Abfertigung bei Gewitter

Timo

Mitglied
Hallo,

wie werden bei den Airlines die Abfertigungen bei Gewitter gehandelt? Dürften bestimmt Unterschiede in den Procedures bestehen ...
 
Also bei starken Gewittern wir die Abfertigung normalerweise komplett gestoppt. Ansonsten gibt es noch verschiedene Procedures bei Sturm, z.B. eine "Sturm-Betankung", bei der das Lfz mit möglichst viel Sprit betankt wird und dadurch schwerer wird. Es kann durchaus schonmal vorkommen, dass ein leichtes (nicht voll betanktes und beladenes) Flugzeug bei starkem Wind am Boden mal kurz aus dem Stand "abhebt" oder auch versetzt wird. Da reichen dann auch einige Zentimeter um Schäden zu verursachen.
 
zum betanken (wenns den mal soweit ist, da muss es schon ordentlich blasen) wird die nase noch in wind gestellt, und cih bin mir nicht sicher, aber ich glaube die schnauze wird nach unten getrimmt.
 
Bei einem starken Gewitter wird die Betankung eingestellt. Auch wenn die Luftfahrtzeuge während des Tankvorgangs geerdet werden, ist die enorme statische Aufladung der Luft nicht zu unterschätzen.
Das könnte vielleicht ein Pilot genauer verifizieren...
 
Im Frankfurter GAT sind auf den Positionen Ösen eingelassen, an denen die Kleinen bei Sturmwarnung an den Tragflächenenden festgezurrt werden können.
 
Bei Gewitter am Flughafen wird nicht getankt (u.a. Gefahr der Zündung von Kraftstoffdämpfen). Ausserdem wird z. B. auch kein pushback durchgeführt werden können, weil dabei immer ein Mann per Sprechgeschirr mit dem Flugzeug verbunden ist. Schlägt ein Blitz ins Flugzeug ein, könnte er ggf. über das Kabel, das Sprechgeschirr und den Träger desselben in den Boden abgeleitet werden. Das fände der Träger bestimmt nicht so gut, daher ist die Verbindung zum Flugzeug bei Gewitter verboten.
Aus dem gleichen Grund ist auch das Öffen von Türen und alle anderen Arbeiten am Flugzeug gefährlich, wenn die Möglichkeit des Blitzschlages besteht. Im Flugzeug ist man sehr gut aufgehoben (Faraday´scher Käfig).

Werner Huß
 
Bei uns in SZG wird die Abfertigung bei Gewitter komplett eingestellt, sobald Gewitterwarnung vom FBL (Flugplatzbetriebsleiter) gegeben wird, werden sämtliche Tätigkeiten am Flugzeug unterbrochen, ist in Österreich angeblich sogar gesetzlich verankert.

Angeblich, ich sage bewusst angeblich, weil ich es nicht wirklich weiss, ist nämlich vor ein paar Jahren mal ein Mann schwer verletzt worden, als er während eines Gewitters in GRZ die Laderaumtür eines Canadair Regionaljets öffnete und in diesem Moment der Blitz in eine Antenne des Jets einschlug.

Deswegen, bei Gewitter, sofort jegliche Einstellung der LFZ-Abfertigung!!!
 
Da gibts von der IATA ein Ground Services Manual (oder so ähnlich), das hilft einem weiter. Man muß hier aber zwischen Blitzen und Wind unterscheiden, beide Phänomene müssen ja nicht unbedingt gleichzeitig auftreten.

Die meisten Flughäfen legen Alarmzonen fest - wenn innerhalb dieser Zonen Blitze auftreten, wird die Abfertigung eingestellt. Zeit Flieger dann noch mit Sprit zu beschweren bleibt sicher nicht. Neues Personal sollte nicht mehr Ausfahren, die Platte wird geräumt, Paxe bleiben im Terminal oder im LFZ.

Bei Wind gibt es sog. Starkwindaufstellungen, die aber nur begrenzt Sinn machen. Normalerweise dreht man nur die Flieger in den Wind, die besonders sensibel sind - das wären primär die ATR. Limits für große Ladeluken sind von der jeweiligen Crew zu beachten.

LG, Bernhard
 
Hallo!

Eben so isses - es gibt keine einheitliche Richtlinie auf deutschen Flughäfen. Ebenso ist es sehr schwer die Örtlichkeit und Intensität eines Gewitters frühzeitig zu erkennen. Es gibt von Siemens eine Dienstleistung die mir hierfür am sinnvollsten erscheint. In CGN und STR sind jeweils schon ein MA bei der Abfertigung durch Blitzschlag ins LFZ schwer verletzt worden.

Und stellt man dann ein - fängt entweder die Airline oder der Hadlingsagent an zu toben - das heißt er versucht es vielleicht und holt sich gleich einen kräftigen Rüffel ab ;-)

Hatte nicht mal die ADV dazu ein Arbeitspapier entwickelt?
 
Timo hat gesagt.:
Ebenso ist es sehr schwer die Örtlichkeit und Intensität eines Gewitters frühzeitig zu erkennen.

Naja, das Wetterradar und die menschlichen Augen (ja ein TWR hat auch Fenster ;D ) sind im Nahbereich durchaus geeignet...

Timo hat gesagt.:
Und stellt man dann ein - fängt entweder die Airline oder der Hadlingsagent an zu toben - das heißt er versucht es vielleicht und holt sich gleich einen kräftigen Rüffel ab.

Und so soll es auch sein. Wenn in so einem Fall einer rumtobt, gehört er sowieso an die Wand gestellt. :eyeb:

Bernhard
 
Die Eingangsfrage drehte sich zwar um die Abfertigung bei Gewitter, das von Dreamliner erwähnte Sturmhandling ist aber nicht weniger interessant.
Bei konstanten Windgeschwindigkeiten über 40 Knoten wird (die ansonsten gelöste) Parkbremse bei den meisten Fliegern gesetzt. Die Chocks (Bremsklötze) am Bugfahrwerk werden entfernt, dafür an den Rädern der Hauptfahrwerke, vorne und hinten alle Chocks vorgelegt.
Sämtliche Gerätschaften wie Treppen und Fluggastbrücken werden normalerweise abgezogen oder der Abstand zum LFZ erhöht.
Bei deutlich über 40 Knoten steady Wind und längeren Standzeiten, wird z.B. bei der B767 eine Sturmbetankung vorgenommen. Der Centertank (36,5 T) wird vollgefüllt und in den Wingtanks sollten sich je min. 7,5 Tonnen Sprit befinden.
 
MUCFLYER hat gesagt.:
...wird z.B. bei der B767 eine Sturmbetankung vorgenommen. Der Centertank (36,5 T) wird vollgefüllt und in den Wingtanks sollten sich je min. 7,5 Tonnen Sprit befinden.

... und am anderen Morgen mühsam wieder enttankt? Das ist ja ein riesen Akt! Genehmigung der Betankungsgesellschaft bei Mischkerosin, Kosten für ev. Sondermüll, langsame Fliessgeschwindigkeit, ...

36To Kero wegen Sturm? Kann ich mir kaum vorstellen ...:o
 
@Timo
ist aber so. Im DE B757-B767 OM-B nachzulesen...;)
Wie auch immer, dies bedeutet nicht, dass ab 41 Knoten steady wind, sofort alle Hebel diesbezüglich in Bewegung gesetzt werden. Es spielen noch einige Faktoren wie Verweildauer, Parkposition etc. mit hinein. Z.B bieten die T2 Positionen 201-234 bei Westwind, aufgrund des Terminals, hervorragenden Windschutz. Da die B767 ab MUC überwiegend auf Langstrecke geht, relativiert sich die Spritmenge eh wieder.
 
kann mich der Aussage von Airporttom nur anschliessen weil ich es selbst in VIE erlebt habe. Nach Aussage unserers Dispatchers wird in VIE, sobald eine Gewitterzelle sich dichter als 10NM von Flughafen entfernt befindet die komplette abfertigung gestoppt. Bei uns war es so das die Paxe zwar schon von Bord waren, aber das Gepaeck noch nicht entladen war.Die ganze Abfertigung er hat uns stand fuer gut 50 Minuten still. Der Dispatcher hat uns auch gesagt das das so festgelegt sei im Gesetz.

Gruss
SR-71
 
Zu dem Thema erinnere ich mich an eine aktuelle Aussage eines leitenden Mitarbeiters eines Flughafen in OE ...<i> "wenn wir bei jedem Gewitter das in der Nähe des Flughafen ist die Abfertigung einstellen würden, hätten wir teilweise wochenlang zu ..."</i> :resp: So iss das ma ...
 
Wenn das alles genauso ablaufen würde wie vorgeschrieben wären wohl längst die meisten oder zumindest Teile der Vorfelder überdacht. :D
 
flymunich hat gesagt.:
Wenn das alles genauso ablaufen würde wie vorgeschrieben wären wohl längst die meisten oder zumindest Teile der Vorfelder überdacht. :D

... und die Pisten sowie Rollwege bei Schneefall :thbup: ok - war off-topic!
 
Naja, es gibt wirklich Einschränkungen.
Z.b. dürfen die Oberlader die Flieger nicht mehr per Headset rauslassen, die Kommunikation beim Triebwerksstart erfolgt nur noch per Handzeichen.

In BUD wird z.B. nicht mehr getankt, wenn ein Gewitter in der Nähe des Platzes steht.
 
Bei uns in SZG wird die Abfertigung bei Gewitter komplett eingestellt, sobald Gewitterwarnung vom FBL (Flugplatzbetriebsleiter) gegeben wird, werden sämtliche Tätigkeiten am Flugzeug unterbrochen, ist in Österreich angeblich sogar gesetzlich verankert.

Angeblich, ich sage bewusst angeblich, weil ich es nicht wirklich weiss, ist nämlich vor ein paar Jahren mal ein Mann schwer verletzt worden, als er während eines Gewitters in GRZ die Laderaumtür eines Canadair Regionaljets öffnete und in diesem Moment der Blitz in eine Antenne des Jets einschlug.

Deswegen, bei Gewitter, sofort jegliche Einstellung der LFZ-Abfertigung!!!

So, jetzt ist es wieder passiert, und wieder in Graz, gestern Abend wurde eine Dash-8 der Inter-Sky, die gerade zur Abstellposition rollte, vom Blitz getroffen. Dabei erlitten die 3 Ramp-Service Arbeiter, die auf das Flugzeug warteten und nur mehr wenige Meter weg waren, leichte Verbrennungen....

Quelle: ORF Teletext


Gruss

TOM
 
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