Ob es die Ausnahmen zur 'Reduced Runway Separation' noch gibt und warum diese in MUC zur (nicht) zur Anwendung kommen, können unsere Lotsen im Board sicherlich besser beurteilen. Für uns ist ein Verfahren mit einer rechtzeitigen Landing-Clearance mit Auflagen (wie z.B. in Italien oder Frankreich, dort heißt es einfach 'Cleared to Land after...' ggf. auch als Nr. 3 auf dem Final) wesentlich angenehmer, als in 200 Fuss dann noch die Clearance zurücklesen zu müssen.
Ausnahmen zur "Reduced Runway Separation" gibt es defintiv nicht. Selbst diese darf ja nur unter bestimmten Bedingungen zur Anwendung kommen, z.B. tailwind <6kts, VMC, Bremswirkung nicht beeinträchtigt (sprich Bahn trocken; wobei es da auch unterschiedliche Meinungen gibt, da die Bahn durch das Grooven wohl immer eine gute Bremswirkung haben soll... bei manchen Piloten sieht das aber nicht so aus, wenn die bei Nässe langsam von der Bahn kriechen...) usw.
Im Prinzip soll die reduced Runway-sep eine art Notanker sein, Ziel sollte es eigentlich sein, die normale Separation (sprich eine Bahnlänge) zu erhalten.
Zu der angesprochenen Frankreich-Methode. In unsere Vorschrift heißt es ganz klar: Die Landfreigabe braucht nicht zurückgehalten werden, wenn "reasonable assurance" besteht, dass bei Überfliegen der Schwelle Staffelung besteht (also entweder die Bahn frei ist oder der vorherige Start airborne und 2400m von der Schwelle entfernt = reduced runway-sep.). Zusätzlich heißt es, die Landefreigabe darf nicht gegeben werden, bevor die vorherige Landung die Schwelle überflogen hat. Sachen wie "cleared to land as number xy" sind daher bei uns ohnehin nicht möglich!
Eine Landefreigabe zu geben, obwohl der vorherige Start noch nicht fliegt (um die angesprochene Belastung im cockpit kurz vor touch-down zu minimieren) ist möglich, wenn man es damit begründet, dass diese "reasonable assurance" besteht. Doch wann ist das?? Dazu müsste ich die decision speed (wie hieß die noch gleich: v1, v2,...??) des abfliegenden kennen, um sicher zu sein, dass er keinen Startabbruch mehr macht. Wahrscheinlich stimmst Du mir zu, dass das auch unmöglich ist. Daher müssen wir bzw. müsst ihr wohl weiterhin damit leben, bis zum letzten Moment auszuharren... Für uns wäre es definitv auch stressfreier "cleared to land" zu sagen und uns zurückzulehnen.
Dass viele Lotsen beim Line-up etc. pushen, hat oft dann damit zu tun genau in dieser Situation etwas mehr Luft haben zu wollen, um die landing-clearance nicht erst über der Schwelle zu geben...