Max Reverse
Gold Member
Ohne die Leistungen und das Können der Piloten zu schmälern ist aus meiner Sicht eine CAT I Landung ohne Autopilot sehr anspruchsvoll.
Bei noch schlechterer Sicht darf meines Wissens nach nur noch mit Autopilot gelandet werden, was meiner Meinung nach nicht wirklich schwierig ist.
Einen CAT I-Anflug, auch bei marginalen Wetterbedingungen, ohne Autopilot und Flightdirector zu fliegen, ist allerhöchstens mäßig anspruchsvoll, ja es gehört geradzu zum Grundhandwerk der Fliegerei und muss auch von einem neuen Kollegen 110% beherrscht werden, bevor er zum ersten mal ins richtige Flugzeug steigt.
Dadurch dass eine Präzisionsanzeige für die Ablage Lateral UND Horizontal vorhanden ist, muss diese Ablage lediglich auf Null geflogen / gehalten werden. Das ist mit der Instrumentierung eines Airliners (IVSI, Driftanzeige, expanded Localizer) fast geschenkt, wenn man einmal das Prinzip raus hat. Das gleiche in einer Einmot mit Eieruhren, nicht nachgeführtem Kreisel bei Wind und Turbulenz ist um Längen schwieriger.
Interessanter wird es dann schon bei einem Non-Precision-Approach. Mit Autopilot interessant (bei Airbus dank der Möglichkeit Track/Flightpathangle anstelle Heading/Vertical Spees zu fliegen sehr angenehm), von Hand recht anspruchsvoll. Da selten geflogen und teilweise in recht unorthodoxen Konstellationen anzutreffen immer wieder ein Erlebnis (insbesondere NDB/DME-Appchs). Da hier lediglich eine Lateral-Anzeige vorhanden ist (die aber u.U. wackelt wie ein Kuhschwanz) und das Höhenprofil selbst errechnet werden muß, ist das schon eine ganz andere Preisklasse. Nicht umsonst steigt statistisch das Unfallrisiko bei einem Non-Precision-Approach in IMC fast um den Faktor 10.
Bei allen diesen Anflügen ist der Pilot aber aktiv eingebunden, hat das Geschehen in der Hand und ist jederzeit 'Herr der Dinge'. Nicht so bei den CAT II/III-Anflügen. Hier wird man zum reinen System-Beobachter, muss u.U. in einer Höhe von 5 Metern über dem Boden bei Geschwindigkeiten von gut 250 km/h und Sichtweiten von gut 100 Metern eine Entscheidung trefen, ob das eine Lämpchen, welches zu sehen ist, die Centre Line oder die RWY-Edge ist und ob man landen kann oder lieber nicht.
CAT III ist Anspannung pur im Vergleich zum Handfliegen, der Captain starrt in den Nebel und sucht 'seine' Lampe, der Co kauert vor den Bildschirmen und wartet auf die Anzeige eines evtl. Fehlers um sofort 'Go Around' schreien zu können.
Das Briefing für einen CAT I kann man zur Not wie z.B. bei einem RWY-Change auch mal in 30 Sekunden runterreißen. Für einen CAT III müssen mehrere Voraussetzungen geprüft/hergestellt werden, es erfolgt ein intensives Briefing, u.a. mit welchen Störungen in welcher Höhe durchgestartet werden muss oder gelandet werden kann. Da man mit bestimmten Fehler zwar CAT III landen kann, aber nach einen Go-Around keinen 2. Anflug mehr beginnen darf, muß man sich schon recht gezielte Gedanken machen. Und nach der Landung geht der Spaß erst richtig los...
Also, was ist anspruchsvoller?
Viele Grüße, MAX