kts.
Warum wurde also bitte nur einseitig der Umkehrschub aktiviert? :confused:

Danke!
Gruß Andi
 
Vermutlich war der andere deaktiviert. Bei Zweimots funktioniert dann der andere noch. Bei Viermots sieht es da anders aus. Wenn einer der beiden outboards deaktiviert wird, funktioniert der andere outboard auch nicht. Hintergrund sind die größeren Drehmomente, die bei den inboards nicht so stark sind und leichter zu kompensieren. Wenn du ein Bild hast, dann sollte man bei dem Triebwerk kleine rote Punkte am Anfang der Reverse-Cowl sehen.
 
Sowas kann auch zu Unfällen führen. Da fällt mir doch gleich eine Geschichte von vor etlichen Jahren ein...
 
Sowas kann auch zu Unfällen führen. Da fällt mir doch gleich eine Geschichte von vor etlichen Jahren ein...

TAM 3054 in CGH, allerdings war hier menschliches Versagen die Ursache, man hatte nach einer alten Procedure gearbeitet, dabei das Triebwerk mit dem geblockten Reverser auf CLIMB (ich hab in Erinnerung TOGA) bei der Landung belassen und das andere hat gebremst. Gab dann eben dieses Drehmoment, was bei diesen Kräften nicht mehr behoben werden konnte. Außerdem war es dunkel, so ist keinem von beiden die Schubhebelstellung aufgefallen.

Diese Procedure wurde von Airbus aber schon Jahre vorher geändert, nachdem es ähnliche Ausgänge gab. Seither muss das Triebwerk mit dem geblockten Reverser auf IDLE gestellt werden.

Vllt. kann MAX REVERSE hier die beiden Vorgehensweisen als A320-Pilot mal genauer erklären, hab es nicht mehr so genau im Kopf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Bedeutung des Umkehrschubs für die 'normal Operation' wird oftmals überbewertet. Die Bremstrecken nach der Landung sind ohne Reverse gerechnet, viele kleinere Flieger haben überhaupt keine Schubumkehr und die meisten Airports schreiben wegen Lärmschutz vor, nur das weitgehend wirkungslose Idle Reverse zu benutzen ('... more than idle reverse may only be used for safety reasons...'). Von daher ist die geschilderte Landung vollkommen unspektakulär.

Grund für die Nichtbenutzung des Reversers könnten u.a. sein: Motor ausgefallen, Hydraulik ausgefallen, Elektrik ausgefallen, Reverser ausgefallen. In jedem dieser Szenarien sind Teile der Steuerung oder Betätigung betroffen und dann bleibt der Reverser systemseitig komplett zu.

Bei Airbus (Beispiel A320) hängt and den Thrust Levers aber noch eine komplizierte Logik, welche die Ground Spoiler und die Auto Brake steuert. Eine von vielen Eingangsvariablen ist, ob zur Landung beide Thrustlever in Idle, kurz danach besser in Reverse stehen. Nur so ist sichergestellt, dass die berechnete Verzögerung auch rechtzeitig einsetzten kann. Da Airbus den Flieger so designed hat, dass im Anflug (selbst ohne Autopilot) der Autothrust immer ON sein soll, wird der Pilot kurz vor der Landung mit dem 'Retard!' Callout an das zurückziehen der Thrust Levers erinnert. Wird das ganz oder teilweise vergessen, sind die Folgen verheerend, siehe der TAM-Unfall in Sao Paulo.

Im Falle einer geplanten Landung mit einer Systemstörung, welche die Landestrecke/Bremsleistung beeinflußt, sieht die Sache hingegen komplett anders aus. Hier kommt nichtmehr der gewohnt komfortable Aufschlag auf die notwendige Bremsstrecke mindestens 67% zur Anwendung, sondern es wird mit der 'Actual Landing Distance' gearbeitet also mit 0% Aufschlag, einfach deswegen weil bei komplexen Fehlern die Landestrecke auch mal über 3.000 Meter betragen kann und man beim Anbringen eines selbst kleinen Aufschlages in manchen Teilen der Welt garnichtmehr landen könnte (Polen/Russland haben zu 90% nur 2.600m RWYs). Je nach Fehler wird dann Reverse mit eingerechnet (heißt: maximum Reverse on all operating engines) und muss dann auch benutzt werden.

In diesem Sinn grüßt

MAX reverse
 
Dann hat sich ja auch meine Frage dahingehend geklärt, dass ich bei einem A340 beobachten konnte, das nur die beiden äußeren Engines in Thrust Reverse geschaltet wurden!

Thanks für die Antwort!
 
Dann hat sich ja auch meine Frage dahingehend geklärt, dass ich bei einem A340 beobachten konnte, das nur die beiden äußeren Engines in Thrust Reverse geschaltet wurden!

Thanks für die Antwort!

Das war dann aber bewusst vom Piloten so angesteuert (oder beide inneren Reversen waren deaktiviert). Mit dieser Methode kann man übrigens auf langen abschüssigen Rollwegen (z.B. CAI DFW ATL) sehr gut verhindern, dass der Flieger zu schnell wird, und merkt dabei auch noch, dass auch idle reverse bei 30kt Rollgeschwindigkeit eine gewisse Wirkung hat. Zumindest beim 340-300 hängen die Motoren 1 und 4 so hoch, dass man sich mit idle reverse auch keinen Dreck in den Motor bläst.
Viele Grüße aus dem Norden
Werner
 
Zurück
Oben