Approach bei LowVis

upnaway

Mitglied
Servus zusammen,

das Wetter in EDDM finde ich immer wieder spannend.
Alltäglich kann man zuschauen, wie sich im Verlauf des Abends die Sicht verschlechtert.

Zwei Fragen brennen mir unter den Nägeln:

1) Folgendes METAR:
METAR EDDM 052150Z 05006KT 0400 R08L/0400N R08R/0400N FZFG VV/// M01/M01 Q0999 NOSIG

Meines Wissens nach ist selbst für einen Cat. IIIb-Anflug noch eine VV von 20 ft erforderlich.
Welche Anflüge sind noch möglich, wenn - wie im obigen Beispiel - die VV nicht bestimmbar ist?
Cat. IIIc gibt es doch in DE gar nicht oder?


2) Wie müssen die Sicht-Minima sein, um noch einen NPA (VOR, NDB, GPS, ...) durchführen zu können.


Gruß
Michael
 
Die Ceiling kann nur in 100ft-Schritten angegeben werden. Sobald die Ceiling <100ft ist, steht VV. Das bedeutet nicht, dass man nicht aus z.B. 50ft die Bahn sehen kann. CATIIIb ist also auch bei VV im METAR i.d.R. möglich.

Beim non-precision-approach gelten die Minima für CAT1.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anfliegen kannst eigentlich immer, egal bei welchen Sichten, egal mit welchem Anflug, die Lotsen würden das sicher nicht verwehren (dürften sie nicht). Aber man muß halt am entsprechen MAPt die Bahn sehen, sonst geht's rum. Deswegen kommt keiner auf die Idee einen NDB oder GPS zu fliegen wenn du VV// und RVR 375m hast, schlicht weil da keinerlei Chance besteht es zu schaffen. Öfter ist dann mal das RVR-Minima knapp über den aktuellen RVR und der Approach wird versucht (geht auch oft gut und die Mühle landet). Dazu kommen noch eine Menge Airline Interner Vorschriften wann angeflogen, weiterangeflogen usw werden muß. Eine Grauzone ist es wenn ein Flieger mit einem RVR-Minima über einer Barrier (Steuerung nicht nur mittels Flieger pro Stunde sondern auch noch ein zu erfüllendes RVR Minima) kommt. Die nehmen oft viel Sprit mit, hängen im Holding, machen alles komplexer und kommen dann doch nicht rein. Echt nervig. Aber dann ist der Flieger ja pünktlich weggekommen und dann kann man es wieder auf wen auch immer schieben, das es nichts wird mit der pünktlichen Landung.

Meist sehen die Piloten die Lichter aber so um die 100ft über Grund, auch bei dickem Nebel.

Saigor
 
METAR EDDM 052150Z 05006KT 0400 R08L/0400N R08R/0400N FZFG VV/// M01/M01 Q0999 NOSIG

Meines Wissens nach ist selbst für einen Cat. IIIb-Anflug noch eine VV von 20 ft erforderlich.
Welche Anflüge sind noch möglich, wenn - wie im obigen Beispiel - die VV nicht bestimmbar ist?
Cat. IIIc gibt es doch in DE gar nicht oder?

Nun auch noch von mir einige Worte zu Deinen Fragen:

Bis vor wenigen Jahren war es tatsächlich so, dass die niedrigste mögliche Decision Height (DH) bei CAT IIIb bei etwa 20 Fuss lag, dort musste vom CPT anhand der optischen Hilfsmittel eine Entscheidung zur Landung ('Continue!') oder zum Go-Around ('Go Around!') getroffen werden.

Nachdem die optischen Eindrück bei LVO ausschließlich aus der RWY-Beleuchtung bestehen und man quasi von oben leicht schräg durch den Nebel schauen muss, sind eigentlich weder die RVR noch die VV alleine entscheidend, sondern die sog. Schrägsicht als Kombination aus RVR und VV. Aufgrund der niedriegen DHs ist aber die Schrägsicht fast mit der RVR identisch, aus diesem Grund ist für die Planung eines Precision-Approaches ILS CAT I-III die VV/Ceiling unerheblich.

Um den Anflug über den Outer Marker hinaus fortsetzen zu müssen, ist lediglich eine ausreichende RVR entlang der Required Landing Distance nötig. Diese betrug für viele CAT C-Flieger bei CAT IIIb 125 Meter (CAT IIIa 200 / CAT II 350 / CAT I 550).

Vor einigen Jahren hat man dann eine andere Methodik zur Berechnung der Ausfallwahrscheilichkeit eingeführt und seitdem kommen auf manchen Mustern (z.B. A320/330/340) anstatt Fail-Passive sog. Fail-Operational-Verfahren zum Einsatz, d.h. man sagt wenn in einer Höhe von 100 Fuss noch kein Systemausfall eingetreten ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit danach so gering, dass man schon in 100 Fuss (der sog. Alert Height) 'Continue!' sagt und dann ohne DH weiterfliegt und quasi in jedem Fall landet. Die dazu nötige Minimum RVR liegt bei 75 Meter, was schon seeeehr wenig ist - Ich habe noch nie weniger als 100 Meter erlebt.

2) Wie müssen die Sicht-Minima sein, um noch einen NPA (VOR, NDB, GPS, ...) durchführen zu können.

Für einen NPA müssen die minimum Visibility UND die benötigte Ceiling erfüllt sein, das sind bei guter Navaid- und Obstacle/Terrain-Situation etw 400 Fuss/1.200 Meter, nach oben ist aber fast keine Grenze. Es gibt auch NPAs mit 1.600 Fuss und 6.000 Meter. Dabei muss man sagen, dass statistisch ein NPA unter marginalen Wetterbedingungen das Unfallrisiko fast um den Faktor 10 erhöht, kommen noch Müdigkeit und Dunkelheit hinzu geht es fast auf die 100 zu.

Es gab von der IFALPA (int. Pilotenverband) mal Bestrebungen die klassischen NPAs ganz abzuschaffen und mind. durch GPS/RNAV-ANflüge mit vertikaler Führung zu ersetzen. Ich weiss allerdings nicht ob das noch verfolgt wird.

Gruß MAX
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst mal besten Dank für die Antworten!

Jetzt hab ich wieder mein altes Problem im Luftfahrtbereich: Kurze Frage -> komplexe Antwort! ;)


Vielleicht darf ich nochmal hachhaken:

1) Wenn man gem. 'Fail Operational Verfahren' quasi in jedem Fall (auch bei 75 m RVR) landet, ist das dann aber eine autom. Landung oder?

2)
Um den Anflug über den Outer Marker hinaus fortsetzen zu müssen, ist lediglich eine ausreichende RVR entlang der Required Landing Distance nötig. Diese betrug für viele CAT C-Flieger bei CAT IIIc 125 Meter (CAT IIIa 200 / CAT II 350 / CAT I 550).
Hm, sollte das IIIb heißen? Bei IIIc ist sie doch Null oder?
Und ist IIIc überhaupt schon zugelassen?


3) Das mit den Approach Minima bei NPA hatte ich mir auch einfacher vorgestellt. Nun habe ich im PPSC-Dokument (Operational Procedures) gelesen, dass diese aus drei Elementen bestehen:

- MDH: abhängig von der ACFT Cat. bzw. approach system minimum
- visual reference: abhängig von der Art der Markierung/Beleuchtung
- RVR: gem. JAR-OPS gibts wohl auch wieder eine Tabelle in Abhängigkeit von ACFT-Cat, MDH und (APCH-)Lighting System.

Wie ist das in der Praxis? Legt der 'Operator' die Minima individuell für jeden Flug fest? Abhängig davon, welcher Flughafen mit welchem Flieger angesteuert wird? Oder müssen die Piloten ggf. die Minima vor dem Approach ermitteln/errechnen?


Michael
 
1) Wenn man gem. 'Fail Operational Verfahren' quasi in jedem Fall (auch bei 75 m RVR) landet, ist das dann aber eine autom. Landung oder?

Ja. Man geht eben davon aus, dass durch die mehrfach redundanten Systeme die bis zur Alert Height einwandfrei funktioniert haben einer Landung statistisch nichts mehr im Weg steht. Egal ob unterhalb 100 ft ein Triebwerk, ein Generator, ein Hydrauliksystem ausfällt es wird gelandet.

2) Hm, sollte das IIIb heißen? Bei IIIc ist sie doch Null oder?
Und ist IIIc überhaupt schon zugelassen?

Entschuldigung, das war natürlich Quatsch. Es muss III b heißen, ich habe es oben geändert. Mir ist keine gängige Definition für III c bekannt und weniger als III b/NO DH (also 0 ft / 75 m) kann ich mir mittelfristig nicht vorstellen.

Antwort zu 3 kommt heute Abend...

Gruß MAX
 
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