Da zeigt sich m.E. auch wieder das Problem der starken Überschneidungen im Streckennetz der beiden Hubs. Vor allem bei der Langstrecke gibt es kaum Unterschiede, da alle münchner Strecken (YUL & CLT ausgenommen) auch ab FRA angeboten werden. Wobei man auch beachten muss, dass YUL und CLT in FRA im Codeshare mit AC/US betrieben werden, wobei das JV mit AC fast gleichbedeutend ist mit einer eigenen Bedienung. Man hat wohl ab MUC va. die Ziele aufgenommen, zu denen das Angebot ab FRA traditionell sehr gross ist, ergo die klassischen Rennstrecken (NYC,IAD,ORD,LAX,SFO,PEK,PVG ... eigentlich fast alle). Man geht dort ja kein grosses Risiko ein und wenns mal nicht so gut läuft, ja dann reduziert man einfach mal in MUC. Am Ende hat man ja immer noch die Flüge ab FRA ... In der Hinsicht erfüllt MUC m.M.n. eher die Funktion als Frankfurter "Überlaufbecken" in guten und als Puffer in schlechten Zeiten.
Sieht man gut bei der neuen MUC-YVR Verbindung: ab FRA gut gefüllt, klassische Sommer Touristendestination, gut erprobt. MUC-MEX würde sicher auch super laufen, aber da hat es ja angeblich an Buchungen gemangelt. Ein gutes Rezept dagegen wäre gewesen: Downgrade von B744 auf A346 in FRA. Aber dann wäre ja - oh schreck! - die Kapazität auf MUC-MEX und FRA-MEX auf einmal diesselbe. Und das geht im Hause Lufthansa anscheinend gar nicht. (der Spritverbrauch des A346 soll ja auch eine Rolle gespielt haben, aber in dem Fall frage ich mich, warum man dann bitteschön überhaupt noch die B744 betreibt.).
Der berüchtigte A380 Effekt macht sich durch die Überschneidungen im Netz auch verstärkt bemerkbar, da dieser bis auf zwei Ausnahmen (IAH,JNB) nur zu Zielen (die Rennstrecken eben) fliegt die auch ab MUC im Angebot waren/sind. Zum Teil ohne Auswirkungen (SFO,PEK,NRT) zum Teil "verheerend" für MUC (SIN,MIA). Va. nach SIN hat sich LH (und SQ) ab FRA übernommen, und MUC musste es ausbaden. Wo wir wieder beim Puffer wären.
Dass es auch ganz ohne A380 geht, zeigt das aktuelle Beispiel TLL. Doppelbedienung ab FRA/MUC, man will FRA stärken (vielleicht läufts da grad nicht so gut, ich weiss es nicht) und MUC muss die Strecke abtreten. In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation, sowohl insgesamt als auch bzgl. LH, kann ich mir durchaus vorstellen, dass dies nicht der letzte Fall gewesen sein wird. Im Extremfall würde LH MUC wahrscheinlich sogar dehubben, FRA hat nun mal Priorität. Ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, eine gut funktionierende Strecke ab MUC einzustellen , sei mal dahingestellt. Hauptsache die Frankfurter Lobby ist zufrieden. Wo wir dann hier wären:
Förderlich ist dieses MUC-kontra-FRA-Hick-hack der Firma sicherlich nicht. Das wird übrigens nicht nur im MUC-Forum kolportiert. In
einem Artikel vom 21.08.2009 des Managermagazins über Franz konnte man auf Seite 4 unten bereits folgendes lesen:
[...]
... Die Autonomie vieler Geschäftsbereiche hat zwar einige Dynamik entfaltet; die Frage ist nur, wem sie nützt. Da arbeiten die Drehkreuze München und Frankfurt mitunter mehr gegeneinander als im schlagkräftigen Verbund. ...
[...]
Anstatt dass man die Vorteile eines Dual Hub Systems ausnutzt und sich ein effizientes, sinnvoll abgestimmtes Streckennetz zulegt, werden beide Hubs gegeneinander ausgespielt. Um mich noch einmal auf das Streckennetzt zu beziehen: Da könnte man sicherlich die Anzahl der parallel geflogenen Verbindungen reduzieren. Es klingt zwar verrückt und wird nicht passieren, aber wie wäre es mit diesem (fiktiven) Szenario:
Bsp:
Polen
Ab FRA/MUC : WAW,KRK
ab MUC: GDN,LCJ,KTW
ab FRA: POZ,WRO,BZG
Der O&D Traffic würde ich grossteils als eher gering einschätzen, daher unwichtig ob FRA/MUC. Der Vorteil liegt darin, dass man sich nicht auf einer bestimmten Route gegenseitig die Paxe (Umsteiger) wegklaut. Die wichtigsten Strecken (WAW) werden weiterhin parallel bedient.
Va. Märkte mit wenig O&D und viel Transfer lassen sich so besser erschliessen und deren Potential nutzen...
Nur nochmal zur Klärung: das Szenario ist nicht ganz ernst gemeint, aber ein "weiter so" kann sich die LH nicht leisten, wenn man es dort wirklich ernst meint mit dem Dual Hub Prinzip. Kreative Ansätze sind gefragt.