Alkoholisierung bei Piloten

aaspere

Mitglied
In FRA ist gestern wohl ein S7-Pilot durch Alkoholisierung aufgefallen und wurde aus dem Verkehr gezogen. Eine Messung soll 0,5 Promille ergeben haben.
Eine gesetzliche Regelung (wie im Straßenverkehr) scheint es bei Luftfahrzeugführern nicht zu geben.
Frage an die Piloten:
a) ist es richtig, daß es da keine gesetzliche Regelung gibt?
b) gibt es eine arbeitsvertragliche Regelung, zumindest bei deutschen Airlines?
c) wie sieht diese aus?
 
Es gilt schlicht und einfach ein absolutes Alkoholverbot:

§1 LuftVO
....
(3) Wer infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel oder infolge geistiger oder körperlicher Mängel in der Wahrnehmung der Aufgaben als Führer eines Luftfahrzeugs oder sonst als Mitglied der Besatzung behindert ist, darf kein Luftfahrzeug führen und nicht als anderes Besatzungsmitglied tätig sein.
 
laut OM-A gilt bei LH die strikte Regel, 12 Stunden vor Dienstantritt keinerlei Alkohol mehr zu sich zu nehmen. Es ist aber auch die - sinnvolle - Empfehlung des LBA, bereits 24 Std. vor Dienstantritt keinen Alkohol zu konsumieren, extra mit aufgeführt.
Der von @Zenyatta angeführte Absatz sagt aber eigentlich alles aus. Jeder Luftfahrzeugführer hat SELBST dafür Sorge zu tragen, vollständig nüchtern seinen Dienst anzutreten. Denn was hilft ein 12 Stunden Verbot, wenn 13 Stunden vorher noch 2 Promille anlagen...:drunk:
 
Es gilt schlicht und einfach ein absolutes Alkoholverbot:

§1 LuftVO
....
(3) Wer infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel oder infolge geistiger oder körperlicher Mängel in der Wahrnehmung der Aufgaben als Führer eines Luftfahrzeugs oder sonst als Mitglied der Besatzung behindert ist, darf kein Luftfahrzeug führen und nicht als anderes Besatzungsmitglied tätig sein.
Danke für die Antwort. Aber, meine Fragen sind damit leider noch nicht beantwortet, denn den Text in der LuftVO kannte ich; der regelt das ja nur grundsätzlich.
 
ist es richtig, daß es da keine gesetzliche Regelung gibt?

Falsch, versuchs mal mit JAR-OPS 1.085:

(e) A crew member shall not:
  • (1) Consume alcohol less than 8 hours prior to the specified reporting time for flight duty or the commencement of standby;
  • (2) Commence a flight duty period with a blood alcohol level in excess of 0·2 promille;
  • (3) Consume alcohol during the flight duty period or whilst on standby.
Zwar fällt ein CIS-Operator formell nicht unter die Jurisdiktion der JAR-OPS bzw. EU-OPS, ich gehe aber schwer davon aus dass auch das russische Equivalent eine ähnliche Vorschrift beinhaltet. Prost!
Gruß MAX
 
wow, 0.2 Promille ist wirklich wenig. Angeblich soll man ja schon beim Trinken von diversen Fruchtsäften auf bis zu 0.3 Promille kommen. Nur wird wohl niemand mit einem Alokamten an der Cockpittüre warten, von da her sollte das kein echtes Problem darstellen. Ebenso, wie ich davon ausgehe, daß 99.9% aller Piloten, welche sich aus welchen Gründen auch immer nicht für "flugfähig" halten, ihren Flug aus eigenem Antrieb her nicht antreten werden.
Bekommt man eigentluich Ärger, wenn man bei LH Ops anruft, von wegen "ich habe vor drei Stunden ein paar Biere getrunken, und laut Plan beginnt mein Dienst in 4 Stunden.." Oder schiebt man da eher eine plötzliche Grippe, Migräne oder sonstiges vor? Tendenziell sollte es ja sogar reichen, wenn man sich einfach allgemein "nicht flugbereit" meldet, und den Grund dafür ganz weglässt...
 
wow, 0.2 Promille ist wirklich wenig. Angeblich soll man ja schon beim Trinken von diversen Fruchtsäften auf bis zu 0.3 Promille kommen.
Vielleicht 0.3 Promille Atemalkohol; wobei mir selbst das viel vorkommt. Blutalkohol von 0,3 durch den Genuß von Fruchtsaft kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wenn man nicht auf extrem vergorene Säfte abfährt. ;)
 
Ich glaube, wenn du da anrufst und sagst, dass du zu besoffen bist, um arbeiten zu können, dürfte einer Abmahnung bzw. einer Kündigung nichts mehr im Wege stehen :)
 
Bekommt man eigentluich Ärger, wenn man bei LH Ops anruft, von wegen "ich habe vor drei Stunden ein paar Biere getrunken, und laut Plan beginnt mein Dienst in 4 Stunden.."

Sag mal, willst Du uns auf den Arm nehmen oder hast Du nur einfach den Schuss nicht mehr gehört? :dead:

Neben einigen körperlichen und geistigen Voraussetzungen stellt der Beruf auch einige Anforderungen an den Charakter derjenigen, welche ihn ausüben. Und da gehört dann u.a. dazu, dass man sich soweit unter Kontrolle haben muss, dass man nicht inner Kneipe nach dem 5. Bier plötzlich merkt, dass ja in 4 Stunden Check-In ist. Das ist aber eigentlich bei allen so, die von Beruf Fahrzeuge bewegen oder Maschinen bedienen müssen.

Oder nicht?
 
Das ist aber eigentlich bei allen so, die von Beruf Fahrzeuge bewegen oder Maschinen bedienen müssen.
da wird der sogar der chronische alkoholkonsum kontrolliert, nicht nur der akute.
selbst der forstarbeiter, der eine motorsäge bedient muss regelmässig zur blutabnahme: gamma-gt.

trotzdem wird es ganz sicher eine gewisse dunkelziffer geben, auch bei piloten.

http://www.welt.de/print-welt/article498439/Betrunkener_Pilot_behaelt_seine_Fluglizenz.html

gruß, peter
 
Sag mal, willst Du uns auf den Arm nehmen oder hast Du nur einfach den Schuss nicht mehr gehört? :dead:

Neben einigen körperlichen und geistigen Voraussetzungen stellt der Beruf auch einige Anforderungen an den Charakter derjenigen, welche ihn ausüben. Und da gehört dann u.a. dazu, dass man sich soweit unter Kontrolle haben muss, dass man nicht inner Kneipe nach dem 5. Bier plötzlich merkt, dass ja in 4 Stunden Check-In ist. Das ist aber eigentlich bei allen so, die von Beruf Fahrzeuge bewegen oder Maschinen bedienen müssen.

Oder nicht?


Ich lebe vor allem in der realen Welt, in der durchaus ein Herr mit 4 Kolbenringen am Ärmel nach dem achten doppelten Gin-Tonic von der Flughafen-Hotelbar mit den künstlichen Palmen im Atrium in Richtung Aufzüge torkelt, und sich mit den Worten, in 4 Std. Crew-Briefing zu haben verabschiedet. Mag natürlich sein, daß es nur ein Zwilligsbruder ist, denn natürlich hatte daas Gesicht die Kolbenringe nur beim nachmittaäglichem Kaffee in gemeinsamer Runde am Ärmel, wogegen das gleiche oder meinetwegen nur sehr ähnliche Gesicht beim abendlichen Besuch deutlich legerer und unauffälliger gekleidet war. Zudem haben die beiden Zwillinge die gleiche Zimmernummer, so daß nicht mehr nachvollziehbar ist, ob es sich um eine oder doch zwei verschiedene Personen handelte, welche an diesem Tag die Hotelbar aufsuchten.
Es ist zwar Gott sei Dank eine seltene Ausnahme, aber es ist dennoch real und das echte Leben. Und wenn der Mann dann auf seinem Zimmer einsieht (manche glauben noch an das Gute im Menschen) , daß es eine eher schelchte Idee ist, am Crew-Briefing teilzunehmen, was dann? Ehrlichkeit, Ausreden, oder Schweigen im Walde?

Und was die charakterliche Eignung angeht: Menschen verändern sich im Laufe der Zeit. Aus jungen, engagierten, und disziplinierten Menschen kann im Lauf der Zeit der eine oder andere zu einer vergrämten und enttäuschten Kreatur werden, zumal wechselnde Schichtdienste, geplatzte Geburts- oder Hochzeitstage sowie mehrtätgige Abwesenheiten vom Familentisch sich nicht zu selten als Gift für die Harmonie im Hause auswirken können. Und nachdem man irgendwann aufgehört hat, die Destinationen und die Nächte in anonymen Hotelzimmern zu zählen, die Exfrau dich aus deinem nun ehemnaligen Heim, in dem du einst glücklich warst, vertriebnen hat, zudem einen grossen Teil deines Gehalts kassiert, und du deine Kinder bestenfalls noch in den Ferienzeiten zu Gesicht kriegst, dann ist der eine oder andere Mensch, welcher vor 20 Jahren seine Charakterfestigkeit durch Diplom-Psychologen bestätigt bekam, eventuell auch nur noch das - ein Mensch, und damit vor allem fehlbar. Wer will es ihm verübeln?

Ich arbeite in der Gastronomie, und lebe unter anderem davon, den Leuten Alkohol zu verkaufen. Und ich habe schon zu viele namhafte und gestandene Persönlichkeiten quer durch alle Berufsgruppen und Einkommensschichten gesehen, welche sich im Laufe eines einzigen Abends von einer Vorbildfigur zu einem degenerieten Etwas entwickeln. Der Firmenchef, welcher auf der Weihnachtsfeier im Kreise seiner Untergebenen zur vorgerückten Stunde seinen Pipimann rausholt, um sein Geschäft mitten auf der Tanzfläche zu verrichten ist nur eines von zahlreichen "Highlights".
Wenn da jemand mit einer Kamera dabei gewesen wäre, würden "Bild" und Konsorten sicher Höchstpreise für die Abzüge bieten.

Das ist für mich einer der Hauptgründe, mich von jeglichem übermässigen Alkoholkonsum zu distanzieren. Ich sehe zu oft, was das Zeug anrichten kann.

Niemand kann mir weismachen, daß es eine komplette Berufsgruppe, und sei sie noch so sehr auf Charakterfestigkeit geprüft, gibt, die sich da vollkommen und mit absoluter Sicherheit ausnehmen kann.

Auf meine Ursprungsfrage zurückgreifend: Es reicht ja ein einziges Bier innerhalb der Frist, um in den "No-Go" Status zu rutschen.
Menschen sind nuneinmal fehlbar. Ein simples Bespiel: Du machst bei herrlichem Wetter einen Spaziergang, und triffst zufällig eine alte Bekanntschaft, die du seit Jahren nicht mehr gesehen hast, spontan setzt man sich im nahem Biergarten hin, um zu plauderrn. und eh man sich versieht, stehen zwei Radler auf dem Tisch. Ist es so undenkbar, daß in dieser Situation erst mal angestossen wird, und man dann erst entsetzt bemerkt, daß man sich bereits innerhalb des Zeitlimits befindet? Oder wäre bereits das ein hinreichender Grund für eine fristlose Kündigung samt Lizenzentzug, da hierdurch die charakterliche Eignung erloschen ist?
 
Das klingt schon etwas differenzierter...

Das deutsche Arbeitsrecht kennt nur 'gesund' oder 'krank', was im Hinblick auf die Fliegerei etwas an der Realität vorbei geht. Denn wenn ich mal wieder in einem der führenden Hotels der Welt eine Großbaustelle im Nebenzimmer habe und deshalb kaum bis garnicht schlafen kann und daraufhin die Firma anrufe und mitteile, dass ich nicht wie vorgeschrieben ausgeruht zum Dienst erscheinen kann, kommt reflexartig die Antwort: 'Sind Sie nun krank oder können Sie fliegen?. Damit dürfte dieser Teil Deiner Frage beantwortet sein...

Und dass unserer Gesellschaftsform Alkoholprobleme fördert ist sicher auch richtig, ebenso die Feststellung dass es diese quer durch alle Berufe gibt. Auch haben immer wieder Kollegen scheinbar Probleme die Uhr richtig abzulesen.

Für mich nicht nachvollziehbar und unentschuldbar, ein wenig Selbstdisziplin sollte schon möglich sein. Und wer nicht am Biergarten vorbeigehen kann, ohne ein Radler oder mehr zu bestellen, der sollte sich mal freiwillig bei einem der Sucht-Hilfe-Programme melden, das alle großen Airlines betreiben. Die Alternative wäre nämlich, dass Kollegen das für ihn übernehmen...

Ist es so undenkbar, daß in dieser Situation erst mal angestossen wird, und man dann erst entsetzt bemerkt, daß man sich bereits innerhalb des Zeitlimits befindet? Oder wäre bereits das ein hinreichender Grund für eine fristlose Kündigung samt Lizenzentzug, da hierdurch die charakterliche Eignung erloschen ist?

Einen Punkt möchte ich noch anfügen, deswegen editiere ich hier nochmal:

Die charakterliche Eignung wird nicht anhand eines Biergartenbesuch bewertet, sondern laufend. Im Jahr sind 4 Simulator-Checks, 1 Line-Check, 1 Medical uvm. zu absolvieren. Jedes mal geht es nicht nur darum, ob man den Flieger nach der Landung noch benutzen kann, sondern immer mehr auch darum auf welchem Weg man technische oder interpersonelle Probleme in der Crew oder mit den Passagieren löst. Wer deutliche charakterliche Schwächen hat wird über kurz oder lang auffallen, ebenso wie jemand der ein offenbar so großes Alkoholproblem hat, dass er sich unterwegs im Hotel 'öffentlich' die Kante geben muss.

Wenn 'einer von uns' mit dem Auto besoffen erwischt wird, häufig oder und deutlich zu schnell fährt, auf der linken Spur mit Lichthupe unterwegs ist, einem anderen vor der Disko eins auf die 12 haut nachdem der ihn angemacht hat oder irgendeine andere Nummer aus dieser Preisklasse bringt setzt er seine Existenz auf's Spiel. Der 'Normalbürger' muss sich lediglich demutvoll entschuldigen und eine gute Ausrede parat haben und die Sache ist erledigt. Nicht so bei uns.

Dieser Job (mehr ist es ja nicht, denn wir haben ja nichtmal eine abgeschlossene Berufsausbildung) bringt einen gewissen Lebensstil und auch einige Berufskrankheiten mit sich. Dazu gehören u.a. krankhafter Pünktlichkeitswahn (ab 3 Minuten ist's Verspätung), übersteigertes Sicherheitsbedürfnis (viel Spaß mit der Hausfrau, die mal wieder auf dem Drehstuhl stehend die Vorhänge aufhängt) und immer die Notwendigkeit nach dem Plan B noch einen Plan C zu haben. Insofern ist es einfach vollkommen unsinnig zu unterstellen, dass man 'vergißt' wann Check-In ist und das dann nach dem 3. Bier plötzlich wieder bemerkt.

All das kann man sich ohne mit dem 'System Luftfahrt' eingehend in Berührung gekommen zu sein wahrscheinlich nicht vorstellen, der Aufwand der betrieben wird ist jedoch auf allen Ebenen immens und das färbt einfach ab.

Dass JEDER beruflich oder privat mal eine für ihn ausweglose Situation geben kann und dann ggf. anfängt zur Flasche zu greifen o.ä. ist eine Realität. Allerdings gibt es in der Fliegerei Mechanismen die auch von den Airlines massiv unterstütz werden, diese Kollegen wieder aufzufangen. Google mal nach Stiftung Mayday / C.I.S.M. oder ähnlichem.

Gruß MAX
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt schon etwas differenzierter...

Das deutsche Arbeitsrecht kennt nur 'gesund' oder 'krank', was im Hinblick auf die Fliegerei etwas an der Realität vorbei geht. Denn wenn ich mal wieder in einem der führenden Hotels der Welt eine Großbaustelle im Nebenzimmer habe und deshalb kaum bis garnicht schlafen kann und daraufhin die Firma anrufe und mitteile, dass ich nicht wie vorgeschrieben ausgeruht zum Dienst erscheinen kann, kommt reflexartig die Antwort: 'Sind Sie nun krank oder können Sie fliegen?. Damit dürfte dieser Teil Deiner Frage beantwortet sein...

Stimmt, genau damit ist meine Frage beantwortet. Im Prinzip geht es um das Problem, daß man zwar nicht gesundheutlich erkrankt ist, es aber dennoch nicht ratsam ist, im aktuellen Zustand ein Flugzeug steuern, und damit die Verantwortung für Passagiere zu übernehmen. Ob es nun der Biergarten war, oder die Grossbaustelle, beides ist kein Grund für einen "gelben Schein", aber beides ist ein Grund, die Reihe 0 in den nächsetn Stunden zu meiden...
Und wie wird das Problem gelöst? Gilt man nun als "krank", oder als "gesund, aber nicht flugfähig"? Lohnkürzungen im Krankheitsfall gibts ja nicht mehr, aber trotzdem ist da wohl ein gewiser unterschied...
 
Wobei man einen Biergarten in diesem Fall ebenso wenig mit einer Großbaustelle vergleichen kann, wie im normalen Leben auch.

Ersteres lässt sich vermeiden, indem man so viel Verantwortungsbewusstsein besitzt, nichts alkoholisches zu trinken. Wer dies als Arbeitnehmer mit entsprechender Verantwortung dennoch tut, ist für einen derartigen Job nicht geeignet, egal ob im berauschten oder "unberauschten" Zustand. Hierbei geht es um das grundsätzliche Verantwortungsbewusstsein, gar um die charakterliche Eignung für eine entsprechende Berufstätigkeit.

Die Großbaustelle lässt sich auch durch den besten Charakter und die positivste Einstellung zum Job nicht vermeiden. Das ist dann m.E. allgemeines Risiko. 100% Sicherheit gibt es nirgends, da wäre die Großbaustelle nicht das einzige Manko. Dann müsste man sich auch krank melden, wenn man Liebeskummer hat oder die Steuererklärung bevorsteht, oder, oder, oder.
Bestenfalls ist es Aufgabe der entsprechenden Abteilung, Hotels auszusuchen, die nicht neben möglichen Lärmquellen liegen.
 
Zurück
Oben